Im 12. Kapitel des Hebräerbriefes wird uns gesagt, daß Jesus „da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht“. Vor vielen Jahren, noch ehe die Verfasserin etwas von der Christlichen Wissenschaft und ihren herrlichen Wahrheiten wußte, die ihr ganzes Leben umgestalten sollten, hatte sie diesen Vers auswendig gelernt und seine Schönheit, seine ergreifende Tiefe und innewohnende Kraft bewundert. Doch sie versäumte zu erkennen, daß diejenigen, die in Jesu Fußtapfen treten, früher oder später lernen müssen, „der Schande nicht zu achten“ — lernen müssen, sich über die Traurigkeit zu erheben, die durch die Feindschaft der Welt gegenüber der Wahrheit und der Liebe hervorgerufen wird.
Die meisten Menschen haben es gern, wenn man gut von ihnen denkt; diese Neigung zeigt sich selbst bei kleinen Kindern, und wenn der moralische Mut nicht durch eine weise Anleitung und geistigen Fortschritt gestärkt wird, kann es sein, daß junge Leute sowie auch deren Eltern sehr empfindlich werden gegen Kritik. Sie werden versucht sein, den Weg der großen Masse zu gehen und sogar Unrecht zu tun, statt das zu befolgen, was recht ist.
Doch auf lange Sicht gesehen wird derjenige, dem nur an Volksgunst gelegen ist, enttäuscht werden. Er wird erkennen, wie unmöglich es ist, es jedermann recht zu machen, und sein eigener Seelenfrieden wird aufs Spiel gesetzt, wenn er sich durch die Ansichten anderer Menschen davon abbringen läßt, nur dem zu folgen, was recht ist.
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