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Unparteiische Liebe

Aus der Mai 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das menschliche Herz glaubt allzugern, daß das Gute dem einen reichlicher verliehen sei als dem andern; daß das Glück und alle guten Dinge manchen in den Schoß zu fallen scheinen, während andere ein kärgliches Maß des Guten durch schwere Arbeit und viel Entbehrung erlangen. Dieser Denkart liegt ein falscher Sinn der Dinge und ein falscher Begriff von Gott zugrunde, und sie scheint manchmal das Gefühl der Ungerechtigkeit, der Selbstrechtfertigung und des Grolls zu erregen. Selbstrechtfertigung und Groll hängen eng miteinander zusammen, und natürlich ist keine von beiden eine Eigenschaft Gottes. Nicht nur wird das Denken durch diese falschen Ansichten mißgestimmt, sondern auch jede Verbitterung, die wir an uns nagen lassen und nicht überwinden, verhindert die Entfaltung einer glücklichen Lösung unseres Problems.

Durch ernstes Eindringen in die Christliche Wissenschaft wird der falsche Begriff, den wir von Gott und von des Menschen Beziehung zu Ihm haben, schnell und gründlich zerstört. Der Wissenschafter erkennt bald, daß wirkliches Glück, wahre Befriedigung, Sicherheit und Fortschritt von dem Verständnis des geistigen Zustandes des Menschen abhängen. Dieses Verständnis wird durch striktes Festhalten an den im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy enthaltenen Regeln und Ermahnungen und durch ruhiges, standhaftes Verharren in der in ihren Lehren verkörperten geistig mentalen Atmosphäre gewonnen. Wenn die Sterblichen anscheinend viel Gutes ohne besondere Anstrengung empfangen haben, wieviel mehr echt Gutes ist dann dem Denken, das in der in der Wissenschaft enthüllten Wahrheit weilt und sich aufrichtig auf sie verläßt, vorbehalten und des Genusses möglich! Der auf materielle Annahmen und sogenannte materielle Kräfte gegründete menschliche Sinn des Guten, der Gesundheit und des Wohlergehens ist veränderlich und flüchtig. Es kann ein Glaube an Erbschaft, an die Erbschaft guter Gesundheit, an die Erbschaft von Reichtum, von Intelligenz oder einer glücklichen Veranlagung sein; oder etwas Gutes kann auf eine Art zu kommen scheinen, die die Welt Glück oder günstigen Zufall nennt.

Der Christliche Wissenschafter lernt, daß es in der Wahrheit kein gutes oder schlechtes Glück gibt, und daß er sich nicht auf ungewisse menschliche Mittel und Wege, auf sogenannte materielle Verleihungen verlassen kann. Er lernt die eine göttliche Quelle aller Substanz, Intelligenz und Macht suchen—sich auf Gott, den Geber der nötigen Weisheit, verlassen; Gesundheit, Glück und Wohlergehen von Gott, der nie versiegenden Quelle alles Guten, erwarten. Dem materiellen Sinn mag dies ein gerader und schmaler Weg zu sein scheinen; will man aber erfolgreich sein, so muß man fleißig nach der Wahrheit streben. Das Streben ist lieblich, und die Ergebnisse sind gewiß. Man kann nie der Belohnungen für gerechtes Streben und treuen Dienst beraubt werden. Selbst wenn der Lohn langsam zu kommen scheint, kommt er sicher; denn Gott ist gerecht, „und er wägt die Handlungen” (engl. Bibel). Wer den Forderungen der Wahrheit gemäß handelt, wird seine gottgegebenen Rechte und seine Freiheit finden.

In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy (S. 13): „Die Liebe ist unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist der offene Quell, der da ruft: ‚Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommet her zum Wasser‘”. Dieser an alle ergehenden liebevollen Einladung, dieser Versicherung der Allumfassenheit und Unparteilichkeit der Freigebigkeit der Liebe kann gut die Ermahnung des Jakobus hinzugefügt werden: „Nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch”. Hierin finden wir den Weg, zwar gerade und schmal, aber einfach in seiner Richtung und nicht zu verfehlen, wie er mit liebevoller Ermutigung in das Reich des befriedigenden Guten führt.

Gott ist die Liebe. Er ist das göttliche Prinzip, und Er ist der Geist. Gott wird immer mehr als die Quelle alles Guten, sei es Glück, Gesundheit oder Versorgung, anerkannt. Sich im Denken und Handeln „Gott”, der Liebe, dem göttlichen Prinzip, dem Geist „nahen”, heißt sich unserer wirklichen Versorgungsquelle und allem Guten, das sie bietet, nahen und bewußt eins damit werden. Dieses Gute ist überdies kein irreführendes oder flüchtiges Irrlicht, sondern es ist auf das göttliche Prinzip gegründet, ist ewig und unendlich. Wer wollte nicht einen endlichen Sinn des Guten gegen das wirklich Gute, das allgemein allen verliehen ist, austauschen!

Die göttliche Liebe gibt dem einen so freigebig wie dem andern. Jedes Kind Gottes hat persönlich ein gottgegebenes Recht auf Glück, Intelligenz, Fülle, auf den wahren Sinn der Schönheit und Lieblichkeit, auf die Gelegenheit und das Vorrecht, zu dienen und zu arbeiten, auf rechtmäßiges Vergnügen und Spiel und die Freude reiner, befriedigender Freundschaften. Jesus sagte: „Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden”. Das Böse hat keine Kraft, zu hemmen oder zu verkrüppeln; zu betören, zu belügen oder zu verkleinern; unser gottgegebenes Recht auf Vollführung und Erfolg, auf Entfaltung und Erfüllung dessen, was die Liebe verleiht, zurückzuhalten, anzufechten oder zu unterdrücken.

Jemand, dem ein niederdrückendes Gefühl des Alleinseins und der Erfolglosigkeit des Bemühens das Herz schwer zu machen schien, wurde sanft an die Worte unserer Führerin in Wissenschaft und Gesundheit (S. 259) erinnert: „Der Mensch geht nicht in der Gottheit auf, er kann seine Individualität nicht verlieren; denn er spiegelt das ewige Leben wider; er ist auch keine abgesonderte Einzelidee; denn er stellt das unendliche Gemüt, die Summe aller Substanz, dar”. Wie Tau auf die Blütenblätter einer welk niederhängenden Blume kam der erfrischende Gedanke: ich bin nicht allein, ich bin nicht einsam oder abgesondert. In Wahrheit bin ich Gottes Kind, das durch Widerspiegelung die rechte Idee der Freundschaft, der Freude, der Fülle, der Gesundheit und der Harmonie in sich schließt.

Manches Mutterherz bittet inständig um das Wohlergehen ihres Kindes. Sie möchte ihm rechte und beglückende Gefährten, eine reine und erhebende Umgebung und eine Fülle des Guten verschaffen. Ist aber das Gute vornehmlich in Personen, Orten oder Dingen zu finden? Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 307): „Gott gibt dir Seine geistigen Ideen, und diese wiederum geben dir, was du täglich brauchst”. Und sie fügt hinzu: „Es genügt, daß die göttliche Liebe eine immergegenwärtige Hilfe ist. Und wenn du wartest, ohne je zu zweifeln, wirst du jeden Augenblick alles haben, was du brauchst”. Nicht um den Erwerb materieller Vorräte, sondern um die Entfaltung geistiger Ideen sollten wir beten. Wir sollten beten, daß das Licht der Wahrheit dem menschlichen Bewußtsein dämmern und es erleuchten möge, daß alle die geistigen Wirklichkeiten wahrnehmen mögen, die Frieden und Fortschritt fördern. Wir sollten beten, daß die Pflege von Eigenschaften wie Einfachheit, Aufrichtigkeit, Selbstlosigkeit, Dankbarkeit und Sanftmut das Höchste in den Neigungen werden und durch beständige Anwendung zu eigen gemacht werden mögen. Solche Eigenschaften üben einen verschönernden Einfluß aus und verleihen Anmut. Wenn wir gottähnliche Eigenschaften unsere beständigen Freunde werden lassen, werden wir sie in unserer persönlichen Erfahrung mit beständig sich entfaltender Glückseligkeit, Schönheit und Fülle verwirklicht sehen.

In der Bibel ist erzählt, daß die Mutter der Kinder des Zebedäus einmal Jesus bat, ihren Söhnen einen bevorzugten Platz zu geben, so daß in seinem Reich einer zu seiner Rechten und der andere zu seiner Linken sitzen möge. Jesus gab in seiner Antwort klar zu verstehen, daß ein solcher Platz nur durch geistige Anstrengung und Hingebung erlangt wird, und daß, selbst wenn diese nötigen Erfordernisse erfüllt werden, nur der Vater ihn verleiht, wem Er ihn bereitet hat. Wenn Segen und Belohnungen nicht kommen, wie man geplant oder gewünscht hat, muß man sich für das vorbereiten, was Gott sicher gibt. Wer recht wünscht und unverdrossen bestrebt ist zu erlangen, wird empfangen.

Die großen geistigen Tatsachen des harmonischen Seins sind nicht unpraktisch oder vergänglich. Sie sind hier, zugänglich, auf alle menschlichen Bedürfnisse anwendbar und harren der Entfaltung. Es mag eingewendet werden: Das klingt sehr schön; aber es ist unbestimmt und zweifelhaft. Denn nach dem äußeren Sinn der Dinge sind wir weit von einem unzweifelhaften Augenschein harmonischen Seins entfernt. Dies scheint jedoch nur dann so zu sein, wenn wir den mesmerischen Augenschein der materiellen Sinne als wahr annehmen und uns von den Forderungen der Wahrheit, uns anzustrengen und zu forschen, abwenden.

Ein Wörterbuch erklärt „forschen” als „die Handlung oder den Vorgang des Erwerbens von Kenntnissen oder von Auskunft über einen besonderen Gegenstand durch unsere eigenen Anstrengungen”. Es gibt jedoch Leute, die stets überall, nur nicht in der rechten Richtung suchen. Sie suchen Gesundheit in der Materie und in materiellen Heilmitteln. Sie glauben, daß der Anschluß an gewisse menschliche Organisationen ihnen Glück und Freundschaft gewähren werde. Unsere Schwierigkeiten können durch die göttliche Wissenschaft, die die Lösung jedes menschlichen Problems enthält, überwunden werden. Wir müssen alle materiellen Annahmen aufgeben und uns den geistigen Tatsachen des Seins zuwenden. Einem, den ein falscher Sinn der Verantwortung niederdrückt, mag es scheinen, daß dies zu viel persönliche Anstrengung in sich schließt. Wir schaffen nichts Neues, bringen nichts Neues hervor; denn Gott hat schon alles getan. Wir haben nur demütig, geduldig festzustehen und zu sehen, wie sich der unendliche Plan der Liebe entfaltet. Und das scheint manchmal das Allerschwerste. Man fühlt sich so hilflos, so wertlos, als ob man nichts tue, vollbringen zu helfen, was doch gewiß getan werden sollte. Es scheint manchmal schwer, auf Gott zu harren; aber das ist oft gerade das, was nötig ist. Auf Gott harren ist jedoch nie ein untätiger, gleichgültiger Gedankenzustand. Auf Gott harren, heißt Ihm mit ruhigem Herzen, erwartungsvoll und in Erkenntnis—in geistigem Wissen—tätig dienen.

Die Kinder Israel wurden auf ihrem Zuge zum gelobten Lande auf einem Umwege durch die Wüste geführt, wo sie Versuchungen, Entmutigung, Mutwillen und offensichtlichen Niederlagen begegneten. Aber den ganzen Weg entlang lernten sie mächtige Lehren. Durch ihre Anfechtungen lernten sie viel Geduld, Demut, Gottvertrauen und Dankbarkeit gegen Gott entfalten, wodurch es dem Volk schließlich gelang, in das gelobte Land einzuziehen.

Das gelobte Land gehört den heutigen Kindern Israel. Laßt uns nicht über die Zeit der Entfaltung murren, die es an gerechter Anstrengung erfordert, dieses Land zu erreichen, sondern laßt uns freudig an jede Aufgabe herantreten und sie als Gelegenheit benützen, Gott zu verherrlichen! Dann werden diese Erfahrungen in der Tat Stäbe sein, auf die wir uns stützen können, und wir werden durch die Anstrengungen, die erforderlich sind, unser Recht auf das Gute zu beweisen, stark werden.

Ein solches Erlangen des Guten macht die Menschen zu würdigen Bürgern, die künftigen Geschlechtern ein rechtes Beispiel geben. Und ein solches Erlangen beweist die Allmacht und die Allgegenwart unseres Vater-Mutter-Gottes, die hier und jetzt zugänglich sind und allen Seinen Kindern gleichermaßen reichlich Gutes verleihen. So finden wir, daß kein Zögern oder Betrübtsein nötig ist, und alle Bitterkeit wird in der Lieblichkeit Seiner göttlichen, unparteiischen Liebe weggewischt.

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