Die Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist eine voranschreitende mentale und geistige Tätigkeit. Sie verlangt einen Wandel des Denkens und der Lebensgewohnheiten. Zu ihr gehören neue Entfaltung, neue Inspiration, eine Bereitwilligkeit, alte Standpunkte des Denkens zurückzulassen und neue Ideen anzunehmen.
Dies trifft besonders auf solche Menschen zu, die offiziell in der Ausübung der Christlichen Wissenschaft stehen. Es genügt nicht, die Schätze der Christlichen Wissenschaft zu heben und sie dann auf einem Regal unseres Denkens abzustellen. Diese neuen Ideen müssen sich in unseren Lebensstrom ergießen. Das Gebet bewirkt einen Wandel des Bewußtseins, und ein Wandel des Bewußtseins bewirkt einen Wandel der Erfahrung.
Unsere Führerin, Mrs. Eddy, sagt uns in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 68): „Die Christliche Wissenschaft stellt Entfaltung, nicht Zuwachs dar.“ Jesu Gleichnis von den Pfunden veranschaulicht lebhaft, welchen Segen wir empfangen, wenn wir unser Verständnis anwenden und dadurch mehr gewinnen. In dem Gleichnis unseres Meisters vom Säemann trug der Same, der auf ein gutes Land fiel, „Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig“ (Matth. 13:8). Es ist wichtig, daß wir im Verhältnis zu unserer Fähigkeit und unserem Verständnis Gutes hervorbringen. Jesus sagte (Joh. 13:17): „Wenn ihr solches wisset, selig seid ihr, wenn ihr's tut.“
Inspiration kommt zu dem geistig regen Bewußtsein. Dem Buchstaben muß die Lebendigkeit des Geistes hinzugefügt werden. Wir müssen die Wahrheit, die wir wissen, aktiv zum Ausdruck bringen. Dann wird auch Raum und Empfangsbereitschaft für höhere und bessere Begriffe da sein. Wir geben, und daher empfangen wir „ein voll, gedrückt... und überfließend Maß...; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen“ (Luk. 6:38).
Zu dem geistig regen Bewußtsein kommen Gelegenheiten. Manch einer mag versucht sein zu glauben, daß gewisse Umstände die Gelegenheiten verschaffen, die Christliche Wissenschaft auszuüben, oder daß Gelegenheiten durch äußere Ereignisse regiert werden. Wenn er das glaubt, ist er vielleicht versucht, dazusitzen und darauf zu warten, daß etwas geschieht. Aber eine Erfahrung ist das Ergebnis des Denkens. Unsere Gelegenheiten kommen von innen heraus.
In der Christlichen Wissenschaft wissen wir, daß die göttliche Liebe Prinzip ist, oder das schöpferische Gemüt, dessen Macht das Gute antreibt, rechte Tätigkeit hervorbringt und dem Menschen Weisheit, Vorsatz und Initiative verleiht. Wir lernen, daß der Mensch der Ausdruck, die Widerspiegelung oder der Ausfluß dieses göttlichen Prinzips ist — die vollkommene Idee, die durch das vollkommene Gemüt offenbar gemacht wird. Die Tätigkeit des Guten ergibt sich aus oder ist ein Ergebnis von Gott, Geist. Wo immer dieses Prinzip bekundet wird, ist der heilende Christus da.
Wenn wir verstehen, daß wir die göttliche Liebe repräsentieren, dann haben wir einer Beschäftigung nachzugehen — und einer guten Beschäftigung! Ganz gewiß wird Gott uns, wenn Er uns zu Menschenfischern berufen hat, auch anweisen, wo wir unsere Netze auswerfen sollen. Wir brauchen nur die große Not der heutigen Welt in Betracht zu ziehen und was die Christliche Wissenschaft zu geben hat, um zu wissen, daß es keinen Mangel an Gelegenheiten gibt.
Es ist die Bereitwilligkeit unseres Denkens, das die Gelegenheiten heranbringt. Die Menschen drängten Jesus, weil sie entdeckten, daß er hatte, was sie brauchten. Einfache Fischer saßen ihm zu Füßen; die Kinder waren in seiner Gegenwart ungehemmt; ein Pharisäer kam zu ihm bei Nacht. Und dies alles geschah, weil Jesus von dem Geist erfüllt war. Er bekundete den Geist des Christus, der die Hungrigen stillte und die Kranken heilte.
Die Eigenschaften Gottes sind immer gefragt. Der Bedarf an größerer Tätigkeit in der Ausübung mag wohl auf einen größeren Bedarf an den Eigenschaften Gottes, oder dem Geist des Christus, hinweisen, die bekundet werden sollten. Dies verlangt Übung auf geistigem Gebiet. Es steht zweifellos fest, daß man etwas ausüben muß, wenn man ein Ausüber sein will.
Übung auf geistigem Gebiet ist für den Christlichen Wissenschafter von großer Bedeutung. Sie ist keine Routine oder Gewohnheit, sondern ist inspiriert und spontan. Die Bibel berichtet uns, daß Jesus mit der Worfschaufel in der Hand kam, um die Spreu von dem Weizen zu trennen und den Weizen in die Scheune zu sammeln; „aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer“ (Matth. 3:12). In „Wissenschaft und Gesundheit“ wird „Worfschaufel“ wie folgt definiert: „Das, was die Fabel von der Tatsache trennt; das, was dem Gedanken Tätigkeit verleiht“ (S. 586).
Wir müssen ohne Unterlaß unsere von Gott verliehene Fähigkeit ausüben, richtig zu denken und richtig zu handeln, zwischen richtigen Ideen und falschen Annahmen zu unterscheiden, Verantwortung zu übernehmen, das Evangelium zu predigen und die Kranken zu heilen. Um diese Tätigkeit auszuführen, müssen wir in immer größerem Maße von der Unwirklichkeit des Bösen und der Allheit und Allmacht des Guten überzeugt sein.
Dies erfordert ein konsequentes Handhaben des tierischen Magnetismus. Wir wissen, daß der Christus die Tätigkeit der Wahrheit im menschlichen Bewußtsein ist. Und es muß uns gleicherweise bewußt sein, daß der tierische Magnetismus die gegenteilige sogenannte Tätigkeit des Irrtums, oder des Bösen, im menschlichen Bewußtsein ist. Damit unsere Erfahrung Freiheit und Möglichkeiten widerspiegele, müssen wir der Herausforderung dieser Annahme begegnen, daß es einen Widerstand gegen die Wahrheit gäbe, der Annahme, daß Intelligenz in der Materie und daß das Böse wirklich sei.
Die Allheit Gottes und die Einheit des göttlichen Gemüts sind wirkungsvolle Gegenpole zu diesem Anspruch einer böswilligen Tätigkeit. Es gibt keine Intelligenz getrennt von Gott; daher gibt es auch kein Gemüt, das gegen die richtige Ausübung christlich-wissenschaftlichen Heilens Einspruch erheben könnte. Es gehört zu einer guten wissenschaftlichen Ausübung, dem Irrtum jegliches Denkvermögen abzusprechen.
Unharmonische und kranke Zustände werden oft dadurch verursacht, daß beständig und unbedacht falsche Annahmen über den Körper und die Gesundheit akzeptiert werden. Andachtsvolle Behandlung in der Christlichen Wissenschaft stellt ein Reinigen des menschlichen Bewußtseins dar. Der erneuernde Christus ist die Tätigkeit der Wahrheit, die die Gedankenbahnen rein fegt und die wahre Idee des Menschen als Gottes Gleichnis offenbart. Der Mensch ist nicht sterblich, statisch oder stereotyp; er ist eine unsterbliche Idee, individuell, spontan, aktiv und frei zu jeder Zeit. Gott ist unendliches Leben, unendlicher Geist, unendliches Gemüt; daher ist der Mensch immer voller Lebenskraft, ist immer wachsam, bewußt, geistig.
Wenn wir dabei sind, die Ausübung der Christlichen Wissenschaft aufzunehmen, sind wir vielleicht versucht, viele Dinge anzuhäufen, Ideen, Artikel, christlich-wissenschaftliche Literatur oder Erstausgaben von „Wissenschaft und Gesundheit“. Das Sammeln und Katalogisieren von Ideen ist Zuwachs; sie aufzunehmen und auszudrücken ist Entfaltung. Wir mögen wohl hoch einschätzen, was für die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften in der Vergangenheit geschrieben worden ist, aber wir wollen es auf jeden Fall verarbeiten und in den täglichen Strom unseres Lebens hineinbringen, damit wir es unser eigen nennen können. Dann werden wir in unserem Denken und Studium nicht überfüttert werden. Diese Bewegungsfreiheit des Denkens ist wesentlich.
Es ist wichtig, daß wir unsere vorwärts gerichtete Bewegung beibehalten. Wir können es uns nicht leisten, durch Müßiggang oder zielloses Warten Zeit zu verschwenden. Wir können nicht so sein, wie der Chauffeur, der auf die Frage, wie er es fertigbringt, so viele Stunden auf seinen Arbeitgeber zu warten, antwortete: „Ich stelle die Kupplung meines Gemüts einfach auf Leerlauf und sitze.“ Hier haben wir eine herausfordernde Frage an den Christlichen Wissenschafter. Verbringt er seine Zeit müßig im Leerlauf?
Jesus sagte von sich selbst (Luk. 22:27): „Ich... bin unter euch wie ein Diener.“ Wer wie ein Diener ist, hat sich mit dem ausgerüstet, was gebraucht wird. Seine Vorräte hat er in andachtsvoller Verbundenheit mit der Quelle alles Guten neu gewonnen. Seine Gedanken und Worte sind nicht eingeweckt oder stereotyp, sondern spontan, von der Liebe angeregt und gut gewürzt, damit sie der Gelegenheit gerecht werden und die besondere Not stillen. Was er anbietet ist frisch, nicht von gestern übriggeblieben.
Da der Mensch ursprünglich ist, wiederholt er sich nicht. Wenn wir dieselbe Behandlung wie gestern geben, leugnen wir die Wirksamkeit der gestrigen Arbeit. Wenn die Arbeit gut getan worden ist, dann ist das Denken bewegt worden; und wir werden heute eine neue Situation vorfinden.
Die Inspiration, die wir aus unserem täglichen Studium und unserer täglichen Arbeit gewinnen, ist der Grundton für eine rege Ausübung. Dies ist unbedingt wesentlich. Es ist das, was uns die Gegenwart Gottes offenbart und unseren Bemühungen um Heilung Lebendigkeit verlieht. Es ist der aus Geist gewonnene Beweis, daß der Mensch der Ausdruck Gottes ist.
Das Erscheinen des Christus im Bewußtsein des einzelnen bringt neues Leben, neue Hoffnung, neue Entfaltung. Es bewegt unser Denken vorwärts zu einem höheren Ausdruck von Gesundheit, Harmonie und Freiheit. Dieses Erscheinen ist endlos, denn die Schöpfung ist unendlich. Wenn wir den alten Menschen ausziehen und den neuen anziehen, nähern wir uns dem idealen Menschen der Gottesschöpfung und der vollkommenen Demonstration des sündlosen, todlosen und ohne Krankheit bestehenden Seins. Unsere Führerin gibt uns diese trostreiche Ermutigung (Vermischte Schriften, S. 340): „Sei tätig und, wie lange es auch dauern mag, dein Erfolg ist dir sicher.“
