Die biblische Lehre, daß der Mensch Gottes Gleichnis ist, enthält große Wahrheiten, denen wir unsere Aufmerksamkeit schenken müssen, denn wenn der Mensch Gottes Gleichnis, Sein Ebenbild ist, muß er gottähnlich sein. Sein Charakter muß all die Eigenschaften seines Schöpfers aufweisen, und nicht eine darf fehlen. Der göttliche Charakter wurde durch Christus Jesus vollkommen ausgedrückt, der zu seinem Jünger Philippus sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater!“ Joh. 14:9;
Durch sein Beispiel zeigte Jesus den Menschen, wie der vollkommene, wahre Mensch beschaffen ist. Er drückte beständig Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit, Reinheit, Freude, Intelligenz und jede andere gottähnliche Eigenschaft aus. Diese Elemente machten sein menschliches Selbst als des Menschen Sohn aus, weil er bewies, daß er Gottes Sohn war. Und er bestand darauf, daß alle Menschen Kinder des einen Vaters, des Geistes, sind. Aber Jesus beanspruchte geistige Eigenschaften nicht als etwas Selbstgeschaffenes oder als seine persönlichen Tugenden. Er sagte klar und deutlich: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun; und was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ 5:19; Das ist ebenso wahr in bezug auf den Charakter wie in bezug auf unser Tun.
Wenn wir Jesu Gedankengang folgen, so sehen wir, daß jeder Mensch Anspruch darauf hat, den göttlichen Charakter vollkommen widerzuspiegeln. Aber nicht jeder scheint dies zu tun. In der ganzen Welt bietet sich uns der Augenschein von selbstsüchtigen, unglücklichen, habsüchtigen, unehrlichen und oft verbrecherischen Naturen. In jedem Fall dieser Art müssen wir erkennen, daß das fleischliche Gemüt, das Gegenteil des Geistes oder des göttlichen Gemüts, behauptet, es mangele dem einzelnen an gottähnlichen Eigenschaften, sein Charakter sei befleckt und er verschließe seine Augen vor dem göttlichen, schöpferischen Urquell seines Seins.
Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. weist jedoch darauf hin, daß das Böse eine Illusion ist. Es ist der Nebel, von dem im zweiten Kapitel der Genesis gesprochen wird, der nach der Offenbarung des zu Gottes Gleichnis erschaffenen Menschen aufstieg und die reine Vision vom wirklichen Menschen verdunkelte. Der Nebel der sterblichen Annahmen über den Menschen wird durch die Christliche Wissenschaft aufgelöst, und jede wahre Charakteristik kann wiederhergestellt werden. Kein kranker oder arger Gemütszustand ist hoffnungslos, denn geistige und rechte Charaktermerkmale sind unsterblich. Das menschliche Selbst kann sie immerdar beweisen, und Gottes Natur muß durch diese Selbstheit ausgedrückt werden, ehe der von Gott erschaffene, absolut vollkommene Mensch ganz und gar in Erscheinung treten kann.
Wenn wir mit dem beginnen, was in einem Menschen, für den wir in der Christlichen Wissenschaft beten, bereits als wirklich offenkundig ist, können wir behaupten und daran festhalten, daß diese Wirklichkeit von Gott kommt und unzerstörbar ist. Die Tatsache zum Beispiel, daß ein Mensch lebt, daß er eine bewußte Identität ist, zeugt für sein wirkliches Sein, denn nur Gott kann eine lebendige Identität erschaffen. Wenn dann Liebe abwesend und Haß gegenwärtig zu sein scheint, muß dies als eine Illusion erkannt werden, denn Liebe ist dem Menschen zu eigen und fehlt niemals im Charakter des einzelnen. Sie kann nicht zerstört werden. Sie kann als positive Wahrheit demonstriert werden. Und dasselbe läßt sich von jeder geistigen Eigenschaft sagen.
Immer wieder demonstrierte Jesus das Vorhandensein anscheinend fehlender Eigenschaften. Er ersetzte Böses durch Gutes, Sünde durch Reinheit und den Tod durch Leben. Weil der Christliche Wissenschafter weiß, daß er in Christus, der wahren Idee der Gotteskindschaft, einen vollkommenen Charakter hat, ist er zuversichtlich, daß kein Einfluß des bösen Gemüts ihn dieses Charakters berauben kann. Mary Baker Eddy sagt: „Ein Herz, das durch einen Akkord der Christlichen Wissenschaft berührt und geheiligt ist, kann die ganze Skala meistern; aber dieses Herz muß es ehrlich und ernst meinen und darf niemals müde werden, nach Vollkommenheit zu streben — das göttliche Leben, die göttliche Wahrheit und Liebe widerzuspiegeln.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 150;
Auch das geringste Gute, das die Menschheit seit Anbeginn der Geschichte geziert hat, zeugte für die Tatsache, daß der Mensch Gottes Sohn ist und daß die Wirklichkeit — das wirkliche Menschentum — den Nebel durchdringt, der den wirklichen Menschen vor unserem Blick verhüllt. Wir beobachten, wie in zahllosen Menschen die wahren Charaktermerkmale in Erscheinung treten; sie können nicht verborgen bleiben. Sie quellen in ihrem Herzen hervor und zeigen, daß der Einfluß des Geistes im menschlichen Bewußtsein am Werk ist und nach Ausdruck verlangt. Mrs. Eddy sagt: „Alles, was wahr ist, ist eine Art Notwendigkeit, ein Teil der uranfänglichen Wirklichkeit aller Dinge. Wahrheit kommt von einer tiefen Aufrichtigkeit, die stets ein heroisches Herz kennzeichnen muß; es ist die bessere Seite der menschlichen Natur, die sich entfaltet.“ Message to The Mother Church for 1901, S. 1.
Es ist nicht zuviel gesagt, daß jede menschliche Disharmonie auf irgendeine Form der Annahme zurückgeht, daß es an einer wahren Eigenschaft des Menschen fehle, an Liebe, Gesundheit, Wahrnehmungsvermögen, Adel, Frische, Kraft, Verständnis — an irgendeiner Eigenschaft, die den Menschen ausmacht.
Herauszufinden und zu beweisen, woraus er gemacht ist, seinen natürlichen und wirklichen Charakter auszudrücken, ist ein Vorhaben, das das Leben des Christlichen Wissenschafters beherrschen sollte. Weil er weiß, daß sein wahrer Charakter von der Gottheit begründet ist und daß es keine Macht gibt, die dies rückgängig machen könnte, kann er freudig voranschreiten in der Erwartung, Vollkommenheit zu demonstrieren. Er kann gewiß sein, daß seine Bemühungen die Reaktion seiner wirklichen Selbstheit auf die Forderung des Prinzips nach dem wahren Charakter des Menschen sind, dem Charakter, dem es an nichts Gutem fehlt.
Er ist ein Fels. Seine Werke sind vollkommen;
denn alles, was er tut, das ist recht.
Treu ist Gott und kein Böses an ihm,
gerecht und wahrhaftig ist er.
5. Mose 32:4