Ob wir uns darüber im klaren sind oder nicht, der größte Wunsch eines jeden ist, glücklich zu sein. Daß es ein gottgegebenes Recht ist, dieses allgemeine Ziel zu verfolgen, wurde vor nahezu 200 Jahren von den Verfassern der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten anerkannt. Sie erklärten es zu einem ebenso unveräußerlichen Recht wie das Recht auf Leben und Freiheit. Alles, was wir tun, ist — bewußt oder unbewußt — ein Teil unseres Strebens nach Glück, wobei unsere Auffassung davon jeden Schritt bestimmt. Wie wichtig ist es dann also, zu verstehen, was wahres Glück ist!
Besonders vom Mann gesprochen, mag für den einen das Glück im schnellen Vorwärtskommen in seinem Beruf bestehen; ein anderer findet es in geschäftlichem Erfolg; für wieder einen anderen liegt es in der Anhäufung von materiellem Reichtum; manche sehen es in dem Besitz von Macht über Personen oder Dinge, und andere mögen eine Form des Glücks in der Niederlage ihres Gegners finden. Und doch macht niemand, der solche Ziele erreicht hat, den Eindruck eines wahrhaft glücklichen Menschen.
Es ist kein Wunder, daß die Enttäuschten, die Hoffnungslosen, die Verbitterten manchmal fragen: Was ist nun eigentlich wahres Glück? Wie kann ich es erlangen? Mary Baker Eddy beantwortet diese Frage auf die einfachste Art in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, wo sie lehrt: „Glück ist geistig, aus Wahrheit und Liebe geboren. Es ist selbstlos; daher kann es nicht allein bestehen, sondern verlangt, daß die ganze Menschheit es teile.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 57;
Glück ist also nicht für Geld zu haben, denn keine Summe Geldes kann eine geistige Eigenschaft kaufen oder irgendwie erwerben. Noch kann wahres Glück allein das Ergebnis geschäftlichen Erfolgs sein, denn eine geschäftliche Transaktion, wie verheißungsvoll sie auch erscheinen mag, kann nur ein zeitweiliges Gefühl persönlicher Befriedigung und höchstens die — immer jedoch etwas ungewisse — Erwartung einer gesicherteren Position hervorrufen. Und Gewalt oder Macht über Personen oder Dinge bringt auch kein Glück, sondern nur ein leeres Gefühl persönlichen Stolzes, verbunden mit der Last der Verantwortung, die die Ausübung dieser Macht mit sich bringt. Das ist ganz gewiß kein Glück, sondern ein Zustand der Ungewißheit und Spannung.
Der materielle Sinn weiß nicht, was Glück ist und wie es erlangt wird. Daher kann uns das Streben nach Glück durch die Ausführung irgendwelcher materieller Suggestionen, was gut wäre, nur die vergängliche Erfüllung eines Wachtraumes der menschlichen Einbildungskraft einbringen, einer vorübergehenden Laune, die keine Spur von wahrer Zufriedenheit und Freude hinterläßt. Das unablässige, zähe Streben nach einem falschen Glück kann der unheilvollste Einfluß im Leben eines Menschen werden. Aber wir können das Glück erlangen, wenn wir um ein Verständnis seiner wahren Natur und um die Erkenntnis der Vorbedingungen beten, die zum Glück führen; wenn wir lernen, sie zu lieben, und so die echte, innere Bereitschaft erlangen, diesen Vorbedingungen entsprechend zu leben.
Hier mag ein Geschäftsmann fragen: Was muß ich dann tun, um mich wahren Glücks zu freuen? Meinen Gewinn opfern? Meine Konkurrenz groß werden lassen? Oder soll ich einfach die Hoffnung aufgeben, jemals ein glücklicher und erfolgreicher Geschäftsmann zu werden? Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. antwortet ihm mit einem entschiedenen Nein und erklärt ihm mit den Worten unserer Führerin Mrs. Eddy jene Art des Strebens und der motivierenden Kraft, die mit Sicherheit in jeder rechtmäßigen menschlichen Tätigkeit zum Glück führt: „Uneigennütziges Streben, edle Lebensmotive und Reinheit — diese Bestandteile des Denkens bilden, wenn sie sich vermischen, für den einzelnen wie für die Gesamtheit wahres Glück, wahre Stärke und Beständigkeit.“ S. 58;
Wie können wir diese Lehre anwenden, um ihre Macht, uns wahres Glück zu bringen, zu erleben, während wir einer menschlichen Beschäftigung nachgehen? Der Fabrikant, der Kaufmann, der Unternehmer sollte sich fragen: Besteht mein Hauptziel darin, reich zu werden? Suche ich rücksichtslos nach Wegen, sowenig wie möglich zu geben und soviel wie möglich zu erhalten? Wieviel tatsächlich Gutes bringt mein Geschäft anderen, indem ich aufmerksam ihren berechtigten Interessen diene und ihre Bedürfnisse befriedige? Wieviel Freude gibt es mir, wenn ich dazu imstande bin? Habe ich die Lehren Christi Jesu vergessen: „Gebet, so wird euch gegeben“, und: „Seid barmherzig ... “ Luk. 6:38, 36;, oder verschließe ich mich ihnen bewußt?
Wenn er jedoch nach dem wahren Glück sucht, sollte er der Worte unserer Führerin in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1902 gedenken: „Glück besteht darin, gut zu sein und Gutes zu tun; nur was Gott gibt und was wir uns selber und anderen durch Seinen Reichtum geben, verleiht Glück: bewußter Wert befriedigt das hungernde Herz, und nichts anderes vermag dies.“ Message to The Mother Church for 1902, S. 17. Diese Lehre weist klar auf die geistige Tatsache hin, die unzählige Male im Leben und in dem Werdegang geistig gesinnter Menschen demonstriert worden ist, daß nicht das, was wir erhalten, sondern was wir geben, was wir freudig mit anderen teilen, uns ein Gefühl wahren Glücks vermittelt, denn wir denken und handeln dann wirklich in Harmonie mit unserem gottgegebenen Wesen und Zweck als der lebendige, liebevolle und liebenswerte Ausdruck Gottes, des einzigen Gemüts, des Vaters und der Mutter unser aller.
Wir sind glücklich, wenn wir imstande sind, die irreführenden Suggestionen des Bösen zu widerlegen, daß wir anderen nur dienen sollten, wenn wir dadurch auch unseren eigenen selbstsüchtigen Zielen dienen. Wenn wir der drückenden Not anderer abhelfen, spüren wir die echte Freude, Gott gedient zu haben. Wenn wir im Namen der Liebe selbstlos geben, gibt uns die Liebe ein gedrückt und überfließend Maß wieder. Wenn wir andere glücklich machen, nehmen wir selbst an dem Glück teil.
Dies kommt klar darin zum Ausdruck, daß Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, in allen ihren Schriften Glück mit Gesundheit, Harmonie, Leben, Erfolg, Kraft und Beständigkeit verbindet.
Wahres Glück ist der innere Friede und die stille Freude, die die Gewißheit der allmächtigen Güte des göttlichen Gemüts mit sich bringt. Es wird uns zuteil, wenn wir dahingekommen sind, der menschlichen Familie gegenüber in der Weise zu empfinden, wie Christus Jesus es uns lehrte, und uns dadurch die christusähnliche Freude erworben haben, in der absolut befriedigenden Gegenwart der göttlichen Liebe zu leben und zu wirken, und demütig und dankbar an dieser Freude teilhaben.
