Gibt es wirklich einen Heiland, der bei uns ist und uns von unseren Qualen, unseren Leiden erlösen kann? Wo ist er? Wie können wir ihn finden? Jesus sagte — und er bezog sich dabei auf den Christus, seine geistige Selbstheit: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matth. 28:20; Das sind die tröstenden Worte, die Christus, Wahrheit, an jedes müde, bekümmerte Herz richtet. „Christus ist die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein spricht“, Wissenschaft und Gesundheit, S. 332; schreibt Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft.
Der Christlichen Wissenschaft zufolge ist die unsichtbare, doch wirkliche Gegenwart des Guten immer bei uns. Obgleich wir sie nicht berühren oder mit unseren Augen sehen können, so können wir dennoch ihre Gegenwart und ihre Segnungen in unserem menschlichen Leben durch den geistigen Sinn wahrnehmen. Die „göttliche Botschaft ..., die zum menschlichen Bewußtsein spricht“, ist der Heiland, der bei uns ist — das „Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.“ Joh. 1:9;
Dieses rettende Licht offenbart uns unsere wahre Selbstheit als Gottes Widerspiegelung — frei, freudig, vollkommen, unsterblich, geistig, unbegrenzt —, deren wir uns bewußt werden, wenn wir lernen still zu sein, wenn wir das Fleisch zum Schweigen bringen und wenn wir durch den geistigen Sinn enthüllen lassen, daß die göttliche Wirklichkeit in jedem von uns gegenwärtig ist. Der Christus kommt zu uns, wo wir uns gerade befinden, und versieht uns mit dem, was wir ebendort brauchen. Es ist die göttliche Kundwerdung Gottes, die unaufhörlich zu jedem von uns spricht und sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Offenb. 3:20;
Die Bibel verkündet uns, daß Gott den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis schuf und daß Er dem Menschen Herrschaft über die ganze Erde gab. Wir erkennen somit unser wahres Selbst dadurch, daß wir Gott, das absolut Gute, den Alles-in-allem, erkennen.
Wir demonstrieren unsere Herrschaft über die uns täuschenden materiellen Annahmen, indem wir uns den Christus, die Macht des Geistes, zunutze machen. Wir müssen unseren Standpunkt ändern, unsere Denkweise umstellen, das sterbliche Bewußtsein, das sich auf das Zeugnis der fünf Sinne gründet, gegen das geistige Bewußtsein austauschen, um an der Christus-Macht teilzuhaben, Herrschaft zu bekunden und wahre Glückseligkeit und Zufriedenheit zu erleben.
Da aber das menschliche Wesen eine zweifache Persönlichkeit hat, die sichtbare und die unsichtbare, ist es für die Menschen nicht immer einfach, das durch die Jahrhunderte erworbene und oftmals verzerrte Wissen zu verwerfen oder Vorurteile und den Stolz der Gelehrsamkeit aufzugeben. Viele Menschen können nicht an einen guten Gott glauben, weil sie zuviel Ungerechtigkeit um sich her gesehen haben. Allzuoft haben sie erlebt, wie diejenigen, die Gutes tun, Opfer derer werden, die ihre Befriedigung in Willkürherrschaft und Zerstörung finden. „Wo ist der unendlich gute Gott“, sagen sie, „und worauf wartet er, um die Unschuldigen von ihren Leiden und Ketten zu befreien?“
Gerade dann ist der Heiland bei uns, „die wahre Idee, die das Gute verkündet“, und tritt vermittelnd dazwischen, denn die praktische Anwendbarkeit des Christus, der Wahrheit, hilft uns, unser wahres Selbst außerhalb des materiellen Wissens zu finden, das uns zu Opfern von Sünde, Krankheit und Tod macht. Der Christus erhebt unser Denken über das Menschliche hinaus und enthüllt uns unseren göttlichen Ursprung. Wenn wir das Reich der Seele erforschen, das die Substanz, das Leben und die Intelligenz des Menschen ist, gelangen wir in der rein materiellen Welt zu unbekannten Freuden; es durchbricht unsere Begrenzungen und gibt uns ein Gefühl der Sicherheit, indem es uns die Furcht vor Gefahr nimmt. Und auf diese Weise finden wir das Reich Gottes, des Guten, in uns.
Im Verlauf dieses wunderbaren Erlebens, das eine Veränderung des Bewußtseins bewirkt, müssen wir den falschen Sinn vom Selbst aufgeben und in uns und in anderen das Gleichnis des Geistes wahrnehmen. Das Studium der Christlichen Wissenschaft, die die von Christus Jesus betätigte göttliche Wissenschaft ist, veredelt unseren Charakter und erhöht unsere Moral, erweitert unseren Ausblick, bereichert unsere erfahrung, gestaltet unser Dasein harmonisch und offenbart die Grundlage wahrer Gesundheit.
Diese Wissenschaft wirkt im Reich des Denkens und bringt auf diese Weise die Umwandlung des einzelnen zustande. Sie lehrt uns, den geistigen Begriff vom Menschen und vom Universum anstelle der materiellen Auffassung von Personen und Dingen wahrzunehmen. Wir müssen unsere Neigungen reinigen — sie von allen selbstischen Bindungen, die uns versklaven und uns Leiden bringen, befreien —, wenn wir den Christus, die klingende Botschaft der Liebe hören wollen, die in harmonischem, sanftem und reinem Echo widerhallt. Dann werden unsere Beziehungen zu anderen angenehmer, beständiger und heiliger werden.
Wenn wir uns und andere von Sünde, Krankheit und Tod befreien möchten, müssen wir aufhören, den Menschen in der Materie zu suchen und müssen ihn dort finden, wo er wirklich ist, nämlich im Geist. Ein höheres und vergeistigtes Bewußtsein kommt in einem harmonischeren und gesünderen Körper zum Ausdruck, denn unser Körper ist in unserem Denken eingeschlossen. Das geistige Wachstum mag schnell oder langsam vor sich gehen, doch wir können sicher sein, den Sieg auf unserer Reise vom Sinn zur Seele zu gewinnen, wenn wir unseren Blick beständig auf den Morgenstern gerichtet halten, auf den Heiland, der bei uns ist.
„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Matth. 11:28; Die stille, sanfte Stimme des Christus flüstert unserem Bewußtsein diese Worte zu. Sie werden durch folgende Stelle bekräftigt:
„Die Sterblichen müssen zu Gott hinstreben, ihre Neigungen und Ziele müssen geistig werden — sie müssen sich den umfassenderen Auffassungen vom Sein nähern und etwas von dem eigentlichen Sinn des Unendlichen erlangen —, damit sie Sünde und Sterblichkeit ablegen können.
Diese wissenschaftliche Auffassung vom Sein, die die Materie um des Geistes willen aufgibt, deutet keineswegs darauf hin, daß der Mensch in der Gottheit aufgeht und seine Identität einbüßt, sondern diese Auffassung verleiht dem Menschen eine erweiterte Individualität, eine umfangreichere Sphäre des Gedankens und der Tätigkeit, eine umfassendere Liebe, einen höheren und dauernderen Frieden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 265.