Christus Jesus, der größte Metaphysiker, vergeudete nie Zeit mit leeren Worten, sondern sprach immer mit der vollen Macht geistigen Verständnisses; jedes Wort hatte seine bestimmte Bedeutung. Als der Aussätzige ihn um Hilfe bat, gab er ihm versichernd zur Antwort (Matth. 8, 3): „Ich will's tun; sei gereinigt!“
Das „Ich“, von dem Jesus sprach, war nicht sein menschliches Ich, sondern der Christus, die Offenbarwerdung Gottes, die immer gegenwärtig und immer zugänglich ist, alle Krankheit zu heilen. Jesu Verständnis, daß sein wahres Selbst die Widerspiegelung oder der Sohn Gottes war, kam zum Ausdruck in den Worten (Joh. 10, 30): „Ich und der Vater sind eins.“ Gottes Wille wirkt machtvoll, intelligent, weise. Beten: „Dein Wille geschehe“, heißt alles menschliche Planen und allen materiellen Verlaß aufgeben. Gottes Willen tun heißt dem allmächtigen, allgegenwärtigen Gemüt, von dem der Mensch unzertrennlich ist, vertrauen.
Jesu Anweisung: „Sei gereinigt“, ließ erkennen, daß die Heilung von Aussatz wie von jeder andern Art Krankheit durch eine Reinigung des Denkens zustande kommt. Das sterbliche Gemüt muß von seinen gottlosen Annahmen gereinigt werden. Nicht das, was Jesus sagte, sondern sein Verständnis des Einsseins des Menschen mit Gott gab ihm seine heilende Kraft. Worte gehen aus dem Denken hervor, und wenn das Denken dem göttlichen Gemüt entspringt, haben die sich daraus ergebenden Worte die volle Macht der göttlichen Intelligenz. Aber wenn das sterbliche Gemüt spricht, fehlt den Worten diese göttliche Eigenschaft, so daß sie gehaltlos sind.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, gebrauchte Worte mit Bedacht. Manchmal überlegte sie und betete sie lang, ehe sie ein Wort wählte. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ gebraucht sie wissenschaftlich genau angewandte Worte. Der Verfasser des Buchs „Twelve Years with Mary Baker Eddy“ (Zwölf Jahre bei Mary Baker Eddy) erzählt indessen (S. 82), daß Mrs. Eddy im Gespräch ihre Worte immer dem Verständnis des Zuhörers anpaßte und sich so einfach ausdrückte, wie es nötig war, damit er verstehen konnte, was sie meinte. Er führt an, daß unsere Führerin sagte: „Wenn wir mit jemand, der kein Christlicher Wissenschafter ist, über Krankheit sprechen, sollten wir nicht sagen, der Betreffende habe eine Annahme. Man sage einfach, daß er krank sei.“ Dann führte sie die Worte an, die Paulus den Korinthern schrieb (1. Kor. 14, 19): „Aber ich will ... lieber fünf Worte reden mit meinem Sinn [engl. Bibel: mit Verständnis], auf daß ich auch andere unterweise, denn zehntausend Worte mit Zungen“
Heute fragen viele: „Wie kann ich das Verständnis erlangen, um mit Machtvollkommenheit sprechen zu können?“ Die Antwort findet man, wenn man sich in die Bibel und in die Schriften unserer Führerin vertieft. Aber man muß noch weiter gehen: man muß die Christliche Wissenschaft jeden Tag, jede Stunde, jeden Augenblick anwenden. Durch die geistige Erleuchtung, die dieses Ergründen und Anwenden mit sich bringt, kann man ebenfalls mit Machtvollkommenheit sprechen.
Die Verfasserin bewies dies in ihrer eigenen Erfahrung. Sie brachte einmal den Finger in eine Drehtür. Augenblicklich fielen ihr die Worte ein: „Erkläre, daß du nicht verletzt worden bist, und verstehe den Grund weshalb.“ Diese bestimmte Erklärung ist ein Teil eines Satzes in Wissenschaft und Gesundheit (S. 397); er lautet: „Erkläre, daß du nicht verletzt worden bist, und verstehe den Grund weshalb, und es wird sich herausstellen, daß die nachfolgenden guten Wirkungen im genauen Verhältnis zu deiner Nichtannahme von der Physik stehen und zu deiner Treue gegen die göttliche Metaphysik — zu deinem Vertrauen, daß Gott Alles ist, wie die Bibel von Ihm sagt.“ Sofort vergegenwärtigte sie sich, daß sie als Gottes geistige Idee eins mit Gott war, und sie sah, daß der Mensch nicht in einem materiellen Körper ist, der verletzt werden kann; daß Gott das All ist, und daß gute Ergebnisse genau in dem Verhältnis folgen würden, wie sie ihre wahre Wesenseinheit verstand. Sie überlegte einige Augenblicke lang in diesem Sinne. Dann vertiefte sie sich in die Lektionspredigt im Christlich-Wissenschaftlichen Vierteljahrsheft, und damit war der Vorfall abgetan. Als sie wieder daran dachte, hatte sie keine Schmerzen mehr, und es war keine Verletzung zu sehen.
In den Zeugnissen, die in den am Mittwoch in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen stattfindenden Versammlungen gegeben werden, kann man viele Beispiele solchen metaphysischen Heilens hören. Diese Versammlungen bieten uns allen Gelegenheit, die Worte des Apostels Paulus dadurch zu veranschaulichen, daß wir kurz und mit Verständnis sprechen und so allen Zuhörern Segnungen bringen. Wenn unsere Worte sich auf Werke stützen, können wir mit Machtvollkommenheit sprechen, und unzählige Menschen warten sehnlich darauf, von diesen Heilungen zu hören.
Mrs. Eddy sagte einmal dem Wesen nach zu einer Klasse: „Sprechen Sie laut! Wenn Sie so sprechen, daß niemand Sie hören kann, sagen Sie eigentlich:, Ich habe nichts Nennenswertes zu sagen‘ “ (We Knew Mary Baker Eddy, S. 79). Wenn das Herz von Dank erfüllt ist, hat man immer etwas Nennenswertes zu sagen, und Dankbarkeit beseitigt Schüchternheit, Furcht und Befangenheit dadurch, daß sie das Denken mit des Menschen wahrer Art, dergemäß er das Ebenbild Gottes ist, verbindet. Petrus schrieb (1. Petr. 4, 11): „So jemand redet, rede er's als Gottes Wort.“
