Der Christliche Wissenschafter ist ein Denker im wahrsten Sinne des Wortes. Er weiß, daß positives und wissenschaftliches Denken zu positiven Ergebnissen führt. Infolgedessen identifiziert er sich als die Widerspiegelung Gottes, des Geistes.
In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ schildert Mrs. Eddy das Zeugnis des Geistes. Sie schreibt (S. 252): „Der Mensch, dessen Sinne geistig sind, ist mein Gleichnis. Er spiegelt das unendliche Verständnis wider, denn Ich bin Unendlichkeit. Die Schönheit der Heiligkeit, die Vollkommenheit des Seins, unvergängliche Herrlichkeit — alles ist Mein, denn Ich bin Gott. Ich gebe dem Menschen Unsterblichkeit, denn Ich bin Wahrheit. Ich umschließe und verleihe alle Seligkeit, denn Ich bin Liebe.“ Der geistige Mensch besteht als Idee Gottes, vollständig, unwandelbar, ungefallen, und die Aufgabe des Christlichen Wissenschafters ist es, sich diese Tatsachen zu vergegenwärtigen, sie anzuerkennen und sie ohne Zögern zu beweisen.
Die falschen Ansprüche des sterblichen Gemüts oder der materiellen Sinne, die sagen: „Ich bin krank, mir mangelt etwas oder ich fürchte mich“, stehen nicht nur im Widerspruch zu der tatsächlichen Harmonie des Seins, die sich ein jeder wünscht, sondern sie befinden sich auch in geradem Gegensatz zu der biblischen Verheißung für die, die in dem himmlischen Jerusalem weilen (Jes. 33:24 — nach d. engl. Bibel): „Kein Einwohner wird sagen: Ich bin krank.“
Der Apostel Paulus sagte sehr klar (1. Kor. 12:7): „In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen.“ Warum sollten wir uns dann den unfruchtbaren und offensichtlich betrügerischen Forderungen des Materialismus ergeben oder uns zum Fürsprecher von Sünde, Furcht oder Krankheit machen? Warum sollten wir solch einer irreführenden Auffassung, die zugegebenermaßen keinem guten Zweck dient, zustimmen, indem wir sie beherbergen oder ihr das Wort reden? Ja warum wohl — besonders, wo es doch demonstrierbar ist, daß jede echte Forderung in vollem Einklang mit dem vollkommenen Gesetz des Geistes steht, das Freiheit und fortdauernde Harmonie aufrechterhält.
In ihrem Werk „Unity of Good“ (Die Einheit des Guten, S. 54) sagt uns Mrs. Eddy: „Zu sagen, daß es wirklich einen falschen Anspruch gibt, den wir Krankheit nennen, bedeutet, alles zuzugeben, was die Krankheit ausmacht; denn sie ist nichts weiter als ein falscher Anspruch.“ Und im nächsten Abschnitt erklärt sie: „Zuzugeben, daß die Sünde überhaupt irgendeinen Anspruch hat, sei dieser nun gerechtfertigt oder ungerechtfertigt, heißt eine gefährliche Tatsache zugeben. Daher muß die Tatsache geleugnet werden; denn, wenn dem Anspruch der Sünde im geringsten Grade zugestimmt wird, dann zerstört die Sünde das Einssein oder die Verbundenheit mit Gott — eine Verbundenheit, welche die Sünde als ihren mächtigsten und tödlichsten Feind erkennt.“
Die Irrtümer der sterblichen Annahme, die so sehr wirklich scheinen, dürfen nicht mit einem Achselzucken stumpfer Gleichgültigkeit beiseitegeschoben werden. Die erlösende und sieghafte Macht der Christus-Wahrheit kommt in ihrer praktischen Anwendung im Heilen, nicht aber im Erdulden zum Ausdruck. Tatsache ist, daß Gott das Gute, das Er als die Wirklichkeit des Seins erklärt, auch selbst bekundet. Wenn wir jedoch in unserer individuellen Erfahrung den Frieden, die Gesundheit und die Sicherheit, die uns vom himmlischen Vater verliehen worden sind, erleben wollen, dann müssen die Tatsachen des geistigen Seins in unserem Denken den ersten Platz einnehmen.
Der Ausgangspunkt für die richtige Anwendung der Christlichen Wissenschaft auf jedwedes Problem ist, daß es nur ein unendliches Gemüt und seine vollkommene Offenbarwerdung gibt; ferner, daß Gott, der Geist, der das unendliche Gute ist, alles, was wirklich besteht, zum Ausdruck bringt, bekundet und beansprucht und daß der Mensch stets Seine geliebte Widerspiegelung ist.
Da der Geist oder das göttliche Gemüt in Wirklichkeit alle Ansprüche stellt, kann kein widerrechtlicher Anspruch des sterblichen Gemüts das Bewußtsein des aufrichtigen Anhängers verwirren oder verdunkeln, wenn er für sich selbst die allerhabene Natürlichkeit der Ansprüche oder Forderungen Gottes, des unendlichen Guten, beweist. Mrs. Eddy sagt in einem Artikel betitelt „Die Wiedergeburt“ (Vermischte Schriften, S. 16): „Das Prinzip des Christentums ist unendlich, es ist in der Tat Gott, und dieses unendliche Prinzip stellt unendliche Forderungen an den Menschen; diese Forderungen sind göttlicher, nicht menschlicher Natur, und des Menschen geistige Fähigkeit, sie zu erfüllen, stammt von Gott, denn da der Mensch Sein Bild und Gleichnis ist, muß er die volle Herrschaft des Geistes widerspiegeln und damit ihre höchste Gewalt über Sünde, Krankheit und Tod.“
Ein Christlicher Wissenschafter erlebte einmal eine bemerkenswerte Heilung, indem er sein Denken offenhielt für die Forderungen des göttlichen Prinzips. Eines Tages fiel er aus großer Höhe hinab und erlitt anscheinend eine schwere Rückenverletzung. Er wurde zu Bett gebracht. Da er das Bewußtsein verloren hatte, wurde von einem anderen Familienmitglied ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft um Hilfe gebeten, und infolge der geistigen Arbeit des Ausübers kam er fast augenblicklich wieder zu Bewußtsein.
Als der Wissenschafter nun da lag und über die geistigen Tatsachen hinsichtlich seiner wahren Identität und Individualität nachdachte und diese ruhig für sich geltend machte, kam ihm der Gedanke: „Wenn du Gottes vollkommenes Kind bist, warum liegst du dann hier zu Bett?“ Er gehorchte diesem aufrüttelnden Gedanken und stand sofort auf und zog sich an. Am nächsten Tage war er wieder in seinem Büro, ohne daß sich auch nur eine Spur der Furcht einflößenden Suggestionen von einem Bruch und Schmerzen zeigten, die doch zuvor so überzeugend wirklich zu sein schienen.
Die Gewißheit der Heilung in der Christlichen Wissenschaft wird stets durch unerschütterliche Treue den Forderungen des Geistes gegenüber demonstriert. Wir sollten daher niemals unsere gottverliehene Identität verunglimpfen oder unser Erbe der Gotteskindschaft aufgeben, indem wir solch verfänglichen Forderungen Stimme verleihen wie: „Ich bin krank, ich leide Mangel oder ich fürchte mich.“ Statt dessen sollten wir unsere unauflösliche Beziehung zu Gott als Seinem vollkommenen Ebenbild anerkennen und die Majestät, Herrlichkeit und volle Herrschaft des Geistes als unser rechtmäßiges Erbe geltend machen.
Wenn wir in diesen gerechten Bestrebungen standhaft beharren, werden wir schließlich „hinankommen zu [der] Erkenntnis des Sohnes Gottes und ein vollkommener Mann werden, der da sei im Maße des vollkommenen Alters Christi“ (Eph. 4:13).
