In einer kriegsmüden, mit Steuern belasteten, durch widerstreitende oder verderbte politische Verfahren verwirrten Welt — deren Schwierigkeiten oft nur Gleichgültigkeit oder Entrüstung begegnen — einer Welt, die in sich einen Ausweg aus ihren selbstauferlegten Übeln sucht, wohin sollen wir uns in so einer Scheinwelt wenden, um einen frischen Ausblick auf die Ereignisse zu suchen und ein Heilmittel für ihre offensichtlichen Übel zu finden? Auf Seite 269 in „Miscellaneous Writings” schreibt Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft: „Gibt es einen Menschen, der die Ethik besser erklären, das Prinzip des Seins besser erläutern kann als er, der redete, ‚wie nie ein Mensch geredet hat‘, und dessen Lehre und Beispiel beständige Frische mit Bezug auf menschliche Ereignisse haben?” Hier finden wir den Weg „beständiger Frische” des Ausblicks auf Weltangelegenheiten, ja, in „der Lehre und dem Beispiel” Christi Jesu, des großen Beispielgebers des vollkommenen Gesetzes und des Lebens.
Während die Christenheit moralisch und ethisch fortgeschritten ist, hat sie in großem Maße die rein geistige Grundlage verloren, von der aus Jesus die Ethik erklärte und das Prinzip des Seins bewies, und so ist sie unfähig geworden, die Zeichen zu geben, die der Meisterchrist von seinen Nachfolgern forderte. Während die reinste Moral und die peinlichste Ethik erforderlich sind, genügen sie nicht, die Allheit Gottes und die daraus folgende Unwirklichkeit alles dessen, was Ihm ungleich ist, zu beweisen und Frische in unsere Beziehung zu menschlichen Ereignissen zu bringen. Jesus sagte: „Denn ich sage euch, daß unter denen, die von Weibern geboren sind, ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer; der aber kleiner ist im Reich Gottes, der ist größer als er”. Bedeutet dies nicht, daß die von dem Gemüt, von Gott, ausgehende geringste geistige Idee mehr Macht hat als jeder noch so große Sinn menschlicher Güte? Wenn nicht geistig erleuchtet, ruht ein menschlicher Sinn der Güte auf Dualität, dem Glauben an eine gute und eine böse Macht, den Geist und die Materie. Je größer der menschliche Sinn der Güte ist, desto leichter wird er oft das Opfer seines eigenen Glaubens an das Böse.
Wenn Ehrlichkeit mit dem Glauben an Unehrlichkeit gemischt ist, ist die Stellung des Ehrlichen geschwächt, und er wird das Opfer, nicht der Unehrlichkeit, die in Gott, dem Guten, nicht existiert, sondern seines eigenen abgöttischen Glaubens an Unehrlichkeit. Seine Ethik muß den Punkt erreichen, wo sie nicht nur „dem Kaiser” gibt, „was des Kaisers ist”, sondern auch „Gott, was Gottes ist”, d.h. er muß den Menschen, Gottes Idee, Gott überlassen und wissen, daß der Mensch nicht unehrlich sein kann und zu allen Zeiten die Regierung Gottes widerspiegelt. So kann man die Wirklichkeit der Unehrlichkeit intelligent verneinen und ihren Anspruch vor der unwiderstehlichen Macht der Wahrheit vergehen sehen.
Wer selber vollkommen gerecht ist, kann das Opfer der Ungerechtigkeit werden, wenn sein Verständnis nicht sein Denken so geläutert hat, daß er weiß, daß er mit dem höchsten Gesetz der göttlichen Gerechtigkeit verbündet ist, deren Allmacht erfolgreich zu seinen Gunsten wirkt. Die Zweckdienlichkeit dieses Gesichtspunkts wurde jemand bewiesen, der einmal wegen einer geringfügigen gesetzlichen Förmlichkeit verpflichtet war, ungerechte Geldzahlungen auf ein Eigentum, das er nicht benützen konnte, zu machen. Sein Denken war so voller Groll über die scheinbare Ungerechtigkeit, daß er menschliche Anstrengungen machte, diese Zahlungen zu umgehen, aber vergeblich. Einige Jahre später geriet er in eine ähnliche Lage. Diesmal zog er aus der früheren Erfahrung eine Lehre. Die in der Christlichen Wissenschaft gelehrte Wahrheit befähigte ihn, seine mentale Haltung zu ändern. Er widmete sein Denken der Wahrheit, bis er sich des Einsseins mit der göttlichen Gerechtigkeit vollständig bewußt war und im Frieden war. Fast sofort wurde die Lage gerecht und harmonisch geregelt. Nicht das menschliche, sondern das göttliche Gesetz war als allerhaben und vollständig erkannt worden, und friedlicher Verlaß auf seine Macht hatte die menschliche Lage durch die Tätigkeit dieses Gesetzes berichtigt.
Mrs. Eddy schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 278): „Mit Gottes Regierung übereinstimmen ist der rechte Antrieb zum Handeln aller Völker”. Dies ist auch der rechte Antrieb jedes Christlichen Wissenschafters in seiner Teilnahme an Weltangelegenheiten und in seiner mentalen und physischen Beteiligung an diesen Angelegenheiten. Der Christliche Wissenschafter wird zusehen, daß er in jedem seiner Beweggründe, Gedanken und Handlungen bestrebt ist, „mit Gottes Regierung übereinzustimmen” und so beständige Frische mit Bezug auf menschliche Ereignisse zu erlangen. Indem er sich an diesen Ereignissen durch Stimmenabgabe bei einer Wahl, in einer Kirchen- oder einer Geschäftssitzung beteiligt, wird er sich vom Prinzip, nicht von persönlicher Bevorzugung, parteiischer Voreingenommenheit oder hergebrachter Gewohnheit leiten lassen. Er wird sich vergewissern, daß er in allem, was er denkt und tut, mit Gottes Regierung übereinstimmt.
Von dem vorteilhaften Standpunkt des Gemüts aus, seiner Allheit, seiner Beständigkeit, seiner alleinigen Wirklichkeit, seiner vollkommenen Harmonie und allmächtigen Regierung bewußt, wird man einen beständig frischen Ausblick und Inspiration haben. Man wird freudig und wachsam stehen, gerüstet, die strahlende Wirklichkeit und Macht der Gegenwart Gottes, die die Übel der Menschheit in den Schatten stellt, zu beweisen. So wird man jenen Tag herbeiführen helfen, der die Antwort auf Mrs. Eddys Frage sein wird (Miscellany, S. 356), „Wann wird die Welt zu dem Vorrecht der Erkenntnis Gottes, der Freiheit und der Herrlichkeit Seiner Gegenwart erwachen — wo
‚Sein Weg durchs Meer geht
Und Er über dem Sturm einherschreitet‘?”