Eine der beruhigendsten und hilfsreichsten Erklärungen, die Mary Baker Eddy im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” macht, finden wir auf Seite 224, wo sie schreibt: „Keine Macht kann der göttlichen Liebe widerstehen”. Es ist leicht ersichtlich, warum dies so ist, wenn verstanden wird, daß die Liebe, Gott, das unendlich Gute, allmächtig ist, wie die Christliche Wissenschaft lehrt. Da Gott, das Gute, die Allmacht ist, ist die Annahme, daß das Böse, sei es in Gestalt von Sünde oder Krankheit, sich ihr widersetzen oder ihr widerstehen könne, offensichtlich unwahr.
Die Erkenntnis der Allmacht der Liebe — daß ihre Macht allerhaben ist — vernichtet die Furcht und befähigt einen, der sogenannten Anmaßung des Bösen und der Krankheit mit Siegesgewißheit entgegenzutreten. Und mit der Fähigkeit, bösen Annahmezuständen furchtlos zu begegnen, ist die Sache sozusagen schon gemeistert; denn das, was man nicht fürchtet, kann man aus dem Denken entfernen. Wie einst David kann also der christliche Streiter dem Feind, welcher Art dieser auch sei, vertrauensvoll entgegentreten und ihn überwinden. David fürchtete sich nicht vor Goliath und zweifelte nicht am Ergebnis seines Kampfes mit ihm. Ebensowenig braucht sich der Christliche Wissenschafter zu fürchten oder im Zweifel zu sein, wenn der tierische Magnetismus in einer seiner Formen anscheinend an ihn herantritt. Er kann jeder Versuchung, an die Macht des Bösen zu glauben, widerstehen, wenn er sich nicht fürchtet und den Grund versteht, warum er sich nicht zu fürchten braucht.
Die Erklärung: „Keine Macht kann der göttlichen Liebe widerstehen”, ist gleichbedeutend mit der Behauptung, daß es in Wirklichkeit keine der göttlichen Liebe entgegengesetzte Macht gibt. Und dies ist wahr, weil die Liebe unendlich ist. Es ist klar, daß das, was unendlich — allgegenwärtig und allwissend — ist, keinen Gegner und keine Gegnerschaft haben kann. Daher brauchen wir nicht mit etwas Wirklichem zu ringen, sondern ruhig zu wissen, daß alles, was als Feind des Friedens und der Harmonie zu bestehen scheint, sei es Sünde, Krankheit oder Tod, unwirklich und daher machtlos ist.
Die einfachen Worte: „Schweig und verstumme”, die Christus Jesus zu dem Sturm auf dem Meer sprach, bewirkten sofort eine große Stille. Des Meisters Worte waren in Wirklichkeit an das sterbliche Gemüt gerichtet, wovon das Toben der Naturkräfte nur die äußerliche Bekundung war. Diesen Worten Jesu lag die auf Verständnis beruhende Überzeugung zugrunde, daß die in Sturm und Aufruhr bekundeten Naturgesetze angesichts des göttlichen oder geistigen Gesetzes, dessen Wirkung Ruhe und Friede ist, machtlos sind. Dieses sogenannte Wunder, die Stillung des Sturmes, veranschaulicht die Wahrheit der oben angeführten Erklärung Mrs. Eddys: „Keine Macht kann der göttlichen Liebe widerstehen”; denn es war die Macht der göttlichen Liebe, des Geistes, die Jesus in diesem Falle und in den in den Evangelien berichteten vielen anderen Fällen bewies.
Jesus bewies, und es wird in der Anwendung der Christlichen Wissenschaft wieder bewiesen, daß es keine unheilbare Krankheit gibt. Das einzige, was Leute, die kein Verständnis der Christlichen Wissenschaft haben, glauben läßt, daß gewisse Krankheiten unheilbar seien, ist, daß sie denken, die Materie und sogenannte Naturgesetze seien mächtiger als der Geist und sein unwiderstehliches Gesetz des Lebens, der Gesundheit und der Unsterblichkeit. Das Bewußtsein der Tatsache, daß in Wirklichkeit kein anderes Gesetz als das Gesetz des Geistes — der göttlichen Ließe — wirkt, befähigt einen, jeder Lage, so schwierig sie auch scheinen mag, mit Vertrauen zu begegnen — mit Vertrauen in seine eigene Fähigkeit, den Zuständen erfolgreich entgegenzutreten. Und unsere Führerin sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 419): „Tritt jedem widrigen Umstand als sein Herr entgegen”.
Zahlreich sind die Siege über Furcht, Schmerzen, Sünde, Mangel und andere widerwärtige Zustände, die von Christlichen Wissenschaftern durch unerschütterliches Festhalten an den göttlichen Tatsachen des Seins angesichts anmaßender und manchmal beharrlicher Aufdringlichkeiten des sterblichen Gemüts gewonnen worden sind. Paulus schrieb Timotheus: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht”.
Während manche Siege des Guten über das Böse erst nach langanhaltendem und geduldigem Wissen und Erklären der Wahrheit gewonnen werden, finden aber häufig jene schnellen und bestimmten Siege statt, die beweisen, daß es möglich ist, böse Annahmen augenblicklich zu vernichten, gerade wie Jesus und seine Nachfolger sie in der ersten Zeit geistigen Heilens vernichteten. Die Fähigkeit der Christlichen Wissenschafter, schnell und dauernd zu heilen, wird in dem Verhältnis zunehmen, wie sie die Allmacht und Allgegenwart der Liebe verstehen; denn Mrs. Eddy hat erklärt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 365): „Wenn der Wissenschafter seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht, wird das Heilungswerk in einem Besuch vollbracht werden, und die Krankheit wird wie der Tau vor der Morgensonne in ihr natürliches Nichts vergehen”.
