Wie oft wir doch in schweren Zeiten oder bei Krankheit versucht sind zu fragen: „Warum sucht mich dieser Zustand heim?” Ja, es kann manchmal scheinen, daß das Böse in Gestalt von Krankheit oder in einer andern unharmonischen Verkleidung sich unserer Beachtung dann aufzudrängen sucht, wenn wir sehr ernst bestrebt waren, durch das Ergründen und Anwenden der Christlichen Wissenschaft in der Richtung des Geistes Fortschritt zu machen.
Greifen wir jedoch zur Bibel, so finden wir in dieser großen Sammlung von Erlebnissen von Menschen, die vor ähnlichen Schwierigkeiten und Mißgeschicken standen, wie wir sie heute antreffen, Ermutigung durch die vielen berichteten Siege über den Irrtum, die durch ein unerschütterliches, hingebendes Bemühen, das scheinbare Böse durch die Anwendung des Gesetzes Gottes zu überwinden, gewonnen wurden.
Vorbildliche Fälle sind z.B. Daniel in der Löwengrube; die Hebräer im glühenden Ofen; Joseph, als er in die Knechtschaft verkauft wurde, und Petrus im Gefängnis. Ein eingehendes Ergründen dieser Fälle zeigt, daß diese inspirierten Menschen ihr Geschick nicht beklagten, noch sich empörten, daß sie sich trotz ihrer Bemühungen, Gottes Gebote zu befolgen, in einer solchen Lage befanden. Nein, sie betrachteten die Anfechtung als eine Gelegenheit, die Macht und Gegenwart Gottes noch weiter zu beweisen.
Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy stieß oft auf große Schwierigkeit und Verhinderung bei ihren Bemühungen, der Welt die heilende und rettende Macht zu geben, die in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” und in ihren anderen Schriften enthüllt ist. Sie hat berichtet, daß oft große Schwierigkeiten überwunden wurden durch den klaren und unerschütterlichen Entschluß, diese Umstände als Gelegenheiten zu betrachten, die Allmacht des Gesetzes Gottes zu beweisen. Es ist daher nicht überraschend, daß Mrs. Eddy uns in ihrer großen Liebe und aus ihrer reichen Erfahrung heraus eine aufrüttelnde Aufforderung hinterlassen hat, die uns zu größeren Anstrengungen in schwieriger Zeit anspornen kann. Auf Seite 571 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt sie: „Erkenne dich selbst, und Gott wird dir die Weisheit und die Gelegenheit zu einem Sieg über das Böse geben”. Das Bedeutsame in diesem Satz ist die Erklärung, daß Gott zuerst die Weisheit verleiht. Erst dann, wenn die zur Handhabung des Zustandes nötige Weisheit vorhanden ist, wird sich einem die Gelegenheit darbieten, sie zu benützen.
Was für Hoffnung und Vertrauen dieser Gedanke dem von Schmerzen und Entmutigung gequälten müden Leidenden bringt! Gerade der Umstand, daß eine Gelegenheit vorhanden ist — die sich als Sünde, Krankheit oder ein anderer unharmonischer Zustand zeigt — ist der Beweis, daß Gott die Weisheit, sie zu handhaben, schon verliehen hat.
Wir sollten uns freuen, daß Mrs. Eddy das geordnete und zum Fortschritt führende Wirken des göttlichen Gemüts so klar dargelegt hat.
Was würden wir von einem Volk denken, das seine Soldaten in den Kampf mit dem Feind schicken würde, ohne sie vorher auszurüsten und sie im Gebrauch der Ausrüstung auszubilden? Ist es nicht klar, daß Gott, die unendliche Intelligenz, diejenigen, die Ihn um Hilfe bitten, mit der Weisheit ausrüstet, die sie befähigt, die Angriffe des Feindes zu überwinden?
Wenn wir diese Weisheit zur Lösung unserer Probleme anwenden, erkennen wir mit Bestimmtheit, daß Gott gegenwärtig ist und unser Tun und Streben leitet und regiert. Ja, Mrs. Eddy schreibt auf Seite 6 des Lehrbuchs: „Gott ist nicht getrennt von der Weisheit, die Er verleiht”.
Um aber diese Weisheit, die uns solche Kraft verleiht, wahrhaft zu beweisen, müssen wir klar sehen, was Mrs. Eddy meint mit den Worten: „Erkenne dich selbst”. Wenn wir bestrebt sind, die geistigen Eigenschaften des Gemüts in Gehorsam, Reinheit, Liebe und Geistigkeit widerzuspiegeln, werden wir sehen, wie die Bekundung dieser Macht sich in unserer Erfahrung entfaltet, und anfangen, so gesinnt zu sein, „wie Jesus Christus auch war”. Erst dann können wir wissen, daß wir die Kinder Gottes sind, denen durch Widerspiegelung alle Dinge möglich sind.
Jesus besaß die nötige Weisheit und wandte sie an, um bei allen Gelegenheiten gegen Sünde, Krankheit und Tod vorzugehen; denn sooft diese falschen Annahmen sich ihm darboten, überwand er ihre Ansprüche auf Wirklichkeit durch sein Verständnis des Gesetzes Gottes. Er war immer mit der Intelligenz des göttlichen Gemüts ausgerüstet, die ihn befähigte, augenblicklich die Wahrheit zu erklären, die die Menschen frei macht.
Laßt uns daher aufhören, die Vorspiegelung des Irrtums zu fürchten! Laßt uns nicht vergessen — wie heftig die Schlacht auch tobt, wie unnachgiebig auch der zu überwindende Irrtum sein mag, oder wie lange der Kampf schon dauert — daß Gott uns die nötige Weisheit gegeben hat, das Böse bei Gelegenheit wirksam zu handhaben! Der Umstand, daß eine Gelegenheit vorliegt, beweist, daß Gott sie uns überwinden hilft.
Wenn der Sieg durch die Macht des Lebens, Gottes, errungen ist, können wir freudig des Lohnes gewiß sein, den Johannes in der Offenbarung erschaute: „Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist”.
