Was für Bilder der Harmonie, des Wohlseins, der Ruhe nach dem Sturm das frohe Wort „Friede” hervorzaubert! Gibt es einen schöneren Wunsch, ein schöneres Gebet als: „Friede sei mit euch”? Dennoch haben uns die Seher und Weisen aller Zeit vor einem sogenannten Frieden gewarnt, dessen Grundlagen nicht auf dem felsenfesten Prinzips ruhen. Der intuitive Jeremia rief aus: „Sie trösten mein Volk in seinem Unglück, daß sie es gering achten sollen, und sagen: ‚Friede! Friede!‘, und ist doch nicht Friede”. Und ein Dichter des 19. Jahrhunderts äußert das Gebet: „Gott, gib uns Frieden, aber”, fügt er sofort hinzu, „keinen, der uns in Schlaf lullt”.
Der allgemein angenommene Begriff vom Frieden ist natürlich die Abwesenheit des Kriegs oder ein Zustand der Ruhe. Aber es ist interessant, daß das hebräische Wort „Shalom”, allgemein im Alten Testament mit „Frieden” übersetzt, von einer Wurzel stammt, die „sicher sein” bedeutet. Für gottesfürchtige Menschen ist daher kein Friede dauernd, kein Friede echt, der nicht sicher auf dem Felsen geistiges Verständnis ruht.
Viele Leute verwechseln oft mit Frieden, was nur ein bewaffneter Waffenstillstand ist. Man wird an die Geschichte von dem Geistlichen erinnert, der einen Kranken seiner Gemeinde besuchte und erfuhr, daß dieser und ein anderes Kirchenmitglied geschworene Feinde waren. Der Pastor veranlaßte sofort eine Zusammenkunft der Heiden Feindseligen und verlangte, daß sie sich als christliche Brüder die Hand reichen, was sie feierlich taten. Dann flüsterte der Kranke: „Wenn ich gesund werde, gilt dies natürlich nicht mehr!”
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