In einer Welt, die, wie die meisten Christen glauben, von einem gerechten und guten Gott geschaffen worden ist, ist es regelwidrig, daß so viele Millionen ihrer Bewohner beständig Mangel leiden—Mangel an Gesundheit, Mangel an gewinnbringender Beschäftigung, Mangel an angemessenen Mitteln zu einem normalen Lebensunterhalt. Viele glauben, daß Gott diese Zustände kenne und zulasse, und daß kein Bewohner dieser Erde ganz sicher sein könne, vor ihnen geschützt zu sein. Beide Ansichten sind irreführend.
Gott ist der Schöpfer des geistigen Weltalls einschließlich des Menschen, und Er nannte Seine ganze Schöpfung gut, „sehr gut”. Hieraus ergibt sich, daß nichts Böses in Gottes ganz guter Schöpfung sein kann. Das Böse kann daher nur ein mutmaßliches Dasein haben. Leiden und Mangel sind böse Zustände. Gott kann keine Kenntnis von ihnen haben; denn Seine Augen sind rein, daß Er Übles nicht sehen kann, wie der Prophet Habakuk erklärt. Üble Zustände in der menschlichen Erfahrung, welcher Art sie auch sein mögen, sind nur die Kundwerdung falscher Begriffe von Gott und Seiner vollkommenen Schöpfung. Aber glücklicherweise werden solche Begriffe beständig weniger. Die beweisbaren Lehren der Christlichen Wissenschaft, die auf das wahre Verständnis Gottes gegründet sind, wecken die Menschheit zur Erkenntnis der trügerischen und täuschenden Art alles dessen auf, was nicht mit Seiner vollkommenen Schöpfung übereinstimmt.
Die Bibel enthält das Rezept für das Überwinden aller falschen Zustände, und sie sollte der Führer im Leben jedes Christen sein. Der ernste Christliche Wissenschafter ist bestrebt, sein Leben nach ihren Lehren einzurichten. Ja, der erste der sechs religiösen Glaubenssätze in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, lautet (S. 497): „Als Anhänger der Wahrheit haben wir das inspirierte Wort der Bibel zu unserem geeigneten Führer zum ewigen Leben erwählt”. Alle, die dies tun und die Lehren der Propheten und der Apostel und insbesondere die Lehren Christi Jesu verständnisvoll befolgen, machen ihr Leben zu einem wirklichen Erfolg.
Die Psalmen enthalten viel, was das Bemühen inspiriert; denn sie helfen festes Vertrauen auf Gott einschärfen und versichern uns der Herrschaft des Menschen über das Böse einschließlich Leiden und Mangel. Sie zeigen auch, wie diese geistige Herrschaft dadurch ausgeübt wird, daß man Gott verstehen lernt und Ihm fest vertraut; daß man Gott beständig Lob und Dank darbringt; daß man Ihm alle Kraft und Macht zuschreibt; daß man in Übereinstimmung mit Seinen göttlichen Gesetzen lebt und sie liebt; daß man die Wahrheit über den Menschen als Gottes Gleichnis anerkennt—daß er nicht durch sterbliche Begrenzungen beschränkt ist.
Gottes Fürsorge und ewige Vorsehung sind der Leitgedanke vieler freudiger Dichtungen des Psalmisten. Unzählige von der Härte der Welt zerstoßene müde Herzen haben in diesen Botschaften heilenden Trost gefunden. Wieviel Trost und Ermutigung spendet der beliebte 23. Psalm! Jedermann sollte aus den Wahrheiten, die er enthält, Nutzen ziehen. Denn jedem einzelnen in Gottes Weltall werden beständig Segnungen in Fülle verliehen; und jeder Christ sollte doch gewiß für diese Segnungen beständig dankbar sein und mit freudiger Zuversicht sagen können: „Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln”.
In der Bibel ist Gott oft mit einem Hirten verglichen, der Seine Herde hütet und für sie sorgt. Christus Jesus gebrauchte diesen Vergleich bei mehreren Gelegenheiten. Sein bündiges Gleichnis vom verlorenen Schaf veranschaulicht Gottes unaufhörliche Liebe und Fürsorge sogar für die eigenwillig Widerspenstigen. Aber viel wichtiger ist, daß unser großer Wegweiser die Wahrheit aller seiner Äußerungen über Gott bewies. Er wandelte und redete beständig mit seinem himmlischen Vater und wies darauf hin, daß auch seine Nachfolger es tun sollten. Er sprach von Gott nicht nur als seinem Vater, sondern auch als „unserem Vater” und „eurem Vater”. In ihrem Buche „Miscellaneous Writings” (S. 150, 151) erklärt Mrs. Eddy: „Gott ist allumfassend, auf keinen Ort beschränkt, von keiner Kirchenlehre definiert, von keiner Sekte in Besitz genommen. Er ist dem einen nicht mehr als allen beweisbar als das göttliche Leben, die göttliche Wahrheit und die göttliche Liebe”. Sie fügt hinzu: „Er hütet, führt, nährt die Schafe Seiner Weide und bringt sie in ihre Hürde; und ihre Ohren sind Seines Rufs gewärtig”.
Christus Jesus machte durch Gleichnis, durch Erörterung und besonders durch Beweis klar, daß niemand je Mangel leiden sollte, daß einem, der „Ohren hat, zu hören”— dessen „Ohren Seines Rufs gewärtig sind”— nichts mangeln kann. Die Christliche Wissenschaft wiederholt die Lehren des Meisters und stellt die Regeln für ihren Beweis auf. In der ganzen Welt werden Sünde, Krankheit, Leiden, Leid und Mangel von denen überwunden, die die Regeln der Christlichen Wissenschaft anwenden lernen. Der ernste Wissenschafter findet es nicht schwierig, in dieser Anwendung stetigen Fortschritt zu machen. Es ist vielmehr für ihn eine freudige und erhebende Aufgabe; denn sie bestätigt in ihm die erhabenen und gottähnlichen Kennzeichen, mit denen der zu Gottes Gleichnis geschaffene Mensch ausgestattet ist. Es ist eine Arbeit, die das Höchste in wirklicher Befriedigung bietet; denn der Schüler wird befähigt, des Menschen geistige Einheit mit Gott zu erkennen und zu beweisen und bewußt in Gottes geweihtem Heiligtum zu weilen.
In diesem Heiligtum betet er das Gebet des Glaubens, der Dankbarkeit und selbstloser Liebe, das Gebet, wodurch alle menschlichen Bedürfnisse befriedigt werden, und er ist gewiß, daß sein Gebet erhört wird. Nur die reines Herzens sind, können jenen heiligen Ort betreten und die Freude haben, durch wirkliche tägliche Erfahrung zu erkennen, wie nahe Gott Seinen Kindern ist—wie zärtlich, wie liebevoll, wie bereit zu schützen. Hinsichtlich des Schülers Bemühungen, an geistiger Befähigung zuzunehmen, erklärt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit (S. 462): „Wenn der Weg gewiesen ist, liegt in dieser Aufgabe nichts Schwieriges oder Mühsames; doch Selbstverleugnung, Aufrichtigkeit, Christlichkeit und Ausdauer allein gewinnen den Preis, wie es gewöhnlich auf jedem Gebiete des Lebens der Fall ist”.
Die Beweise der Christlichen Wissenschaft zeigen überzeugend, daß Gottes Gesetz ein Gesetz ewigen und wohltätigen Gebens ist. Gott könnte Seine Segnungen so wenig vorenthalten, wie die Sonne ihr Licht vorenthalten könnte. Wer nach Befreiung von der Knechtschaft des Mangels trachtet, sollte selber ein fröhlicher und williger Geber sein. Viele kommen zur Christlichen Wissenschaft, um ihre menschlichen Probleme auszuarbeiten; aber sie glauben, daß sie anderen nichts zu geben haben. Das ist ein Irrtum. Alle haben viel zu geben, weil Gott beständig gibt. Alle sind Söhne des göttlichen Vaters; und Christus Jesus erklärte: „Was dieser [der Vater] tut, das tut gleicherweise auch der Sohn”. Wer glaubt, daß seine menschlichen Bedürfnisse dringend seien, sollte bestrebt sein zu geben, wie der Vater gibt. Des Vaters Gaben sind unermeßlich gut—alle sind geistig, alle bringen Gesundheit, alle bereiten Freude. Von dem Reichtum der Liebe, den Gott uns verleiht, haben selbst diejenigen unter uns, denen es am meisten an den Gütern dieser Welt zu mangeln scheint, Gelegenheit, andere glücklich zu machen. Wir brauchen nur Gottes Gaben—die Gaben selbstlose Liebe, Geduld, Freundlichkeit, Zärtlichkeit, Erbarmen, Reinheit, Weisheit, Demut, christliches Wohlwollen—zu erkennen und anzunehmen. Es sind lauter geistige Eigenschaften. Sind sie mit einem beständigen Glauben an den immer liebenden Vater aller verbunden, und werden sie täglich ausgegeben, so werden sie die Bedürfnisse jedes Tages reichlich befriedigen. So ist es allen vergönnt, die Wahrheit der Erklärung Mrs. Eddys (Miscellaneous Writings, S. 307) zu beweisen: „Gott gibt dir Seine geistigen Ideen, und diese wiederum geben dir, was du täglich brauchst”.
Vorstehendes gilt auch denen, denen es an Gesundheit zu mangeln scheint. Eine Bekannte des Verfassers hatte lange an einer schmerzhaften Krankheit gelitten. Als sie eines Abends einen Brief an eine Freundin schrieb, wurden die Schmerzen sehr heftig. Dann kam ihr der Gedanke, einen Brief an Gott zu schreiben. Als sie es tat, wurde ihr klar, daß sie zu sehr von sich selber eingenommen war. Daher erwähnte sie in ihrem Briefe nichts von ihrem körperlichen Zustande, sondern sagte Gott, wie dankbar sie für Seine Liebe gegen alle Seine Kinder sei. Dann dachte sie an die vielen Segnungen, die Gott ihr verliehen hatte. Sie zählte sie auf und dankte Ihm wieder für Seine große Güte. Sie schloß den Brief mit dem Verlangen nach mehr geistigem Verständnis, um anderen besser dienen zu können. Am Tische sitzend, ihre Augen gegen die Materialität geschlossen und ihre Ohren „Seines Rufs gewärtig”, hörte sie das „stille sanfte Sausen” sagen: „Stehe auf, mein Kind, du bist frei”. Die Schmerzen waren ganz vergangen, und sie erkannte, daß sie geheilt war.
Was ihre Heilung bewirkte, war ihre veränderte mentale Haltung—ihr neu erwachter Glaube, ihre Dankbarkeit, ihr selbstloses Verlangen, Gott besser zu verstehen. Sollten wir alle nicht auch danach trachten? In dieser Weise beweisen die Menschen ihr Einssein mit Gott. Der Prophet Maleachi gibt uns die versichernde Erklärung: „Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf daß in meinen: Hause Speise sei, und prüfet mich hierin, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde und Segen herabschütten die Fülle”. Wer sowohl mit seinen weltlichen Gütern als auch mit Gottes geistigen Gaben weise freigebig ist, findet, daß ihm aus „des Himmels Fenster”, das beständig offen ist, Segen die Fülle herabgeschüttet wird.
Die ihr Herz dem Empfang der geistigen Ideen Gottes öffnen und diese zum Segen anderer dankbar anwenden, brauchen nie Mangel zu leiden; denn sie sind „das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand”.
    