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Unbedingte Kennzeichen des Christlichen Wissenschafters

Aus der März 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unter unbedingten Kennzeichen versteht man diejenigen, die feststehen und Pflicht sind. Sie sind die unerläßlichen, unumgänglichen Forderungen, denen der Christliche Wissenschafter nicht ausweichen und sich nicht entziehen kann.

Es kann mit Recht gefragt werden: „Wie kann der Christliche Wissenschafter diese wesentlichen Eigenschaften entwickeln? Was liegt ihrer Entwicklung zugrunde? Unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy hat diese Fragen vollständig beantwortet. Ihr Leben und ihre Schriften zeugen in reichem Maße davon, wie nachdrücklich sie betont, daß sittliche Rechtschaffenheit für das Leben, die Gesundheit und das Glück höchst wichtig und ein unbedingtes Kennzeichen des Christlichen Wissenschafters sind.

Liest man Mrs. Eddys Ausführungen über die Zehn Gebote, so erkennt man ohne weiteres, wie hoch sie deren grundlegende Lehren schätzte, und daß sie von ihren Nachfolgern die unbedingte Befolgung dieser Lehren verlangte. Ungehorsam gegen dieses Sittengesetz läßt sich durch keine Spitzfindigkeit und keinen Versuch, den Sinn der Worte zu ändern, entschuldigen. Ohne grundlegende sittliche Arbeit am Charakter ist kein geistiger Fortschritt möglich.

Unsere Führerin hat die Zehn Gebote für den Unterricht der Kinder in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule an die erste Stelle gestellt (siehe Kirchenhandbuch, Art. XX, Abschn. 3). Sie sah klar, daß Selbstzucht notwendig ist, wenn unser Leben wohlgeordnet und den Menschen dienlich sein soll.

Ohne sittliche Rechtschaffenheit zermürbt ein Mensch oder ein Volk. Diese Tatsache ist heute in der Welt veranschaulicht. Wollen wir eine Kirche oder ein Volk haben, das allen Angriffen von außen oder von innen standhalten kann, so muß die sittliche Ausrüstung der Einzelpersonen, aus denen die Kirche oder das Volk besteht, mit den Lehren der Zehn Gebote und der Bergpredigt vollständig übereinstimmen.

Unsere inspirierte Führerin hat uns auf Seite 115 und 116 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” die „Wissenschaftliche Übertragung vom sterblichen Gemüt” mit den drei Graden physisch, moralisch und geistig, gegeben. Unter der Überschrift „Erster Grad: Verderbtheit”, führt sie an: „Physisch. Böse Annahmen, Leidenschaften und Gelüste, Furcht, verderbter Wille, Selbstrechtfertigung, Stolz, Neid, Hinterlist, Haß, Rache, Sünde, Siechtum, Krankheit, Tod.” Gegen diese Übel muß der Christliche Wissenschafter kämpfen, bis kein einziger sich geltend machender oder versteckter Irrtum mehr übrig ist, ihn in Knechtschaft zu halten.

Die Christliche Wissenschaft führt ans Übel und Sterblichkeit heraus, sie führt das Himmelreich auf Erden herbei. Der Beweis ihrer Nützlichkeit ist unbedingte Gewißheit; denn wie das Rechnen hat auch die Christliche Wissenschaft ein Gesetz, das man verstehen, und Regeln, die man befolgen muß; jedes Abweichen vom göttlichen Prinzip und jede Nichtbeachtung der Regeln bedeutet ein Mißlingen im Beweisen.

Durch göttliche Offenbarung und das Ergründen des Lebens und der Lehren Christi Jesu entdeckte Mrs. Eddy, daß Sünde eine Trugvorstellung ist. Wird ihre Entdeckung verstanden und angewandt, so befreit sie uns von jedem Sinn einer Macht der Sünde. Wenn man der Sünde frönt, so läßt dieses Frönen erkennen, daß man die Unwirklichkeit des Bösen noch nicht völlig verstehen gelernt hat. In dem Verhältnis, wie man sieht, daß das Böse keine Intelligenz und kein Gemüt hat, liebt man es nicht und fürchtet es nicht. Wenn man diese rechte Ansicht vom Bösen hat, kann man dessen Unwahrheiten wissenschaftlich handhaben und ihnen jede Macht entziehen.

Beweist man die Machtlosigkeit des Bösen einigermaßen, so befindet man sich in jenem erfreulicheren Zustand, den Mrs. Eddy beschreibt als „Böse Annahmen im Verschwinden begriffen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 115). Die Randüberschrift bei diesem Zweiten Grad lautet: „Übergangseigenschaften”, und Mrs. Eddy hat sie wie folgt bestimmt: „Moralisch. Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit.” Durch diese Übergangseigenschaften schreiten wir in unserem menschlichen Leben auf natürliche Art ordnungsgemäß vom Sinn zur Seele voran. Diese Schritte führen uns sicher vorwärts und aufwärts, bis schließlich die Vollkommenheit erreicht wird.

„Menschlichkeit” ist in Wörterbüchern u. a. erklärt worden als „Wohlwollen”, „Lebensart”. Menschlichkeit schließt die Eigenschaften in sich, die das Gegenteil des grausamen, hartherzigen Weltsinnes sind. Um die Kranken auf der Grundlage der Christlichen Wissenschaft zu Heilen, müssen Freundlichkeit, Erbarmen und Liebe unerläßliche Bestandteile unseres Charakters sein. Der Wunsch, den Menschen zu helfen und sie höher zu heben, sollte bei allem, was man tut, der Beweggrund sein.

Als nächste in der Reihe der Übergangseigenschaften folgt Ehrlichkeit, ein höchst wichtiges Kennzeichen des Christlichen Wissenschafters. Um die geistige Wahrheit zu verstehen und sich anzueignen, muß man vor allen Dingen im Denken, Reden und Handeln ehrlich sein. Im Evangelium des Lukas wird uns gesagt, daß das gute Land, in das der Same, das Wort Gottes, gesät wird, „ein ehrliches, gutes Herz” ist [engl. Bibel]. Aus diesem Boden erwächst Frucht. Ehrlichkeit ist eine Gemütseigenschaft, die gegen sich selber wahr ist und nie andere zu täuschen sucht. Um zur Christlichen Wissenschaft zu kommen, muß man sein Gedankengepäck prüfen und alles, was nicht ehrlich und gut ist, ausscheiden.

Nach Ehrlichkeit in der Reihe der Übergangseigenschaften kommen Herzenswärme und Erbarmen. Sowohl Christi Jesu als auch Mrs. Eddys Leben und Lehren zeichneten sich durch diese Eigenschaften aus. Paulus ermahnte die Römer: „Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich.” Wer irgendwie bezweifelt, daß diese geistige Liebe dringend not tut, braucht heutzutage nur die Zustände in der Welt zu betrachten. Von Jesus lesen wir, daß ihn des Volks jammerte. Er speiste sie, heilte sie und lehrte diejenigen, die ihm zuhörten. Muß nicht jenes weitgehende Erbarmen den Christlichen Wissenschafter heute kennzeichnen? Fraglos muß es ohne Rücksicht auf Rasse, Glaubensbekenntnis oder Volkszugehörigkeit alle in der Welt umfassen, die leiden und denen Verständnis und hilfreiches Mitgefühl not tun. Christus Jesus zeigte uns in seiner Geschichte von dem Menschen, der unter die Mörder fiel, was sein Begriff vom Nächsten war. Dieser Begriff vom Nächsten ist auf keine Zeit, keinen Ort und keine Person beschränkt. Erbarmen ist unparteiisch und unpersönlich. Es bringt dem gebrochenen Herzen und dem müden Wanderer liebreich Heilung. Es erreicht den verlorenen Sohn und den, der von der Christlichen Wissenschaft abgeirrt ist. Es segnet alle, die des Trostes bedürfen, wer sie auch sein mögen.

Hoffnung und Glaube sind Übergangseigenschaften, die uns mit Zuversicht erfüllen und uns durch die dunkelsten Stunden des menschlichen Lebens hindurchführen. Hoffnung ist ein unerschütterliches Erwarten des Guten. Hoffnung gibt der Arbeit und dem Forschen Spannkraft. Unsere Hoffnung ist sicher verankert in den Verheißungen der Bibel, die noch nie versagt haben, wenn wir unsern Teil beigetragen haben durch das beharrliche Vertrauen, daß die Liebe für jedes Bedürfnis sorgt. Die aus geistigem Verständnis stammende Hoffnung kann nicht erschüttert werden, was für aufdringliche Gedankenbeeinflussungen das fleischliche Gemüt auch darbieten mag.

Der Glaube ist ein höher strebendes, sich aufschwingendes Denken. Webster gibt für „Glaube” eine gute Erklärung: „Das Anerkennen, daß geistige Wirklichkeiten und sittliche Prinzipien überragende Macht haben und von höchstem Wert sind.” Der Glaube beruht auf Gottes nie versagender Güte, auf der unwandelbaren Wahrheit und der unveränderlichen Liebe. Unser Glaube muß mit Werken Hand in Hand gehen. Der Apostel Jakobus erklärt: „Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, also ist auch der Glaube ohne Werke tot.” Die Christliche Wissenschaft ermöglicht und unterstützt einen unablässigen, lebendigen Glauben an Gott und an des Menschen Fähigkeit, über das Böse zu siegen und seine Einheit mit dem göttlichen Gemüt zu beweisen.

Eine Übergangseigenschaft in diesem Zusammenhang, die oft falsch verstanden wird, ist Sanftmut. Viele halten Sanftmut für Schwäche oder Nachgiebigkeit, Eigenschaften, die genau das Gegenteil dieser gelassenen, standhaften, edlen Eigenschaft sind. Die Sanftmütigen besitzen das Erdreich — nicht die Schwachen und Nachgiebigen, sondern die, die stark sind in der Erkenntnis, daß sie nichts aus sich selber tun können, daß aber das göttliche Gemüt, das in ihnen wirkt, ihnen die Kraft gibt, alles recht zu tun.

Mose stand in dem Ruf, der sanftmütigste Mensch zu sein; aber er gab der Welt das stärkste Sittengesetz, das je geschrieben wurde. Wir haben ein Beispiel seiner sanftmütigen Macht am Roten Meer, als die von den Ägyptern hart verfolgten Kinder Israel wider ihn murrten. Die Berge zu beiden Seiten und das Rote Meer vor ihnen ließen ein Entrinnen menschlich unmöglich erscheinen. Ist es, da er nicht unwillig wurde über die ungläubigen Geltendmachungen derer, die er aus der Knechtschaft befreite, sondern in tiefster Demut unerschütterlich an Gott glaubte, zu verwundern, daß das Meer sich teilte?

Mäßigkeit, die zuletzt genannte Übergangseigenschaft, schließt nicht nur in sich, daß man geistigen Getränken entsagt, sondern verlangt Selbstbeherrschung, Selbstverleugnung, Gleichgewicht und Gelassenheit in allen Dingen. Mäßigkeit bewahrt einen vor Übertreibung und vor dem Aufstellen noch nicht bewiesener Behauptungen.

Wir finden unser Ziel im „Dritten Grad: Verständnis. Geistig. Weisheit, Reinheit, geistiges Verständnis, geistige Kraft, Liebe, Gesundheit, Heiligkeit” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 116). Dies ist die unbedingte und ewige Wirklichkeit, zu der uns unsere menschlichen Schritte in Ehrlichkeit, Demut und Menschlichkeit führen müssen. Kein rechter menschlicher Schritt darf unterbleiben. Wenn wir je dahin kommen wollen, daß wir unser geistiges Selbst wahrhaft erkennen, müssen wir in unserem menschlichen Leben den Anfang da machen, wo wir uns befinden, und unsere Gedankenvorbilder, unsere Ziele und Ideale vervollkommnen, bis wir ehrlich beten können: „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich und erfahre, wie ich’s meine. Und siehe, ob ich auf bösem Wege bin, und leite mich auf ewigem Wege.”

In Wissenschaft und Gesundheit (560, 25–27) ist gezeigt, daß Paulus seiner großen Aufgabe auf Grund seines Charakters gewachsen war. Die Begebenheiten im Leben dieses Apostels, die uns von seiner wirkungsvollen Bekehrung an über seine unerschrockene Arbeit für die Urchristenkirche berichtet sind, geben uns einen Einblick in sein tiefes Vertrauen auf Gott, seine Demut, seine Ausdauer, seine Geduld in Verfolgung, seine liebevolle Rücksicht auf seine Mitarbeiter, sein strenges Festhalten am Sittengesetz, und seine Aufopferung für die Lehren Christi Jesu. Und er betete, daß er in diesen Lehren, denen er seine geistige Kraft verdankte, nie wanken möge.

Wir können wie die Jünger, als sie mit Jesus auf dem Berge waren, herrliche Lichtblicke davon erhaschen, daß geistige Macht, Liebe und Weisheit die Wirklichkeit sind. Wie sie müssen wir die vom Himmel stammende Erkenntnis bei unseren täglichen Aufgaben anwenden und durch jede menschliche Erfahrung höher steigen, bis unsere Gedanken mit dem Gemüt, das in Christus Jesus war, übereinstimmen. In ihm haben wir das vollkommene Vorbild. Jesus drückte in seinem menschlichen Leben alle von Mrs. Eddy angeführten „Übergangseigenschaften” aus, und dadurch, daß er sie vollständig ausdrückte, gelangte er schnell zu dem „Dritten Grad”, wo aller Irrtum vergeht und die vollständige Geistigkeit des Menschen zum Vorschein kommt.

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