Im tiefsten Herzen hat jeder Christliche Wissenschafter das ernste Verlangen, fortzuschreiten, vorwärts zu kommen, immer mehr die Eigenschaften des ewigen Gemüts auszudrücken. Auf Seite 296 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” sagt uns Mary Baker Eddy: „Fortschritt wird aus Erfahrung geboren”. Sollten wir dann je mutlos werden, wenn wir vor einer Schwierigkeit stehen oder ein Problem zu lösen haben? Sollten wir uns nicht eher freuen und mit dem Apostel Paulus, der den Wert der Erfahrung so gut kannte, sagen: „Darum bin ich gutes Muts in Schwachheiten, in Mißhandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten, um Christi willen”?
Zur Erklärung dieser Schriftstelle hat Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 200) geschrieben: „Die göttliche Wissenschaft dieser Regel ist dem allgemeinen Verständnis der Menschheit so weit entrückt wie die sogenannten Wunder unseres Meisters, und aus dem einzigen Grunde, weil sie deren Grundlage ist”. Sie fügt hinzu: „Die heutigen Christen sollten mit der lieblichen Aufrichtigkeit des Apostels sagen können: ‚Ich bin gutes Muts in Schwachheiten‘— ich freue mich, wenn Schwäche, Schmerz und alles Leiden des Fleisches mich berührt, weil es mich zwingt, das Heilmittel dagegen zu suchen, und Glück getrennt von den persönlichen Sinnen zu finden”.
Ein bekannter Staatsmann sagte mit Bezug auf Kriegslieferungen zur Besiegung angreifender Völker vor kurzem: „Gebt uns die Waffen, dann führen wir die Arbeit zu Ende”. Unsere geliebte Führerin hat uns Christlichen Wissenschaftern in ihren Schriften die Waffen gegeben, mit denen wir schließlich den einzigen Angreifer, das fleischliche Gemüt, das, wie uns gesagt wird, „eine Feindschaft wider Gott ist”, besiegen können. Sollten wir dann nicht jede Erfahrung als eine Gelegenheit, durch die wir fortschreiten können, willkommen heißen?
Manchmal kann man, wenn ein Fehler gemacht worden ist, sagen hören: „Er hat ihn vielleicht aus Mangel an Erfahrung gemacht”. Entstehen nicht die meisten Fehler aus Mangel an Erfahrung? Es ist unser Mangel an Einsicht, unser Mangel an Verständnis, ja, unser Mangel an Freundlichkeit, der an einem unfreundlichen Wort oder Handeln schuld sein mag; und wenn eine unerfreuliche Erfahrung uns befähigt hat, ein wenig klarer zu sehen, ein wenig mehr Verständnis, einen größeren Sinn der Liebe zu unserem Bruder zu haben, dann laßt uns dankbar sein, daß wir dadurch Fortschritt gemacht haben!
Man ist sich des Fortschritts, den man im Feuer der Erfahrung macht, nicht immer sofort bewußt. Joseph kann sicher nicht gewußt haben, was Gott für ihn bereit hatte, als er in der Grube war, in die seine Brüder ihn aus Neid geworfen hatten, um ihn los zu werden. Aber sein liebender Vater, Gott, bereitete ihn die ganze Zeit über für ein großes Werk vor: er sollte seinen Brüdern, den Brüdern, die ihn aus dem Wege zu räumen versucht hatten, helfen, wenn sie der Hilfe dringend bedurften.
Die Bibel erzählt, daß, „da die Midianiter, die Kaufleute, vorüberreisten, sie ihn aus der Grube herauszogen”. Die Geschichte der Erfahrungen Josephs und des Fortschritts, den er dadurch machte, hat zweifellos schon Tausende, die sich mit der Bibel befaßten, ermutigt, angesichts schwieriger Probleme weiterzumachen. War Joseph nicht vielleicht dadurch, daß er ohne zu klagen jede Erfahrung hinnahm und willig war, sein möglichstes zu tun, schließlich imstande, die Anfechtungen in jeder Lage zu überwinden und einen unerschütterlichen Glauben zu bekunden?
Die Verfasserin erinnert sich verschiedener Grubenerfahrungen, wo tagelanges Ringen nötig war, um das Denken über die damit verbundene Finsternis und Einsamkeit zu erheben. Aber das Licht dämmerte, als sie Selbstbedauern, Selbstgerechtigkeit und Selbstrechtfertigung als das erkannte, was sie sind: Betrüger, die keinen Platz im wahren Sein haben. Als sie diese gottunähnlichen Gedankeneigenschaften aus dem Bewußtsein ausschied, und vertrauensvolle und demütige Gedanken und die Überzeugung der unfehlbaren Fürsorge des Vaters für die Seinen einließ, erkannte sie, daß sie dadurch aus der Erfahrung herausgehoben wurde und neuen Mut und Glauben fand, vorwärts zu gehen in der Erkenntnis, daß der gemachte Fortschritt sie befähigen werde, den Weg das nächste Mal klarer zu sehen.
Nein, nichts in der Bibel oder in den Schriften unserer Führerin versichert uns, daß wir keine schwierigen Erfahrungen und Probleme zu überwinden haben werden; aber wir haben die gesegnete Versicherung, daß wir allen in der Erkenntnis entgegentreten können, daß Gott bei jedem Schritt auf dem Wege bei uns ist, und daß wir sicher Fortschritt machen. Der Mut und die Kraft, die wir dadurch gewinnen, bleiben uns immer, und wir können mit den Worten des Liedes beten:
„Vater, höre unser Bitten,
Nicht um Wohlsein bitten wir,
Nur um Kraft, damit wir immer
Mutig seien für und für”.
Gegenwärtig sind Mut und Stärke vielleicht mehr denn je vonnöten. Laßt uns daher auf jede Erfahrung nur zurückblicken, um uns an den Mut und die Stärke zu erinnern, die uns in jener Stunde der Anfechtung gegeben wurden, und an den Fortschritt, den wir gemacht haben!