Die Menschen möchten immer gern von ihren Leiden befreit werden, und zuweilen auch von ihren Sünden. Aber sie sind nicht immer bereit, das materielle Bewußtsein aufzugeben, in dem diese Übel auftreten. Die Christliche Wissenschaft [Christian ScienceSprich: kr'istjən s'aiəns.] bewirkt in denen, die sie akzeptieren, eine andere Einstellung, denn dieses wissenschaftliche Christentum enthüllt, daß das geistige Bewußtsein das einzig wirkliche Bewußtsein ist; und dies führt die Wissenschafter dazu, ernstliche Anstrengungen zu machen, das materielle Bewußtsein auf der Grundlage zu verwerfen, daß es trügerisch, ja, die Ursache aller Schwierigkeiten und Begrenzungen der Menschheit ist.
Der leidende, endliche, einer Selbsttäuschung erlegene Sinn vom Leben, der im Tode endet, verliert seine Intensität und verschwindet in dem Maße, wie das materielle bewußtsein gegen das geistige individuelle Bewußtsein ausgetauscht wird, das sich nur des Guten und Unsterblichen bewußt ist. Um diesen Wandel herbeizuführen, müssen wir verstehen, daß das reine Bewußtsein, die individuelle Widerspiegelung des göttlichen Gemüts, unsere wahre Selbstheit, unsere Identität ist, und daß sie immerdar im Gemüt fortbesteht. Ihre Existenz ist niemals vom Fleisch oder von der gemütlosen Materie abhängig, sondern einzig und allein von Gott, dem Guten.
Mary Baker Eddy erklärt in ihrem Buch „Die Einheit des Guten“ (S. 21): „Das individuelle Bewußtsein im Menschen ist untrennbar vom Guten. Es gibt keine empfindende Materie, Keinen Sinn in der Materie; aber es gibt einen geistigen Sinn, einen Sinn des Geistes, und dies ist das einzige Bewußtsein, das der wahren Individualität zugehört, oder ein göttlicher Sinn vom Sein.“ Der wirkliche Mensch ist sich des Bösen ebensowenig bewußt wie Gott, und dies kann bewiesen werden, wenn es verstanden wird.
Der Irrtum, der eine Heilung verzögert, ist häufig auf das Versäumnis zurückzuführen, das materielle Bewußtsein gegen das geistige auszutauschen, das sich der Krankheit nicht bewußt ist. Wenn wir uns bemühen, uns von Sünde oder Krankheit oder Armut freizumachen, ohne das falsche Gemüt zu verwerfen, in dem sich diese Irrtümer entwickelt haben, dann werden wir wahrscheinlich erneut unter den trügerischen Ansprüchen des Bösen zu leiden haben. Wenn es uns aber gelingt, unsere wirkliche bewußte Identität ans Licht zu bringen, dann stellen wir fest, daß wir nicht nur von den Übeln frei sind, die wir zerstören möchten, sondern auch von anderen, die wir genährt haben.
So berichten die Wissenschafter häufig, daß sie von einem ungezügelten Verlangen oder von Charakterschwächen geheilt wurden, während sie nur Heilung von einer körperlichen Beschwerde suchten. Dies zeigt die tiefgehende Wirkung und Gründlichkeit ihrer hingebungsvollen metaphysischen Bemühungen und ist ein Beweis dafür, daß sie bis zu einem gewissen Grade das falsche Bewußtsein gegen das wirkliche ausgetauscht haben.
Christus Jesus muß sich auf jene Art des Heilens bezogen haben, die das falsche Bewußtsein auslöscht, als er sagte (Matth. 6: 22): „Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.“ Wenn wir Gott als das einzige Gemüt akzeptieren und verstehen, daß unsere wirkliche Identität die gehorsame Widerspiegelung des Gemüts ist, dann kann es nichts in unsere Denken geben, das in einem unharmonischen Körper oder einer unharmonischen Umgebung zum Ausdruck kommen kann. Wir werden uns erhoben haben über jene Ebene menschlichen Denkens, auf der sich Täuschungen oder Begriffe entwickeln, die nicht im Gemüt eingeschlossen sind.
Die grundlegende Täuschung des falschen Bewußtseins ist die Annahme, es gäbe Leben und Intelligenz in der Materie, und auf dieser Täuschung baut es seine Begriffe vom Bösen auf. Alle Täuschung muß schließlich aus dem menschlichen Denken ausgerottet werden durch das Verständnis, daß das Leben des Menschen von Gott ausgeht und daß seine Intelligenz die Verkörperung der einen unendlichen Intelligenz ist, die Gemüt ist. Intelligenz ist die Allmacht, die Falschheit abweist. Von Gott hergeleitete Intelligenz läßt sich niemals täuschen. Sie weiß um die Wirklichkeit und schaltet die Unwirklichkeit aus. Sie läßt sich niemals zum Diener des materiellen Sinnes machen, sondern meistert ihn. Wo immer die Intelligenz im menschlichen Denken willkommen geheißen wird, behauptet sie ihre Gegenwart und bewirkt so den nötigen Wandel von der Falschheit zu der geistigen Wirklichkeit.
Nur eine oberflächliche, unreife metaphysische Praxis versucht, unangenehme materielle Zustände zu zerstören, ohne bereitwillig die Unwirklichkeit des falschen Gemüts zu erkennen, das den Menschen als einen Sterblichen wahrnimmt und sowohl Schmerz- als auch Lustempfindungen hegt. Wir müssen uns um einen vollständigen Wandel des Bewußtseins bemühen, und das bedingt eine Ehrlichkeit der höchsten Art. Wir können es uns nicht leisten, uns selbst zu täuschen, indem wir an dem festhalten, was im wirklichen, geistigen Sein keine rechtmäßige Existenz hat.
Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 531): „Das menschliche Gemüt wird sich einst über den ganzen materiellen und physischen Sinn erheben, ihn gegen die geistige Wahrnehmung, und menschliche Begriffe gegen das göttliche Bewußtsein austauschen.“
Jesus gab uns unschätzabare Gleichnisse, die lehren, wie nötig es ist zu beweisen, daß der Mensch nicht eine Mischung aus materiellem und geistigem Bewußtsein ist und daß zwischen diesen ein Unterschied gemacht werden muß. Er wies darauf hin, wie töricht es ist, einen neuen Flicken auf ein altes Gewand zu setzen oder neuen Wein in alte Schläuche zu füllen. Wenn das alte Selbst gegen das neue Selbst ausgetauscht wird, wie es uns in der Wissenschaft offenbart wird, dann wird das wirkliche Bewußtsein als die Idee des Gemüts als unversehrt erfunden werden. Dann werden wir nicht länger versuchen, das falsche Selbst auszubessern oder das materielle Dasein mit der geistigen Wahrheit zu inspirieren.
Das Christentum, wie es seit Jahrhunderten ausgeübt worden ist, hat keine scharfe Trennungslinie gezogen zwischen dem Bewußtsein von der Materie und dem Bösen und dem Bewußtsein des Geistes und seiner vollkommenen Ideen. Dieser Irrtum hat das Erscheinen des Menschen aufgehalten, wie er in Christus, Wahrheit, offenbart wird. Doch wie wir bereits gesehen haben, fordert das wissenschaftliche Christentum ein vollständiges Austauschen des Falschen gegen das Wirkliche. Der Zeitraum, in welchem dies erreicht wird, wird länger oder kürzer sein, je nachdem wie die Forderung der Wahrheit erfüllt wird; und dieser Vorgang wird eine allmähliche Erneuerung der Menschheit mit sich bringen. Wenn man erst einmal versteht, was von diesem Austausch des Bewußtseins alles abhängt, dann macht man sich voller Freude an die Arbeit; und es ist tröstlich zu wissen, wie dies geschieht.