Die Christliche Wissenschaft offenbart die herrliche Tatsache, daß die Sehkraft des wirklichen Menschen immer und ewig geistig und vollkommen ist und sein wird. Nach der menschlichen Auffassung jedoch wird angenommen, das Augenlicht sei in den materiellen Augen und von ihnen abhängig und daher allen Launen der Materie und ihren sogenannten Gesetzen unterworfen.
Jemand mag fragen: „Was ist das Augenlicht? Ist es materiell oder mental, oder ist es teilweise materiell und teilweise mental?“ Wie schon erwähnt, erklärt die Christliche Wissenschaft, daß wahres Sehen keineswegs materiell ist, sondern ganz und gar mental und geistig. Außerdem ist die Sehkraft weder in noch von dem sterblichen Gemüt, in dem sich das Sehvermögen von Tag zu Tag verändern mag. Die Sehkraft ist tatsächlich eine ewige Fähigkeit des göttlichen Gemüts, Gottes, der von Jakobus beschrieben wird als der „Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis“ (1:17).
In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“, Seite 586, definiert Mary Baker Eddy „Augen“ wie folgt: „Geistiges Erkennen — nicht materiell, sondern mental.“ Um also die falschen Annahmen von den Augen zu überwinden, müssen wir geistiges Erkennen pflegen.
Zu den Irrtümern des sterblichen oder fleischlichen Gemüts, die behaupten, den Ausdruck vollkommener Sehkraft hindern zu können, gehören Groll, Sorge, Furcht und Verwirrung. Doch die Christliche Wissenschaft lehrt, daß das sterbliche Gemüt keineswegs ein wirkliches Gemüt sein kann, da Gott das einzige Gemüt ist. Wir mögen die Bemerkung gehört haben: „Ich war so böse, daß ich kaum sehen konnte.“ Wie wahr mag diese Behauptung gewesen sein! Alles irrige Denken verschleiert unser Bild von dem Christus und hindert uns, klar zu sehen oder unsere normale Sehkraft zu Ausdruck zu bringen.
Vor einigen Jahren fragte mich meine Frau auf einem Spaziergang, ob ich das Schild eines Theaters in einiger Entfernung lesen könne. Ich fand, daß es vollkommen verschwommen für mich war, während sie es leicht lesen konnte. Als wir uns um fast einen Häuserblock genähert hatten, konnte ich es noch immer nicht erkennen. Erst als wir ganz nahe waren, war ich imstande, die Worte zu lesen. Ich merkte, daß ich diesem Problem des gestörten Sehvermögens ernstes, gebeterfülltes Denken widmen mußte, um es zu zerstören. Während ich das tat, fiel mir etwas außerordentlich Hilfreiches ein, das mir eine Ausüberin vor Jahren einmal gesagt hatte. Sie sagte, sie hätte immer wissen wollen, wo das Leben eigentlich wäre. Dann lernte sie durch die Christliche Wissenschaft verstehen, daß Leben im göttlichen Gemüt ist. Um es mit ihren Worten zu sagen: „Leben ist an einem sicheren Platz; es ist im göttlichen Gemüt.“
Und dann überlegte ich in dieser Weise: Auch die Sehkraft ist an einem sicheren Platz, denn auch sie ruht im göttlichen Gemüt. In Wirklichkeit kann sie weder verloren, verletzt noch gestört werden. Und da der Mensch Gott, Gemüt, ausdrückt, besitzt er durch Widerspiegelung zu allen Zeiten seine vollkommene Sehkraft. Es ist daher unmöglich, daß sein Sehen verschwommen oder undeutlich sein kann. Überdies kann die Sehkraft des Menschen auch nicht durch Altern nachlassen, denn der Mensch, die Idee Gottes, altert niemals. Wie Mrs. Eddy uns sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 244): „In der Wissenschaft ist der Mensch weder jung noch alt.“ Wie vollkommen, dachte ich, spiegelt der klare, ruhige See die Bäume und den Himmel darüber wider! Und dann bemühte ich mich, Gott durch mehr Liebe, Geduld, Ruhe und dergleichen widerzuspiegeln. In verhältnismäßig kurzer Zeit fand ich, daß ich entfernte Gegenstände normal erkennen konnte.
Es wird uns oft gesagt, wir müßten vorsichtig sein wie wir unsere Augen gebrauchen. Die beste Art, sie zu benutzen, ist die, welche die Bibel empfiehlt: sie zu Gott zu erheben. In einem der Psalmen lesen wir (121:1, 2): „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Es ist wahrhaft inspirierend und heilend, unsere Augen über die Materie und die materielle Begrenzungen zum Geistigen und Wirklichen zu erheben.
Beim Nachdenken über die Sehkraft mögen wir uns wohl fragen: „Was ist es eigentlich, was wir von allem am meisten zu sehen begehren?“ Mrs. Eddy gibt in „Wissenschaft und Gesundheit“, Seite 264, eine gute Antwort; sie schreibt: „Wenn wir den Weg in der Christlichen Wissenschaft begreifen lernen und des Menschen geistiges Sein erkennen, werden wir Gottes Schöpfung schauen und verstehen — all die Herrlichkeiten der Erde und des Himmels und des Menschen.“
Mose Augenlicht war nicht durch sein Alter trübe geworden. Sollten wir nicht mit den Jahren immer klarer das geistige Sein des Menschen erkennen? Sollte dann im Verhältnis, wie unser Verständnis von Gott zunimmt, sich nicht auch unser Augenlicht beständig bessern, statt durch den Ablauf der Zeit unklar und dunkel zu werden? Wir werden in dem Maße besser sehen, wie wir klarer erfassen, daß das Augenlicht immer vollkommen und ewig ist, war und sein wird. Als Fähigkeit des göttlichen Gemüts, bedarf die Sehkraft niemals einer Heilung.
Laßt uns bemüht sein zu verstehen, was die Sehkraft tatsächlich ist, und das unerschütterliche Vertrauen zu gewinnen, daß wahres Sehen durch keine irrigen Suggestionen, die das sterbliche Gemüt aussenden mag, verdunkelt, getrübt oder verletzt werden kann.
Wohl mögen wir mit den Worten eines unserer geliebten Kirchenlieder ernst und eindringlich beten (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 66):
O Seele, flöße uns Erleuchtung ein,
Nimm weg den Vorhang, zeig das wahre Sein:
Die Erd', den Himmel, neu und ewig Dein.
Halleluja ! Halleluja !