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Die Wichtigkeit, ehrlich zu sein

Aus der September 1948-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viele Theaterbesucher in England und Amerika haben das bekannte Lustspiel „Die Wichtigkeit, ernst zu sein“ gesehen. Obwohl es vor über fünfzig Jahren geschrieben wurde, finden wir es immer noch auf der Liste auserlesener Bühnenstücke. Doch wenn es uns gestattet ist, möchten wir hier den Titel ein wenig ändern und eine Frage von großer Bedeutung für jeden Anhänger der Christlichen Wissenschaft erörtern, nämlich: Die Wichtigkeit, ehrlich zu sein. In dem Kapitel „Das Lehren der Christlichen Wissenschaft“ des Buches „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 446) schreibt unsere Führerin Mary Baker Eddy: „Das Gute muß in den Gedanken des Heilers vorherrschen, sonst wird seine Demonstration verzögert und ist gefährlich und in der Wissenschaft unmöglich. Ein unrechter Beweggrund trägt Niederlage in sich. In der Wissenschaft des Gemüts-Heilens ist es absolut notwendig, ehrlich zu sein, denn der Sieg ist auf seiten des unwandelbaren Rechts.“

Daß diese Erklärung eine offensichtliche Wahrheit ist, steht außer Frage. Wenn man verstehen lernt, daß Gotte, die ewige Wahrheit, das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft ist, und wenn man sich an das Prinzip, die Wahrheit, wendet, um Heilung zu finden, so erkennt man, daß keine erfolgreiche Demonstration erwartet werden kann, wenn nicht Heiler sowohl wie Patient nach absoluter Ehrlichkeit streben.

Angenommen, ein Christlicher Wissenschafter bemüht sich, einen Menschen von einer körperlichen Beschwerde zu heilen, und entdeckt im Laufe der Behandlung, daß der Patient in seiner Gemeinde nicht den Ruf hat, ehrlich und ein guter Mitbürger zu sein. Angenommen nun, daß der Patient, wenn dies etwa erwähnt wird, erwidern sollte: „Kümmern Sie sich nicht um meine Moral! Zuerst kommt jetzt die körperliche Heilung.“ Ist es wahrscheinlich, daß die Macht der Wahrheit sich in einem solchen Falle offenbaren kann?

Doch laßt uns dann auch wieder annehmen, daß ein Wissenschafter, wenn er einen kleinen Fuchs der Unehrlichkeit oder der Untreue dem Prinzip gegenüber im Denken seines Patienten aufgedeckt hat, vernachlässigt, einen ähnlichen noch vorhandenen Irrtum in seinem eigenen Denken zu überwinden. Ist dann seine geistige Fensterscheibe durchsichtig genug, um das heilende Licht der Wahrheit hindurchscheinen zu lassen? Wie richtig sagt unsere inspirierte Führerin: „In der Wissenschaft des Gemüts-Heilens ist es absolut notwendig, ehrlich zu sein.“ Ehe der Christliche Wissenschafter sich dem Gedanken seines Patienten nähert, ist es christlich sowohl wie wissenschaftlich, daß er sein eigenes Denken untersucht, um sicher zu sein, daß kein unehrlicher oder liebloser Gedanke dort verblieben ist, der das Licht der Wahrheit trüben oder verdunkeln könnte. In den Worten des Kirchenliedes (Nr. 383):

Was auch den Wahrheitssinn dir trübt,
Befleckt das Denken dein,
Sei es wie Hauch der Sommerluft,
Als Sünde schätz es ein.

Erhalte dein Bewußtsein stets
Von jedem Unrecht frei;
Dem heil'gen Glauben Christi nur
Dein Herz ein Tempel sei.

Auf Seite 115 des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ klassifiziert Mrs. Eddy Ehrlichkeit zusammen mit christlichen Tugenden wie Menschlichkeit, Glauben und Mäßigkeit unter der Randüberschrift „Übergangs-Eigenschaften“. Sie weist auf die Wichtigkeit hin, über der Entfaltung dieser himmlischen Eigenschaften zu wachen, damit unser Denken vergeistigter wird und wahre Heilung folgen kann. Würde ein Ausüber nicht wohl daran tun, diese Liste der Übergangs-Eigenschaften recht oft zu lesen, um festzustellen, wo sein mentaler Barometer steht, und ob er auf geistigen Fortschritt hinweist und auf Willigkeit, das heilige Heilungswerk aufzunehmen?

Hier mag jemand einwenden: „Das ist es gerade; ich habe das Gefühl, daß ich nicht gut genug bin, um die Kranken zu heilen.“ Dann könnte man seine Aufmerksamkeit auf eine sehr trostreiche Erklärung aus „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 448) lenken. Hier lesen wir: „Das Übel, welches sich in den körperlichen Sinnen behauptet, welches das Herz aber verurteilt, hat keine Grundlage; wenn aber das Übel nicht verurteilt wird, bleibt es ungeleugnet und wird genährt.“ Wo gibt es wohl einen gewissenhaften Wahrheitssucher, der im tiefsten Innern nicht irgendeine Unzulänglichkeit, einen unüberwundenen Irrtum, verdammt, den er noch in seinem Bewußtsein beherbergt? Wenn jemand daher nicht versucht, solche ihm anhaftenden Irrtumsannahmen zu übersehen oder zu entschuldigen, sondern ihnen mutig entgegentritt und sie verurteilt, indem er sich klarmacht, daß sie weder einem guten Gott noch Seinem harmonischen Ebenbild angehören, dann hat jener Irrtum seinen Todesstoß erhalten. Da er sich ehrlich bemüht hat, seine eigene geistige Fensterscheibe zu reinigen, kann er nun mit christlicher Konsequenz und in aller Demut den Scheinwerfer der göttlichen Wahrheit auf die Irrtümer richten, die seine Patienten zu plagen scheinen.

Es ist ein traurig Ding, einen sogenannten Christlichen Wissenschafter zu beobachten, der einen Augenblick fromm für einen Kranken die heilende Kraft der göttlichen Liebe erklärt und sich etwas später weigert, mit einem andern Mitglied seiner Kirche zu sprechen! Ist nicht die Behandlung von solch einem Menschen wie „ein tönend Erz oder eine klingende Schelle“ ? (Siehe 1. Kor. 13:1.)

Die Wichtigkeit, ehrlich zu sein, wird in der ganzen Gesetzsammlung, die wir die Zehn Gebote nennen, betont. Nicht nur die Gebote: „Du sollst nicht stehlen“ und „Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“ befassen sich mit der Frage der Ehrlichkeit. Wenn jemand die Bedeutung wahrer Ehrlichkeit verstehen gelernt hat — nämlich, was es bedeutet, Gott, der Liebe, dem Prinzip, dem Gemüt, gegenüber ehrlich zu sein — kann er dann das Erste Gebot übertreten: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“? Wenn er etwa sagt, daß er krank, nutzlos oder entmutigt ist, ist er dann ehrlich Gott gegenüber? Würde er den Götzen der Materie Kraft zusprechen, wenn er sich bemühte, dem Geist gegenüber ehrlich zu sein, und keine andere Substanz als das allgegenwärtige Gute anzuerkennen?

Regt nicht die Antwort jenes Sonntagsschülers zum Nachdenken an, der gefragt wurde, was es wohl bedeutete, den Namen des Herrn zu mißbrauchen? Er antwortete: „Es bedeutet, eine christlich-wissenschaftliche Behandlung zu geben ohne eine Demonstration zu machen.“ Wenn jemand sich daher ehrlich auf Gott verläßt, so sollte er wissen, daß das Wort der Wahrheit stets mit Kraft ausgestattet ist und keinen Mißerfolg kennen kann. Wenn jemand treu und ehrlich an Gott festhält, so kann er nicht umhin, den Vater-Mutter aller zu ehren und auch seinen irdischen Eltern und seinen Fahrtgenossen die rechte Liebe zu zeigen. Wenn die Wahrheit in unserm Denken aufdämmert, daß Gott die Liebe ist, und daß die Liebe des Menschen Leben ist, so schließt eine ehrliche Anerkennung dieser Tatsachen die Möglichkeit eines körperlichen oder mentalen Tötens des Mitmenschen aus. Die Sünde des Ehebruchs versteckt sich unter dem Mantel der Unehrlichkeit; und was die Habgier anbetrifft, wer würde des Nächsten Gut begehren, wenn er in seinem Herzen an der Fülle und dem Reichtum des unendlichen Guten festhielte?

Die grundlegende Botschaft der Zehn Gebote könnte in dem folgenden zusammengefaßt werden: Hüte dich vor der Sünde der Unehrlichkeit! Und wie kann dieser Irrtum überwunden werden, es sei denn durch die Erkenntnis von der Allheit der Wahrheit und des Menschen ewigem Einssein damit? Wegen dieser so kostbaren Einigkeit kann der Mensch sich nicht vom Prinzip loslösen und unehrlich, zügellos und charakterlos werden. Wie oft ist es Anhängern der Christlichen Wissenschaft möglich gewesen, sich selber und andere vor den bösartigen Pfeilen sterblicher Lügengespinste dadurch zu schützen, daß sie in ihrem Denken an jener Wahrheit festhielten! Welch wissenschaftliche Erklärung legt der englische Barde in den Mund des Brutus in seinem Schauspiel „Julius Cäsar“:

Eu'r Droh'n hat keine Schrecken, Cassius;
Denn ich bin so bewehrt durch Redlichkeit,
Daß es vorbeizieht wie der leere Wind,
Der nichts mir gilt.

Was haben wir zu fürchten, wenn unsere Augen auf das Licht der Wahrheit gerichtet sind, wenn wir um wahre Rechtschaffenheit beten, um die Ehrlichkeit, die Mrs. Eddy als geistige Macht bezeichnet? Hört ihre Mahnung in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 453): „Lehre deinen Schüler, daß er sich selbst kennen muß, ehe er andre kennen und den menschlichen Nöten abhelfen kann. Ehrlichkeit ist geistige Kraft. Unehrlichkeit ist menschliche Schwachheit, welche die göttliche Hilfe verwirkt. Du deckst die Sünde auf, nicht um dem körperlichen Menschen zu schaden, sondern um ihn zu segnen, und ein richtiger Beweggrund trägt seinen Lohn in sich.“ Und hört die triumphierende Erklärung des Apostels der Heiden (2. Kor. 13:8): „Wir können nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“

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