Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 135): „Heute liegt die Gefahr nahe, daß sich das Ärgernis der Juden in der Begrenzung des Heiligen in Israel und in der Frage wiederholt: ‚Ja, Gott sollte wohl können einen Tisch bereiten in der Wüste?‘ Was kann denn Gott nicht tun?“
Wohl jeder Bibelleser ist damit vertraut, auf welch wunderbare Weise die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten versorgt wurden und vor Leid bewahrt blieben. Die Kinder Israel fürchteten sich sehr, als ihre Verfolger, das Heer Pharaos, sie am Roten Meer einholten, und in ihrer höchsten Not schrien sie zu Gott. Zuerst zeigte sich der göttliche Schutz in Form einer Wolke, die die fliehenden Israeliten vor ihren Verfolgern verbarg, und dann in einem starken Ostwind, der „machte das Meer trocken; und die Wasser teilten sich voneinander“ (2. Mose 14:21). Und die Israeliten „gingen hinein, mitten ins Meer auf dem Trockenen; und das Wasser war ihnen für Mauern zur Rechten und zur Linken“. Für den menschlichen Sinn war diese Rettung etwas Übernatürliches, oder ein Wunder; nach einer Definition im Webster bedeutet das Wort Wunder: „Ein Ereignis oder eine Auswirkung in der physischen Welt, die von den Naturgesetzen abweicht.“
Sehen auch wir uns vielleicht von einem bösen, drohenden Heer verfolgt, von dem wir glauben, ihm nicht entrinnen zu können? Dann dürfen wir freudig wissen, daß die Christliche Wissenschaft [Christian Science], das Gesetz Gottes, uns den Ausweg zeigen wird. Scheint es die Knechtschaft der Sünde zu sein, die uns bedrängt, oder Krankheit, Einsamkeit, finanzielle Schwierigkeiten, Uneinigkeit und Kummer? Scheinen uns zerstörende Gewalten zu drohen? Gott ist fähig und willig, alles für uns zu tun, selbst das, was die Menschen ein Wunder nennen.
Auf Seite 591 von „Wissenschaft und Gesundheit“ definiert Mrs. Eddy „Wunder“ in seiner geistigen Bedeutung wie folgt: „Das, was göttlich natürlich ist, aber menschlich erfaßt werden muß; ein Phänomen der Wissenschaft.“ Gott ist imstande, uns von allem Übel zu befreien und aus jeder Gefahr zu erretten. Wir müssen Ihm aber rückhaltlos vertrauen und Ihm allein die Ehre geben. „Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt, dem sei Ehre ...“ (Eph. 3:20, 21).
Wir lernen in der Wissenschaft, daß Gott allmächtig, allgegenwärtig, ja, die einzige Macht und Gegenwart ist, und wir lernen Sein Gesetz als das einzige Gesetz erkennen. Laßt uns demütig anerkennen, daß wir in Wirklichkeit Gottes Widerspiegelung sind und daher von diesem Gesetz der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Weisheit regiert werden. Diese Tatsache zu demonstrieren schließt ein, daß wir Sorge, Kummer, Minderwertigkeitsgefühle, Selbstsucht und Eigenwillen ablegen und uns in Demut, Liebe und Reinheit unserem himmlischen Vater nähern. Es fordert von uns, daß wir unsere Befürchtungen und menschlichen Ansichten dem göttlichen Willen unterordnen.
Es wäre nutzlos für uns, Sicherheit, Gesundheit oder Harmonie zu erwarten, während wir gleichzeitig Furcht, Krankheit oder Verwirrung in unseren Gedanken hegen. Wie oft lassen wir uns von unseren sterblichen Erfahrungen und deren falschem Augenschein so täuschen und mesmerisieren, daß wir von Furcht gebannt sind, dem Ergebnis unseres eigenen falschen Denkens! Um aus dem Traum von Disharmonie und Gefahr zu erwachen, müssen wir das falsche Zeugnis des materiellen Sinnes leugnen. Wir müssen unser Beweßtsein von Materialität reinigen und uns mit Geduld, Ausdauer und Beharrlichkeit über die Illusion der sterblichen Annahme erheben.
Wenn wir uns so vom materiellen Augenschein abwenden und allein Gottes Regierung anerkennen, finden wir unser Einssein mit Gott und Seiner erbarmenden Liebe. In diesem Einssein gibt es kein Bewußtsein von Gefahr. Als Sein Kind, in Seiner Obhut stehend, ist der von Gott regierte Mensch jederzeit harmonisch. Trotz des Augenscheins materieller, physischer Gesetze, oder sogenannter Naturgesetze, besteht allein die ewige Tatsache der liebevollen Regierung des unfehlbaren, göttlichen Prinzips.
Es muß die Erkenntnis dieser Tatsache gewesen sein, die Christus Jesus befähigte, auf dem Meer zu wandeln und den Sturm zu stillen. Und diese Tatsache fand in den jubelnden Versen des Psalmisten ihren Ausdruck (Ps. 46:2–5): „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken. .. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.“ Ein rechtes Verständnis vom Gesetz Gottes und davon, was es für uns tun kann, ist von unschätzbarem Wert.
Vor einigen Jahren, als die Zeitungen von Lawinenkatastrophen in der Schweiz berichteten, fühlte eine Christliche Wissenschafterin die Notwendigkeit, sich und ihr Heim durch metaphysische Arbeit besonders zu schützen. Ihr Mann war so sehr von Furcht erfüllt, daß sie beide mehrere Nächte lang nicht schlafen konnten. Ihr Haus am Fuße eines steilen Berges mit dem Stall und den angrenzenden Wiesen war ihr einziger irdischer Besitz.
Die Anhängerin fand Trost und Ruhe durch das ernste Studium der Bibellektionen im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. Auch half ihr der Brief einer Ausüberin sehr, die ihr von der beschützenden und allgegenwärtigen Macht Gottes schrieb und von des Menschen untrennbarem Einssein mit Gott, und die auch die Anhängerin ermahnte, an der weisen und liebevollen Regierung des unfehlbaren, göttlichen Prinzips festzuhalten und nicht zu vergessen, was Gott, wie die Bibel berichtet, für die Menschen getan hat, die ihre Hoffnung nur auf Ihn setzten.
Während diese Christliche Wissenschafterin sich an die Wahrheiten über Gott und den Menschen hielt, brach eines Tages mit großem Getöse die von ihrem Mann mit solcher Furcht erwartete Lawine los. Gestärkt im Bewußtsein der liebevollen Gegenwart des Allmächtigen, trat sie vor die Tür und sah die Lawine senkrecht jäh auf ihr Haus zustürzen. Gerade bevor sie das Haus erreichte, brach sie in zwei Teile, und jeder Teil trieb weiter, bis er weit draußen auf der Wiese zum Halten kam. Gewaltige Schneemassen standen wie hohe Mauern zu beiden Seiten des Hauses. Es war augenscheinlich, daß dies das Werk der mächtigen Kraft Gottes war.
Das Herz der Wissenschafterin floß über von Dankbarkeit gegen Gott. Seither verstand sie besser als je zuvor, was unsere geliebte Führerin auf Seite 134 des Lehrbuches sagt: „Ein Wunder erfüllt Gottes Gesetz, aber es verletzt dieses Gesetz nicht. Diese Tatsache erscheint gegenwärtig geheimnisvoller als das Wunder selbst.“ Und Mrs. Eddy fährt fort: „Das Wunder führt keine Unordnung ein, sondern es entfaltet vielmehr die ursprüngliche Ordnung, indem es die Wissenschaft von Gottes unwandelbarem Gesetz bestätigt.“