In Übereinstimmung mit der wachsenden Forderung der Zeit, daß die Völker einander näher kommen, arbeiten die Vereinten Nationen und Staatsmänner vieler Länder daran, eine gesunde Grundlage für den Frieden herzustellen. Da Politik und Diplomatie jedoch auf solch große Schwierigkeiten stoßen, ist es ganz unverkennbar, daß grundlegende Irrtümer im menschlichen Denken am Werk sind und sich diesen Anstrengungen, bessere internationale Beziehungen herbeizuführen, widersetzen.
Durch geistige Wachsamkeit können die Christlichen Wissenschafter wirksam zur Berichtigung von allem Verkehrten in Weltangelegenheiten beitragen, indem sie ihr Verständnis der unbedingten Allheit Gottes, des göttlichen Prinzips, anwenden und infolgedessen erkennen, daß die Liebe völlig hinreichend ist, jedes menschliche Übel, jede menschliche Lage, zu heilen. Mary Baker Eddy, die, wie es ihre Art war, tief in diese Dinge hineinschaute, zeigt uns den Weg, Klarheit in Weltfragen zu bringen, wenn sie erklärt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 504): „Wenn sich die Strahlen der unendlichen Wahrheit im Brennpunkt der Ideen sammeln, dann bringen sie augenblicklich Licht, wohingegen tausend Jahre menschlicher Lehren, Hypothesen und vager Mutmaßungen solchen Glanz nicht ausstrahlen.“
Diese Erleuchtung durch die Ideen der Wahrheit wird uns persönlich zuteil, wenn wir durch hingebendes Ergründen und Beweisen der Christlichen Wissenschaft unser geistiges Verständnis pflegen und entwickeln. Fleiß und unablässiges Bemühen sind erforderlich; durch sie finden wir für unser Denken und Handeln Anleitung bei der einzig möglichen Quelle der Intelligenz — dem göttlichen Gemüt. So werden wir uns der geistigen Tatsachen des Seins bewußt, die durch materielle Vorstellungen hindurchscheinen und unsern Weg vom Sinn zur Seele erleuchten. Diese Strahlen der Wahrheit, die den falschen Augenschein einer materiellen Schöpfung einschließlich von Zwistigkeiten und Krieg unter Völkern aufzuheben und zu vernichten bestimmt sind, gehen hell leuchtend von dem vollkommenen Geist aus.
Eine zu internationalen Mißverständnissen führende irrige Geltendmachung ist der falsche Glaube, daß die Welt von Menschen regiert werde anstatt von dem einen göttlichen Gemüt. Mrs. Eddy warnt mit Bezug hierauf treffend in Wissenschaft und Gesundheit (S. 186, 187): „Das menschliche Gemüt ist von Anbeginn ein Götzendiener gewesen, hat andre Götter gehabt und an mehr als das eine Gemüt geglaubt.“ Zur Zeit erzeugt die falsche Annahme von vielen Gemütern viel Streit über die Frage, was für eine Regierungsform oder Ideenlehre das Leben der Menschen regeln soll. Um zu der Entwicklung internationaler Pläne, die die Menschen zu einer rechten Auffassung von Regierung führen, beizutragen, suchen die Christlichen Wissenschafter bei dem allharmonischen einen Gemüt, bei Gott, Erleuchtung.
Eng verknüpft mit dem falschen Glauben an viele Gemüter sind die Lehren der Menschen mit Bezug auf Macht: sie teilen sie allgemein in göttliche und menschliche Macht ein. Das menschliche Gemüt wendet ein, daß materielle Macht an erster Stelle in der Welt stehe, daß die Völker einen verhältnismäßigen Anteil daran hätten, und daß manche Völker in dieser Hinsicht vor andern begünstigt seien. Die Christliche Wissenschaft widerlegt entschieden jeden Augenschein, der die Überlegenheit materieller oder physischer Macht behauptet; denn ein solcher Augenschein steht im Widerspruch zu der Allerhabenheit und Allmacht des Geistes, Gottes.
Heute stehen die internationalen Fragen betreffs Machtbefugnis oder Staatsgewalt, und wer sie ausüben soll, sehr im Vordergrund, und man muß Stellung zu ihnen nehmen. Menschliches Überlegen möchte uns veranlassen, dem falschen Glauben Fortbestand zu geben, daß es viele höchste Staatsgewalten oder Mächte gebe, so daß internationale Streitigkeiten entstehen; die unbedingte geistige Wahrheit dagegen ist, daß es nur einen höchsten Herrscher im Himmel und auf Erden gibt, nämlich Gott.
Als rechtdenkende Christliche Wissenschafter dürfen wir kein Bild der Verwirrung und der Spaltung unter den Menschen über die Frage, wie die Welt verwaltet werden sollte, hegen. Laßt uns die Unwirklichkeit eines solchen Anspruchs sehen, indem wir den Irrtum zuerst unpersönlich machen und dann erkennen, daß Dinge wie menschliche Macht oder Mächte, Neid, Wettkampf, ausschließliches Recht, Eigenwille, Unehrlichkeit, oder irgend eine andere Irrtumsform, die in öffentlichen Angelegenheiten am Werk zu sein scheint, unwahr sind! Wir können ihnen Rechtsgültigkeit oder Dasein absprechen, weil Gott, das göttliche Prinzip von allem, nie etwas anderes als eine gute Welt erschuf einschließlich eines guten Menschen, dessen Pläne, Verfahren und Handlungen vollkommen und liebevoll sein müssen. In Gott und Seinem Menschen besteht nichts, was zerteilt oder dem Fortschritt und Glück hinderlich ist. In diesem Licht können die Christlichen Wissenschafter in dem Wort „Ideenlehre“ eine tiefere Bedeutung sehen, als ihm gewöhnlich zugeschrieben wird; sie können dabei an das unaufhörliche Ausströmen rechter Ideen denken, die von dem Geist, von Gott, Seinem Sprößling, dem Menschen, zufließen, und die nie trennen oder schaden, sondern segnen und vereinen.
Wenn wir über Weltangelegenheiten in dieser Weise denken, kommen wir in Einklang mit der Erklärung Hiobs (32, 8): „Der Geist ist es in den Leuten und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht.“ Der nicht von Gott erschaffene materielle oder körperliche Mensch ist unfähig zu denken, wie die Wahrheit es eingibt. Seine materielle und ungöttliche Vorstellung von sich selber und von der Welt raubt ihm das rechte Überlegen und führt zu Verwirrung, ungewißheit, Beschränkung und Selbstsucht, die sodann den menschlichen Fortschritt hemmen.
Der wahre Mensch ist das Ebenbild des alles-sehenden, allwissenden Gemüts, des Lebens und der Liebe. Wenn wir dies mit zunehmender Klarheit verstehen, erlangen wir durch wachsende Weisheit, Voraussicht, Umsicht und ein verstehendes Herz größere Herrschaft über menschliche Angelegenheiten.
Die in der Geschichte verzeichneten sterblichen Fehlschläge, Leiden und Anfechtungen sollten die Menschheit überzeugen, daß es heute keinen andern Weg aus der Verworrenheit des Materialismus heraus gibt als den, den der Meister Christus Jesus zeigte, als er den bedeutsamen Ausspruch tat (Joh. 8, 12): „Ich bin das Licht der Welt.“
Mrs. Eddy beschreibt die befriedigenden und bleibenden Ergebnisse eines fleißigen und wachsamen Suchens nach geistigem Licht, um über die Schwierigkeiten des menschlichen Daseins Klarheit zu finden, wenn sie in Wissenschaft und Gesundheit (S. 128) erklärt: „Eine Kenntnis von der Wissenschaft des Seins entwickelt die latenten Fähigkeiten und Möglichkeiten des Menschen. Sie erweitert die Atmosphäre des Gedankens, indem sie den Sterblichen weitere und höhere Gebiete erschließt. Sie erhebt den Denker in seine ureigne Sphäre der Einsicht und Scharfsichtigkeit.“
