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„Wenn es wirklich einen Gott gäbe“

[Aufsatz ursprünglich in deutscher Sprache]

Aus der Januar 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie Paulus einst den Athenern den unbekannten Gott verkündete, so offenbart die Christliche Wissenschaft der Menschheit den wahren Begriff von Gott: daß Er die Liebe ist und kein Übel sendet. Viele beschäftigen sich mit diesem Ideal im Denken, aber sie glauben, es sei unmöglich, es zu verwirklichen und zu beweisen, weil es so völlig im Widerspruch steht zu den Schwierigkeiten in ihrem Leben, die sie oft dem Willen Gottes zuschreiben. Wenn in ihrem täglichen Leben Disharmonie auftritt, sei es Krankheit, Mangel oder ein anderes Mißgeschick, so erklären sie oft: „Wenn es wirklich einen Gott gäbe, dann könnte und würde Er dies nicht zulassen.“

Den gleichen fast vorwurfsvollen Ausspruch kann man hören, wenn Krieg, Katastrophen und dergleichen ganze Völker in ihren Grundfesten erschüttern, wenn die natürlichen Menschenrechte mit Füßen getreten und die Sterblichen mit dem, was sie Schicksal nennen, innerlich nicht fertig werden. Dann folgern sie, daß es keinen Gott gebe, und daß der Mensch und das Leben den Launen des Schicksals preisgegeben seien.

Dieser Gesichtspunkt enthält die dem menschlichen Sinn ganz natürlich erscheinende Logik, daß Gott, da Er allwissend ist, das Übel kennen und daher das Elend der Sterblichen mitansehen müsse und es aufheben, vermindern oder vermehren könne. Wer wollte auch denen, die diesen Standpunkt vertreten, einen Vorwurf wegen ihres Zweifels und ihrer Unwissenheit machen! Ist nicht die Christenheit seit Jahrhunderten so gelehrt worden? Deutet dieser Zweifel nicht vielmehr auf einen Hunger nach Gerechtigkeit hin, und können die Worte „Wenn es wirklich einen Gott gäbe“, nicht eher als eine Verwahrung gegen den von der Theologie von jeher vertretenen Gottesbegriff aufgefaßt werden? Steht dieser Ausruf, der sich so oft einem verzweifelnden Herzen entringt, nicht ganz im Gegensatz zu den Worten in der Bibel, die von Gott sagt (Hab. 1, 13): „Deine Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst, und dem Jammer kannst du nicht zusehen“?

Was für eine Befreiung, Erlösung und Wohltat die Christliche Wissenschaft mit ihrem klaren, einfachen und folgerichtigen Begriff von der Gottheit dem ringenden Herzen bringt, können gewiß am besten diejenigen nachempfinden, die an jenen althergebrachten, sich widersprechenden Begriffen von der Gottheit Schiffbruch erlitten und dann Zuflucht in der Wahrheit gefunden haben, wie Mary Baker Eddy sie der Menschheit geoffenbart hat. Auf Seite 390 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt sie mit geradezu überraschender Klarheit und Einfachheit: „Unsre Unwissenheit über Gott, das göttliche Prinzip, bringt scheinbare Disharmonie hervor, und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her.“ Dieser kurze, inhaltsreiche Satz beantwortet die oft gestellte Frage nach der Herkunft des Übels und zeigt den Weg zur Harmonie des Lebens.

„Das richtige Verständnis von Ihm“, das wir durch ein gewissenhaftes Ergründen der Wissenschaft des Christentums erlangen, läßt uns erkennen, daß Gott das unwandelbare Prinzip oder die unendliche Liebe, das unbedingte und ewige Gute ist. Und wir finden, daß ein Verständnis Gottes und des zu Seinem Ebenbild geschaffenen Menschen — sei es auch noch so gering — sofort beginnt, sofern es recht angewandt wird, die verworrenen Gedankengänge zu klären und sich im täglichen Leben als eine heilende und befreiende Macht, folglich als ein Gesetz der Berichtigung, auszuwirken. So beweisen wir, daß Mrs. Eddys Worte wahr sind, wenn sie auf Seite 114 in Wissenschaft und Gesundheit von der Christlichen Wissenschaft sagt: „Sie zeigt die wissenschaftliche Beziehung des Menschen zu Gott, sie entwirrt die verworrenen Doppelsinnigkeiten des Seins und befreit den gefangenen Gedanken.“

Als Christus Jesus, dessen Lehren und Leben in der göttlichen Wissenschaft aufrechterhalten und bestätigt sind, während seiner Bergpredigt diesen Hunger nach Gerechtigkeit bei seinen Zuhörern wahrnahm, tröstete er die Menge durch die erhabenen Worte (Matth. 5, 6): „Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.“ Die Christliche Wissenschaft stillt heute dieses Hungern und Dürsten nach der Gerechtigkeit. Sie befriedigt den aufrichtigen Denker durch göttliche Folgerichtigkeit. Die unbeirrbare Gesetzmäßigkeit der Wahrheit, verbunden mit der Herzenswärme der unwandelbaren Libe, verwandelt allen Zweifel in Vertrauen und läßt uns das Gute als die einzige und unbedingte Wirklichkeit, sowie das Nichtbestehen, die Unwirklichkeit des Bösen erkennen.

Der Christliche Wissenschafter, der den lebendigen Gott gefunden hat, befolgt, wenn er von Übel in irgend einer Form bedrängt wird, den Rat, der einst Hiob erteilt wurde (5, 8): „Ich aber würde zu Gott mich wenden und meine Sache vor ihn bringen.“ Er wendet sich Gott zu und dadurch vom Übel ab; während derjenige, der mit Gott und Seinem Gesetz nicht vertraut ist, erwartet, daß Gott in seine menschliche Erfahrung eingreife, ihn vom Übel befreie, und daß er danach den bisher begangenen Weg, der doch zu dem Übel geführt, hat, weiter gehen könne. Die Bibel sagt aber sehr deutlich (Jes. 55, 7): „Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter seine Gedanken.“ Wenn das menschliche Bewußtsein zu einer gewissen inneren Bereitwilligkeit für ein Verstehen der geistigen Wahrheit herangereift ist, wird die unerfreuliche Erfahrung zum Weckruf für das rechte Erkennen der Wahrheiten des Seins, und die geistige Wiedergeburt hat begonnen. Alles, was bisher in Bezug auf die Gottheit verschwommen, ungewiß, alles, was Vermutung, Meinung und Annahme war, weicht allmählich dem wahren, wissenschaftlichen Wissen, dem Wissen, zu dem jeder Mensch berechtigt ist.

Wer sich in den kalten Schatten einer Mauer stellt, kann der Sonne keinen Vorwurf machen, daß ihre wärmenden Strahlen ihn nicht erreichen. Der Mensch hat die Möglichkeit und die Fähigkeit, in seinem Denken die dumpfen und kalten Winkel einer materiellen Lebensauffassung zu verlassen und sich dem Licht des ewigen, harmonischen göttlichen Lebens zuzuwenden. Eine Kenntnis des Rechnens belehrt uns, daß seine unfehlbaren Gesetze und seine bestimmten Regeln nichts mit Fehlern zu tun haben, die lediglich der Ausdruck einer falschen Voraussetzung im Denken des Schülers sind. Wie Fehler im Rechnen durch ein rechtes Verständnis und die rechte Anwendung seiner Gesetze verschwinden, so werden die Unstimigkeiten in dem Verhältnis aus dem Leben des einzelnen und aus dem Leben der Völker schwinden, wie Gott, das göttliche Prinzip alles wahren Seins, allgemein verstanden wird.

Da der Mensch die Widerspiegelung Gottes ist, kann auch er das Übel nicht sehen; er weiß nur um das Gute. Mrs. Eddy gibt ihren Schülern in Wissenschaft und Gesundheit den weisen Rat (S. 261): „Halte den Gedanken beständig auf das Dauernde, das Gute und das Wahre gerichtet, dann wirst du das Dauernde, das Gute und das Wahre in dem Verhältnis erleben, wie es deine Gedanken beschäftigt.“

Wenn der materielle Sinn den Ausruf: „Wenn es wirklich einen Gott gäbe“, auch noch so sehr unterstützt, so antwortet, gestützt auf die Allmacht, der geistige Sinn doch mit dem Wort der Schrift (Ps. 68, 21): „Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn Herrn, der vom Tode errettet.“

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