Wir können gewiß sein, daß Mrs. Eddy sich an Gott um Führung gewandt hatte, als sie die Eingebung empfing, das Amt des Ausübers als eines der Hilfsmittel vorzusehen, die Menschheit von ihrem Glauben an das Böse zu befreien. Ebenso können wir fest davon überzeugt sein, daß das göttliche Gemüt, das die Eingebung vermittelte, die in dem Amt des Ausübers Gestalt gewann, dieses Amt auch weiterhin leiten und stützen wird. Ja, wir können darauf vertrauen, daß das Gemüt dieses heilige Amt zu allen Zeiten inspirieren und schützen wird.
Da die Heilarbeit eines Ausübers tatsächlich aus Gott geboren ist, versucht das Böse, sich ihr in jeder nur möglichen Weise entgegenzustellen. Der Ausüber sollte wachsam sein und den Versuch des tierischen Magnetismus durchschauen, ihm eigene körperliche Probleme aufzuerlegen oder ihn in Probleme menschlicher Beziehungen zu verwickeln. Dieser Versuch des fleischlichen Gemüts, das Denken des Ausübers auf den Körper zu richten oder ihn dazu zu bewegen, sein Denken voller Besorgnis persönlichen Angelegenheiten zuzuwenden, hat — wenn seine Unwirklichkeit einmal erkannt ist — keine Macht, das Denken von dem hohen Ziel abzulenken, in einem heilenden Bewußtsein zu bleiben. Jede Suggestion, die einem Patienten oder Ausüber einflüstern will, er solle sich wegen einer Heilung auf materielle Mittel verlassen, ist oft das Ergebnis des unpersönlichen Widerstandes gegen die Ausübung der Christlichen Wissenschaft. Selbstverständlich trägt der Verlaß auf eine materielle Methode nicht dazu bei, eine geistige Heilung zu empfangen, die sich als Floge des absoluten Verlasses auf die Wahrheit zeigt, und solch eine Haltung sollte daher vermieden werden.
Die folgenden Worte unserer Führerin, die die himmlische Stadt beschreiben, können gewiß auf das Bewußtsein eines jeden Ausübers der Christlichen Wissenschaft angewandt werden (Wissenschaft und Gesundheit, S. 577): „Die Tore dieser Stadt öffnen sich dem Licht und der Herrlichkeit von innen und von außen, denn alles ist gut, und nichts kann in diese Stadt eingehen, ,das da Greuel tut und Lüge‘.“
Ein Christlicher Wissenschafter fragte seinen Lehrer, warum er wohl so vielen Widerwärtigkeiten ausgesetzt zu sein scheine. „Ich tue meine Schutzarbeit jeden Tag“, sagte er.
„Schutzarbeit wogegen?“ fragte sein Lehrer.
Der Schüler erkannte sogleich, daß er an das Böse als etwas Großes und Wirkliches — tierischer Magnetismus genannt — geglaubt und sich dagegen geschützt hatte. Sie sprachen dann über seine wahre Identität als das Kind Gottes sowie über die Tatsache, daß der tierische Magnetismus keinen Zugang zu seinem Bewußtsein finden könnte. Er wurde im wahrsten Sinne des Wortes erweckt, die Allheit Gottes, sein Einssein mit Gott und die Nichtsheit des Bösen zu erkennen.
Diese Unterredung erwies sich als eine große Hilfe für den Schüler und brachte ihm neue Inspiration. Überdies ist er jetzt darauf bedacht, in seiner mentalen Arbeit nicht nur sich selbst, sondern auch jede Unternehmung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, auf der sein Denken ruht, richtig zu identifizieren. Das ist wahre Schutzarbeit.
Ganz gewiß ist die Ausübung der Christlichen Wissenschaft die sicherste Tätigkeit, der sich jemand, der dafür vorbereitet ist, widmen kann! Das Verlangen des Ausübers, unserer Sache zu dienen, wird zweifellos von unserem himmlischen Vater gesegnet. Er weiß, daß diese Tätigkeit von göttlicher Unterstützung und göttlichem Schutz begleitet ist, wie auch von der unumgänglichen Entfaltung des Guten. Auch wird der Ausüber durch die Wahrheit gestützt und gesegnet, die er sich in seinem Bemühen, anderen zu helfen, vergegenwärtigt. Wer hat nicht schon erfahren, daß sein Denken erhoben wurde, während er einem anderen die herrlichen Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft erklärte? Ebenso ist das vergeistigte Bewußtsein eines Ausübers ein sicherer Schutz für ihn. Die Wahrheiten, die er äußert oder für andere erklärt, erfrischen und stärken sein eigenes Denken. Es wäre auch nicht gerecht, wenn es anders wäre.
Der Ausüber handhabt und meistert materielle, begrenzende Annahmen, die versuchen, in die einzige Stätte einzudringen, wo er ihnen entgegentreten kann — in sein eigenes Denken. Wo sah Jesus den vollkommenen Menschen? Natürlich in seinem eigenen Bewußtsein. Und er sah Gottes vollkommene Idee so klar, daß die Menschen in seiner Gegenwart ihren Glauben, daß sie krank seien, verloren, und geheilt wurden. Bei seiner Arbeit in der Christlichen Wissenschaft erweckt der Ausüber daher zunächst sein eigenes Denken, um so die Unwirklichkeit des Irrtums zu erkennen. Er weiß, daß jeder Irrtum, der in einem anderen aufzutreten scheint, zuerst in seinem eigenen Bewußtsein überwunden werden muß.
Eine Annahme flüstert dem Patienten fälschlicherweise ein, daß er krank sei und daß er dies glaube. Der Ausüber heilt zunächst sich selbst von dem Glauben, er könne solch eine Annahme beherbergen. Zu diesem Zweck schützt er sich und seine Praxis vor dem Versuch des Irrtums, ihn zu täuschen. Er übt sein Denken, diszipliniert es und überwindet die Tendenz, seine Gedanken wandern oder ablenken zu lassen. Er weiß und beweist, daß Gott ihm die Macht gegeben hat, sein Denken allein auf das Gute, den Geist, gerichtet zu halten.
Wenn auch ein Ausüber das Verlangen hat, anderen zu helfen — mit anderen Worten, böse Neigungen zu zerstören —, so ist er sich doch dessen bewußt, daß er in Wirklichkeit seine eigene Erlösung ausarbeitet, indem er die Irrtümer zerstört, die unter der Maske der Annahmen seiner Patienten an ihn herangetragen werden. Eine Bekannte von mir konnte in ihrer Praxis die bösen Gedanken, die sich ihrer Patienten zu bemächtigen suchten, schnell aufdecken. Sie war immer darauf bedacht, die völlige Unwirklichkeit dieser Gedanken zu erkennen. Sie ließ nicht zu, daß diese Gedanken sie handhabten; statt dessen handhabte sie sie. Sie wiederholte nicht die Fehler ihrer Patienten, noch ließ sie die Annahmen in ihr Denken ein, die sich den Patienten aufgedrängt hatten.
Wenn zum Beispiel ein Mann wegen Heilung zu ihr kam, der sehr kritisch war, so erkannte sie, daß sie besser imstande sein würde, ihn zu heilen, wenn sie selbst von ungerechter Kritik frei wäre. So heilte sie als erstes sich selbst von ungerechter Kritik — sie bewies, daß das Böse machtlos war, auf diese Weise die Gegenwart des Guten vor ihr zu verbergen. Die gleiche Methode ließe sich selbstverständlich auf Reizbarkeit, Spannung oder Furcht anwenden. Dieses Zurückweisen des Bösen, dieses Zurückführen auf seine völlige Unwirklichkeit in ihrem Denken, bekundete sich in großem geistigem Wachstum. Es erwies sich auch als ein regelrechter Schutz für ihre Praxis, weil sie jegliche Vorstellung vom Bösen als wirklich oder persönlich ausgemerzt hatte.
Der Ausüber schützt sich vor den Argumenten des Bösen, daß Krankheit ein wirklicher Zustand sei. Er weiß, daß Krankheit keinerlei Unterstützung irgendwelcher Art im göttlichen Gemüt findet. Er erhebt sein Denken zu der Erkenntnis, daß alles, was Gott erschaffen hat, jetzt in all seiner Vollkommenheit besteht. Er weiß, daß die Macht Gottes die Kranken heilt und daß er diese Macht widerspiegeln muß, indem er sein eigenes Denken in Übereinstimmung mit dem Prinzip ausrichtet. Er weiß, daß das Problem nicht eine kranke Person, eine Krankheit oder eine gestörte menschliche Beziehung ist. Er weiß, daß es stets eine Annahme ist. Er hält das Problem im Reich der Annahme, indem er erkennt, daß es sich nicht um einen wirklichen Zustand handelt, der zu einer Person gehört.
Er bleibt beständig der Tatsache eingedenk, daß das Gegenmittel für den Irrtum in der lebenspendenden Macht der Wahrheit liegt, die nicht auf die Krankheit einwirkt, sondern auf die menschliche Annahme von Krankheit, wie unsere Führerin dies so klar erläutert (Wissenschaft und Gesundheit, S. 495): „Wenn Krankheit wahr oder die Idee der Wahrheit ist, kannst du sie nicht zerstören, und es wäre vernunftwidrig, es zu versuchen. Darum klassifiziere Krankheit und Irrtum so, wie unser Meister es tat, als er von der Kranken sprach, ‚welche Satanas gebunden hatte‘, und finde ein unübertreffliches Gegenmittel gegen den Irrtum in der lebenspendenden Kraft der Wahrheit, die auf die menschliche Annahme wirkt — eine Kraft, die den Gebundenen die Gefängnistüren öffnet und die Gefangenen physisch und moralisch frei macht.“
Wenn es auch wahr ist, daß Empfänglichkeit und Glaube seitens des Patienten die Heilung in der Christlichen Wissenschaft fördern, so wissen wir doch alle von Patienten, die gegen das eingestellt waren, was sie für die Christliche Wissenschaft hielten und gegen sie argumentierten, und doch vollständig geheilt wurden. Der Ausüber ist daher darauf bedacht, seine Behandlung zu schützen, indem er sich klarmacht, daß diese Bedingungen — Glaube und Empfänglichkeit —, obwohl sie sich als hilfreich erweisen, doch nicht unbedingt in einem Patienten vorhanden sein müssen. Er achtet darauf, seine Behandlung nicht dadurch zu begrenzen, daß er sich in seinem eigenen Denken dem Gefühl hingibt, ein Mangel an Empfänglichkeit oder Glauben auf seiten des Patienten könne die Behandlung hindern. Er weiß, daß ein jeder in seiner wahren Selbstheit als die Idee des Gemüts sich der Wahrheit bewußt ist und sie liebt.
Und schließlich ist ein Ausüber auf der Hut vor den Argumenten der Welt, die versuchen möchten, seinen Glauben an Gott und an die heilende Macht Seines Wortes zu verringern. In seinem eigenen Denken begegnet er dem Anspruch des sterblichen Gemüts, daß die Christliche Wissenschaft nicht schnell und für immer heilt, indem er in seinem Bewußtsein das Gesetz aufrichtet, daß die Christliche Wissenschaft heilt, denn er weiß, daß Wahrheit allmächtig ist, daß ihr nichts zu widerstehen vermag, daß sie stets der Sieger ist und niemals umgekehrt werden kann. Laßt uns das Wort Gottes hören, wie es von Jesaja geäußert wurde (46:11): „Was ich sage, das lasse ich kommen; was ich denke, das tue ich auch.“
Ein Christlicher Wissenschafter schützt seine Praxis, indem er den Geist Gottes sein Bewußtsein erleuchten läßt. Nachdem Jesus erklärt hatte, daß alle, die wahrhaft beten wollten, in das Heiligtum des Geistes gehen müßten, ermahnte er seine Zuhörer (Matth. 6:7): „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen.“ Es ist wahr, daß der Gebrauch von Worten oder Argumenten allein nicht heilt. Wenn das Verständnis, auf das sich das Argument gründet, im Denken des Heilers gegenwärtig ist, dann ist die Arbeit in wissenschaftlicher Weise getan.
Unsere eigenen Irrtümer überwinden und tatsächlich als der Ausdruck Gottes leben — dies sind unerläßliche Schritte für den Erfolg in der Christlichen Wissenschaft. Wenn wir im Gedanken und in der Tat lieben, die Christliche Wissenschaft leben, sie im täglichen Leben in die Praxis umsetzen und unser Denken vergeistigen, dann werden wir heilen und erlösen.
Der Geist Gottes gehört uns in unbegrenztem Maße; wie wir im Johannesevangelium lesen (3:34): „Denn welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist nicht nach dem Maß.“ Überdies befähigt uns die Erleuchtung des göttlichen Gemüts, der Geist Gottes, die Machenschaften der sterblichen Annahme zu durchschauen. Die Verheißung unserer Führerin gilt in der heutigen Zeit uns (Vermischte Schriften, S. 49): „Der Geist der Wahrheit leitet in alle Wahrheit und befähigt den Menschen, zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen zu unterscheiden.“
Wir haben ein Gefühl des Friedens und des Geborgenseins in unserer Praxis, wenn wir erkennen, daß Wahrheit den Irrtum zerstört und daß wir uns auf dieses Wirken der Wahrheit verlassen können, denn fürwahr, wo der Geist Gottes ist, da ist die gegenwärtige Vollkommenheit des Menschen begründet; das Böse wird völlig unwirklich, Krankheit wird geheilt und Gott verherrlicht!