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Weder Bösewichte noch Opfer

Aus der Mai 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie oft doch auf der Schaubühne menschlicher Ereignisse Gestalten in Bösewichts- und Opferrollen auftreten! Der Schwindler, der den Leichtgläubigen täuscht; der Dieb, der den Unvorsichtigen bestiehlt; der fälschlich Ehrgeizige, der einen andern zu verdrängen sucht; der herrschsüchtige Gatte und die duldende Gattin; der Unsittliche, der den Sturz des Unschuldigen plant; der Boshafte, der seinen Mitmenschen zu untergraben und zu zerstören sucht; der gewissenlose Herrscher, der besiegte Völker zermalmt. Es ist ein trauriger Anblick, das sterbliche Gemüt oder die Sterblichen, mit gemeinen und blinden Beweggründen, andere sterbliche Gemüter plündernd, lauter Veranschaulichungen der Erklärung Mrs. Eddys: „Dieser falsche Daseinsbegriff ist brudermörderisch” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 539).

Was kann dagegen getan werden? Viel, sehr viel. Jeder derartige Anblick und Zustand kann, muß unterdrückt, getilgt und vernichtet werden. Aber wie? Durch das Gemüt Christi, das gottgegebene Bewußtsein, das weiß, daß es keine andere Ursache als Gott, das unendlich Gute, und keine andere Wirkung als die Ideen und Wesenseinheiten Gottes gibt. Wenn diese traurigen Zustände dem allwissenden Gemüt nicht bekannt sind, können sie nicht wesenhaft und wirklich sein und können dem von Gott ermächtigten Denken, das ihre Gottlosigkeit, ihre Unwahrheit—ihre Wesenlosigkeit—erkennt, nicht widerstehen.

Was sie so wirklich zu machen scheint, ist der hartnäckige Glaube der Sterblichen, daß es ein sterbliches, materielles Gemüt gebe, das in materielldenkenden, -sehenden, -handelnden Sterblichen ausgedrückt ist, und daß dieses vermeintliche Gemüt mit seinen sterblichen Marionetten so wirklich sei wie das eine göttliche Gemüt mit seinen geistigen Wesenseinheiten. Dieser falsche Glaube kann wie jeder Irrtum zerstört werden, wenn die Tatsache erkannt wird. Die den Irrtum zerstörende Tatsache ist in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit enthüllt: die Wirklichkeit ist der Geist, das Gemüt, Gott, der das allein wahre Bewußtsein, das Sehen, das Hören und das Fühlen aller Menschen in sich schließt. Er veranlaßt sie, als Seine Ideen und Zeugen nur Gutes gegeneinander auszudrücken. Für Ihn und für die Seinen gibt es kein sterbliches Gemüt, keinen Bösewicht, keinen unrechtgesinnten Sterblichen, keine Marionette des Bösen, keinen typischen Sterblichen, der ein Opfer genannt wird, das vom Bösen getäuscht oder vernichtet werden kann. Die unendliche Intelligenz kennt nichts Derartiges. Es gibt keine solchen Begriffe. Keine solchen Rollen sind bekannt.

Wenn einer versucht wird zu glauben, daß er jetzt das Opfer eines Bösewichts sei oder es in der Vergangenheit gewesen sei, tilgt die Christusidee diese Lüge aus seinem Bewußtsein und aus seiner Erfahrung. Er sollte sich vergegenwärtigen, was die göttliche Tatsache gerade in dem Augenblick ist, wenn der Irrtum einwendet, es gehe etwas vor, was ihn zum Opfer eines Bösewichts macht. Er sollte sich fragen, ob Gott Seine Allgegenwart je einem andern Gemüt übergeben habe, oder ob und wenn Gottes Weltall, das von Seinen Kindern bevölkert ist, je seinen Platz dem Possenspiel des Bösen abgetreten habe. Die geistige Idee des Daseins enthüllt die Tatsache, daß der Lügenanspruch des sterblichen Gemüts, ein materielles Weltall gemacht und es mit täuschenden, diebischen, herrschsüchtigen und boshaften Persönlichkeiten bevölkert zu haben, gemeistert und vernichtet werden kann durch die Wahrheit, daß Gott, das eine überall gegenwärtige, allintelligente Gemüt, die einzige Ursache ist und das eine und einzige Weltall bildet, das aus Seinen Ideen und Wesenseinheiten besteht, die alle so denken, wie Gott sie denken heißt, und tun, was Gott sie tun heißt. In Gottes Reich—und es gibt kein anderes—gibt es keine Substanz, woraus ein Bösewicht oder ein Opfer entstehen kann, kein Bewußtsein, keine Sinne, sie zu sehen oder zu fühlen.

„A” träumte einst, er streite mit seinem Nachbar „B”. In seinem Traum warf er Kartoffeln und Tomaten nach „B”, schoß dann Kugeln aus einem Gewehr nach ihm und verletzte ihn schließlich. Dann wachte „A” in der Bedrängnis auf und entdeckte, daß er seinen Nachbar „B” überhaupt nicht verletzt hatte. Warum nicht? Weil „B” nicht im Traum des „A” war. „B” war in einem andern Bereich des Denkens. Wonach zielte dann „A” mit seinen Wurfwaffen? Nach seinem eigenen Traumbegriff.

Jeder, der Böses denkt, zielt nach seiner eigenen falschen Vorstellung vom Menschen, seinem Traumbegriff. Sein verfinstertes Denken macht es ihm unmöglich, das wahre Selbst seines Bruders, das immer geistig und „mit Christo in Gott verborgen” ist, wahrzunehmen. Unsere sichere Verteidigung besteht daher darin, daß wir nie glauben, wir seien im Traum eines andern, der Böses denkt. Warum? Weil wir nichts anderes als die Kinder Gottes sind und daher in Seiner universalen Familie weilen, wo alle Seine Ideen in natürlicher gottgeordneter Einheit und in Frieden leben, lieben und denken.

„Der von dem Bogen eines andern abgeschossene mentale Pfeil”, schreibt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 223, 224), „ist völlig harmlos, wenn unser eigenes Denken ihn nicht mit Widerhaken versieht”. Die Widerhaken sind Zacken, die die entgegengesetzte Richtung der Pfeilspitze haben. Durch sie bleibt ein Pfeil im Ziel stecken und ist schwer zu entfernen.

Sein eigener furchtsamer Glaube, daß einer ein Sterblicher sei, der durch das böse Denken anderer Sterblicher verletzt werden könne, scheint die mentalen Pfeile mit Widerhaken zu versehen. Andernfalls können diese unwirklichen Pfeile so wenig verletzen wie die Wurfwaffen im Trau des „A”. „B” war nicht im Traum des „A”; er war außer Wurfweite. Auch wir sind es. Wir sind nicht im Traum dessen, der Böses denkt, nicht im sterblichen Gemüt, sondern in Gott, dem unsterblichen Gemüt. Nichts kann den Sohn Gottes versuchen, das Reich der Liebe zu verlassen und eine Zielscheibe in dem Privatschießstand eines falschgesinnten Sterblichen zu werden. Der Schütze und seine Pfeile sind in gleicher Weise ein Traum; aber der Mensch—ungefährdet, furchtlos und frei—fährt fort, Gott widerzuspiegeln. Die Bösewichts- und Opferaufmachung des Bösen ist nicht in der Unendlichkeit Gottes und kann nicht in sie hineinkommen. Der Mensch, das einzig wahre du und ich, ist innerhalb der Unendlichkeit Gottes und kann nicht aus ihr herauskommen. Tatsächlich kann es kein Außerhalb der Unendlichkeit Gottes geben; daher werden die Annahmen des Bösen in das Nirgends hinausgedrängt. Sie sind so ortlos wie wesenlos.

„Liebet eure Feinde”, sagte Jesus, und Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings” (S. 9): „‚Liebe deine Feinde‘ bedeutet dasselbe wie: ‚Du hast keine Feinde Wie kann das sein? Weil das eine Gemüt, das seine Welt mit seinen Ideen bevölkert, nicht veranlassen oder zulassen kann, daß diese miteinander streiten. Alle leben zu demselben Zweck. Alle werden von demselben Gesetz regiert. Alle werden „zusammen erbaut zu einer Behausung Gottes im Geist”. Jede ist vollständig, und keine kann einer andern etwas nehmen, eine andere überbieten, beherrschen, tadeln oder hassen. Das eine verursachende Gemüt verwirft jede solche Gemütlosigkeit als gesetzlos und zwar allgemein, in aller Individualität.

Meide die Rolle des Opfers genau so, wie du die Rolle des Bösewichts meidest! Beide sind Gott und Seinen Ideen gleich unbekannt. Erkenne dich selber, und erkenne deinen Bruder, wie Gott dich und ihn erkennt. Niemand kann für sich den Himmel finden, ohne auch seinen Bruder dort zu finden. Das Gemüt Christi ist der Weg. In diesem Gemüt ist kein Platz für solche Lügenvorstellungen wie Bösewichte oder Opfer, sondern nur für den einen Gott und Seine Ideen, die die Liebe ausdrücken. Der Mensch, als einzelner und in der Gesamtheit, ist nie der Gegenstand des Fluchs des Bösen. Er ist ewig der Gegenstand der unaufhörlichen Liebe Gottes und des unaufhörlichen Segens Gottes.

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