Die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule ist ein Beispiel der liebreichen Fürsorge unseres Vater-Mutter-Gottes für Seine Kinder. Wir wissen, daß kein menschliches Planen oder rein persönliches Bemühen die Entfaltung dieser von Gott eingegebenen Tätigkeit fördern oder hindern kann. Aber ein liebevolles Anerkennen und Würdigen ihres göttlichen Ursprungs wird jedem von uns zeigen, wie wir dazu beitragen können, die Arbeit unserer Sonntagsschule zu stärken und zu unterstützen.
In den Herzen der Mitglieder der christlich-wissenschaftlichen Kirche hallen die Worte aus einem Lied unserer Führerin wider (Gedichte, S. 12):
„Wo Deine Kinder, all die Deinen, weilen,
Dort möcht’ auch ich so gerne sein.“
Dies äußert sich vielleicht in dem Verlangen, in der Sonntagsschule zu unterrichten, wodurch man viel Freude und geistiges Wachstum finden kann; aber es sollte uns alle veranlassen, für den Schutz und den Fortschritt dieser wichtigen Kirchenarbeit hingebender geistig zu arbeiten. Es steht außer allem Zweifel, daß unsere Sonntagsschule dieser Unterstützung durch Gebet bedarf. Der unserer Jugend erteilte wissenschaftliche Religionsunterricht muß heute als die wichtigste Jugendbewegung in der Welt anerkannt werden.
In den Geschäftsversammlungen unserer Kirchen lauschen wir freudig und dankbar dem vom Vorsteher der Sonntagsschule erstatteten Bericht. Wir hören gern etwas über das geistige Wachstum der Kinder, und ihre selber erbrachten Beweise der Christlichen Wissenschaft spornen uns an. Wir schätzen es, wenn Eltern in Zeugnissen in den Mittwochabend-Versammlungen und in unseren Zeitschriften ihren aufrichtigen Dank dafür aussprechen, was ihre Kinder in der Sonntagsschule lernen. Aber genügt das? Hört unsere Verantwortung damit auf? Nein, wir müssen unsere Sonntagsschule ebenso wie unsere Gottesdienste liebevoll in unsere Gebete einschließen und immer besser verstehen, daß die Christusidee dort gegenwärtig ist, jeden Schüler zu speisen, zu heilen und zu erleuchten. Eines der schönsten und umfassendsten Gebete dieser Art haben wir in Mrs. Eddys Gedicht „An die Sonntagsschulkinder“ auf Seite 43 ihrer Gedichte. Für jedes Kirchenmitglied ist ein oftes Lesen dieses Gedichts ein Segen — spricht daraus doch die Liebe unserer Führerin zu Kindern sowie ihr Sehnen, daß sie sich in der Wissenschaft unaufhörlich weiterentfalten.
Wir können unsere Sonntagsschule auf wichtige Art dadurch unterstützen, daß wir unsere Religion im Alltag leben. Kinder lernen viel durch Beobachtung ihrer Eltern, und wir haben eine wirkliche Verantwortung in dieser Hinsicht. Die „Lämmer aus der Herde“ sind uns anvertraut, und wenn wir die Christliche Wissenschaft in unserem alltäglichen Umgang mit ihnen nicht aufrichtig und redlich anwenden, so daß sie etwas Anziehendes für sie hat, brauchen wir uns nicht wundern, wenn sie daran irre werden und Gleichgültigkeit oder sogar tatsächlichen Widerstand gegen die Wahrheit an den Tag legen. Wir alle können uns erinnern, wie das leuchtende Beispiel eines liebevollen, gewissenhaften Verwandten oder Freundes uns begeisterte, als wir zur Wissenschaft kamen, und es ist gut, wenn wir ehrlich anerkennen, daß schon mancher junge Anfänger sich zeitweilig von dieser Wissenschaft abgewandt hat, weil er im Leben von Leuten, die sich zur Christlichen Wissenschaft bekannten, etwas sah, was er als inneren Widerspruch oder sogar Heuchelei betrachtete. Nicht durch das, was wir über diese anwendbare, heilende Wissenschaft sagen, sondern dadurch, daß wir sie in unserem Leben aus Liebe still in die Tat umsetzen, wird sie für andere anziehend.
Einem Sonntagsschullehrer wurde eines Morgens eine Klasse zugeteilt, in der zwei etwa zwölfjährige Knaben waren. Als er gerade im Begriff stand, mit dem Unterricht zu beginnen, sah er, wie der größere Knabe den kleineren mit dem Ellbogen anstieß, worauf dieser sagte: „Wir sind Zweifler.“ „Das ist interessant“, erwiderte der Lehrer lachend, „da seid ihr gerade an den rechten Mann gekommen; denn niemand konnte ein größerer Zweifler sein als ich es war, ehe ich wirklich anfing, die Christliche Wissenschaft gründlich zu erforschen und sie anzuwenden.“ Dann folgte eine sehr hilfreiche Auseinandersetzung, wodurch eine ganze Anzahl falscher Ansichten berichtigt wurde. Diese ergötzliche Begebenheit kann auch eine ernste Seite haben: der offen ausgesprochene Zweifel dieser kleinen Knaben war vielleicht dadurch veranlaßt, daß jemand versäumte, Beweis anstatt nur Bekenntnis zu bieten. Unser Meister sagte (Mark 10, 14): „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht“ — hindert sie nicht durch ein Reden oder Handeln, das den Christus nicht lebendig und anziehend für sie macht.
Wie Mrs. Eddys Worte in ihrem Gedicht „Der Mutter Abendgebet“ (Gedichte, S. 4):
„Du Liebe, die des Nestlings zagen Flug bewacht,
Dein Fittig trag empor mein Kind heut Nacht“,
das beständige Gebet jeder liebenden christlich-wissenschaftlichen Mutter sind, so drücken die Worte unserer Führerin (Gedichte, S. 14):
„Wie kann ich sammeln, wie kann ich säen,
Wie kann Deine Schafe ich weiden“,
das aufrichtige Verlangen jedes hingebungsvollen christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschullehrers aus. Diese Gebete gehen auf vielerlei Arten in Erfüllung, wenn Eltern und Lehrer bei Gott, dem einen göttlichen Vater und Lehrer, Erleuchtung und Führung suchen.
In der weisen Hilfe einer Mutter oder eines Vaters, die nachsehen, daß die Hausaufgaben gemacht werden und die Bibellektion sorgfältig gelesen wird, kommt natürlich eine sehr zweckdienliche Zusammenarbeit zum Ausdruck. Das Unterweisen der kleineren Kinder in den in Artikel XX, Abschnitt 3 unseres Kirchenhandbuchs vorgeschriebenen „ersten Lektionen“ wird sich für diejenigen, die glauben, daß sie als Eltern ihre Sonntagsschulzeit längst hinter sich hätten, als eine wertvolle Gelegenheit erweisen, mit den Geboten und den Seligpreisungen bekannt oder daran erinnert zu werden. Und das Beispiel, das die älteren Familienangehörigen durch das tägliche gründliche Erforschen der Lektionspredigt und das Lesen unserer Zeitschriften geben, ist natürlich unschätzbar.
Wie wir alle, lernen unsere Kinder ihr Einssein mit der Wahrheit und der Liebe beweisen. In dem Kapitel „Versöhnung und Abendmahl“ in unserem Lehrbuch (S. 18) sagt Mrs. Eddy darüber, wie Jesus des Menschen Einheit mit Gott veranschaulichte: „Er erfüllte sein Lebenswerk in der rechten Weise, nicht nur um sich selbst gerecht zu werden, sondern auch aus Erbarmen mit den Sterblichen — um ihnen zu zeigen, wie sie ihr Lebenswerk zu erfüllen hätten, nicht aber, um dasselbe für sie zu tun oder sie einer einzigen Verantwortlichkeit zu entheben.“ Dies ist ein wichtiger Punkt, den wir bei der Anleitung und Erziehung von Kindern nicht vergessen sollten. Wir können ihnen so früh wie möglich zeigen, wie sie selber lesen und in der Wissenschaft arbeiten können; wenn wir es beständig für sie tun, tragen wir nicht wirklich hilfreich zu ihrem Wachstum bei. Sie machen unumgänglich Fortschritt, wenn sie die Christliche Wissenschaft in zunehmendem Maße für sich und geistig selbständig erforschen und anwenden.
Eine weitere zweckdienliche Hilfe besteht darin, die Liebe der Kinder zu ihrer Sonntagsschule lebendig zu erhalten, zu erwarten und sie aufzumuntern, daß sie sie regelmäßig und pünktlich besuchen. Dazu kann es nötig sein, daß man selbstlos die Versuchung überwindet, am Sonntagmorgen länger zu schlafen. Eine Mutter kann auch dem falschen Sinn zu widerstehen haben, aus Nachsicht die Kinder, weil sie am Abend vorher spät heimkamen, nicht früh genug zu wecken, damit sie rechtzeitig in die Sonntagsschule kommen.
Mit dem Lehrer des Kindes bekannt zu werden und sich taktvoll zu erkundigen, wie man helfen kann, ist ein weiteres liebevolles Vorgehen seitens christlich-wissenschaftlicher Eltern. Wir mögen in unserer Bewegung keine anberaumten Zusammenkünfte von Lehrern und Eltern haben, (obgleich manche Zweigkirchen zweckdienliche Arten finden, wie Eltern und Lehrer zusammenarbeiten können), aber wachsame und anerkennende Eltern können dies für sich und auf ihre Art liebevoll ausarbeiten.
Manchmal ist eine Mutter so begierig, daß ihr Kind beginnen soll, den Nutzen des Sonntagsschulbesuchs zu haben, daß sie ihn vor der Zeit zu erzwingen sucht. Dies kann zu einem Weinen und Schluchzen führen, das durch mehr Weisheit und weniger Eifer hätte vermieden werden können. Eine kluge junge Mutter, die erfahren hatte, daß ihr Töchterchen in die Sonntagsschule kommen konnte, sobald sie still sitzen konnte, setzte sie zu Hause jeden Tag einige Minuten in ein Stühlchen und sprach dann über Gott, lehrte sie die sieben sinnverwandten Ausdrücke für Gott, und sogar das glücklicherweise sehr kurze Erste Gebot. Nach und nach sprach die Mutter länger, bis die Kleine einige Minuten ganz schön still saß. Als sie sehr früh in die Sonntagsschule aufgenommen wurde, war sie empfänglich und gehorsam, so daß jedermann seine Freude an ihr hatte. Kürzlich hörte ich, daß ein anderes kleines Mädchen auf die Frage ihres Vaters, was sie an ihrem ersten Morgen in der Sonntagsschule gelernt habe, stolz antwortete: „Ich habe sitzen gelernt!“
Ja, durch unsere Sonntagsschule sorgt die göttliche Liebe für ihre Nestlinge, für die es oft ihr erstes Herauskommen aus dem Familienkreis ist. Sie ist die frohe Stätte, wo sie ihre Schwingen zu versuchen beginnen und den Weg aufwärts finden. Hier lernen sie, wie sie „den Stick des Jägers“ (Ps. 91, 3) vermeiden können, so daß sie später ihre Schwingen ausbreiten und tätige Kirchenmitglieder werden können. Mögen sie alle verstehen lernen, was unsere geliebte Führerin in „Miscellaneous Writings“ (S. 213) schreibt: „Die Christliche Wissenschaft gibt einen furchtlosen Flug und eine feste Grundlage“!
