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„Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen?”

Aus der Juni 1942-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jesus sagte: „Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her bewegt?”

Eine Christliche Wissenschafterin hatte Schwierigkeiten mit den Augen. Sie konnte nicht klar sehen und hatte Schmerzen. Da sie erkannte, daß dieser Zustand die Folge falschen Denkens war, suchte sie in ihrem Denken nach dem Irrtum, der zu berichtigen war. Als sie sich eines Morgens in die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft vertiefte, las sie folgende Worte in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 448): „Blindheit und Selbstgerechtigkeit klammern sich fest an die Sünde”. Dann sah sie, daß ihr Denken voller Selbstgerechtigkeit, Hochmut und Anmaßung war; denn sie hatte in letzter Zeit fast jedermann, mit dem sie in Berührung kam, getadelt. Nach einem Gottesdienst, einer Vorstands- oder Ausschußsitzung hatte sie an fast allem, was gesagt oder getan worden war, etwas auszusetzen gefunden.

Es kam ihr der Gedanke, daß sie gerade diejenigen gerichtet hatte, gegen die sie hätte am meisten Liebe, Geduld und Langmut ausdrücken sollen. Denn suchten diese nicht zu dienen und ihr Verständnis der Christlichen Wissenschaft anzuwenden, so gut sie konnten? Wie konnte sie sagen, daß sie es nicht taten? Gott stützte, erhielt und berichtigte sie gewiß auf Seine Art. Warum sollte sie ihre kostbaren Augenblicke mit dem Tadeln der Handlungen anderer vergeuden, wenn es ihre Aufgabe war, selber bessere Arbeit zu tun, mehr zu lieben, mehr zu geben und mehr zu teilen? Tränen der Reue traten ihr in die Augen, und in Demut sagte sie: „Vater, vergib mir! Hilf mir, sie und mich so zu sehen, wie Du uns siehst! Reinige mein Denken, bis ich sehe, wie Du siehst, bis ich überall nur Deine Widerspiegelung sehe!”

Und so beschloß sie, über ihr Denken zu wachen. Immer wieder kam die Versuchung zu tadeln, zu richten oder zu verdammen. Als sie aber irrige Gedanken durch Gedanken des Erbarmens, der Sanftmut, der Duldsamkeit und des Verständnisses ersetzte, kamen die falschen Einflüsterungen immer weniger oft, bis sie schließlich verschwanden und sie erkannte, daß sie klar sehen konnte und vergessen hatte, daß ihre Augen ihr je zu schaffen gemacht hatten.

Wie oft sind Christliche Wissenschafter geneigt, andere Wissenschafter zu richten, zu tadeln oder an ihnen etwas auszusetzen, während sie vielleicht bei jemand, der sich nicht für die Christliche Wissenschaft interessiert, Irrtümer übersehen und Fehler als unwirklich sehen würden! Wenn wir versucht sind, voreilig zu richten, sollten wir uns fragen: Könnte ich es besser machen? Sind wir gewiß, daß wir eines andern Stelle besser versehen würden, wenn sie uns anvertraut wäre? Wir könnten jemand die Last der Selbstverdammung abnehmen helfen, wenn wir uns ruhig die Wahrheit über eine Lage vergegenwärtigten, nämlich daß der Mensch an seinem rechten Platz in der Unendlichkeit des Gemüts ist, wo er seine Aufgabe im Reich der Ideen erfüllt und nie irrt.

Wenn einer geistig sieht, kann er einen andern nicht kritisieren, weil er dort nichts zu kritisieren sieht. Sollte sich unser Nächster allzusehr auf materielle Mittel als Unterhalt verlassen, so können wir diese Dinge vom wirklichen Menschen trennen, indem wir wissen, daß Gottes Mensch vom Prinzip, nicht von der Materie erhalten und gestützt wird. So helfen wir die Gesamtsumme des Irrtums zerstören. Der geistige Mensch sieht alles, hört alles und weiß alles durch die geistigen Sinne, die unvergänglich sind.

Mrs. Eddy definiert „Augen” auf Seite 586 in Wissenschaft und Gesundheit als „geistiges Erkennen—nicht materiell, sondern mental”, und sie fügt hinzu: „Jesus sagte im Gedanken an das äußere Sehen:, Ihr habt Augen und sehet nicht‘ (Mark. 8, 18)”. Die sterbliche Annahme mag sagen: Deine Augen lassen nach; du kannst nicht mehr so gut sehen wie früher. Aber in Wahrheit können wir erklären: Der Mensch sieht durch die Linse des Geistes. Weil Gott sieht, sieht der Mensch. Des Menschen Fähigkeiten sind geistig; daher können sie nicht geschwächt oder beeinträchtigt werden oder verlorengehen. Wenn du dies verstehst, kannst du keinen Verlust befürchten. Der Mensch, der Idee, Bild, ist, kann nicht durch eine Annahme wie Makel, Fehler oder Mangel berührt werden. Keine Spur von Materie kann zwischen Gott und Seine Widerspiegelung kommen; denn es gibt keine Materie.

Wenn wir ein gutes Gesicht haben wollen, müssen wir das Gute immer und überall sehen. Die Vollkommenheit ist hier. Laßt uns also die Eigenschaften Gottes in Seiner ganzen Schöpfung ausgedrückt sehen! Mit dem in der Christlichen Wissenschaft gelehrten Verständnis Gottes und des Menschen können wir den Schleier der Materialität lüften und Reinheit im Heim, im Geschäft und auf der Straße sehen. Vielleicht weniger Erörterung der Angelegenheiten anderer Leute, weniger Neugierde betreffs ihrer Handlungen, weniger Einmischung in ihr Leben würde unser Sehen des wirklichen Menschen so vervollkommnen, daß wir schließlich nur Gott, das Gute, in jedem Seiner Kinder ausgedrückt sehen würden.

Kein materieller Zustand ist wirklich wahr; aber harmonische menschliche Zustände sind besser als unharmonische. Das Ersetzen jeder unharmonischen Annahme durch eine geistige Idee enthüllt mehr Harmonie, bis schließlich aller Irrtum getilgt ist und nichts übrig bleibt als Gott und Seine Idee. Dann werden wir die Wirklichkeit sehen.

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