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Ruhe

Aus der August 1945-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Durch das Ergründen der Christlichen Wissenschaft lernt man sich Ruhe zu eigen machen. Der Christliche Wissenschafter wird sich dieser Eigenschaft in dem Maße bewußt, wie er sich von dem göttlichen Prinzip zu seinem Handeln anspornen und sein Denken von Güte, Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Liebe regiert sein läßt.

Ruhe ist immer gegenwärtig, weil Gott immer gegenwärtig ist. Ruhe ist eine Eigenschaft Gottes, des Prinzips, daher eine Eigenschaft des Menschen, Seines Ausdrucks. Der Mensch kann nicht anders als ruhig sein; Ruhe ist ihm angeboren. Sehr eng mit Ruhe verknüpft ist Stille. Betreffs dieser höchst nötigen Eigenschaft des Denkens erklärt Jesaja: „Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein”.

Als die Verfasserin eines Tages nach einem Regen die Straße entlang ging, sah sie, wie die hohen Pappeln der Allee in ihrer ganzen Höhe in einer höchstens einen halben Zentimeter tiefen Pfütze auf dem Gehweg widergespiegelt waren. Bei reiflichem Nachdenken sah sie, daß diese Widerspiegelung nur möglich war, weil die Oberfläche der Pfütze ruhig war. Sie erkannte ferner, daß der ruhige Gedanke Wirklichkeit von unbegrenzter Tiefe widerspiegeln kann.

In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der Mensch Widerspiegelung ist, daß jede Eigenschaft seines Seins eine widergespiegelte Eigenschaft ist. Daher müssen wir, wie die Pfütze so klar veranschaulichte, Ruhe wahren, wenn wir Tiefe, Klarheit und Kraft widerspiegeln wollen. Was kann unsere angeborene Ruhe stören, wenn wir erkennen, daß das Prinzip und seine Eigenschaften immer durch den Menschen ausgedrückt und unüberwindlich, unwiderstehlich, ewig, unteilbar, unzertrennlich und unzerstörbar sind?

„Unberührt inmitten des mißtönenden Zeugnisses der materiellen Sinne enthüllt die allzeit erhöhte Wissenschaft den Sterblichen das unwandelbare, harmonische göttliche Prinzip — enthüllt sie das Leben und das Weltall als immer gegenwärtig und ewig”, erklärt Mary Baker Eddy im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 306). Was kann unsere Ruhe stören, wenn sich uns Erscheinungsformen materiellen Denkens wie Sorge, Unruhe, Furcht, Habgier, Hast, Selbstsucht, Willenskraft, Anmaßung, Niedergeschlagenheit usw. noch so beharrlich darbieten, wir ihnen aber mit der ruhigen Kenntnis entgegentreten, daß sie nur eine anscheinende Umkehrung der Wirklichkeit sind, und nur soviel Macht haben, wie wir ihnen beimessen? Diese Haltung und Stellungnahme veranlaßt den Irrtum, in sein Nichts und seine Machtlosigkeit zurückzukehren. Sehr oft bezweckt der Irrtum hauptsächlich, das Denken zu verwirren, abzulenken und zu beunruhigen, wodurch er beansprucht, zeitweilig tätig zu werden. Tritt man dem Irrtum jedoch mit dem ruhigen Verständnis seiner Nichtsheit entgegen, so hat man ein Mittel gefunden, ihm zu widerstehen.

Wenn eine wichtige Aufgabe vor uns steht und wir mit Ruhe an sie herantreten, wird keine Tatkraft vergeudet, und das Übergewicht der Macht ist auf der Seite der Wahrheit. Wenn der Irrtum Verwirrung, Vereitelung, Besorgnis und Zweifel hervorzubringen scheint, beschleunigen wir die Heilung dieses Zustandes nicht durch Anwendung von Zwang oder menschlichem Willen, sondern dadurch, daß wir ruhig und bestimmt hörbar oder im stillen den wahren Zustand der Dinge kennen, wie er im Reich der Wahrheit besteht.

So schrieb Paulus den Korinthern: „Es hat euch noch keine denn menschliche Versuchung betreten; aber Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr’s könnet ertragen”. Was kann unser ruhiges Denken und Handeln wirklich stören, wenn wir uns die Wahrheit dieser Worte vergegenwärtigen?

Eine Begriffsbestimmung für „ruhig” lautet: „Ungestört durch Leidenschaft oder Erregung”. Der Christliche Wissenschafter weiß daher gut, daß die Verwirklichung wahrer Ruhe verdient, daß man sie anstrebt. In Wirklichkeit ist sie jetzt und immer ein Bestandteil des Seins. Sie ist nicht etwas, auf dessen Erbeutung wir auszugehen brauchen, sondern eine Eigenschaft, die täglich und stündlich widergespiegelt werden muß. Ruhe ist nicht immer die Folge einer stillen, friedlichen und harmonischen Umgebung, sondern sie muß ungeachtet der Umgebung und Zustände bekundet werden; und wenn diese Eigenschaft ausgedrückt wird, überwindet sie Widerwärtigkeiten, die Gegenwart, Macht und Tätigkeit geltend machen. Jesus bewies Ruhe, als die Jünger ihn auf dem sturmbewegten Meer weckten. Wir lesen: „Da ward es ganz stille”.

Viele Leute suchen Stille an der See, in den Bergen oder an entlegenen Orten in weiter Ferne; aber sie finden den Gleichmut, den sie suchen, oft nicht. Wenn wir den inneren Frieden finden, haben wir ihn im verkehrsreichsten Geschäftsviertel der Stadt oder in der geräuschvollsten Untergrundbahn.

Unser Dasein wird in jeder Hinsicht von unserem Vater-Mutter, der göttlichen Liebe, regiert. Wenn wir diese Regierung ruhig widerspiegeln, werden wir große Ruhe finden. Die fieberische Stirn, die verworrene Angst, die ungeduldige Ruhelosigkeit, die schmerzenden Sinne werden durch die Engelgegenwart der Ruhe beruhigt und geheilt. Whittier hat einen Schimmer davon erhascht, wenn er schreibt:

Hauche den Trieben des Verlangens
Deine Ruhe und Deine Erquickung ein;
Laß den Sinn verstummen, das Fleisch schweigen,
Sprich durch Erdbeben, Wind und Feuer,
O stille, sanfte Stimme der Ruhe.

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