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Die Nöte der Welt und wie Die Mutterkirche ihnen begegnet

[„Es besteht eine ständige Forderung nach tieferer Erkenntnis, größerer Aufgeschlossenheit für andere, mehr folgerichtigem Denken, reinerer Selbstlosigkeit. Weder starrer Konservatismus noch die unbesonnene Eile, ,zeitgemäß' zu sein, ist ein Zeichen des geistigen Verständnisses, das die Größe der Christlichen Wissenschaft ermißt.“]

Revolution und Kontinuität

Aus der Mai 1972-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jahrhundertelang haben viele kirchliche Gemeinden mit dem Rücken zur Zukunft gebetet. Allzuoft scheint es leichter zu sein, eine Offenbarung aus der Vergangenheit zu verehren, anstatt sich einem Bedürfnis der Gegenwart zu stellen.

Wenn aber die Not überwältigend wird, überstürzt man sich manchmal in dem Bemühen, sich der neuen Situation anzupassen und sich auf den drohenden Schock weiterer Veränderungen vorzubereiten. Bei solcher Überstürzung mag die offenbarte Wahrheit zusammen mit hinderlicher Tradition verworfen werden — das Wesentliche geht im Zweckmäßigen unter, das Geistige im Psychologischen, das Zeitlose in dem, was nur vorübergehend Geltung hat.

Dies ist die Situation, der viele christliche Kirchen heute gegenüberstehen. In ihrer Hast, die Religion relevant zu machen, haben sie dazu geneigt, Gott für irrelevant zu befinden. Und doch ist der anfängliche Impuls in ihrem Bemühen, sich der Zeit anzupassen, ein guter gewesen — die Religion vom Himmel herabzuholen und sie auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen einzustellen.

Es ist faktisch genau das, was der Gründer des Christentums vor zweitausend Jahren tat. Und es ist das, was Mary Baker Eddy durch ihre Entdeckung und Gründung der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr'istjən s'aiəns. für die heutige Welt getan hat.

Indem Mrs. Eddy die wissenschaftliche Bedeutung und die unendlichen Möglichkeiten eines Christentums enthüllte, das verstanden anstatt lediglich geglaubt wird, hat sie uns die Tatsache voi Augen geführt, daß die ewige Wahrheit heute in ebenso umfassender Weise verfügbar und auf die menschlichen Nöte genauso anwendbar ist wie zu der Zeit, als sie im Leben Christi Jesu verkörpert wurde. Die Welt mag weit davon entfernt sein, diese Tatsache zu erkennen, doch der Christliche Wissenschafter weiß, daß sie wahr ist — und zwar in dem Verhältnis, wie er sie demonstriert hat.

So weit, so gut. Kann man aber erwarten, daß Mrs. Eddys Erklärung der Wahrheit, die größtenteils im 19. Jahrhundert in Worte gefaßt wurde, weiterhin dem Niveau einer Welt entspricht, die sich von Tag zu Tag so drastisch ändert? Kann man erwarten, daß die Kirche, die sie im Jahre 1892 in ihrer jetzigen Form gründete, die wachsende weltweite Krise der Religion überlebt?

Sie selbst schrieb ihrer noch kleinen Kirche zu Beginn des 20. Jahrhunderts: „Wir irren, wenn wir meinen, das Ziel eines lebendigen Christentums sei lediglich, sich zum Erbe kommender Jahrhunderte zu machen. Die fortlaufenden Äußerungen von Reformern sind für seine Ausbreitung entscheidend. Die Größe seiner Bedeutung verbietet unbesonnene Hast, und das Bewußtsein, das am meisten von ihr erfüllt ist, ringt danach, sich verständlich zu machen.“ Message to The Mother Church for 1901, S. 30;

Niemand, der ein wirkliches Verständnis von der Christlichen Wissenschaft hat, könnte auch nur einen Augenblick annehmen, daß Mrs. Eddys eigenes Werk durch weitere Offenbarungen der grundlegenden Wahrheit „reformiert“ oder ergänzt werden müßte. Doch es ist klar, daß fortlaufende Reformen der Äußerungen und Handlungen derjenigen, die die Christliche Wissenschaft ausüben, unumgänglich sind. Das Verständnis oder die Demonstration von gestern ist an sich niemals ausreichend, die Nöte von heute zu stillen.

Es besteht eine ständige Forderung nach tieferer Erkenntnis, größerer Aufgeschlossenheit für andere, mehr folgerichtigem Denken, reinerer Selbstlosigkeit. Weder starrer Konservatismus noch die unbesonnene Eile, „zeitgemäß“ zu sein, ist ein Zeichen des geistigen Verständnisses, das die Größe der Christlichen Wissenschaft ermißt. Es ist ein Fehler zu glauben, daß Mrs. Eddy unser Werk für uns getan habe oder daß ihr Werk als Entdeckerin und Gründerin revidiert und ihm eine neue Richtung gegeben werden müsse, damit es die heute über uns hereinbrechenden Nöte stille.

Mrs. Eddy war sich sehr wohl bewußt, daß die Religion immer wieder dazu neigt, der Anbetung der Vergangenheit zu verfallen, und sie war entschlossen, daß ihre Kirche nicht in einer derartigen Methode erstarren sollte. In der klaren Erkenntnis, daß das göttliche Prinzip unveränderlich, zeitlos und daher in seiner Anwendbarkeit auf die sich wandelnden menschlichen Bedürfnisse unbegrenzt ist, sah sie die Kirche als eine ewige Idee, als etwas Feststehendes, das aber nicht stillsteht, das unantastbar ist, sich aber ständig entfaltet.

Das ist es, was ihr Handbuch Der Mutterkirche so bedeutsam macht. Die Organisationsform, die es vorsieht, ist nicht so sehr die eines Gebäudes als die einer Welle — man könnte sogar sagen, der Welle der Zukunft. Anstatt den Fortschritt zu behindern, lenkt sie ihn, treibt sie ihn vorwärts und verleiht ihm Ausdruck, verhindert, daß er sich in aufgeblasenen, unbedeutenden Unternehmungen und dem Zeitgeschmack entsprechenden Schwärmereien verzettelt.

Innerhalb der in weiten Rahmen gefaßten Richtlinien des Handbuchs ist Raum, ja besteht die Notwendigkeit zu ständiger Entwicklung, Beweglichkeit und Initiative. Vor allem besteht die unabwendbare Forderung nach Demonstration, die sich auf zunehmende Geistigkeit gründet. Wie Mrs. Eddy geradeheraus schreibt: „Wenn die Christliche Wissenschaft den Beweis ihrer Güte und Nützlichkeit nicht erbrächte, würde sie sich selbst zerstören, denn sie beruht allein auf Demonstration.“ Vermischte Schriften, S. 365;

Hier ist eine Sicherung gegen institutionelle Starrheit und gegen die Verdrängung des Vertrauens auf göttliche Mittel und Wege durch menschliche Energie oder Findigkeit. Eine heilende Kirche, die nicht heilte, wäre eine Anomalie. Und eine Kirche, die in reinen Formalismus verfiele oder sich eilends in bloße Neuartigkeit flüchtete, würde nicht lange eine heilende Kirche bleiben. Aus diesem Grunde ist es äußerst wichtig, daß die Christlichen Wissenschafter, wenn sie für das Bauprojekt des Kirchenzentrums der Christlichen Wissenschaft in Boston beten, es in seiner grundlegenden geistigen Bedeutung sehen, als ein Mittel, die Welt in barmherziger, heilender Weise zu erreichen. Die Welle der Zukunft wird durch die Dynamik des reinen Geistes, durch die Energien und Regeln der Liebe in Bewegung gesetzt.

Wie steht es dann mit den Lehrbüchern unserer Kirche — mit der Bibel und mit dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy? Stellt nicht eine unabänderliche Formulierung der Wahrheit den unumgänglichen menschlichen Wandel in Abrede, und verurteilt sie sich nicht auf diese Weise zu schließlichem Veralten?

Nicht, wenn sie wirklich der Ausdruck der Wahrheit ist! Denn die Wahrheit wirkt ganz natürlich auf das menschliche Bewußtsein ein. Sie bringt Veränderungen; sie berichtigt, wandelt um und revolutioniert. Und die wirklich geistigen Revolutionen erschöpfen sich niemals. Sie tragen den Samen zur eigenen beständigen Erneuerung in sich.

Nehmen Sie beispielsweise die Entdeckung Moses, daß Gott der eine Ich bin ist. Für seine Landsleute war diese Offenbarung wie eine Revolution, die sie buchstäblich aus der Knechtschaft der Vergangenheit befreite. Doch der Auszug aus Ägypten und die Neugestaltung des hebräischen Lebens unter dem mosaischen Gesetz erschöpften nicht das revolutionäre Potential der am brennenden Busch gemachten Entdeckung.

Das geistige Bild von Gott als dem Ich bin ist in seinen Auswirkungen für das 20. Jahrhundert ebenso radikal wie es für das 2. Jahrtausend v. Chr. oder auch zu der Zeit war, als Jesus seine aufrüttelnden und größtenteils noch unerforschten Aussprüche tat: „Ehe denn Abraham ward, bin ich“Joh. 8:58;, und: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Matth. 28:20;

Für die religiösen Konservativen seiner Zeit, die sich an den Buchstaben des mosaischen Gesetzes klammerten, schien der Mann, der so etwas erklärte, ein verwegener Emporkömmling zu sein, der die geheiligte Autorität der Vergangenheit und die Kontinuität der Religion in der Zukunft bedrohte. Er wiederum wies darauf hin, daß die traditionellen Hüter des Gesetzes durch ihre Tradition „Gottes Gebot aufgehoben“ 15:6; hatten. Er war nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen — und zwar dadurch, daß er die Gotteskindschaft des Menschen demonstrierte.

Wir werden bis zum Ende der Zeit danach forschen, was seine Demonstration eigentlich für unser eigenes Leben bedeutet, und bei diesem Forschen werden die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit unsere beiden feststehenden Bezugspunkte bleiben. Wo das traditionelle Christentum es leichter fand, Jesus zu vergöttern, als seinem Beispiel zu folgen, führt uns Wissenschaft und Gesundheit dazu, daß wir uns dieses Beispiel allmählich zu eigen machen — seinen Leib essen und sein Blut trinken —, damit das Wort in all den wechselvollen Umständen des menschlichen Lebens immer wieder Fleisch werde.

Wir brauchen uns nicht einzubilden, daß wir durch beispiellose neue Entwicklungen im menschlichen Denken einem Lehrbuch, das nicht nur in der Offenbarung der Vergangenheit, sondern in der Wirklichkeit selbst verwurzelt ist, „entwachsen“. Die Sprache und der Lebensstil werden sich bestimmt ändern, wie es seit der Zeit Jesu der Fall gewesen ist. Höhere Anforderungen werden an uns gestellt werden, wenn das sterbliche Gemüt — der Glaube an ein begrenztes, von Gott getrenntes Gemüt — gerade durch unsere Demonstration der Wahrheit dazu getrieben wird, neue Standpunkte einzunehmen und in neuer Maske zu erscheinen. Doch in jeder Entwicklungsphase unseres Lebens werden wir feststellen, daß Wissenschaft und Gesundheit sich uns mit einem ungeahnten Ausmaß an Kraft, Tiefe und Exaktheit erschließt.

Mrs. Eddy selbst wäre über die durchgreifenden Veränderungen im heutigen Leben sicherlich nicht betroffen, denn sie sah ebendiese Art Umwälzung voraus. In der Tat, vieles von dem, was sie in ihren Werken prophezeite, ist in unserer heutigen Zeit von größerer Bedeutung, als es in ihren Tagen der Fall war — und seine Bedeutung wird in der Zukunft noch deutlicher hervortreten.

Sie bediente sich vielleicht nicht immer der heutigen Terminologie, aber ich habe doch bei meinem Studium ihrer Werke erstaunt festgestellt, wieviel Licht sie auf solche Probleme wie Umweltverschmutzung, Geburtenkontrolle, übersinnliche Wahrnehmung, Erforschung des Weltraums, Austausch von Erbfaktoren und die Ursache von Kriegen und Rassenkonflikten werfen. Es gibt keine packendere Forschungsarbeit, als den metaphysischen Wahrheiten nachzugehen, die die Lösungen für diese und all die anderen brennenden Fragen unserer Zeit bereithalten.

Das Forschen in der Christlichen Wissenschaft kann jedoch niemals rein akademischer Art sein — ebensowenig wie Moses Untersuchung des brennenden Busches, sein leidenschaftliches, aber von Gott inspiriertes Interesse an der Freiheit seines Volkes. Verständnis wird einem Herzen zuteil, das von Liebe erglüht, und jedesmal, wenn wir tiefer in die Bedeutung der Worte Mrs. Eddys eindringen, ergehen an uns neue Forderungen zu selbstvergessener Demonstration. Mit bezeichnendem Sinn für die Wirklichkeit sagt uns unsere Führerin: „Jahrhunderte werden vergehen, ehe die Darlegung der in, Wissenschaft und Gesundheit' behandelten unerschöpflichen Themen genügend verstanden wird, um völlig bewiesen werden zu können.“ Rückblick und Einblick, S. 84;

Wir müssen in unserer Demonstration zu allen Zeiten Fortschritt machen, um dazu beizutragen, daß sich die Welt der ungeheuren, jedoch vernachlässigten Hilfsquellen des Guten in den Werken Mrs. Eddys bewußt wird. Die Menschheit muß die umfassenderen Möglichkeiten des Heilens durch die Christliche Wissenschaft erkennen und deren Wahrheiten in einem neuen Verhältnis zu der sich wandelnden Welt sehen. Unter Berücksichtigung dieser Notwendigkeit werden wir uns nicht damit zufriedengeben, unser zunehmendes Verständnis von der Christlichen Wissenschaft in Worte zu kleiden, die eine schlechte Nachahmung der Ausdrucksweise Mrs. Eddys sind — oder in einen geistreichen Jargon, der sich fast schon vor der Drucklegung überlebt hat.

Die größte Freude auf Erden ist, dem Impuls der Wahrheit nachzugeben. Wenn wir lernen, dies rückhaltloser zu tun, werden wir sehen, wie sich die prophetische Ankündigung unserer Führerin verwirklicht: „Vor vielen Jahren machte die Verfasserin eine geistige Entdeckung, deren wissenschaftliche Augenscheinlichkeit zu dem Beweis anwuchs, daß das göttliche Gemüt Gesundheit, Harmonie und Unsterblichkeit im Menschen erzeugt. Allmählich wird dieses Beweismaterial an Nachdruck und Klarheit gewinnen, bis es seinen Höhepunkt der wissenschaftlichen Behauptung und des wissenschaftlichen Beweises erreicht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 380.

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