Im ersten Kapitel des ersten Buchs Mose und in den ersten fünf Versen des zweiten Kapitels wird gezeigt, daß die Schöpfung die immerwährende Entfaltung geistiger Ideen ist. Sie ist das natürliche Ergebnis des göttlichen Gebots: „Es werde Licht!“ — mit andern Worten: Es werde das Ergebnis erleuchteten Verständnisses offenbar! Der erste Bericht in der Bibel über den Irrtum oder das Böse stellt dessen grundlegende Art als Nebel oder Umnebelung bloß; denn wir lesen (1. Mose 2, 6): „Aber ein Nebel ging auf von der Erde und feuchtete alles Land.“ Mit dieser Erklärung beginnt der zweite, der falsche Schöpfungsbericht, in dem das Böse auftritt und seine falsche Behauptung, daß es so wirklich wie das Gute sei, daß Gott es also auch sende und kenne, zu beweisen sucht. Solange es dieser Lüge gelingt, ihre unwahre Wesenheit aufrechtzuerhalten und den Anspruch zu erheben, daß sie so wirklich wie die Wahrheit, das Leben und die Liebe sei, wird sie ihre Früchte — Sünde, Krankheit und Tod — erzeugen.
Die zweite Schilderung ist ein unwahrer Bericht. Kaum hat sich das unwahre Böse geltend gemacht, so verschanzt es sich weiter durch die Behauptung, daß es dem Guten in jeder Hinsicht gleichkomme, daß es zu demselben Baum der Erkenntnis gehöre. Nur geistiges Verständnis kann diese Lüge bloßstellen. Finsternis kann nur durch geistiges Licht vertrieben, Sünde nur durch Reinheit gerügt, Krankheit nur durch Gesundheit verdrängt, Mangel nur durch Versorgung aufgehoben, Übertätigkeit, Untätigkeit oder rückwirkende Tätigkeit nur durch rechte Tätigkeit gemeistert und Krieg nur durch Frieden geheilt werden.
Mary Baker Eddy erörtert den biblischen Bericht über den Irrtum in aufklärender Weise in unserem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, wo sie schreibt (S. 523): „Obgleich die Lüge das genaue Gegenteil der Wahrheit darstellt, erhebt sie den Anspruch Wahrheit zu sein. Die Schöpfungen der Materie gehen aus einem Nebel oder falschen Anspruch oder aus einer Mystifikation hervor, nicht aus der Feste oder dem Verständnis, das Gott zwischen dem Wahren und dem Falschen aufrichtet.“
Der Nebel oder falsche Anspruch, der dem zweiten Schöpfungsbericht zugrunde liegt, ist das täuschende Gegenteil der im ersten Kapitel des ersten Buchs Mose erwähnten geistigen Schöpfung. Dieser Anspruch behauptet, daß das Unwahre wahr, daß das Böse se wirklich und daher so mächtig und ewig wie das Gute sei. Aus dieser Trugvorstellung entstehen Krieg, Hungersnot, Seuchen, Geschäftsstockung, Mangel, Krankheit und Tod.
Das geistige Verständnis, das auf der unbedingten Voraussetzung beruht, daß Gott das All ist, und daß Er allein Gott ist, vertreibt die Umnebelung oder Unwahrheit. Das Geheimnisvolle hört auf, geheimnisvoll zu sein, sobald die darin versteckte Trugvorstellung zerstört ist. Die Bibel enthält viele ergreifende Berichte, wie geistiges Licht Finsternis vertreibt, wie geistiges Verständnis Annahmen vernichtet. Die Befreiung der Israeliten, die von Elia und Daniel vollbrachten Werke und die unvergleichlichen Beweise des Meisters sind nur vier der vielen Beispiele, wo der Nebel des materiellen Sinnes durch den geistigen Sinn vertrieben wurde.
Dasselbe aufgeklärte Verständnis, das Jesus und die Propheten anwandten, vertreibt das Geheimnisvolle heute wie vor alters. Aber heute wie damals muß das Denken, um von Christlichkeit durchdrungen zu sein, frei sein von mentaler Schwerfälligkeit, Gleichgültigkeit und Trägheit. Lukas berichtet im Zusammenhang mit Jesu Verklärung auf dem Berge, daß Petrus, Johannes und Jakobus „voll Schlafs waren. Da sie aber aufwachten, sahen sie seine Klarheit“ (Luk. 9, 32). Die drei Jünger konnten erst dann, als sie geistig zu den Tatsachen des Seins erwachten, des Menschen geistige Art, die von ihm unzertrennliche Vollkommenheit, seine Gottgleichheit, wahrnehmen. Nur wenn man die Wahrheit des Seins erkennt, können Sünde, Krankheit und Tod vernichtet werden.
Die heutige Bezeichnung für den tierischen Magnetismus oder Mesmerismus, diese Schläfrigkeit oder Mattigkeit, die das Licht des geistigen Verständnisses trübt, ist Hypnose. Sie ist derselbe alte Nebel oder falsche Anspruch, den der Glaube an eine falsch aufgefaßte Schöpfung mit sich brachte.
Die Christliche Wissenschaft lehrt ihre Anhänger, wie sie Hypnotismus aufdecken und handhaben können, das heißt, wie sie den Nebel vertreiben können, der Krankheit, Mangel und Zwietracht ins menschliche Leben bringt. Mrs. Eddy zeigt an vielen Stellen in ihren Schriften die Unwirklichkeit des Bösen, wie es vorgeht, und wie es gehandhabt werden muß. Eine dieser hilfreichen Stellen befindet sich auf Seite 103 unseres Lehrbuchs unter der Randüberschrift: „Die Gattung des Irrtums“; hier erklärt unsere Führerin: „In der Christlichen Wissenschaft ist der tierische Magnetismus oder der Hypnotismus die spezielle Bezeichnung für den Irrtum oder das sterbliche Gemüt. Er ist die falsche Annahme, daß Gemüt in der Materie ist, und daß es beides ist, böse und gut; daß das Böse ebenso wirklich wie das Gute, ja noch mächtiger ist. Diese Annahme besitzt nicht eine einzige Eigenschaft der Wahrheit. Entweder ist sie unwissend oder boshaft.“ Und wir fühlen uns immer geborgen und bereichert, wenn wir über ihre anspornende Verheißung am Ende desselben Abschnitts nachdenken: „Die Wahrheiten des unsterblichen Gemüts erhalten den Menschen und vernichten die Fabeln des sterblichen Gemüts, dessen nichtige und bunte Anmaßungen wie törichte Motten ihre Flügel versengen und in Staub zerfallen.“
Erkennen wir „die Wahrheiten des unsterblichen Gemüts“ an, so stützen sie uns überall, wo wir sind, da sie den Nebel des sterblichen Sinnes vertreiben. Die Wahrheit ist auf dem Feld, in der Fabrik oder zu Hause, am Friedenstisch oder am Krankenbett immer gegenwärtig und wirksam; sie ist augenblicklich allen zugänglich, die sich von der hypnotischen Einflüsterung befreien, daß das Böse so wirklich wie das Gute sei oder sein könne. Geistiges Verständnis vernichtet diesen falschen Anspruch.
Das Böse hat keine Wesenheit, weil außer dem Guten nichts besteht. Das Böse ist folglich keine Ursache, und es kann keine Wirkung haben. Gott ist immer gegenwärtig, Er ist die einzige Ursache, und es kann nur eine Wirkung geben.
Der Mensch ist nicht sterblich. Er ist das Bild und Gleichnis Gottes; sein Dasein untersteht daher keiner Erscheinungsform der Sterblichkeit, die nur ein Traum, eine Trugvorstellung, eine Lüge ist. Das Weltall, das Gott erschuf, ist nicht materiell. Es ist für den Menschen natürlich, gesund und harmonisch zu sein; denn er ist die Idee oder der Ausdruck des göttlichen Gemüts. Der Mensch ist sich des Zusammenwirkens aller rechten Ideen bewußt; er ist frei, rein und stark.
Die Christliche Wissenschaft vertreibt die hypnotische Einflüsterung, daß das Böse so wirklich wie das Gute sei. Daher können wir zuversichtlich und freudig in die inspirierten Worte unserer Führerin in einem ihrer Gedichte einstimmen (Gedichte, S. 79):
„Auf, stumpfer Sinn, hinweg mit dir!
Unser Gott ist gut.
Furcht ist der Feind, den Wahrheit bannt,
Wird sie erkannt.“
