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Meditation und Mao

Aus der März 1972-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ein junger Mann, mit einer leuchtenden Tunika aus orangenfarbiger Seide bekleidet, saß in der klassischen Lotushaltung der Meditation da, die Augen geschlossen. Der Raum, von dem schweren Duft des Weihrauchs erfüllt, war von zwei großen Kerzen schwach erleuchtet. Langsam, fast zögernd, öffnete der junge Mann die Augen — er war Absolvent einer der bekanntesten Universitäten in den Vereinigten Staaten und ein Amerikaner. Mit zeremonieller Würde streifte er die Tunika über den Kopf und legte sie auf den Fußboden.

Die Brust nunmehr entblößt, entzündete er eine Fackel und hielt die Flamme feierlich an seine Brust, sein Gesicht, seine Augen, sein Haar. Er verbrannte sich nicht an ihr. Wie bei Schadrach, Meschach und Abed-Nego konnte man nicht einmal einen „Brand an [ihm] riechen“ Dan. 3:27;.

Diese höchst eindrucksvolle Handlung war der Höhepunkt einer buddhistischen Hochzeitszeremonie, die vor ein oder zwei Jahren in San Franzisko stattfand. Sowohl die Braut wie auch der Bräutigam gehörten der weißen Bevölkerung an; sie waren keine Orientalen. Beide stammten aus prominenten Familien der Westküste; beide waren hochintelligente und idealistische junge Amerikaner. Die Episode veranschaulichte ein Phänomen des amerikanischen Hochschullebens — ein Abwandern von der christlichen Orthodoxie, um in der orientalischen Religion Trost zu suchen. „Meditation und Mao“ hat jemand diesen wachsenden Trend genannt, obwohl die beiden natürlich im Widerspruch zueinander stehen, denn der dialektische Materialismus, auch wie ihn Mao auslegt, läßt keinen Raum für solche geistigen Werte, wie sie im buddhistischen oder wedischen Mystizismus zu finden sind. Die von den Gewalttätigkeiten der neuen Linken erschütterten Hochschulen und Universitäten sind mindestens so begeistert von den Lehrern des Hinduismus und den Meistern des Zen-Buddhismus. Selbst die Gymnastik weicht dem Karate.

Warum? Worum geht es eigentlich?

Dieses Interesse der Jugend für den Orient deutet im wesentlichen auf ein Erproben, Testen und Erforschen der heutigen westlichen Werte hin. In diesem Trend liegt ein Streben nach der Wahrheit, ein Erkennen der Ungerechtigkeiten der menschlichen Gesellschaft, wie die Jugend sie kennt, ein Suchen nach Antworten auf die Frage, was es mit dem Leben auf sich hat. Vieles davon ist von Liebe und Selbstlosigkeit erfüllt, denn viele dieser jungen Leute — abgesehen von den Radikalen unter den Hippies, die „ausgeflippt“ sind, den Rauschgiftsüchtigen, die sich selbst vernichtet haben, und denen, die Gewalttätigkeit üben, während sie Frieden predigen — sind mehr am Wohle anderer als an ihrem eigenen interessiert.

Die Jugend sucht dreierlei zu erlangen, entweder durch Religion oder Rauschgift:

1. Ein Verständnis von der Identität des einzelnen;

2. eine selbstlosere Welt;

3. Erweiterung des menschlichen Bewußtseins.

In den orientalischen Religionen und Philosophien begegnen die Studenten Begriffen, die neu und anregend für sie sind, obwohl sie tatsächlich uralt sind. Lange vor Christus Jesus waren viele weise Männer des Ostens zu dem Schluß gelangt, daß das physische Universum illusorisch und unwirklich ist, daß die Wirklichkeit des Menschen auf geistige, unendliche, ewige Dinge Bezug hat und daß Gott als allmächtiges Gemüt oder allmächtiger Geist verstanden werden muß.

Obwohl die orientalischen Religionen dem Studenten nicht all die Antworten bieten werden, die er sucht, mögen sie ihm doch die Augen für einen Gottesbegriff öffnen, der nicht begrenzt oder physisch ist. Wie mit der Schilderung am Anfang dieses Artikels gezeigt wurde, haben die Orientalen längst die Macht des menschlichen Gemüts über die Materie entdeckt, aber sie haben niemals das Prinzip entdeckt, das heilt.

Um tiefer zu forschen, muß der Student mehr über das Wesen Gottes wissen. Und hier kommt die Christliche Wissenschaft mit ihrer Definition von Gott zu Hilfe, wie wir sie in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy finden: „Der große Ich bin; der All-Wissende, All-Sehende, All-Wir- kende, All-Weise, All-Liebende und Ewige; Prinzip; Gemüt; Seele; Geist; Leben; Wahrheit; Liebe; alle Substanz; Intelligenz.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 587; Die Christliche Wissenschaft verwirft den Begriff von Gott als einer materiellen Person und sieht Gott in absoluten, allumfassenden Begriffen. Sie geht noch weiter. Sie verwirft den Begriff vom Menschen als materiell. Und sie definiert den Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes — Bezeichnungen, die in der Bibel gebraucht werden.

Wenn wir den Menschen als die Widerspiegelung Gottes sehen, wird uns klar, daß der Mensch nicht materiell sein kann, weil Gott nicht materiell ist. Der Mensch ist daher geistig, und der ganze Anspruch von physischer Körperlichkeit ist falsch. Aber auch hier geht die Christliche Wissenschaft einen Schritt weiter. Gott ist nicht nur gut, Er ist auch makellos. Er ist vollkommen. Und der Mensch ist vollkommen, weil Gott, der Schöpfer des Menschen, vollkommen ist. Wenn diese Wahrheit erst einmal im Bewußtsein verankert ist, erweist sich die Menge der Irrtümer — Krankheit, Sünde und Tod —, die mit jenem Anspruch einhergehen, als ein Nichts. Die Christlichen Wissenschafter wissen, daß dies wahr ist, denn sie können es beweisen. Wenn diese Wahrheit klar erkannt wird, verschwinden ganz einfach physische wie auch andere Schwierigkeiten.

„Liefert die Christliche Wissenschaft praktische Beweise?“ fragte mich einmal ein Bekannter, ein Hindu. Als ich ihm dies versicherte, antwortete er: „Können Sie diese Beweise erbringen?“ Auf meine Bestätigung sagte er: „Würde sie auch in meinem Fall wirksam sein?“ Die Antwort war klar. Ein Prinzip ist für jeden wirksam, der es versteht!

Damit kommen wir zu dem Unterschied zwischen den orientalischen Religionen und der Christlichen Wissenschaft. Die großen weisen Männer des Ostens erlangten tiefe Einblicke in die Wahrheit, was einige von ihnen befähigte, hier und da zu heilen. Aber die östlichen Religionen, die ihre Bannerträger sind, machen kurz vor diesem Punkt halt. Wie der junge Mann bei der Hochzeitszeremonie mögen sie imstande sein, durch Glauben, Selbstmesmerismus, Hypnotismus, Zauberei — nennen Sie es, wie Sie wollen — zu zeigen, daß das Denken entscheidet, ob man sich an einer Flamme verbrennt oder nicht. Aber die Wahrheit, wie die Christliche Wissenschaft sie lehrt, geht viel tiefer. Jesus heilte die Kranken und erweckte die Toten, indem er die Macht der Wahrheit anwandte — nicht die Macht des menschlichen Gemüts über die Materie, dessen eigenen Begriff —, und diese Macht brachte für diejenigen, die davon berührt wurden, eine Umwandlung des Charakters mit sich. Seine Nachfolger tun heute dasselbe.

So erstaunlich es auch sein mag, daß man sich an einer Flamme nicht verbrennen könnte, es ist eine Übung im Selbstmesmerismus. Mit Mrs. Eddys Worten: „Sie bedient sich menschlicher Willenskraft anstelle des Verständnisses der göttlichen Macht, wie dies in der Christlichen Wissenschaft der Fall ist.“ Vermischte Schriften, S. 59;

In Zusammenhang mit der zunehmenden Beschäftigung mit orientalischen Religionen steht das wachsende Interesse an der Astrologie, nach der unser Geschick von der Stellung der Sterne zum Zeitpunkt unserer Geburt abhängen soll. Jedoch selbst die berühmte amerikanische Astrologin, Evangeline Adams, soll gesagt haben: „Die Sterne sagen etwas voraus, sie können jedoch nichts erzwingen.“ Die Christliche Wissenschaft beweist, daß kein materielles Zusammentreffen von Umständen, seien sie himmlischer oder irdischer Natur, unser Geschick bestimmen kann.

Eine Frau, die an einer fortschreitenden Krankheit litt, die sie für verhängnisvoll hielt, erbat Hilfe von einer Ausüberin der Christlichen Wissenschaft. Bei der Unterhaltung kam heraus, daß im Jahr zuvor ein Horoskop vorhergesagt hatte, die Frau würde innerhalb eines Jahres sterben. Man könnte Hiobs Worte folgendermaßen umschreiben: Was sie gefürchtet hatte, war über sie gekommen. Die Ausüberin führte sie zu der Erkenntnis, daß Christus Jesus die Zukunft für jeden aufgezeichnet hat, der seine Darstellung des wahren Selbst anerkennt — daß dies ihr wahres Horoskop war und daß sie kein anderes anerkennen sollte. Die Frau war bald geheilt.

Die heutige Jugend hat noch nicht völlig formuliert, was sie will und was sie meint, aber Liebe ist vielleicht der Schlüssel: Liebe im Sinne von Frieden auf Erden, mehr gegenseitiger Freundlichkeit, reineren Motiven, weniger Nachdruck auf materielle Dinge und mehr Nachdruck auf das Geistige — Selbsterfüllung in größerer Selbstlosigkeit.

Auf die drei vorerwähnten tiefschürfenden Fragen, die von Studenten gestellt werden, hat die Christliche Wissenschaft befriedigende Antworten.

1. Identität. Die Identität des Menschen ist individuell und geistig, weil der Mensch unsterblich ist. Mrs. Eddy erklärt: „Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und der Mensch, Vater und Sohn, eins im Wesen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 361;

2. Eine selbstlosere Welt. Selbstlosigkeit und Liebe waren die Grundlage der Lehren Jesu, und er wandte die Grundsätze an, die er lehrte, indem er Sünde, Krankheit und Tod heilte. Und als den Weg zum ewigen Leben empfahl er: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Luk. 10:27. Liebe ist die bewegende Kraft des Universums. Sie ist das Prinzip, das heilt. Sie ist Gott. Die Christlichen Wissenschafter verstehen dies, und sie wissen, daß eine Heilung immer eintritt, wenn dieses Verständnis richtig angewandt wird.

3. Erweiterung des menschlichen Bewußtseins. Die Vergegenwärtigung, daß der Mensch das göttliche Gemüt widerspiegelt und daß daher die geistigen Kräfte des Menschen keinen Begrenzungen unterworfen sind, ist das beste Mittel zur Bewußtseinserweiterung. Diese Erkenntnis steigert das Denk- und Wahrnehmungsvermögen und die schöpferische Leistungsfähigkeit. Ein Christlicher Wissenschafter bedarf keiner Rauschmittel — seine Religion, sein Verständnis von der Wahrheit über den Menschen und dessen Beziehung zu Gott ist sein Mittel zur Bewußtseinserweiterung.

Die heutige Jugend sucht Selbsterfüllung in größerer Selbstlosigkeit. Sie strebt nach den Sternen. Die Christliche Wissenschaft kann ihr sagen, wie sie dahin kommen kann.

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