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Den Glauben an das Alter aufgeben

Aus der Juni 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Fast alle Menschen glauben, daß sie dem Alter unterworfen seien, daß sie als Sterbliche beginnen und die einschränkenden Stufen der sogenannten Kindheit, der Jugend, der Reife und des Verfalls durchschreiten. Die Christliche Wissenschaft verwirft diesen falschen Begriff durch ihre Lehre, daß der Mensch in Wirklichkeit die vollkommene Idee Gottes, des göttlichen Prinzips, ist, und daß, da das Prinzip sich nicht ändert und nicht altert, der Mensch, die Widerspiegelung des Prinzips, sich nicht ändert und nicht altert. In dem Maße, wie wir uns mehr bewußt werden, daß die wahre Wesensart die Widerspiegelung des unaufhörlichen, unwandelbaren Prinzips — des Lebens, der Wahrheit und der Liebe — ist, nimmt der Glaube an das Alter ab, so daß das Altern im menschlichen Leben immer weniger merklich in Erscheinung tritt.

In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ schreibt Mary Baker Eddy (S. 244): „In der Wissenschaft ist der Mensch weder jung noch alt.“ Die Christliche Wissenschaft erzieht die Menschen geistig zum Aufgeben des Glaubens, daß das Älterwerden Hinfälligkeit mit sich bringe, weil sie sie geistig verstehen lehrt, daß der Mensch die unsterbliche Idee des Lebens ist und vom Verstreichen der Jahre nicht berührt wird. Sie lehrt sie, daß ihr einziges wirkliches Selbst in ewig feststehender, unveränderlicher geistiger Fähigkeit, Tüchtigkeit, Stärke und Freude besteht. Das Verständnis des geistigen, unverletzbaren, ununterbrochenen Kindesverhältnisses des Menschen zu Gott vertreibt menschliche Unwissenheit. Wer die Wahrheit des Seins nicht kennt, bemißt Entwicklung, Kenntnisse, Tüchtigkeit, Kraft und dergleichen weitgehend nach den seit der menschlichen Geburt verflossenen Jahren; er beurteilt die Tauglichkeit und Fähigkeit von Männern und Frauen nach ihrem Alter.

Mrs. Eddy stellt die Beschränkungen bloß, die ein Berichten des Alters zur Folge hat. Das sterbliche Denken hat bei seiner Anstrengung, materielle Tüchtigkeit zu erzeugen, in der Geschäftswelt und im Großgewerbe viele einschränkende Vorschriften betreffs des Alters in Kraft gesetzt. Es sucht z. B. einen Arbeiter, der ein gewisses Alter erreicht, als unfähig zu stempeln, obgleich er selbst nach dem menschlichen Sinn in vielen Fällen dann die höchste Fähigkeit erreicht hat, und die durch lange Erfahrung erworbene Kenntnis von größtem Wert ist. Es geht von dem falschen Gesichtspunkt aus, daß weitere Geburtstage eine Beeinträchtigung der Fähigkeiten oder des Leistungsvermögens bedeuten, und erkennt nicht, daß der Irrtum, sich und andere nach materiellem Alter zu bemessen, es ist, der den Menschen den Stempel der Schwerfälligkeit und auf ihnen lastender vorrückender Jahre aufdrückt.

Bei dieser falschen Daseinsauffassung bekundet die vom menschlichen Gemüt so weitgehend als begehrenswert und erfreulich geschätzte Jugend manchmal Übereilung und Mangel an Weisheit, die zu anscheinend oft schwer wieder zu beseitigenden Fehlern führen. Das mittlere Alter, das allgemein als eine Zeit der Leistungsfähigkeit und des Erfolgs angesehen wird, ist zuweilen geneigt, eine Torheit zu begehen. Vom hohen Alter wendet sich das sterbliche Denken mit Grauen ab, ohne sich klarzumachen, daß Befreiung vom Altern Befreiung von allem Glauben an Alter — an Jugend, mittlere Jahre oder hohes Alter — in sich schließen muß. Eine solche Befreiung erfordert eine Vergeistigung des Denkens: an Stelle des falschen Begriffs, daß der Mensch vergänglich und sterblich sei, muß der wahre Begriff treten, daß er ewig die Widerspiegelung Gottes ist.

Es schließt auch das Überwinden der mit dem Glauben an Körperlichkeit verbundenen Sünden in sich. Die Christliche Wissenschaft befähigt uns, dies zu tun, indem sie unser Denken über fleischliche Wünsche und Begierden zur Liebe des Guten und Reinen emporhebt, indem sie Teilnahmlosigkeit und Müßiggang durch geistige Wachsamkeit und geistiges Bewußtsein vertreibt; Eigenwillen, Selbstrechtfertigung und Eigenliebe durch wahre Demut und selbstlose Dienstbereitschaft verdrängt, und Neid und Haß durch geistige Liebe und Versöhnlichkeit ersetzt.

Im Sinne von Zeit und menschlicher Erfahrung über uns selber denken, heißt irrtümlich einen Anfang und ein Ende zugeben und uns dadurch mit dem erbarmungslosen Glauben an Sterblichkeit verknüpfen, der die Menschen der Hinfälligkeit und der Auflösung zutreibt. Jesaja ermahnt uns (Jes. 2, 22): „So lasset nun ab von dem Menschen, der Odem in der Nase hat; denn für was ist er zu achten?“ Laßt uns aufhören zu glauben, der Mensch sei belebte Materie und materiellen Zuständen unterworfen, und uns zu dem geistigen Bewußtsein erheben, daß Leben die Widerspiegelung des allweisen Gemüts ist! Dann bringen wir in unsere menschliche Erfahrung die göttliche Weisheit, die nicht von zunehmenden Jahren abhängig ist; die geistige Ausdauer und Standhaftigkeit, die sich nicht materiell bemessen läßt, und die gewinnende Freude und den beglückenden Eifer, die nicht auf die Kindheit beschränkt sind.

Durch ein sehnliches Zurückblicken auf die entschwundene Jugend verfällt unsere Daseinsauffassung in die entmutigende Annahme der Sterblichkeit, statt daß wir uns aufschwingen und freudig anerkennen, daß wir jetzt unsterblich sind. Ein solches Zurückblicken verlängert die Spanne des menschlichen Lebens nicht, sondern verkürzt sie eher. Der Versuch, die Jugend nachzuahmen, raubt einem nicht nur die Würde, sondern auch das Gleichgewicht und wahre Schönheit. Warum sollten wir der Jugend huldigen, wenn sie doch nicht weniger ein Zustand der sterblichen Annahme als das Alter ist? Wir sollten aufhören, den Zustand des Menschen nach Zeit und den damit verbundenen Schwächen und Enttäuschungen zu bemessen, und statt dessen durch ein demütiges und unerschütterliches Bemühen, des Menschen Einssein mit Gott zu beweisen, die geistige Tatsache der Unsterblichkeit darzutun suchen.

Nichts in bloßer jugendlicher Schönheit kommt der sich entfaltenden geistigen Schönheit gleich, die in freundlichen Taten zum Ausdruck kommt; nichts in sogenannter Jugendkraft und jugendlicher Ausdauer reicht an die standhafte Stärke geistiger Rechtschaffenheit, Reinheit und unbedingten Verlasses auf Gott heran. Wenn wir bestrebt sind, die Unsterblichkeit verstehen zu lernen, anstatt uns materielle Jugendlichkeit zu bewahren; wenn wir uns eher über das Fleisch zu erheben als Behaglichkeit darin zu finden suchen, wirkt dies der Annahme des Alterns geistig nachhaltig entgegen.

Die sogenannte Jugend muß dem Anschein nach schließlich in Alter übergehen, bis durch das geistige Verständnis, daß der Mensch das Ebenbild seines ewigen Schöpfers ist, der Glaube an Zeit und Materie aufhört. Wenn wir der schließlichen Beschuldigung materiellen Alterns entrinnen wollen, müssen wir die Einwendung des materiellen Sinnes, daß der Mensch sterblich sei, widerlegen und anerkennen, daß er unkörperlich, ewig, geistig ist; daß die Schönheit der Heiligkeit und die unvergängliche Herrlichkeit des Gemüts jetzt und ewig in ihm zum Ausdruck kommen.

Die Religionsgeschichte gibt uns herrliche Beispiele der Macht der unsterblichen Wahrheit, denen, die ihr gehorchen, geistige Stärke und ewige Frische zu verleihen. Von Mose ist berichtet, daß, nachdem er seinem Volk jahrelang hingebend gedient hatte und 120 Jahre alt war, „seine Augen nicht dunkel geworden waren, und seine Kraft nicht verfallen war“ (5. Mose 34, 7). Johannes, der geliebte Jünger und unermüdliche Arbeiter für das Christentum, stand nach menschlicher Ansicht in vorgerückten Jahren, als er das von einem tiefen Einblick in geistige Wahrheit durchdrungene Buch der Offenbarung schrieb, in dem er die große geistige Entfaltung des Guten prophezeite, das durch die Christliche Wissenschaft jetzt in die Welt kommt.

Mrs. Eddy erklärt „Jahr“ zum Teil als „Frist zur Reue“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 598). Wahre Reue schließt Umwandlung in sich, und dies bedeutet Fortschritt — ein Vorwärtsgehen. Ein Vorrücken an Jahren sollte für uns bedeuten, daß wir das, was wir schon von der Wahrheit wissen, besser in die Tat umsetzen, und die Offenbarung unserer Führerin, daß Unsterblichkeit und ewige Harmonie jetzt gegenwärtig sind, voller würdigen und beweisen. Es sollte Jahre bedeuten, in denen viel geistig Gutes vollbracht wird, Jahre, in denen Sünde, Krankheit und Tod verschwinden und die göttliche Wirklichkeit in Erscheinung tritt. Vorgerückte Jahre sollten nicht Verkümmerung, sondern ein Reifen, nicht Dürftigkeit, sondern Erfolg, nicht unnachgiebige Sprödigkeit, sondern freundliche Anpassungsfähigkeit aufweisen. Nicht Verfall, sondern Reife, nicht Leere, sondern Befriedigung, nicht Leid, sondern Freude sollten sie kennzeichnen. Wenn wir die wissenschaftliche Tatsache der Fortdauer des wirklichen Daseins, wie sie in der Christlichen Wissenschaft dargelegt ist, beweisen, kann uns durch das Aufgeben des begrenzenden Zeitbegriffs ein längeres Leben jetzt zur Erfahrung werden. Wir können die nicht abnehmende Nützlichkeit, Fähigkeit und Kraft, die das göttliche Gemüt immerdar mitteilt, beanspruchen und bekunden.

Die geistig immer klarer werdenden Ansichten von Gott und dem Menschen sind die Tage, welche die Jahre sich entfaltender Weisheit, Schönheit und Heiligkeit ergeben. Unsere Führerin sagt uns (Wissenschaft und Gesundheit, S. 584), daß in diesen Tagen „die Dinge der Zeit und des Sinnes in der Erleuchtung des geistigen Verständnisses verschwinden, und Gemüt die Zeit nach dem Guten bemißt, das sich entfaltet.“ In dem Tag der unvergänglichen geistigen Herrlichkeit des Gemüts gibt es keine Zeit, keine Materie, kein Jung- oder Altsein, sondern nur das helle Licht der jetzt gegenwärtigen Ewigkeit und Unsterblichkeit.

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