Die Christliche Wissenschaft ist eine radikale Religion, weil sie eine Wissenschaft ist. Ihr Beitrag zum Fortschritt der Menschheit, der aus Unwissenheit zum Verständnis, aus Begrenztheit zur Freiheit, aus Knechtschaft zur Herrschaft führt, liegt nicht in den Punkten, in denen sie mit anderen Religionen und anderen Wissenschaften übereinstimmt, sondern in den Punkten, in denen sie nicht mit ihnen übereinstimmt.
Es ist das Ziel der Christlichen Wissenschaft, der Menschheit die Wahrheit darzubieten, von der Christus Jesus sagte, daß sie uns frei machen würde. Jedes Herz, das von der Wahrheit dieser Wissenschaft inspiriert ist, sehnt sich danach, jedem Menschen auf Erden ein wahrer Freund zu sein und dem Theologen, dem Naturwissenschaftler, dem Atheisten, dem Agnostiker, dem Eklektiker, dem guten Menschen, der nicht weiß, woran er glaubt, Wahrheiten zu bieten, die ihn trösten, ihn erheben, ihm richtig dünken und ihn zur Demonstration der göttlichen Wahrheit führen werden. Aber es ist ein Fehler zu glauben, daß er zu diesen Wahrheiten erweckt wird, wenn wir ihm sagen, er brauche im Grunde seine alten Annahmen nicht aufzugeben, um die Christliche Wissenschaft anzunehmen.
Wir hören immer wieder Zeugnisse von denen, die zur Christlichen Wissenschaft gekommen sind, nachdem sie in anderen Lehren oder Theorien fest verankert waren; und sie berichten, daß sie die Christliche Wissenschaft fanden, weil ihre eigenen Anschauungen vom Leben und Universum sie nicht mehr befriedigten. Dieses Unbefriedigtsein veranlaßte sie, anderswo nach der Wahrheit zu suchen, und als sie feststellten, daß die Christliche Wissenschaft etwas gänzlich Abweichendes bietet, griffen sie hungrig danach und wurden befriedigt.
Was hat sie so angesprochen? Die Tatsache, daß die Christliche Wissenschaft mit dem, was sie früher gelernt hatten, übereinstimmt? Nein. Ihre alten Glaubenslehren hatten ihnen nicht mehr genügt. Es war die radikale Lehre der Christlichen Wissenschaft, es waren die Punkte, die die Christliche Wissenschaft von ihrer früheren Religion unterschieden, die sie ansprachen und ihnen Hoffnung gaben.
Mrs. Eddy spricht von denen, die jetzt nach der Wahrheit verlangen. Sie schreibt: „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung. Gib ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen und fürchte niemals die Folgen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 570; Manchmal sind wir versucht, diese Behauptung anzuzweifeln, zu glauben, daß es nicht viele seien, die tatsächlich „harren und warten“, und daß wir an diejenigen appellieren müßten, die es nicht tun. Wir zeigen diesen Zweifel, indem wir auf übereinstimmende Punkte Nachdruck legen, wenn wir anderen die Christliche Wissenschaft anbieten, anstatt die Punkte zu betonen, wo die Christliche Wissenschaft radikal von der herkömmlichen Theologie oder dem Materialismus abweicht.
Die Christliche Wissenschaft gründet sich auf die Allheit Gottes, des Geistes, und die Nichtsheit der Materie. Unsere Führerin sagt: „Die drei großen Wahrheiten des Geistes: Allmacht, Allgegenwart, Allwissenheit — Geist, der alle Macht besitzt, der allen Raum erfüllt, der alle Wissenschaft ausmacht — widersprechen auf immer der Annahme, daß die Materie etwas Tatsächliches sein könne.“ S. 109; Von dieser Grundlage leitete Mrs. Eddy die Unwirklichkeit des Bösen her sowie die Tatsache, daß die menschliche Erlösung durch die Überwindung der materiellen Annahme und durch das Verständnis und die Demonstration der geistigen Wirklichkeit erfolgt.
Wir brauchen uns nicht zu entschuldigen, daß wir über die Bedeutung des Christus nicht der gleichen Auffassung sind wie andere Religionen. Unsere Auffassung vom Christus stimmt mit Jesu Demonstration des Christus überein. Der Christus ist die wahre Idee Gottes, die unsterbliche Wahrheit, die den sterblichen, materiellen Irrtum zerstört. Als Jesus alle Arten von Krankheiten allein durch geistige Mittel heilte, bewies er, daß Leiden eine sterbliche Annahme ist, kein Vorgang in der Materie. Die Christliche Wissenschaft heilt heute durch dasselbe Mittel und beweist wiederum die gleichen Wahrheiten.
Manchmal sind wir versucht zu glauben, daß es unser Ziel sei, Frieden zu schaffen mit denen, die unseren Standpunkt nicht verstehen. Wir akzeptieren die Suggestion, den Widerstand gegen die Christliche Wissenschaft überwinden zu können, indem wir ihnen sagen, daß wir alle dasselbe Ziel verfolgten und daß die Christlichen Wissenschafter tatsächlich dieselbe gedankliche Grundlage hätten und nur in anderer und praktischerer Weise an die Dinge herangingen. Wenn wir jedoch weiter darüber nachdenken, werden wir sehen, daß die Art und Weise, Widerstand gegen die Wahrheit zu überwinden, darin besteht, dem menschlichen Denken die Wirklichkeiten nahezubringen, die den Irrtum zerstören.
Der Meister wies mit großem Nachdruck auf diese Tatsache hin, als er sagte: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein.“ Matth. 10:34–36;
Als Mrs. Eddy davon schrieb, „einen Becher kalten Wassers in Christi Namen“ zu geben, sagte sie weiter: „Was tut es, wenn der alte Drache eine neue Flut ausströmen sollte, um die Christusidee zu ertränken? Er kann weder deine Stimme durch sein Brüllen übertönen, noch die Welt in die tiefen Wasser von des Chaos altem Reich versenken. Heute wird die Erde dem Weibe helfen; die geistige Idee wird verstanden werden. Diejenigen, die reif sind für den Segen, den du mitteilst, werden Dank sagen. Die Wasser werden beruhigt werden, und Christus wird den Wogen gebieten.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 570.
Unsere Fähigkeit, mit Entschiedenheit zu heilen, wird zunehmen, wenn wir dahin kommen, unsere Stellung als Anhänger einer radikalen Religion zu akzeptieren und zu lieben. Unsere Kirchen werden an Einfluß gewinnen, wenn die Mitglieder ihre Stellung in der Welt als diejenigen einnehmen, die „einen Becher kalten Wassers“ reichen.
Die Welt bedarf einer radikalen Wandlung. Sie wird als Folge der Bemühungen derer eintreten, die bereit sind, ihr Leben der Aufgabe zu weihen, anderen die Wahrheit über Gott, den Menschen und das Universum furchtlos zu bringen.
