Jesus sagte: „Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her bewegt?”
Eine Christliche Wissenschafterin hatte Schwierigkeiten mit den Augen. Sie konnte nicht klar sehen und hatte Schmerzen. Da sie erkannte, daß dieser Zustand die Folge falschen Denkens war, suchte sie in ihrem Denken nach dem Irrtum, der zu berichtigen war. Als sie sich eines Morgens in die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft vertiefte, las sie folgende Worte in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 448): „Blindheit und Selbstgerechtigkeit klammern sich fest an die Sünde”. Dann sah sie, daß ihr Denken voller Selbstgerechtigkeit, Hochmut und Anmaßung war; denn sie hatte in letzter Zeit fast jedermann, mit dem sie in Berührung kam, getadelt. Nach einem Gottesdienst, einer Vorstands- oder Ausschußsitzung hatte sie an fast allem, was gesagt oder getan worden war, etwas auszusetzen gefunden.
Es kam ihr der Gedanke, daß sie gerade diejenigen gerichtet hatte, gegen die sie hätte am meisten Liebe, Geduld und Langmut ausdrücken sollen. Denn suchten diese nicht zu dienen und ihr Verständnis der Christlichen Wissenschaft anzuwenden, so gut sie konnten? Wie konnte sie sagen, daß sie es nicht taten? Gott stützte, erhielt und berichtigte sie gewiß auf Seine Art. Warum sollte sie ihre kostbaren Augenblicke mit dem Tadeln der Handlungen anderer vergeuden, wenn es ihre Aufgabe war, selber bessere Arbeit zu tun, mehr zu lieben, mehr zu geben und mehr zu teilen? Tränen der Reue traten ihr in die Augen, und in Demut sagte sie: „Vater, vergib mir! Hilf mir, sie und mich so zu sehen, wie Du uns siehst! Reinige mein Denken, bis ich sehe, wie Du siehst, bis ich überall nur Deine Widerspiegelung sehe!”
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