Im Glossarium des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” finden wir auf Seite 595 eine Definition des Wortes „Sonne”, die hilfreich ist, wenn wir das Thema des ununterbrochenen Lebens betrachten wollen. Die Definition, die Mary Baker Eddy uns da gibt, lautet folgendermaßen: „Sonne. Das Symbol der Seele, die den Menschen regiert — das Symbol von Wahrheit, Leben und Liebe.” Wie ununterbrochen scheint die Sonne, ungeachtet der Natur dessen, das sie scheinbar verbirgt, der drohenden Gewitterwolken, des trübselig tiefhängenden Gewölks oder der finstern Nacht, die kein Stern erleuchtet. Die Sonne scheint ruhig weiter in ununterbrochenem Strahlenglanz, ein Symbol von Leben, Wahrheit und Liebe. Unser Vorrecht ist es, uns ewig mit der Sonne und ihrem ununterbrochenen Scheinen zu identifizieren, statt mit den Wolken und den Gewitterstürmen oder der Finsternis der Sinne, die das Licht der Wahrheit und unser wahres Sein zu verbergen scheinen.
Leben, wahres geistiges Leben, wird niemals von den Ansprüchen der materiellen Geburt noch den Erfahrungen, die dieser auf dem Weg zum Tode folgen, unterbrochen. Keine der Stürme und Trübsale, der Ekstasen und Ängste dieses Traums des materiellen Lebens unterbrechen den klaren Schein, die Reinheit und geistige Glückseligkeit des wahren Lebens und seiner Widerspiegelung, des Menschen und des Weltalls.
Das geistige Leben, das wahre Bewußtsein, erschrickt nie vor dem Bösen, wird nie beeinträchtigt von seinen Ansprüchen noch von seinen Illusionen verletzt. Das Leben erhält seine eigene wohltätige Natur in Allmacht, Allgegenwart, Allwissenschaft und All-Wirken aufrecht und drückt sich ununterbrochen in unendlicher Individualität aus. Ein Verstehen dieser Wahrheit ist die größte Heilkraft im Weltall. Dies wurde einst einer Anhängerin der Christlichen Wissenschaft bewiesen, die seit vielen Wochen mit einem körperlichen Leiden gerungen hatte, das jedoch weder ihrer eigenen ernsten Arbeit noch der eines Ausübers weichen wollte. Eines Tages schien diese Idee wie ein Lichtstrahl durch die scheinbare Finsternis der Furcht und des Leidens: „Mein ewiges, individuelles, geistiges Sein ist niemals von Furcht, Krankheit oder Leiden unterbrochen worden, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart.” In dem Augenblick begann die Heilung und war in kurzer Zeit vollendet.
Wahres Leben hat niemals teil an der Natur der sogenannten Materie. Mit diesem Leben können wir nie durch die materiellen Sinne in Berührung treten. Das Leben ist weder jung noch alt. Kann man sich wirklich junges Leben oder altes Leben vorstellen ohne die Gedankenverbindung eines materiellen Körpers irgendwelcher Art? Das Leben ist niemals erschöpft, wird niemals müde. Das Leben ist niemals abgenutzt, grau und trübselig. Das Leben kann niemals einschrumpfen und runzelig werden. Das Leben drückt sich stets und ununterbrochen, individuell und universell in Existenz aus. Was kann das Leben unterbrechen, seine Ausdrucksfähigkeit erschöpfen, seine unzerstörbare Schönheit trüben oder die Entfaltung seiner vitalen Tätigkeit schwächen?
Eine Existenz, die als getrennt vom Leben, von Gott, angesehen wird, ist nutzlos, denn sie ist nicht wahr. Wenn auch das Leben individualisiert ist, so ist es doch nie persönlich. Die Annahme, daß das Leben persönlich ist, daß es in der Materie und ihr untertan ist, bringt ein Gefühl der Unsicherheit in unser Leben, ein Schwanken zwischen Gutem und Bösem. Wenn wir unser Leben als etwas Geistiges erkennen, als etwas völlig Gutes, so verleiht dies unserm Denken, Sprechen und Handeln die Gewißheit des Geistes, der göttlichen Wahrheit. Manchmal scheinen wir in unserm menschlichen Sinn des Daseins Fehler zu begehen. Es mögen scheinbar sehr schwere Fehler sein, doch in einer jeden solchen Erfahrung, wie schwer sie auch scheinen mag, kann ein Segen gefunden werden. Das allgegenwärtige Licht der Wahrheit offenbart uns diesen Segen, wenn unser Bewußtsein geläutert worden ist, und in der sich daraus ergebenden geistigen Ruhe und Freude erkennen wir Gottes Güte und die uns gewordenen Segnungen als die einzigen Wirklichkeiten während der ganzen Erfahrung.
Wenn wir durch das, was ein Fehler zu sein schien, Gott besser verstehen lernen, so wird der Fehler durch dieses Verständnis gewissermaßen ausgelöscht. Christus Jesus erklärte, daß Gotteserkenntnis ewiges Leben bedeutet. Wir können dieses ewige Leben erlangen und so selbst die Erinnerung an einen Fehler aus unsrem Bewußtsein auslöschen. Gott besser verstehen lernen bedeutet, mehr Leben zu erlangen. Die göttliche Ordnung und Harmonie des Lebens wird niemals durch scheinbare menschliche Fehler unterbrochen. Mrs. Eddy sagt auf Seite 172 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit”: „Geist kann kein wirkliches Glied in dieser vermeintlichen Kette des materiellen Seins bilden. Die göttliche Wissenschaft aber enthüllt, daß die ewige Kette des Daseins ununterbrochen und völlig geistig ist; doch kann dies nur in dem Maße verstanden werden, wie der falsche Begriff vom Sein verschwindet.”
Das Leben, das Liebe ist, wird niemals von der Furcht unterbrochen. Die Wolken der Furcht mögen manchmal recht schwer und drohend aussehen. Wir können uns jedoch weigern, mit den Wolken identifiziert zu werden, und unsre wahre Wesenheit in der strahlenden Liebe finden, deren leuchtende Sicherheit weder Bedrohung noch Unterbrechung kennt, sondern die Wolken mit ihrer unbestrittenen Macht und Leuchtkraft zerstreut. Wie wahr ist jenes Bibelwort: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus”, und in Wirklichkeit leben und weben und haben wir unser Sein in der Liebe.
Das wahre Leben und seine Widerspiegelung wird niemals vom Tode unterbrochen — weder dem scheinbar fortgesetzten Absterben, das sterbliches Gemüt genannt wird, noch dem besonderen Vorgang, der die Auflösung jenes Gemüts darzustellen scheint. Die Macht, der Frieden und die Fortdauer des Lebens oder Geistes sind nie durch den Traum eines todbringenden, zerstörenden Krieges unterbrochen worden. Scheint es zu schwer zu sein, dieser Wahrheit beizustimmen und ihre Bedeutung zu erfassen? Nicht, wenn wir mit Gott anfangen, der Liebe, Wahrheit und Leben ist. Wenn wir mit Gott beginnen, so beginnen wir mit der Liebe und Intelligenz, mit der Übermacht und Allmacht, mit dem unendlichen, alles umschließenden Guten. Was kann die Allmacht einschränken oder den Ausdruck der Unendlichkeit unterbrechen? Man verliert sich nicht in dieser Unendlichkeit, sondern man findet sich; selbst der scheinbar Kleinste findet sich als der Geliebte der Liebe, umgeben von dem ewigen Guten. Dieses geistige Verstehen der Wahrheit allein erleuchtet den Weg der Menschen, so daß sie die Schritte vorwärts erkennen und tun können, die zu der Überwindung jener falschen Vorstellungen führen, die den Ausdruck und die Regierung der Allmacht zu unterbrechen scheinen und schließlich zum Krieg führen.
Wenn wir so mit der Seele beginnen, von der Mrs. Eddy sagt, daß die Sonne ihr Symbol ist, und die den Menschen regiert, so können wir verstehen, daß, wie fürchterlich der Sturm auch toben, wie lange er dauern und wie zerstörend seine scheinbare Wirkung auch sein mag, die Sonne immer noch scheint, unberührt, ihr eigenes Sein ausstrahlend, ununterbrochen in ihrem Licht und ihrer Kraft. Laßt uns unsre Wesenseinheit mit der Sonne herstellen, mit der Seele, nicht mit den Stürmen und Wolken der Sinne. Das ist das Licht, in dem es „keine Finsternis” gibt, nämlich die Allheit Gottes und Sein ewiger, ununterbrochener Ausdruck von Leben und Liebe. So erkennen wir die Wahrheit jener Erklärung Mrs. Eddys auf Seite 557 ihres Werkes „Wissenschaft und Gesundheit”: „Die göttliche Wissenschaft vertreibt die Wolken des Irrtums mit dem Licht der Wahrheit, lüftet den Vorhang und zeigt, daß der Mensch nie geboren wird und niemals stirbt, sondern mit seinem Schöpfer zugleich besteht.”
