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Denk- und Handlungsfreiheit

Aus der Oktober 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Durch nichts haben wir größere Hoffnung als durch rechtes Denken und rechtes Handeln und den Glauben an den Segen der Treue, des Mutes, der Geduld und der Gnade“, schreibt Mary Baker Eddy (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 209). Die Freiheit, recht zu denken, ist den Menschen von Gott verliehen, daher ist sie ewig und immer gegenwärtig. Rechte Gedanken, klare Gedanken, ehrliche Gedanken gehen immer vom göttlichen Prinzip aus und verbinden das Bewußtsein des Menschen mit Gott. Rechte Gedanken haben unbegrenzte Macht; ehrliche Gedanken rüsten die Menschen mit der Kraft aus, den Sieg über das Böse davonzutragen.

Der Meister hätte der Welt das Christentum nicht geben können, wenn seine Gedanken nicht aus dem Prinzip hervorgegangen wären. Ihn bewegte kein ehrgeiziges Streben nach Volksgunst, Macht oder Stellung. Solche Beweggründe kommen nicht vom Prinzip, sondern von dem sterblichen Gemüt, dem der Meister nie Folge leistete, und das er nie die Grundlage seines Denkens sein ließ. Des Meisters Bestimmung war, den Christus darzutun, und sein ganzes Denken war von dem Verlangen eingegeben, Gott und seinen Mitmenschen zu dienen. Er wich nie von dem geraden Weg der Wahrheit ab. Er bewies, daß ihm sein von Gott gegebenes Recht der Denkfreiheit nicht genommen werden konnte.

Im vierten Kapitel des Evangeliums des Matthäus ist berichtet, daß der Teufel, als Jesus in der Wüste war und „ihn hungerte“, eine anmaßende Verführung zu Bösem in einen geistigen Vorschlag kleidete und den Meister, um ihn zu versuchen, hieß, er solle zum Beweis, daß er der Sohn Gottes sei, Steine zu Brot machen. Der Meister hielt jedoch an seinem Einssein mit dem Vater fest und antwortete auf Grund wissenschaftlichen Überlegens: „Es steht geschrieben: ‚Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.‘ “

Dann suchte der Teufel des Meisters rechtes Denken umzukehren und ihn und sein großes Werk zu zerstören, indem er ihm listig einflüsterte, es sei ihm verheißen, er werde die beschützende Fürsorge Gottes beweisen. Der Satan forderte Jesus auf, sich von der Zinne hinabzulassen, und flüsterte ihm ein: „Es steht geschrieben: ‚Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen.‘“ Aber da Jesu Denken mit dem Prinzip im Einklang stand, durchschaute er die verräterische Absicht des Bösen und erwiderte: „Wiederum steht auch geschrieben: ‚Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.‘“

Und ein drittes Mal versuchte der Teufel, das Denken des Meisters vom Prinzip zu trennen, indem er ihm „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit“ anbot, wenn er niederfallen und ihn anbeten würde. Aber Jesus weigerte sich, in seinem Denken auf die anmaßende Einflüsterung einzugehen, daß weltlicher Besitz, Stellung und Macht ihm helfen könnten, Gottes Werk zu tun; er lehnte es ab, sich von seiner göttlichen Bestimmung abbringen zu lassen. Er machte unerschütterlich sein von Gott verliehenes Recht auf die Gedanken des Prinzips geltend und wies den Satan ab mit den Worten: „Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.“ Nun mußte der Teufel seine Niederlage zugeben, und Gott sandte Seine Engel, daß sie Seinem geliebten Sohn dienten.

Schmeichelei, Verrat und falsche Versprechungen konnten den Meister nicht täuschen. Da sein Bewußtsein immer eins mit Gott war, ging er auf die Verlockungen der Welt nicht ein. Er wußte, daß Volksgunst weder Demut und Hingebung ersetzen, noch deren Werke tun kann. In „Miscellaneous Writings“ (S. 330) schreibt Mrs. Eddy: „Was ist Volksgunst? Ein bloßer Bettler, der prahlt und bettelt, und Gott verweigert Almosen.“

Wenn der Meister die Kranken heilte, machte er sein göttliches Recht auf die Gedanken des Gemüts geltend und fand dadurch den Menschen, der Gottes Gleichnis ist, der geistig und vollkommen ist, dessen Gesundheit nicht von der Materie, sondern vom Gemüt abhängig ist.

Wenn Jesus den Sünder umwandelte, dachte er nicht von der Grundlage des sterblichen Gemüts aus, das glaubt, Sünde sei eine Wirklichkeit und der Mensch könne sündigen. Er kannte des Menschen bewußtes Einssein mit dem Prinzip, der Seele — ein Einssein, das keine Sünde kennt, sondern weiß, daß der Mensch Gottes sündlose Idee ist.

Mrs. Eddy hätte der Welt den von dem Meister verheißenen Tröster nicht geben können, wenn ihr Denken nicht auf das Prinzip gegründet gewesen wäre. Wie der Meister machte sie ihr göttliches Recht auf die Gedanken des Gemüts geltend und weigerte sich, von der Grundlage des sterblichen Gemüts aus zu denken. Ihre Arbeit war, den Christus, die Wahrheit, zu enthüllen, und sie konnte dieses große Werk nur in dem Maße vollbringen, wie ihr Denken von Gott geleitet war. Sie bewies ihr von Gott verliehenes Recht, richtig, mutig und wissenschaftlich zu denken. Weder Hypnotismus, Mesmerismus, Zauberei noch irgend eine andere despotische Beherrschung des fleischlichen Gemüts konnte Mrs. Eddys Denken vom Prinzip abbringen. Als Einflüsterungen des Bösen sie abzuhalten suchten, das Vorgehen des Bösen und die Machenschaften des tierischen Magnetismus aufzudecken, gab Mrs. Eddy nicht nach, sondern war im „Glauben an den Segen der Treue, des Mutes, der Geduld und der Gnade“ unerschütterlich den Gedanken Gottes gehorsam, und enthüllte den Menschen die heimtückischen Machenschaften des Bösen.

Weil angenommen wird, daß das fleischliche Gemüt das Denken des sterblichen Menschen beherrschen könne; daß persönlicher Einfluß ihn betören könne, einer persönlichen, materiellen Grundlage entsprechend zu denken, sollte sich jeder oft fragen: Ist das göttliche Gemüt oder das sterbliche Gemüt der Ursprung meiner Gedanken? Ist Gott der Ursprung unserer Gedanken, so sind sie erleuchtet, wachsam, scharfsichtig; aber wenn persönlicher Einfluß unser Denken bestimmt, sind unsere Gedanken unerleuchtet und träge, wird unser geistiger Fortschritt verzögert, und wir sind in geringem Maße fähig, den Christus zu beweisen.

Warum sollte man sich von Einflüsterungen betören lassen und dadurch verlieren, was einem rechtmäßig zusteht: das Gemüt, das Gott ist, individuell zu bekunden? Warum sollte man sich sein Denken abstumpfen lassen durch eines Sterblichen Überredung oder überlegene Gewalt? Warum sollte man zulassen, daß Stolz oder ehrgeiziges Streben, Entmutigung oder Furcht unser Denken irreführe? Warum sollte man sich dazu hergeben, etwas zu denken, was entstellt, trügerisch ist — also überhaupt nicht zu denken — und Gedanken, die nicht unsere eigenen sind, als unsere Gedanken beanspruchen? Ein solches Denken kann nie den Grund der Hoffnung erklären, die in uns ist, noch sich bewähren.

In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1900 (S. 8) weist Mrs. Eddy darauf hin, daß Gott einen zwingt, ein entlehntes oder gestohlenes Gedankengewand abzulegen, damit einem seine geistige Armut offenbar wird. Doch wenn man verstehen lernt, daß man keinen geistigen Fortschritt machen und keine wirkliche Freude dadurch finden kann, daß man sich allein auf die Demonstrationen anderer verläßt, so kann man sich an das Gemüt wenden, das alles weiß, und die Gabe finden, die Gott einem selber verliehen hat: die Gedanken des Prinzips wahrzunehmen und sich zu eigen zu machen.

Ein Rechtgesinntsein geht von Gott aus, es wirkt in Seiner Gegenwart und führt Seinen Plan aus. Vom Prinzip ausgehende Gedanken sind von Weisheit und Liebe erfüllt; sie sind mit dem Geist Christi gewappnet.

Warum sollte man sich sein Denken durch die Spinnengewebe des sterblichen Gemüts trüben lassen? Warum sollte man sich von Denkträgheit und Müßiggang beherrschen und sich zu dem falschen Glauben verleiten lassen, daß man die Zielscheibe des materiellen Denkens anderer sei? Nicht nur die Einfältigen und Unwissenden, sondern auch die Gebildeten und Gelehrten, Menschen, denen große Verantwortlichkeiten anvertraut sind, sind den versteckten Machenschaften der Gedankenbeeinflussung ausgesetzt, wenn sie nicht wissen, daß es in Wirklichkeit nur ein Gemüt, Gott, gibt und lernen, wie sie ihre vom Himmel verliehene Macht, klar, liebevoll und wissenschaftlich zu denken, ausüben können. Im 64. Psalm wird uns gesagt, daß die Bösen „den Frommen heimlich schießen“; aber wer recht denkt, ist von der Liebe umgeben, von der Liebe umschlossen, und in die Gegenwart der Liebe kann kein irriges Denken eindringen.

Unser Denken drückt sich in unserem Handeln aus, und jedermann ist für sein Denken verantwortlich. Es kann niemand anders für uns denken; aber jeder kann selber beweisen und sich dadurch selber überzeugen, daß rechtes Denken und rechtes Handeln in jeder Hinsicht Fortschritt bringt. Der sichere Lohn rechten Denkens und rechtes Handeln läßt sich nicht ermessen, er kommt von Gott.

In ihrem Werk „Miscellaneous Writings“ (S. 365) schreibt Mrs. Eddy mit Bezug auf die Christliche Wissenschaft: „Ihr Geist und Wesen ist rechtes Denken und rechtes Handeln, leibliche und sittliche Harmonie; und das Geheimnis ihres Erfolgs liegt darin, daß sie das allgemeine Bedürfnis nach besserer Gesundheit und besseren Menschen befriedigt.“ Jeder sollte unter Gottes Leitung selbständig denken, selbständig handeln, und selber den „Glauben an den Segen der Treue, des Mutes, der Geduld und der Gnade“ finden.

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