Wenn verstanden wird, daß der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, der Ausdruck aller Eigenschaften des Gemüts ist, dann wird statt Unterscheidung Einheit und Gleichstellung sein. Die herkömmliche Gewohnheit, gewisse Kennzeichen bei den Männern und andere bei den Frauen zu suchen, wird aufhören. Dann wird nicht mehr gefragt werden, ob ein Mann oder eine Frau in einem Unternehmen gewünscht wird oder wesentlich ist, sondern die Befähigung, unabhängig vom Geschlecht, wird ausschlaggebend sein. Mary Baker Eddy schreibt auf Seite 258 und 259 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Durch den geistigen Sinn kannst du das Herz der Gottheit erkennen und somit den Gattungsnamen Mensch in der Wissenschaft zu begreifen anfangen”.
Nicht im Überwiegen männlicher oder weiblicher Eigenschaften, sondern im individuellen Ausdruck aller ist wahres Erlangen zu finden. Nicht nur Stärke und Mut, sondern auch Geduld und zärtliches Erbarmen kennzeichneten Christus Jesus. „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!”, sagte er zu dem Jerusalem, das Paulus in seinem Briefe an die Galater als „unser aller Mutter” bezeichnet.
Solange der materielle Sinn die Menschen freiwillig oder gezwungen davon abhält, ihre Vollständigkeit in bewußtem Selbstausdruck zu ergreifen, werden sie weiter glauben, daß sie nur einen Teil der Schöpfung darstellen und daher hinsichtlich dessen, was in ihnen nicht vertreten ist, von einem andern abhängen. Sie werden fortfahren, Vollständigkeit außer sich anstatt in sich zu suchen, lieber in sterblichen Ausdrücken des Selbst als in Ausdrücken des Charakters und der Befähigung zu denken. Die Frauenrechtlerin einer früheren Zeit zog sich viel Spott zu. Sie kämpfte einen langen, tapferen, mühsamen Kampf, die Anerkennung zu erlangen, die mehr sein sollte als die sprichwörtliche „Macht hinter dem Thron”. Sie war nur eine Vorkämpferin derer, die instinktiv ihren Platz in den Beratungen der Welt einzunehmen suchten.
Alle Abhängigkeit von einem andern, aller Wettstreit und alles Vergleichen hört auf, wenn die Menschen sehen, daß die Gottheit nicht in Zweiheit oder Teilung, sondern in Einheit verstanden wird. In dem fortschreitenden Beweis der Menschheit muß immer mehr gesehen werden, daß Ungeeignetheit oder Überlegenheit auf der einen oder der andern Seite aufhört. In der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft durch eine Frau, und in dem erhabenen Beweis ihrer Führer- und Organisationstalente, die gewöhnlich nur Männern zugeschrieben werden, wird „das Herz der Gottheit” erkannt. Wenn die Menschen die Größe ihres Beispiels und ihres Beweises wahrnehmen, werden sie sich über die Überlieferung, über das Beharren auf dem Bisherigen, über Begrenzung erheben, um zu sehen, was das Gemüt verleiht, und ihm nachzueifern.
Auf Seite 561 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Das Weib in der Offenbarung des Johannes versinnbildlicht die Gattung Mensch, die geistige Idee Gottes; sie veranschaulicht die Übereinstimmung von Gott und dem Menschen als dem göttlichen Prinzip und der göttlichen Idee”. Diese Übereinstimmung Gottes mit dem Menschen ist der Welt in der Christlichen Wissenschaft enthüllt. In dem Augenblick, wo die Menschen erkennen, daß Gott das unendliche Gemüt, die Quelle alles Seins ist, werden sie sich und einander in dieser göttlichen Übereinstimmung sehen. Sie werden wissen, daß eine Eigenschaft Gottes so unendlich nutzbar ist wie die andere. Der Sinn des Mangels an Stärke, an Intelligenz oder an unmittelbarer Erkenntnis, Zärtlichkeit, Fassungskraft wird getilgt werden. Sie werden erkennen, wie sie erkannt werden.
Es wird daher erkannt werden, daß es zur Erhaltung des vollkommenen Gleichgewichts des Menschen als des Vertreters des Gemüts weder eine Erhöhung des Männlichen noch eine Erhöhung des Weiblichen in der Nebeneinanderstellung geben kann, da der Gattungsbegriff Mensch durch eine solche Auslegung nicht zu verstehen ist. Weder Wettstreit noch Vergleichung kommt bei dem in Frage, was nicht in Ausdrücken der Zweiheit, sondern der Einheit verstanden werden muß. Wenn der einzelne den Menschen in seiner göttlichen Vollständigkeit wahrnimmt und nicht auf Personen, sondern auf das Prinzip sieht; wenn Männer und Frauen aufhören, Eigenschaften als dem einen, aber nicht dem andern gehörig zu klassifizieren und zu kennzeichnen; wenn falsche Verfahren, Vorrechte und Einflüsse nicht mehr gestattet oder ausgebeutet werden, um anzuziehen oder zu trennen, zu ergänzen oder zu bekämpfen—wenn die Menschen in der Tat nur den einen Ehrgeiz haben, die Seele auszudrücken, dann wird die in den Lehren der göttlichen Wissenschaft enthüllte Norm im menschlichen Leben kund werden.
Das 22. Kapitel der Offenbarung des Johannes enthält Jesu Worte in seiner letzten Botschaft an seinen Diener Johannes. Die darin enthaltene Einladung ist heute für die Menschheit so wichtig wie damals, als sie gesprochen wurde: „Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst”. Hier sieht man, daß in der „Übereinstimmung Gottes mit dem Menschen” der Bräutigam nicht weggelassen, sondern so vollständig dargestellt ist wie die Braut. So ist die Unendlichkeit der Liebe in dem dargestellt, was die Gattung Mensch genannt worden ist. In diesem Erfassen des Geistes und der Idee findet die Menschheit Befreiung von ihrer Mißgunst, ihren Spaltungen, ihren Unterscheidungen; von Nachahmungen, die an die wahre Selbstheit nicht heranreichen, sondern uns ihr entfremden; von dem Mißlingen, im individuellen Charakter die Vaterschaft und die Mutterschaft Gottes darzutun. Das Erkennen und Annehmen dieses Einsseins der Idee, die als Mensch kund wird, bedeutet für die Welt volle Erlösung in der Kraft der Intelligenz, in der Zärtlichkeit der Liebe, in der Allumfassenheit der wahren Selbstheit.
So wird die Prophezeiung unserer Führerin in Erfüllung gehen, wenn sie auf Seite 64 in Wissenschaft und Gesundheit von der Einheit Gottes und des Menschen schreibt: „Dann wird die Reinheit, in weiße Gewänder gekleidet, männliche Weisheit und weibliche Liebe, geistiges Verständnis und dauernden Frieden in einer Person vereinigen”.
Bereitwillig werden die Menschen von dem Wasser des Lebens nehmen und geben, wenn sie die Einladung des Geistes und der Braut annehmen, die allumfassenden Eigenschaften Gottes in der Vollständigkeit des Seins auszudrücken.