Wenn ein Christlicher Wissenschafter sich vor einen dem Anschein nach widrigen Zustand gestellt sieht, sucht er die Lösung sofort in den Lehren dieser Wissenschaft. Denen, die die Christliche Wissenschaft nicht kennen, scheinen die Beweise der Wahrheit, die die Geltendmachungen des Bösen aufheben, wunderbar. Es ist jedoch nichts Wunderbares, die mit den Lehren des Meisters, Christus Jesus, verbundenen Wohltaten zu ernten, da diese Lehren durch Mary Baker Eddys Entdeckung vollständig erklärt sind und wieder angewandt werden können.
Jesus sagt uns (Joh. 8, 32): „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Die Christlichen Wissenschafter erleben diese Freiheit, da sie einigermaßen verstehen, daß der Mensch in Wirklichkeit das Ebenbild Gottes, also vollkommen ist, wodurch sie die Fesseln des sterblichen Gemüts sprengen und sich und andere von Sünde und Krankheit befreien.
Eine der tückischen Geltendmachungen, die an viele von uns herantreten, ist eine falsche Auffassung von Wettbewerb. Ehrlicher Wettbewerb ist ein gesundes Mittel, den menschlichen Fortschritt zu fördern. Es ist die verkehrte Auffassung von Wettbewerb, die schädlich ist, weil sie auf der irrigen Annahme der Sterblichen beruht, daß der Mensch um alles, was er braucht, ringen und kämpfen müsse, und zwar manchmal auf Kosten seines Nebenmenschen. Mrs. Eddy schreibt in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 4): „Wettbewerb im Handel, Hinterlist bei Beratungen, Ehrlosigkeit in Völkern, Unehrlichkeit in Vertrauenssachen beginnen damit: ‚Wer soll am größten sein?‘ “
Das sterbliche Gemüt sucht uns zu sagen, daß wir in der Geschäftswelt, in der Schule und im geselligen Verkehr im Wettbewerb mit andern stehen, und daß sich unser Erfolg und Fortschritt danach bemesse, was andere getan haben oder tun. Im Geschäftsleben begegnen wir oft der Annahme, daß wir mit Bezug auf Stellung oder Umsatz mit andern wetteifern müssen; in der Schule, daß wir zur Erlangung guter Zeugnisse und Auszeichnungen mit andern Schülern wetteifern müssen. Und in unseren gesellschaftlichen Verbindungen sind wir versucht, auf die falsche Auffassung von wettbewerb dadurch einzugehen, daß wir uns in unserem Denken zu gewissen Gruppen und Klassen halten und um Stellung und Macht miteinander wetteifern, während wir glauben, daß andere auf Grund der Rassenzugehörigkeit, der Bildung oder beruflicher Unterschiede von diesen Gruppen ausgeschlossen seien. Und die falsche Geltendmachung des Wettbewerbs hört damit noch nicht immer auf; denn sie kann einen verleiten, seinen Fortschritt in der Christlichen Wissenschaft mit dem eines andern zu vergleichen und ihn um sein Verständnis und seine Beweise zu beneiden. Tatsächlich ist Fortschritt und alles Gute jedoch allen gleich zugänglich.
Was macht geltend, daß der Mensch mit andern wetteifern könne und müsse, um vorwärts zu kommen oder nicht unterzugehen? Nur die irrige Annahme, daß der Mensch ein von Gott getrenntes Leben habe, das nicht von Gottes unwandelbarem Gesetz der Liebe regiert und erhalten wird; daß ihm das, was er braucht, fehle, und daß er nur auf sich selbst angewiesen kämpfen müsse, um seine Verhältnisse zu verbessern und das zu haben, was er täglich braucht. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der Mensch als Gottes Bild und Gleichnis vollständig und vollkommen erhalten wird und seinem Bruder nichts zu entziehen braucht, um die Vollständigkeit des Seins auszudrücken. Jeder hat das Recht, auf die Intelligenz, die Weisheit, Liebe und Herrschaft, die Gott dem Menschen verleiht, Anspruch zu erheben. In dem Maße, wie man dies tut und sich die gegenwärtige Vollkommenheit und Vollständigkeit seines Wahren Selbst klar macht, bringt man diese Eigenschaften Gottes in sein menschliches Leben. Sie befähigen einen, die Vollkommenheit völliger auszudrücken, und helfen einem dadurch, daß man bei allen rechten Bestrebungen Vortreffliches leisten und erfolgreich sein kann.
Vor kurzem hatte ein Christlicher Wissenschafter auf einer großen Universität Gelegenheit, bei seinen Aufgaben zu beweisen, daß ein falscher Sinn von Wettbewerb wesenlos ist. Als er sich gegen Schluß eines Semesters auf eine Prüfung im Englischen vorbereitete, kam die Einflüsterung, daß ein scharfer Wettbewerb in seiner Klasse herrsche, und daß es ziemlich schwer sein werde, einen befriedigenden Grad zu erlangen. Es schlich sich Furcht ein, und es kamen ihm Zweifel, ob er auch gründlich genug vorbereitet sei für die Prüfung. Dann suchte er in der Bibel und im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mrs. Eddy nach einer Lösung der Frage. Fast sofort enthüllte sich ihm die Wahrheit, daß der Mensch die Intelligenz des einen Gemüts widerspiegelt, und daß er nicht mit andern wetteifern kann, weil alle Kinder Gottes dieselbe göttliche Intelligenz widerspiegeln.
Als er sich in die Bibel und das Lehrbuch vertiefte, fühlte er sich veranlaßt, hinsichtlich einer gewissen Seite in dem Fach, in dem er vor der Prüfung stand, noch besonders zu lernen. Die Anregung dazu war so klar und bestimmt, daß es schien, als hätte sie ihm jemand zugeflüstert. Er leistete dem Gebot Folge und war nicht im geringsten überrascht zu finden, daß die Prüfung am nächsten Morgen ganz das behandelte, was zu lernen er am Abend zuvor geführt worden war. Er erhielt für seine Prüfungsarbeit eines der besten Zeugnisse in der Klasse.
Er war Gott dankbar, daß er in diesem Falle die Immergegenwart und die Leitung des einen Gemüts hatte beweisen können; denn es zeigte ihm wieder, daß man durch die Christliche Wissenschaft schwierige Aufgaben jeder Art erfolgreich löst, und daß wir immer recht geführt werden, wenn wir der sanften Stimme der Wahrheit gehorchen.
Das sterbliche Gemüt sucht die Menschen zu Sklaven der Furcht zu machen durch die Behauptung, daß unser Dasein geradezu abhängig sei von unserer Fähigkeit, die Dinge, die wir brauchen, zu erkämpfen. Der materielle Sinn sucht uns einzureden, daß wir nur insoweit erfolgreich seien, wie wir andere auf unserem Arbeitsgebiet übertreffen. Die Christliche Wissenschaft bringt die Furcht zum Schweigen und beseitigt die falsche Auffassung von Wettbewerb, indem sie uns befähigt, die geistige Tatsache, daß der Mensch alle Eigenschaften Gottes widerspiegelt, und daß ihm nichts mangelt, zu verstehen und zu beweisen. Bei unserem rechtmäßigen Streben, Erfolg zu haben und Hervorragendes zu leisten, können wir in dem, was der Apostel Paulus seinem jungen Freund Timotheus schrieb, Zuversicht finden (2. Tim. 1, 7): „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.“
