War der Psalmist David nur ein unermüdlicher Optimist, oder entsprangen seine aufmunternden Lieder einem feststehenden, bewiesenen Verständnis der Tatsächlichkeit und Verfügbarkeit der geistigen Macht? Der Christliche Wissenschafter pflichtet der letztgenannten Auffassung bei.
Als der Riese Goliath die Israeliten in Schrecken setzte und aufforderte, daß ein Mann sich mit ihm im Kampf messen solle, bot, wie erinnerlich, David dem König Saul seine Dienste an. Der König suchte ihn jedoch von dem allem Anschein nach tollkühnen Unternehmen abzubringen. Er mahnte seinen begeisterten jungen Untertan, daß er dem Philister nicht gewachsen sei; denn, sagte er: „Du bist ein Knabe, dieser aber ist ein Kriegsmann von seiner Jugend auf” (1. Sam. 17, 33). Daraufhin gab David sein Zeugnis betreffs der errettenden Macht des Geistes über die Materie. Er hatte in zwei denkwürdigen Fällen bewiesen, daß Gott, die Wahrheit, die Menschenkinder von furchtbaren Erfahrungen des sterblichen Gemüts befreien kann und befreit, wenn sie sich verständnisvoll an Ihn wenden. Daher trat er an diesen neuen Anlaß, die Überlegenheit des Guten über das Böse zu beweisen, mit erhabenem Vertrauen heran. Wie Macbeth konnte er sagen: „Verloren hab’ ich fast den Sinn der Furcht”.
Aber Davids Zuversicht entsprang dem erbrachten Beweis der Nähe und Macht Gottes. Wer nach geistigen Tatsachen sucht, sollte daher Erklärungen in den Psalmen wie die nachstehenden nicht als den Ausdruck optimistischen, sehnsüchtigen Denkens, sondern als bewiesene Wahrheiten annehmen: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben” (Pf. 46, 2). „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten! Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen!” (Ps. 27, 1.)
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