In der Bibel finden wir viele Hinweise auf Wunder. Eins wird im Buch Josua erwähnt. Wir lesen dort (3:13): „Wenn dann die Fußsohlen der Priester, die des Herrn Lade, des Herrschers über alle Welt, tragen, in des Jordans Wasser sich lassen, so wird sich das Wasser, das von oben herabfließt im Jordan, abreißen, daß es auf einem Haufen stehen bleibe.“ Und in den nachfolgenden Versen wird uns erzählt, daß dies geschah.
Alle, die die Christliche Wissenschaft [Christian Science] ernsthaft studieren, lernen mehr und mehr, jeden auch noch so kurzen Augenblick ihrer Erfahrung auf dem Wege, der zur Erkenntnis der Wahrheit führt, zu nutzen. Wenngleich sie wissen, daß die Verwirklichung ihrer teuersten Hoffnungen Zeit und Energie erfordert, so verstehen sie doch, wie wichtig es ist, den kleinsten Bruchteil einer jeden Stunde soweit wie möglich in geistiger Weise zu verwenden, damit ihr Leben dazu beitragen möge, die Herrschaft der Harmonie und des Friedens in der Welt aufzurichten.
Da unser wahres Dasein seinen Ursprung in Gott hat, sollte jeder einzelne davon überzeugt sein, daß unsere vornehmste Pflicht darin besteht, unser Bewußtsein täglich wenigstens einige Sekunden mit der Schönheit und Liebe des Christus, der göttlichen Idee, zu erfüllen. Diejenigen, die sich entschlossen haben, die sanfte und heilsame Disziplin anzunehmen und auszuüben, nämlich ihr Denken zu vergeistigen, sehen beglückt, daß dies schnell wunderbare Früchte zeitigt.
Es fehlt nicht an Beweisen für die Wirksamkeit dieser Vergeistigung, denn es ist nicht ungewöhnlich, in Mittwochabend-Versammlungen der Kirchen Christi, Wissenschafter, Berichte über augenblickliche Heilungen zu hören, die durch den Christusgeist, durch göttliche Inspiration und geistiges Verständnis vollbracht wurden.
Diese Erfahrungen sollten nicht so angesehen werden, als seien sie Ausnahmen oder Privilegien für Personen, die mit außergewöhnlichen Eigenschaften oder außergewöhnlicher Kraft besonders ausgestattet sind. Eine solche Annahme könnte nur der Unwissenheit über die geistige Natur des wirklichen Menschen entspringen, der als Sein Bild und Gleichnis mit Gott eins ist.
Wenn wir jedoch mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] vertraut werden, kann jeder von uns in sich selbst Fähigkeiten entdecken, die bis dahin scheinbar verborgen waren. In dem Verhältnis, wie wir uns bemühen, unser Denken über die materiellen Sinne, über Sünde und Begrenzung zu erheben, wird es uns — wenn auch nicht leicht — möglich werden, augenblickliche Demonstrationen der Wahrheit zu erbringen, wodurch wir einen Beweis von der herrlichen Wissenschaft des Christus gewinnen.
Mit neu gefundener Freude werden wir imstande sein, die Wirksamkeit der Worte Mrs. Eddys auf Seite 14 in „Wissenschaft und Gesundheit“ zu erkennen: „Werde dir einen einzigen Augenblick bewußt, daß Leben und Intelligenz rein geistig sind — weder in noch von der Materie —, und der Körper wird keine Klagen äußern. Wenn du an einer Annahme von Krankheit leidest, wirst du entdecken, daß du augenblicks gesund bist.“
Mehr denn je wird uns auch die Bibelstelle inspirieren, die berichtet, wie der Meister auf dem Meer zu seinen Jüngern ging (Joh. 6: 17–21): „Es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen. Und das Meer erhob sich von einem großen Winde. Da sie nun gerudert hatten bei einer Stunde, sahen sie Jesus auf dem Meere dahergehen und nahe zum Schiff kommen; und sie fürchteten sich. Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht! Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen; und alsbald war das Schiff am Lande, wohin sie fuhren.“
Wenn jemand die Frage beantworten sollte: „Wie kann ich eine augenblickliche Heilung erlangen?“, gäbe es kaum eine bessere Antwort denn die, daß sich der Patient entschlossen und ernstlich von dem mentalen Krankheitsbild abwenden und seine ganze Aufmerksamkeit auf die Geistigkeit des Menschen konzentrieren muß, der von Gott zu Seinem Bild und Gleichnis erschaffen wurde und Gesundheit, Vollkommenheit und Wohlbefinden ausdrückt. Mit dem notwendigen geistigen Verständnis und dem Christusgeist braucht diese gedankliche Tätigkeit nicht länger zu dauern als es für die Augen dauert, in eine andere Richtung zu schauen.
„Wissenschaft und Gesundheit“ weist darauf hin, daß zwischen Krankheit und dem Denken eine enge Beziehung besteht, und zwar wird Krankheit vom Denken sozusagen auf eine Bildwand, physischer Körper genannt, projiziert. Die gewünschte Heilung wird daher ebenso schnell erreicht werden, wie die Berichtigung des Denkens vor sich geht.
Wahrscheinlich deutet die folgende Bibelstelle auf diese Art der Erfahrung hin (Mal. 3:1): „Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr suchet.“ Christus, Wahrheit, läßt nicht lange auf sich warten, wenn man ihn von ganzem Herzen sucht.
Kürzlich erlebte ich eine augenblickliche Heilung. Ich nahm einen Kessel kochenden Wassers vom Feuer und wollte es für irgendeine Hausarbeit gebrauchen. Ich war dabei sehr ungeschickt und goß einen großen Teil des Wassers auf einen meiner Füße. Der Schmerz war unerträglich; aber im selben
Augenblick erhob ich mein Denken über die körperlichen Zustände hinaus, und ich konnte zu mir selbst sagen: „Die geistige Idee, meine wahre Identität, ist nicht berührt worden!“ Der Schmerz hörte sofort auf, und danach spürte ich nichts mehr, und es traten keine der Anzeichen auf, die eine Brandwunde gewöhnlich mit sich bringt.
Wenn wir als ausübende Christliche Wissenschafter gebeten werden, jemandem zu helfen, der der Heilung bedarf, lassen wir unser Denken nicht durch die Einzelheiten des Falles beeinflussen. Im Gegenteil, wir wenden unser Denken so schnell wie möglich dem vollkommenen Menschen zu, den keine Krankheit berühren kann, weil er in der Wirklichkeit des Guten lebt, außerhalb des sagenhaften Reichs des Bösen. Und es ist nur natürlich — wenn nicht unvermeidlich —, daß die Heilung zur gleichen Zeit stattfindet.
Dadurch, daß wir dies tun, können wir mit Dankbarkeit und Hochachtung die folgende eindringliche Ermahnung Mrs. Eddys im Handbuch Der Mutterkirche (Art. XXX Abschn. 7) befolgen: „Mein Rat ist, daß jedes Mitglied dieser Kirche danach streben soll, durch seine Praxis zu demonstrieren, daß die Christliche Wissenschaft [Christian Science] die Kranken rasch und völlig heilt, und dadurch zu beweisen, daß diese Wissenschaft dem Wert, den wir ihr beimessen, vollständig entspricht.“