Die Christliche Wissenschaft [Christian ScienceSprich: kr’istjən s’aiəns.] hält ein Heilmittel für solche Menschen bereit, die unter Reibungen mit menschlichen Persönlichkeiten und ihrer Umgebung leiden. Vielleicht meint jemand, er sei nicht anziehend oder er würde nicht geschätzt; vielleicht kann er die Größe oder Gestalt seines Körpers nicht leiden; vielleicht hat er eine Abneigung gegen seine Wohngegend oder sein Haus, seine Kollegen oder seine Arbeit; vielleicht ist er verärgert, weil er kein hervorstechendes Talent hat; vielleicht meint er, seine Einkünfte seien ungerechterweise unzureichend.
Reibungen aufgrund einer menschlichen Auffassung vom Leben lassen das Dasein manchmal uninteressant und kaum lohnenswert erscheinen. Wenn sie nicht behoben werden, können sie äußerst schwerwiegende körperliche und mentale Krankheiten hervorrufen. Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] beseitigt die Reibungen aus dem Denken, indem sie eine höhere Selbstheit offenbart, die unversehrt ist — den vollkommenen Menschen, der im 1. Buch Mose als Gottes Bild und Gleichnis beschrieben wird. Aber die Wissenschaft verlangt auch, daß wir uns beständig mit diesem vollkommenen Menschen identifizieren, indem wir das Wesen Gottes zum Ausdruck bringen und genauso beständig das sterbliche Selbst und die bösen Eigenschaften verwerfen, die dem Begriff Gottes widersprechen.
Wenn der wahre Begriff wirklich verstanden wird, wird die Reibung mit einer unerwünschten Persönlichkeit oder Situation zerstört, und es geht eine Umwandlung des menschlichen Lebens vor sich.
Wenn die physischen Sinne behaupten, daß wir eine Situation nicht mehr länger ertragen können, sollten wir in unser eigenes Denken hineinschauen, um zu sehen, ob wir uns über die Unwirklichkeit des Materialismus im klaren sind, der unseren mentalen Zustand zu beherrschen sucht. Wir sollten niemals vergessen, daß das Himmelreich inwendig in uns ist, und wir sollten es dort suchen, und nicht in der Welt der Materie, die die physischen Sinne beschreiben. Durch Ärger kann niemals etwas geheilt werden.
Unsere Bereitwilligkeit, der Annahme der menschlichen Erfahrung gegenüberzutreten und mit christusgleicher Geduld unsere festen materialistischen Überzeugungen, die sie ausmachen, aufzulösen, gibt uns die Gewißheit, daß wir zu einem höheren Daseinszustand hinaufrücken werden. Wir können jederzeit die Unwirklichkeit einer falschen Situation beweisen, weil der Irrtum unwirklich ist. Die Wahrheit hinsichtlich jeden Irrtums ist, daß er nicht existiert, daß er eine Täuschung ist, eine Lüge, die von den materiellen Sinnen geäußert wird, die diese Täuschung erleben.
In ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ erklärt Mary Baker Eddy, daß das menschliche Selbst mit dem Geist des Evangeliums erfüllt werden muß, und fährt dann fort (S. 254): „Gott fordert von uns, daß wir heute diese Aufgabe mit Liebe auf uns nehmen, das Materielle so schnell wie tunlich aufgeben und das Geistige ausarbeiten, das für das Äußere und Tatsächliche bestimmend ist.“
Wie oft nehmen wir eine Aufgabe „mit Liebe“ auf uns? Gehen wir nicht vielmehr auflehnend, grollend und zögernd an sie heran? Aber diese Einstellung steigert eher das Gefühl der Täuschung, anstatt es zu zerstreuen. Es gibt einen richtigen Weg, gegen das sterbliche Gemüt zu rebellieren, und in ihm liegt keine Bitterkeit. Niemand sollte die Lügen des fleischlichen Gemüts passiv entgegennehmen. Ein kräftiger Protest ist notwendig, um sie zu vernichten. Sie werden nicht verschwinden, bevor nicht positive Schritte gegen sie unternommen werden. Aber dieses kann und muß in einer freundlichen Art und Weise geschehen.
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] macht klar, daß wir menschlich genau das erleben, war wir glauben, und daß unser Körper und dessen Verfassung, unsere Umgebung und unsere Erfahrungen unsere gegenwärtigen verkörperten Gedanken sind. Sie stellen unser Vorbild dar. Wir sehen, was wir glauben. Wenn uns das, was wir zu sein oder menschlich zu erleben scheinen, nicht gefällt, können wir unser Vorbild jederzeit auf eine höhere Ebene heben und die Gedanken verwerfen, die wir hegen und zum Ausdruck bringen.
Wer ohne Reibungen lebt, kann anderen helfen, Reibungen und deren Folgen loszuwerden. Ein äußerst schwieriger Fall ist der des Menschen „mit einem unsaubern Geist“, über den im fünften Kapitel des Markusevangeliums berichtet wird. Niemand konnte ihn bändigen. Aber Christus Jesus heilte ihn, und bald sahen sie ihn, „wie er dasaß und war bekleidet und vernünftig“. Der Meister muß sich des wirklichen, von Reibungen freien Menschen so bewußt gewesen sein, daß er in der Lage war, die mentale Störung zu beseitigen.
Mrs. Eddy sagt (Vermischte Schriften, S. 104): „Umfangen vom wahren Gemüt, ist die Individualität des Menschen vernünftig, sündlos, unsterblich, harmonisch, ewig. Seine in falsche Gedanken gehüllte Körperlichkeit führt einen schwachen Kampf mit seiner Individualität — seine körperlichen Sinne mit seinen geistigen Sinnen. Diese letzteren kreisen in den göttlichen Tiefen der Wissenschaft: die ersteren drehen sich in ihren eigenen Bahnen und müssen sich an der falschen Selbstheit reiben, bis sie sich selbst zerstört haben.“
Die Christliche Wissenschaft [Christian Science] offenbart wahre Ideale, die von Gott aufgestellt sind, und wie langsam wir sie auch demonstrieren mögen, wir können uns des Fortschritts erfreuen und gewiß sein, daß alles, was in der Wissenschaft wahr ist, auch erreicht werden kann. Aber die Regel für das Erreichen der Wirklichkeit ist, daß alle Reibung zerstört werden muß. Reibung bedeutet, daß jemand eine Wirklichkeit aus Dingen macht, von denen Gott nicht der Urheber ist.
Die fundamentale Wahrheit des Seins — die Allheit Gottes und die Vollkommenheit des Menschen — ist jederzeit zur Hand, ist immer bereit, die Macht Gottes offenbar werden zu lassen, die Harmonie und Gesundheit dort geltend macht, wo die Täuschungen des Bösen und der Disharmonie sich zu behaupten suchen. Unsere Aufgabe ist zu erkennen, daß die Individualität des Menschen mental und für alle Zeiten in die Vollkommenheit gekleidet ist, die Gott in Seinen Kindern aufrechterhält. Dann werden die körperlichen Sinne zugeben, daß sie sich nicht länger „an der falschen Selbstheit reiben“ können, und ein neuer Ausblick auf das Leben wird offenbart werden.
