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Der Schande nicht achten

Aus der Juni 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im 12. Kapitel des Hebräerbriefes wird uns gesagt, daß Jesus „da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht“. Vor vielen Jahren, noch ehe die Verfasserin etwas von der Christlichen Wissenschaft und ihren herrlichen Wahrheiten wußte, die ihr ganzes Leben umgestalten sollten, hatte sie diesen Vers auswendig gelernt und seine Schönheit, seine ergreifende Tiefe und innewohnende Kraft bewundert. Doch sie versäumte zu erkennen, daß diejenigen, die in Jesu Fußtapfen treten, früher oder später lernen müssen, „der Schande nicht zu achten“ — lernen müssen, sich über die Traurigkeit zu erheben, die durch die Feindschaft der Welt gegenüber der Wahrheit und der Liebe hervorgerufen wird.

Die meisten Menschen haben es gern, wenn man gut von ihnen denkt; diese Neigung zeigt sich selbst bei kleinen Kindern, und wenn der moralische Mut nicht durch eine weise Anleitung und geistigen Fortschritt gestärkt wird, kann es sein, daß junge Leute sowie auch deren Eltern sehr empfindlich werden gegen Kritik. Sie werden versucht sein, den Weg der großen Masse zu gehen und sogar Unrecht zu tun, statt das zu befolgen, was recht ist.

Doch auf lange Sicht gesehen wird derjenige, dem nur an Volksgunst gelegen ist, enttäuscht werden. Er wird erkennen, wie unmöglich es ist, es jedermann recht zu machen, und sein eigener Seelenfrieden wird aufs Spiel gesetzt, wenn er sich durch die Ansichten anderer Menschen davon abbringen läßt, nur dem zu folgen, was recht ist.

In der religiösen wie in der Weltgeschichte finden wir viele unglückselige Beispiele einer weltlichen Gesinnung; aber wir haben auch viele edle Vorbilder von Männern und Frauen, die bereit waren, hohen Idealen um jeden Preis treu zu bleiben. Wir denken sogleich an Moses und Elias — Männer, die in bemerkenswertem Maße solche Eigenschaften wie Mut, Standhaftigkeit und Hingabe veranschaulichten. Wir schulden ihnen viel, denn sie setzten ein Richtmaß fest, das die Welt vorbereiten half für die Aufnahme der Wahrheit, daß es keine von Gott getrennte Macht gibt — der Wahrheit, die Jesus veranschaulichte und die die Christliche Wissenschaft diesem Zeitalter von neuem erläutert.

Mrs. Eddy, die Verfasserin des Buches „Wissenschaft und Gesundheit“, wandelte in den Fußtapfen des Meisters, der ohne Wanken die Verachtung und den Spott derjenigen auf sich nahm, die nicht imstande waren, seine herrliche Laufbahn zu begreifen, und sie dachte niemals daran, die Mission aufzugeben, mit der sie betraut worden war. Obwohl sie zuweilen falsch verstanden, ja sogar verleumdet und verlästert wurde, strebte sie unaufhörlich weiter, im Gehorsam gegen Gottes Gebote. Da sie wußte, daß sie von Gott die unschätzbare Offenbarung Seiner Natur und der Natur Seines Universums empfangen hatte, sowie der Natur des zum Bild und Gleichnis des Gemüts erschaffenen Menschen, wurde sie dazu geführt, die geistigen Regeln zu entdecken und klar zu formulieren, mittels derer dieses Wissen auf die Lösung menschlicher Probleme angewandt werden kann.

Die von ihr begründete Bewegung beruht auf der Liebe zu Gott und dem Menschen. Denjenigen, die die fundamentalen Lehren der Bergpredigt im täglichen Leben anwenden möchten, gibt sie wertvolle Ratschläge und inspirierte Anleitung. So rät sie im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 3): „Möge dich die Kirche oder die Presse noch so schlecht behandeln, und möge ihr Urteil über dich noch so falsch sein: ergehe dich nicht in leidenschaftlichen Schmähungen und tue deinen Feinden Gutes, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.“ Die Christliche Wissenschaft zieht einen scharfen Trennungsstrich zwischen dem Geist und der Materie, dem Guten und dem Bösen, und lehrt uns, das Zeugnis der körperlichen Sinne, die keine Kenntnis von Gott haben, nicht zu fürchten, noch ihm zu vertrauen.

Und doch muß der wahre Jünger in unserem Zeitalter wie vor alters lernen, der Schande nicht zu achten; die Umstände mögen es mit sich bringen, daß er die Wahl treffen muß zwischen der Zustimmung seiner Mitmenschen, vielleicht seiner Freunde und Verwandten, und der Treue gegenüber dem göttlichen Prinzip, von dem er einen Lichtblick erhascht hat. Trotz der mentalen Kämpfe, die dies mit sich bringen mag, wird er finden, daß, wenn er den persönlichen Sinn oder den Stolz aufgegeben hat und bereit ist, wirklich demütig zu sein, ein großer Lohn seiner harrt. Sein Seelenfrieden und sein Sinn für wahre Freiheit werden zunehmen; in der Tat mag sich zeigen, daß seine Erfahrung der jenes Mannes ähnelt, der, sich gemäß einem kurzen, aber bedeutsamen Gleichnis, als er zu einem Mahl geladen wurde, „untenan“ hinsetzte und später von seinem Gastgeber gebeten wurde, „hinaufzurücken“ (Luk. 14:10).

Wie viele andere Anhänger der Christlichen Wissenschaft, so hat auch die Verfasserin gefunden, daß die Bereitschaft, den Beifall der weltlich Gesinnten aufzugeben, um der Christus-Wahrheit zu folgen, ihr eine wunderbare geistige Erhebung gebracht hat, eine Freude, die viel tiefer ist als die flüchtige Genugtuung des persönlichen Sinnes. Doch das Opfer muß von ganzem Herzen gebracht werden, nicht zögernd, denn „einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ (2. Kor. 9:7). In mehr als einem Falle fand die Verfasserin, daß diejenigen, die ihren Standpunkt zunächst mißbilligt hatten, wieder eine freundliche Haltung ihr gegenüber einnahmen und erkannten, daß Gottes Geheiß befolgt worden war.

Die Sterblichen haben eine falsche Vorstellung von dem Wert der Dinge. Jesus dagegen, durch dessen Menschlichkeit die Göttlichkeit des Christus offenbart wurde, hatte die rechte Vorstellung. Dasselbe trifft auf den Apostel Paulus zu, der viele Jahre nach seiner Bekehrung, als ein Gefangener in Rom, schreiben konnte (Phil. 3:7): „Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.“

Mrs. Eddy hatte die rechte Vorstellung von dem Wert der Dinge, wie aus einer Erklärung in ihrem Buch „Vermischte Schriften“ ersichtlich ist (S. 8): „Was ist es, das dich kränkt? Kann denn Hohes oder Tiefes, oder eine andere Kreatur dich scheiden von der Liebe, die das allgegenwärtige Gute ist — die unendlich segnet, einen und alle? Nenne nur das deinen Feind, was das Christusbild, das du widerspiegeln solltest, besudelt, entstellt und entthront. Was immer das menschliche Leben läutert, heiligt und weiht, ist nicht ein Feind, wie sehr wir auch darunter leiden mögen.“

Die Allheit Gottes, des Guten, des Geistes, und das daraus folgende Nichts des Bösen oder der Materie wurden unserer Führerin offenbart. Wenn wir diesen Tatsachen zustimmen, wird es uns viel leichter, die Kritik des sterblichen Gemüts nicht zu beachten und unverdientem Tadel gegenüber die rechte Haltung einzunehmen. „Der Schande nicht achten“ bedeutet offenbar nicht, daß wir uns über die falschen Ansichten, die andere Leute über uns hegen, lustig machen oder erwarten sollen, daß wir im allgemeinen falsch beurteilt werden, oder die Stellung einnehmen sollen, die von Mrs. Eddy mit wunderbarem Scharfblick wie folgt charakterisiert wird (Vermischte Schriften, S. 288): „Aus eigennützigen Gründen die Rolle des Märtyrers zu spielen, ist eine Ausflucht des unaufrichtigen Gemütes und nichts anderes als Selbstsucht.“ „Der Schande nicht achten“ bedeutet vielmehr Gott an die erste Stelle zu setzen und im Gehorsam gegen die folgende einfache Regel zu handeln:

„, Tue deine Pflicht; das ist das oberste Gesetz; Alles übrige überlasse deinem Herrn und Gott !‘ “

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