Unter der Randüberschrift „Die große Frage“ schreibt unsere verehrte Führerin, Mary Baker Eddy, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 307, 308): „Über dem furchtbaren Getöse des Irrtums, seiner Finsternis und seinem Chaos, ertönt noch heute die Stimme der Wahrheit: ‚Adam ... wo bist du?‘ Bewußtsein, wo bist du? Weilst du in der Annahme, daß Gemüt in der Materie ist, und daß das Böse Gemüt ist, oder lebst du in dem lebendigen Glauben, daß es nur einen Gott gibt und geben kann, und hältst du Sein Gebot?“
Aus Pflichtbewußtsein müssen wir uns diese wichtige Frage oft vorlegen. Sie verfehlt, wenn wir sie ernstlich stellen, nie, uns zu einer höheren Auffassung unserer Pflichten gegen Gott, gegen uns selber und gegen unsere Nebenmenschen zu erwecken. Sie erzeugt ein größeres Verlangen in uns, Gottes Gebot zu halten, indem wir beständig den Glauben und das Verständnis in uns lebendig erhalten, daß es in Wirklichkeit nur eine Macht, eine Gegenwart, ein Gemüt gibt, nämlich Gott.
Das fleischliche Gemüt sucht allgemeine Verwirrung zu erzeugen durch das beständige Geltendmachen widerstreitender sterblicher Ansichten; durch die Dunkelheit unaufgeklärten menschlichen Denkens, das sich als Zweifel, Furcht, Sünde und Krankheit bekundet, und durch die Wirrnis einer durch Streit und Furcht zerrütteten Welt. Aber kein Übel kann, so stark es auch scheinen mag, seinen eigenen Haß, seine eigene Bosheit und Rache auf die Dauer überleben. Das Böse behauptet, etwas und allmächtig zu sein, aber es ist tatsächlich nichts. In Gottes Einheit, Unversehrtheit, Vollständigkeit und Allheit gibt es keinen Haß, keine Bosheit, keine Rache, keine Habgier, keinen Stolz auf Macht oder Besiegung. Im Propheten Habakuk (1, 13) lesen wir mit Bezug auf Gott: „Deine Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen.“
Es ist die Pflicht und das Vorrecht jedes Christlichen Wissenschafters, ohne Aufhören zu beten, sich fortwährend die Wahrheit des Seins zu vergegenwärtigen, nämlich, daß es nur einen Gott, ein Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung gibt; daß es nur eine Liebe und ihren allumfassenden Ausdruck, nur ein Prinzip und sein ewiges Wirken, nur eine Seele und ihre unbegrenzbaren, unveränderlichen Fähigkeiten gibt.
Paulus weist darauf hin, daß wir Befreiung und Erlösung dadurch erlangen, daß wir „alle Vernunft unter den Gehorsam Christi gefangen nehmen“. Erlangen wir dieses Verständnis und halten daran fest, so zerstört es das Böse in jeder Verkleidung und wie es auch heißen möge. Mrs. Eddy sagt aus tiefer, geistiger Erkenntnis in Wissenschaft und Gesundheit (S. 327): „Die Sterblichen eilen der Erkenntnis entgegen, daß Leben Gott, das Gute, ist, und daß das Böse in Wirklichkeit weder im menschlichen noch im göttlichen Haushalt Raum oder Macht hat.“
Wenn man vielleicht um liebe Angehörige Befürchtungen hegt oder sich grämt, so ist es gut, die vermeintliche Ursache des Kummers zu zergliedern. Dabei findet man, daß es die am häufigsten vorkommende und scheinbar wirksamste Waffe und Gewohnheit des sterblichen Gemüts ist, alle seine anmaßenden Einflüsterungen in einem relativen Sinne vorzubringen und einen in diesem Sinne überlegen zu lassen. Die Sicherheit eines lieben Angehörigen mit Bezug auf menschliche Zustände betrachten heißt des Menschen Beziehung zu Gott vergessen, heißt stillschweigend anerkennen, daß das Böse Gemüt sei, daß Gemüt in der Materie sei, und daß das Leben von der Materie abhänge.
Nur wenn man im geistigen Verständnis Gottes und des Menschen beharrt, findet man selber Frieden, kann man nicht nur seinen eigenen Angehörigen helfen, sondern auch einer Welt, die ein Verständnis der Macht Gottes und Seines Christus sucht.
Wie tröstlich die Worte des Psalms sind: „Wo soll ich hin gehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten“ ! Strebt man unablässig nach diesem erhabenen Denken und hält daran fest, so kann man zuversichtlich und freudig erwarten, daß Gottes Gesetz zu unserem Besten wirkt und unser menschliches Vorgehen Seiner Weisheit und Intelligenz gemäß leitet.
„Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst?“ sagt David. Gott gedenkt des Menschen, weil Er ihn zu Seinem Bild und Gleichnis schuf. Des Menschen Gesundheit, Heim und Wesenseinheit bleiben also als Ideen in Gott und sind so ewig wie Gott. Beschränkung, Krankheit und Mangel sind, da sie keine Eigenschaften Gottes sind, nicht wirklich und brauchen nicht als ein Zustand des Menschen ausgeschieden zu werden. Das rechte Verständnis und das wissenschaftliche Anwenden des Gesetzes Gottes vertreibt die Furcht vor diesen Irrtümern sowie den Glauben an ihre Wirklichkeit und zerstört damit die Knechtschaft, in denen diese Irrtümer die Menschen halten.
Die Zustände der Nachkriegszeit, wie das sterbliche Gemüt sie darstellt, bieten kein erfreuliches Bild. Der Christliche Wissenschafter muß auf sein Denken acht geben, er muß sorgfältig darauf achten, was er annimmt und was er zurückweist. Einflüsterungen von Änderungen im Familienleben, von Unterbrechungen im Beruf, von Geldverlusten und Arbeitslosigkeit werden durch das unerschütterliche Verstehen der Allheit Gottes gemeistert. Der wirkliche Mensch spiegelt keine sterbliche Annahme, sondern das göttliche Gesetz wider. Wenn man dies versteht, ist man sich selber ein Gesetz.
Nur wenn wir geistige Ideen unerschütterlich festhalten und uns weigern, die diese Ideen nur nachahmenden materiellen Annahmen in unser Denken einzulassen, erlangen wir Herrschaft in allen Dingen. Unsere Führerin erklärt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 123): „Die göttliche Wissenschaft, die sich über die physischen Theorien erhebt, schließt die Materie aus, löst Dinge in Gedanken auf und ersetzt die Gegenstände des materiellen Sinnes durch geistige Ideen.“
Unser wirkliches Geschäft im Leben ist das Ausdrücken der Eigenschaften Gottes, das Widerspiegeln der göttlichen Liebe. Der wahre Begriff von Geschäft oder vom Heim kann nicht zerrüttet werden; die Einheit Gottes und des Menschen verhindert dies.
In der Welt des Geistes kann kein Verlust vorkommen; denn die Materie ist weder Substanz noch bietet sie Versorgung. In der Wissenschaft ist Versorgung geistig, göttlich, unbegrenzt, immer gegenwärtig, sie entspricht dem Bedarf und besteht zusammen mit dem Bedarf.
Einflüsterungen, daß es schwer sei, sich in der Nachkriegszeit zurechtzufinden, werden überwunden, wenn man weise und mutig den Standpunkt des göttlichen Prinzips vertritt. Nur im Mesmerismus menschlichen Planens verliert man die große Tatsache aus den Augen, daß Gottes berichtigendes Gesetz unablässig wirkt, alles den Erfolg und das Glück scheinbar Hindernde zu überwinden. Gottes Kind spiegelt die unendliche Intelligenz wider und ist als eine Idee im Gemüt immer an seinem rechten Platz. Als dem Ebenbild des Gemüts kann dem Menschen auch nicht die geringste Idee mangeln; noch kann die Fülle und Vollständigkeit des einzelnen geistigen Bewußtseins abnehmen.
Macht der materielle Sinn übermäßige Verantwortlichkeit für Familie und Freunde geltend? Laßt uns diesem Feind unverzüglich entgegentreten und ihn überwinden! Gott ist der Vater aller, Er ist Vater und Mutter der Ideenwelt. Wie die Sonnenstrahlen aus der Sonne hervorgehen und eins mit der Sonne sind, sind Gottes Ideen eine vollständige Einheit und drücken Gott aus. Jede Idee ist jedoch in ihrer Art etwas für sich, und die wahre Verwandtschaft aller Ideen bekundet sich in ihrem einheitlichen Zweck, Gottes Art auszudrücken. Weise menschliche Eltern leiten den sich entfaltenden Gedanken liebevoll zu Gott hin, beherrschen ihn aber nie.
Wir sollten andere nicht persönlich zu besitzen suchen, so schön, einmütig und erfreulich das menschliche Verbundensein auch scheinen mag. Alles Gute in aller Zeit gehört Gott. Da es unsterblich ist, kann es nicht verlorengehen, sondern es bleibt eine lebendige Wirklichkeit zur Verherrlichung der Gegenwart.
„Bewußtsein, wo bist du?“ Man sollte nicht vergessen, daß man nirgends außerhalb des unendlichen Gemüts die Wahrheiten finden kann, die nötig sind, eine Lage zu meistern. Laßt uns danach trachten, daß unser Bewußtsein jetzt und in Zukunft auf dem Standpunkt der von Gott verliehenen Herrschaft über alle Einflüsterungen des Mangels, der Verwirrung und der Ungewißheit bleibt!
Durch den Propheten Joel hat uns Gott verheißen, daß Er Seinen Kindern „die Jahre, welche die Heuschrecken gefressen haben, erstatten will.“ Laßt uns an Seiner Verheißung festhalten und nicht zweifeln! Wenn wir über wenigem getreu sind, wird Er uns über viel setzen.
