Die Menschen meinen oft, sie müßten Alkohol trinken, um im Geschäftsleben Erfolg zu haben oder gesellschaftliche Anerkennung zu finden. Sie halten ihn im allgemeinen für ein leichtes, harmloses Vergnügen: ein paar Runden mit einem Geschäftspartner als Bekräftigung eines Geschäftsabschlusses oder etwas Geselligkeit im Offiziersklub.
Als ich vor einigen Jahren bei der Marine war, hatte ich ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Unser Marinegeschwader war neu, und die Piloten hatten sich im Hause des Kapitäns zu einer Cocktail Party versammelt, um sich kennenzulernen. Der Kapitän kümmerte sich um die Bar und fragte, was ich trinken wollte. „Nur ein Glas Ginger Ale“, antwortete ich. Er bediente mich, ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl einige andere sich vielsagend zulächelten. Ich ignorierte sie.
Einige Minuten später schlenderte der Erste Offizier vorbei und brachte beiläufig das Thema „Etikette“ zur Sprache. Er wies höflich darauf hin, daß von jemandem — und besonders von einem rangjüngeren Offizier —, der im Hause des Kapitäns zu Gast sei, erwartet werde, daß er Alkohol trinke, wenn er serviert werde.
Ich erwiderte, daß mir diese Umgangsformen bekannt seien, doch daß ich glaubte, sie würden diejenigen nicht betreffen, die überhaupt keinen Alkohol tränken. Er fragte, warum ich nicht trinke. „Nun, ich glaube, letzten Endes läuft es darauf hinaus, daß ich lerne, auf Gott zu vertrauen, daß Er mir Erfolg und Freunde verschafft.“
Diese Antwort hatte nicht allzu großen Erfolg. Und ebenso wie ein Vorgesetzter von einem rangjüngeren Offizier verlangen würde, einen rechtmäßigen Dienst zu tun, gab er mir dann den direkten Befehl, zur Bar zu gehen, Alkohol zu verlangen und ihn zu trinken. Als ich ruhig entgegnete: „Aber ich trinke doch keinen Alkohol“, war er schwer beleidigt. Bis dahin hatte ich nur gehört von Leuten, die bei der Frage des geselligen Trinkens gekränkt werden konnten. Zuerst dachte ich, es wäre nur Theater. Dann erschien es mir widerlich — geradezu kleinlich. Ich blieb aber fest und nahm nur alkoholfreie Getränke zu mir.
Einige Tage lang schaute mich der Erste Offizier nicht an und sprach nicht mit mir. Es war offenkundig, daß das nicht leicht beigelegt sein würde, was er als Widersetzlichkeit betrachtete. Für die nächsten Tage stand die Anweisung zusätzlicher Pflichten bevor, und ich befürchtete, ich würde die schlechten Aufgaben erhalten. Ich befand mich in einer „Klemme“.
So wandte ich mich an die Christliche Wissenschaft um Hilfe. Ich erkannte, daß ich in Wirklichkeit das geliebte Kind Gottes war, das jedermann liebt. Dann fragte ich mich, was ich von diesem Ersten Offizier aufrichtig dachte. Ich gab zu, daß ich ihn als kleinlich, voreingenommen, engstirnig und als törichterweise verletzt ansah. Dann erkannte ich plötzlich, daß ich die Marineflieger generell für übermäßig dem Alkohol zusprechende und leichtlebige Kerle hielt.
Der Vergleich mit dem Ball, den man gegen eine Wand wirft, kam mir in den Sinn. Man wirft ihn gegen eine Wand, und er prallt zu einem zurück. Es war klar, daß ich meine eigenen Annahmen über die anderen Piloten erlebte, die zu mir zurückkamen. Für jemanden, der glaubte, andere wie sich selbst zu lieben, war das eine ziemliche Offenbarung!
Ich beschloß auf der Stelle, mein Denken über diese Leute zu berichtigen. Ich betete darum, daß sich mein Denken über sie auf den Begriff der Liebe gründen möge, wonach der Mensch rein, gerecht, unschuldig und freundlich ist. Alle Ideen Gottes sind harmonisch. Eine Idee kann eine andere nicht in eine schwierige Situation bringen; alle stehen unter Gottes Befehl.
Als meine sterbliche, kritische und selbstgerechte Vorstellung von diesen Männern Gottes unsterblicher, verständnisvoller Betrachtung des Menschen wich, erfüllte mich tiefer Friede und große Freude. Ich saß gerade im Bereitschaftsraum an der Snack Bar, als ich das bekannte Geräusch der schweren Lederabsätze des Ersten Offiziers hörte, wie sie den Korridor entlang krachten. Ich war aber unbesorgt. Er trat ein, und während er sich etwas Kaffee nahm, begann er freundlich mit mir zu plaudern, und weg war er wieder. Das war die ganze Geschichte. Es folgte keine weitere Anspielung, und kein Wort fiel mehr über die Meinungsverschiedenheit, und seine Wahl meiner zusätzlichen Pflichten war recht und billig. Danach erfuhr ich nur Respekt für meine Enthaltsamkeit beim Genuß alkoholischer Getränke. Als das Geschwader aufbrach, sagte mir der Kapitän in Anwesenheit aller Piloten, wie sehr er sich gefreut habe, daß zu jeder Zeit ein klarer Kopf dagewesen sei.
Antialkoholiker brauchen für niemanden ein Stein des Anstoßes zu sein. Sie müssen nicht allein dastehen, und sie brauchen ihr Niveau nicht herabzusetzen. Sie müssen aber moralischen Mut aufbringen, ihre gottgegebene Herrschaft zu beanspruchen, von sich und anderen als Gotteskindern richtig zu denken. Die Bibel sagt uns: „Siehe, ich habe dir geboten, daß du getrost und unverzagt seist. Laß dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.“ Josua 1:9; Dieser feste geistige Standpunkt wird Antialkoholikern und der Christlichen Wissenschaft Respekt einbringen, nicht Verspottung, und Christliche Wissenschafter werden bei geselligen Zusammenkünften zu den willkommensten Gästen zählen.
Christliche Wissenschafter werden oft gefragt, warum sie auch den sehr mäßigen Genuß schwachprozentiger alkoholischer Getränke, wie das gelegentliche Weintrinken bei einer Mahlzeit, ablehnen. Eine Antwort ist, daß trotz der vielen irreführenden Inserate der Alkohol seinem Wesen nach die Trunksucht fördert, und die einzig mögliche Verhaltungsmaßregel ist, ihn ganz und gar zu meiden. Auch beeinflussen wir durch unser Beispiel andere beständig in der einen oder anderen Richtung. Die Christlichen Wissenschafter möchten stets auf der Seite des Christus, der Wahrheit, sein, die die Menschheit erhebt und heilt. Mrs. Eddy schreibt: „Welch höheres Streben könnte es geben, als das in euch zu erhalten, was Jesus liebte, und zu wissen, daß euer Beispiel mehr als eure Worte die Sittlichkeit der Menschheit bestimmt!“ Vermischte Schriften, S. 110
Die Christliche Wissenschaft präsentiert solide, zum Nachdenken anregende Argumente gegen das gesellige Trinken und für ein sinnvolles Leben. Sie zeigt den Menschen, wie sie durch moralischen Mut und geistiges Verständnis auch ohne Alkohol erfolgreich sein können. Viele sind es.