Das Wort „unversehrt” erscheint in den Schriften der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, mehrere Male im Zusammenhang mit Erklärungen des geistigen, harmonischen Seins des Menschen. Webster gibt dafür u.a. die Begriffsbestimmung: „Unberührt, besonders von etwas Schädlichem; unbeeinträchtigt; vollständig geblieben”. Wenn sich einem das wirkliche Verständnis des Wortes entfaltet, sieht man sofort, wie hilfreich, wie notwendig es ist, seine Bedeutung hauptsächlich auf unsere Männer und Frauen im überseeischen Heeresdienst und auf diejenigen anzuwenden, die bei ihrer Rückkehr der Heilung und liebevoller Pflege bedürfen. Es ist unser Vorrecht — ob wir diese Pflege persönlich oder in stillem Gebet und Denken erteilen — zu wissen, daß der Mensch nie auch nur einen Augenblick „etwas Schädlichem” ausgesetzt war, daß er immer „vollständig blieb”, weil er nie von der Gegenwart und Liebe Gottes getrennt gewesen ist, und daß er nie in eine Erfahrung verwickelt war, die Gottes Bild und Gleichnis beeinträchtigen konnte.
Diese Erklärungen müssen, um wahrhaft wirksam zu sein, auf dem Verständnis beruhen, daß diejenigen, die ihre Heimat und ihr Vaterland verlassen haben und zum Teil schon im Gefecht sein mögen, und diejenigen, die bereitwillig und tapfer gedient haben und jetzt zu Ruhe und Pflege berechtigt sind, in ihrem wirklichen Sein geistige Ideen sind, die immerdar im Gemüt, der Quelle alles wahren Seins, geborgen sind. Wir können wissen, daß sie überall, wo ihre Pflicht sie hinstellt, in Gottes Fürsorge sind, und wir können an die Worte des Psalmisten denken: „Wo soll ich hin gehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten”.
Sollte der Glaube zuweilen straucheln und Furcht betreffs der Sicherheit unserer Lieben uns den Frieden, den dieses Verständnis gibt, zu rauben suchen, dann dürfen wir wohl unser Denken prüfen und uns die Frage stellen, die Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 493, 494) äußert, wo sie bezüglich der Auferweckung des Lazarus aus dem Grabe sagt: „Wer wagt es, diese vollendete Probe der Macht und Willigkeit des göttlichen Gemüts, den Menschen auf ewig unversehrt in seinem vollkommenen Zustand zu erhalten und des Menschen gesamte Tätigkeit zu regieren, in Zweifel zu ziehen?” Wer würde wagen, die Einflüsterung zu hegen, daß Gottes Macht und Willigkeit, zu führen und zu schützen, widerrufen oder aufgehoben worden seien?
Die biblischen Geschichten von Daniel in der Löwengrube und von den drei hebräischen Gefangenen im glühenden Ofen sind Beispiele des Gefeitseins des Menschen gegen alles Schädliche. Man könnte sich kaum Lagen vorstellen, die gefährlicher wären oder weniger Aussicht böten, unbeschädigt aus ihnen hervorzugehen. Doch konnte Daniel auf die ängstliche Frage des Königs antworten: „Der König lebe ewiglich! Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, daß sie mir kein Leid getan haben”. Und von den hebräischen Gefangenen erzählt die Bibel: „Ihr Haupthaar war nicht versengt, ... ja, man konnte keinen Brand an ihnen riechen”. Diese uralten Beweise der Macht und Bereitwilligkeit Gottes, Seine mit einer rechtmäßigen Tätigkeit beschäftigten Kinder zu schützen, haben nichts von ihrer Inspiration und ihrer Ermutigung eingebüßt, und Christen überall haben das freudige Vorrecht, die diesen Berichten zugrunde liegenden Wahrheiten für sich und andere anzuwenden, wenn sie einer Herausforderung des Bösen oder der Gottlosigkeit entgegentreten.
Niemand kann Prüfungszeiten in der menschlichen Erfahrung zu entrinnen hoffen. Christliche Wissenschafter bestehen die heutige Probe mutig und vertrauensvoll, ob sie sich tatsächlich im Gefecht befinden, die dazu nötigen Dinge herstellen, oder die so Beschäftigten durch die Vergegenwärtigung der ewigen Sicherheit des Menschen unterstützen. Diese Tätigkeiten sind alle gleich wichtig; wenn eine davon fehlte, würden alle anderen versagen. Aber es geziemt uns allen, auf welchem Gebiet wir uns auch nützlich machen mögen, uns zu vergewissern, daß wir unsere Arbeit in ihrer richtigen Bedeutung sehen, damit auch wir finden können, daß wir unbeeinträchtigt und vollständig geblieben sind, wenn der Druck und die Bedrängnis des Kriegs einmal vorüber sind. Der Irrtum möchte uns glauben lassen, daß sowohl diejenigen zu Hause, als auch diejenigen auf dem Schlachtfeld durch die Ansprüche Überanstrengung, Unterbrechung der normalen Lebensweise, Trennung und Verwirrung in der Welt mesmerisiert werden können. Wenn man in dem ehrlichen Verlangen, bei einer im Prinzip wurzelnden großen und würdigen Sache zu helfen, ungewohnte oder anstrengende Arbeit verrichtet, kann es keine Rückwirkung, keine Erschöpfung geben. Wir werden im Gegenteil ein klareres Verständnis von Gott und einen reineren Glauben an Gott erlangt und größere Herrschaft verwirklicht haben; denn wir haben unsere Fähigkeit des Verlasses auf Seine Macht, alle nötige Stärke und Ausdauer zu verleihen, erprobt und bewiesen.
Diese Tatsache der Unversehrtheit ist nicht ausschließlich auf gegenwärtige Ereignisse anwendbar, sondern kann auf jede Erscheinungsform des Bösen angewandt werden, die ihre Spur mentaler oder leiblicher Beeinträchtigung an Menschen hinterlassen zu haben scheint. Das immer wirkende Gesetz von Ursache und Wirkung zwingt uns, sowohl die Wirklichkeit jedes Traums von Leben in der Materie — sei es eine unerwünschte Vererbung, Unfall, Krankheit, Ansteckung, Gefahr oder Verlust, oder irgend eine andere Unvollkommenheit, die der Irrtum hinterlassen zu haben geltend macht — als auch seine Folgen zu verneinen und daraus aufzuwachen. Es zwingt uns, uns zu weigern zuzugeben, daß das Gemüt, die einzige Ursache und der einzige Schöpfer, unser liebender, wachsamer Vater-Mutter Gott, veranlassen oder zulassen kann, daß Seinem geliebten Kind etwas zustößt, was schädliche oder verkrüppelnde Folgen hätte. Wir sollten immer weise und wachsam sein, um Gottes Allheit nachdrücklich und wissenschaftlich zu behaupten und den Menschen nur so zu kennen, wie Gott ihn kennt, als vollkommen, rechtschaffen und frei, damit sich keine falschen Gedankenbilder im Bewußtsein festsetzen und uns und unseren Mitmenschen bestimmt schaden können.
Zahllose Schwierigkeiten, die lange bestanden hatten, sind geheilt worden durch die Vergegenwärtigung des ununterbrochenen Zusammenbestehens des Menschen mit Gott, dem Leben, wie Mrs. Eddy es kurz und bündig auf Seite 470 und 471 in Wissenschaft und Gesundheit erklärt: „Die Beziehungen zwischen Gott und dem Menschen, dem göttlichen Prinzip und der Idee, sind in der Wissenschaft unzerstörbar, und die Wissenschaft kennt weder Abfall von der Harmonie noch Rückkehr zur Harmonie, sondern sie vertritt die Ansicht, daß die göttliche Ordnung oder das geistige Gesetz, demgemäß Gott und alles, was Er erschafft, vollkommen und ewig ist, in seiner ewigen Geschichte unverändert geblieben ist”. Der Irrtum konnte dem Menschen nie etwas anhaben, daher kann er auch nicht zurückkehren. Keine Rechenregel kann trotz allem falschen Rechnen je umgekehrt, gefährdet oder aufgehoben werden. Unvollkommenheit kann Vollkommenheit so wenig berühren oder darein eindringen, wie Finsternis in Licht eindringen kann. Ebenso bestimmt steht die Tatsache fest, daß keine Idee Gottes durch eine falsche Vorstellung vom Leben je beeinträchtigt werden kann.
Der folgende Fall ist einer der unzähligen Beweise dieser Tatsache. Am Ende des ersten Weltkriegs wurde ein Nervenzusammenbruch in drei christlich-wissenschaftlichen Behandlungen durch die Vergegenwärtigung geheilt, daß in Gottes Reich kein Krieg gewesen war, daß daher keine Folgen des Kriegs — keine Unterernährung, keine Überanstrengung, keine Nervenabspannung — vorhanden sein konnten, und daß der Mensch, wie Gott ihn kennt, ewig unversehrt, harmonisch und unsterblich ist. Laßt uns wachsam diese unveränderlichen Tatsachen angesichts von allem, was der Irrtum gegenwärtig einflüstert, erklären und behaupten und so zur Verminderung der Ansprüche der Beschädigung und des Verlustes beitragen!
Wir erkennen in der Umwälzung und den Gefahren von vergangenen und gegenwärtigen Zuständen in der Welt nur Beweise des mentalen Widerstreits, der im menschlichen Bewußtsein zwischen Recht und Unrecht, Geist und Materie stattfinden muß, bis jede Spur des Glaubens an eine von Gott getrennte Macht zerstört ist. Da dieser Widerstreit sich gegenwärtig in Krieg äußert, anerkennen wir die Notwendigkeit, die dem Rechten am nächsten kommenden Kräfte von ganzem Herzen zu unterstützen, ohne Rücksicht darauf, was dies an Selbstaufopferung erfordern mag. Aber wir halten unerschüttert an der Überzeugung fest, daß Gott Seinen Zweck — die Erlösung der Menschheit — ausarbeitet, und einzeln und insgesamt diejenigen leitet und schützt, die daheim und im Ausland die entsprechenden nötigen Schritte tun.
Ein Liedervers im Christian Science Hymnal lautet:
Vertrau’ in allem Gott, dem Vater,
Verlaß auf niemand anders dich,
Er ist dein einz’ger Schutz.
Er sorgt für dich mit starker Hand,
Halt Ihm dein Antlitz zugewandt,
Dein Helfer ist die Allmacht.
In dem Verhältnis, wie wir dieses Vertrauen zu Christus, der Wahrheit, erlangen und anwenden, helfen wir die Zeit herbeiführen, wo Gott allgemein verstanden und angebetet werden wird; wo alle kriegerischen Elemente des sterblichen Gemüts zerstört sein werden; wo „kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben wird, und sie hinfort nicht mehr kriegen lernen werden”. Dann wird man sehen, daß der Mensch und das Weltall ewig vollkommen, unverletzbar, unversehrt sind.