Christus Jesus sagte vom Himmel: „Er ist Gottes Thron“ (Matth. 5:32 — Menge-Bibel). Da der Thron Herrschaft andeutet, sollte man vom Himmel in Begriffen von Gottes Obrigkeit und Vollmacht und von Seiner Regierung in Begriffen Seines gerechten und barmherzigen Gesetzes denken. In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß wir, um unsere Erlösung von dem sterblichen Daseinsbegriff mit seinen Schmerzen und Leiden und Sünden ausarbeiten zu können, unseren Platz im Himmel durch den Gehorsam gegen das göttliche Gesetz finden müssen. Tatsächlich befinden wir uns schon jetzt im Himmel, und zwar in dem Verhältnis, wie wir dieses Gesetz befolgen. Da man nicht stirbt, um so gehorsam zu sein, stirbt man auch nicht, um in den Himmel zu kommen.
In der Bergpredigt verknüpfte Jesus den Himmel mit dem Gehorsam, als er vom Gesetz im Dekalog sagte (Matth. 5:19): „Wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“ Diese größte aller Predigten stellt eine tiefgründige Abhandlung über das Gesetz dar; sie legt den Wesenskern des Gesetzes Gottes dar, den Geist, in dem dieses Gesetz befolgt werden muß, wenn das Himmelreich erlangt werden soll. Der Meister weilte immer im Himmel, weil er bei keiner Gelegenheit versäumte, das göttliche Gesetz zu befolgen. Er verstand Gottes Gesetz in all seiner Wahrheit und Macht, und er bewies, daß es sein ganzes Leben beherrschte.
In unserem Zeitalter erhob Mary Baker Eddy das Verständnis des Gesetzes zu seiner absoluten Bedeutung, als sie die Christliche Wissenschaft entdeckte, denn diese Wissenschaft stellt das wirkliche Gesetz dar, die geistige Kraft, durch die Gott, der Geist, sich selbst zum Ausdruck bringt. Das Gesetz muß, um wirksam zu sein, eine Kraft, Energie oder Macht darstellen, die unaufhörlich tätig ist, um Wirkungen hervorzurufen. Das göttliche Gesetz kann nicht verletzt werden, denn es ist der Wille Gottes, die beständige, zweckdienliche Energie des göttlichen Gemüts, welche wirkt, um das Reich der Wirklichkeit — das Himmelreich — zu schaffen, ihm Fortdauer zu verleihen und es zu regieren.
Die Funktion des Gesetzes ist zu regieren, und wir müssen erkennen, daß irgendeine Macht — sei sie nun gut oder böse — jeden Gedanken regiert, den wir hegen, jede Tätigkeit, die wir bekunden, und jeden Vorfall, der sich in unserer Umgebung zuträgt. Ziel und Zweck der Christlichen Wissenschaft ist, das Gesetz Gottes zu demonstrieren, das heißt, wir müssen unser gesamtes Denken und Handeln mit dem göttlichen Willen in Einklang bringen, indem wir verstehen, daß dies der einzige Wille ist. Dann wird alles, was dem Willen Gottes widerspricht, als gesetzlos und machtlos bewiesen, ja als tatsächlich nicht existierend.
Geistig wahrhaftiges Denken demonstriert Gottes Regierung und des Menschen wissenschaftlichen Zustand in Seinem Reich. Diese Regierung wird erkannt an den erbarmungsvollen Heilungen, die durch die Christliche Wissenschaft bewirkt werden. Mit jeder Heilung rückt der Himmel klarer in unseren Gesichtskreis und wird Gott besser verstanden als der Eine, der alles regiert.
Um die beständige Regierung des göttlichen Gesetzes zu beweisen, müssen wir uns seiner Gegenwart und Macht ergeben und es so klar als die unaufhörlich wirkende Energie des Gemüts verstehen, daß keine sogenannte böse Macht imstande sein wird, uns zu beherrschen. Einer Eigenschaft Gottes ist die Energie des Gemüts zu eigen, die die Ideen des Gemüts verkörpern. In dem wirklichen Menschen, dem Bild und Gleichnis Gottes, sind Eigenschaften wie Gerechtigkeit, Liebe, Freude, Reinheit und Gesundheit unaufhörlich wirksam, und nichts vermag ihre Lebenskraft zu vermindern oder ihre Wirksamkeit zum Stillstand zu bringen. Keine Eigenschaft Gottes kann dem Charakter des Menschen geraubt oder unwirksam darin werden. Gottes Mensch wird unwandelbar von dem Gesetz der Liebe regiert, dem Gesetz der Gesundheit, dem Gesetz der Reinheit — den geistigen Kräften, die seine Vollkommenheit ausmachen. Gott bringt Seine Gesetze zur Ausführung, und Seine Regierung stellt den Himmel dar, in dem Seine Ideen immerdar leben und wirken.
In ihrem Buch „Nein und Ja“ gibt uns Mrs. Eddy die folgende wissenschaftliche Beschreibung vom Menschen (S. 11): „Der Mensch hat immerwährende Individualität; und Gottes Gesetze und ihr vernünftiges und harmonisches Wirken bilden seine Individualität in der Wissenschaft der Seele.“ Wenn ein Mensch von diesem wissenschaftlichen Begriff des Menschentums abgeirrt zu sein scheint, muß sein Ungehorsam gegen das Gesetz als eine Illusion angesehen und auf dieser Basis zerstört werden. Eine Idee kann sich nicht von der Regierung des Gemüts entfernen, dessen Erkenntnis ihr erst das Dasein gibt. Die Logik dieser Regierung ist unleugbar; und wenn wir diese Regierung bereitwillig für uns ausarbeiten, indem wir Eigenschaften wie Intelligenz, Weisheit und Güte zum Ausdruck bringen, erwachen wir zu unserem wirklichen Leben im Gemüt.
Jesus bewies, daß all die angeblichen Kräfte des Bösen, die seine Mission behindert und das Leben, das das wahre Menschentum für alle kommenden Zeiten beispielhaft darstellen sollte, vernichtet haben würden, machtlos waren in der Gegenwart seines demütigen Gehorsams gegen den Willen des himmlischen Vaters. Die geistigen Kräfte des Geistes waren in seinem Bewußtsein so beständig wirksam, daß sie den Beweis lieferten für seine unauflösliche Verbundenheit mit dem einen Gemüt, von dessen Regierung er Zeugnis ablegte.
Es gab nichts Abstraktes oder Theoretisches in den Lehren des Meisters hinsichtlich des Himmels und des Platzes, den der Mensch darin einnimmt. Jesus begnügte sich nicht mit idealistischen Erklärungen hinsichtlich dieses herrlichen Reiches. Er forderte, daß die Wahrheit über Gott und den Menschen im täglichen Leben angewandt werden sollte. Er sagte (Luk. 17:20, 21): „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Und Mrs. Eddy sagt in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 343): „Das Denken muß gebessert und das menschliche Leben fruchtbarer gemacht werden, damit die göttliche Kraft es vorwärts treiben und aufwärts führen kann.“
Die Menschen werden in die Gegenwart des Thrones Gottes kommen, wenn sie Seinen Willen durch den Ausdruck der Christusähnlichkeit beweisen. Der Himmel ist daher keine weit entfernte Örtlichkeit, noch stellt er einen verschwommenen mentalen Zustand dar. Er wird in dem Bewußtsein gefunden, das die Macht und Herrlichkeit des Gemüts zum Ausdruck bringt, das den Menschen nicht nur vollkommen macht, sondern auch seinen Gehorsam gegen das göttliche Gesetz in alle Ewigkeit aufrechterhält.
