In diesem Zeitalter hochentwickelter Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit und Werbemethoden ist es wirklich nicht allzu überraschend, daß so viele Zweigkirchen Christi, Wissenschafter, sich aktiv damit beschäftigen, bessere Wege zur Förderung der Christlichen Wissenschaft in ihrem Gemeinwesen zu finden.
Lesezimmer werden an günstigere Standorte verlegt, Gottesdienste werden rege und wirksam angekündigt, und Vortragsvorbereitungen werden, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit anzusprechen, einfallsreicher und umfassender.
All diese Unternehmungen sind ermutigend. Sie zeigen, daß die Christlichen Wissenschafter überall zu der Erkenntnis erwachen, daß die Welt das, was sie zu bieten haben, dringend nötig hat.
Es liegt aber eine Gefahr darin, vor der man auf der Hut sein sollte. Die Versuchung besteht, in unserem Zeitalter der Werbung — dem Zeitalter der großen Werbebüros, Madison Avenue, New York — zu glauben, daß wir vielleicht die Christliche Wissenschaft an viele Menschen sozusagen en masse verkaufen könnten, indem wir uns einfach professionelle Methoden der Werbung und Förderung geschickt zunutze machen.
Eine Anzahl von Zweigkirchen hat den Trugschluß dieser Auffassung bereits entdeckt, insofern als eine Reihe intensiver, bis ins einzelne ausgearbeiteter Werbeprogramme erschreckend wenig ausgerichtet hat. Das sollte uns nicht überraschen, wenn wir gründlich darüber nachdenken. Die Christliche Wissenschaft spricht mehr den geistigen als den materiellen Sinn an. Es ist daher klar, daß der Erfolg eines Werbeprogramms nicht notwendigerweise vom Grad seiner Überzeugungskraft oder von seiner menschlich professionellen Qualität abhängt, sondern von dem Geist, der es vorantreibt, und von der geistigen Grundlage, auf der es ruht.
Mrs. Eddy gebraucht das englische Wort für „fördern“ (promote) und seine verschiedenen Formen mehr als dreißigmal in ihren veröffentlichten Werken. Die Stelle, an der es für mich besonders lebendig hervortritt, befindet sich in ihrem Buch Rückblick und Einblick, wo sie vor den Gefahren der Popularität warnt. Sie schreibt: „Beispiele hatten gezeigt, wie gefährlich es ist, auf irdische Höhen gestellt zu werden, und die Christliche Wissenschaft meidet alles, was sich materieller Mittel bedient, um geistige Ziele zu erreichen.“ Rückbl., S. 47;
In jedem menschlichen Bemühen zur Unterstützung unserer Sache gab Mrs. Eddy dem christusgleichen Denken und Handeln den Vorrang vor weltlichem Vorgehen.
Ihre Besorgnis erscheint durchaus gerechtfertigt. Manche Zweigkirchen haben festgestellt, daß eine umfangreiche Werbung allein die Probleme des schlechten Besuchs von Vorträgen, Gottesdiensten und der Sonntagsschule nicht löst. Andere haben erkannt, daß die bloße Verlegung ihres Lesezimmers in eine belebtere Gegend die Besucherzahl nicht automatisch hebt.
Das heißt nicht, daß diese menschlichen Schritte nicht notwendig und nicht einmal wünschenswert wären. Weit gefehlt! Eine große Zahl von Kirchen hat ebendiese Schritte mit außerordentlichem Erfolg unternommen. Aber in diesen Fällen war die geistige Regsamkeit der Mitglieder der entscheidende Faktor bei der Werbung.
Offenbar ist es also notwendig, daß wir ein besseres Verständnis von der geistigen Grundlage dessen erlangen, was wir zur Förderung der Christlichen Wissenschaft tun.
Ein Wörterbuch gibt zwei hauptsächliche Bedeutungen für das Wort promote — fördern. Die eine ist von seinem lateinischen Ursprung hergeleitet, der vorwärtsbringen bedeutet, während die andere erheben oder hervorbringen ist.
Ich habe festgestellt, daß beide Bedeutungen sehr hilfreich für die Öffentlichkeitsarbeit der Kirche sind. Die erste Bedeutung scheint das Warum oder Motiv dieser Arbeit zu erklären, während sich die zweite mehr auf das Wie oder die Art und Weise der Werbung zu beziehen scheint.
Die Christlichen Wissenschafter wissen, wie wichtig rechte Beweggründe sind. Mrs. Eddy sagt uns in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Ein unrechter Beweggrund trägt Niederlage in sich“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 446; und: „Die Christliche Wissenschaft enthüllt Wahrheit und Liebe als die Triebkräfte des Menschen.“ S. 490; Sind das nicht ausgezeichnete Richtlinien für wirksame Werbung?
Wenn die Werbetätigkeit unserer Kirche dadurch angespornt wird, daß wir Wahrheit und Liebe verstehen und leben, wird sie die Kirche ganz gewiß vorwärtsbringen und wahrscheinlich Früchte tragen. Wenn es jedoch unseren Motiven an diesem höheren Sinn von Führung und Zielstrebigkeit mangelt, werden unsere Bemühungen auf dem Gebiet der Werbung wahrscheinlich wenig ausrichten.
Zeigt dies nicht, daß es höchst wichtig ist, uns zu Beginn einer jeden Werbetätigkeit Fragen wie diese zu stellen: Warum werben wir für diesen Vortrag? Warum verlegen wir dieses Lesezimmer? Warum veröffentlichen wir diese Anzeigen über die Sonntagsschule?
Wenn unsere Antwort auf diese Fragen ist, daß wir diese Dinge tun, weil wir darüber beunruhigt oder von Furcht erfüllt sind, daß die Besucherzahl in den Gottesdiensten und die Mitgliederzahl sinkt, dann können wir des Fehlschlags so gut wie sicher sein. Furcht und Besorgnis sind kaum sehr anziehende und fortschrittliche Gedankenzustände. Ja, sie vertreiben womöglich diejenigen, die sonst durch wirksame Werbung erreicht werden könnten.
Wenn wir aber Werbung betreiben, ohne daran zu denken, was dabei für unsere Zweigkirche herauskommt, sondern lediglich aus dem Beweggrund, zu teilen, zu heilen und zu segnen, dann können wir sicher sein, daß wir auf dem richtigen Wege sind. Die göttliche Liebe veranlaßt uns dazu, den Menschen in unserem Gemeinwesen einfühlendes Interesse entgegenzubringen. Wir werden von unserer eigenen Liebe und Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft dazu bewegt, uns an unsere Freunde und Nachbarn zu wenden und sie mit dem heilenden Christus, der Wahrheit, in Berührung zu bringen.
Wir werden dazu geführt zu verstehen, daß unsere Nachbarn im Gemeinwesen nicht Außenstehende sind, die versuchen, in die Christliche Wissenschaft hineinzukommen! Wir erkennen die absolute Wahrheit, daß sie bereits in die vollkommene Allheit der göttlichen Liebe mit eingeschlossen sind.
Der Anfang für eine erfolgreiche Werbetätigkeit der Kirche ist also das christliche Verlangen, nicht nur unsere Freunde und Nachbarn dazu zu bewegen, in unsere Kirchen, Lesezimmer und Vortragssäle hineinzukommen, sondern ihnen zu helfen und sie geistig zu speisen, ihnen etwas zu geben, was man sich nicht kaufen kann, nämlich ein Verständnis von der Liebe Gottes zu ihnen. Die wahre, geistige Kirche ist eine allumfassende heilende Idee, die von einem jeden ausgedrückt und gelebt werden muß.
Es ist klar, daß die göttliche Idee, Kirche, keine menschliche Kundwerdung haben kann, die sich selbst dient und verherrlicht. Die menschliche Einrichtung, Kirche, muß statt dessen eine lebendige Macht zum Guten sein, die nicht den Zweck hat, sich selbst zu fördern, sondern den geistigen Fortschritt und das geistige Wachstum der ganzen Menschheit zu fördern — zu heilen und zu erlösen, ungeachtet der Anstrengungen und Opfer.
Es ist nun offensichtlich, daß uns viele unterschiedliche Medien und Werbemethoden zur Verfügung stehen. Die Möglichkeiten sind heute buchstäblich unbegrenzt. Doch auch hier sind die Mittel wieder nicht das Wichtige. Entscheidend ist, was geschieht, um diese Mittel zu unterstützen. Es ist selbstverständlich, daß eine Kirche, die aus apathischen oder gleichgültigen Mitgliedern besteht, sehr wahrscheinlich nicht den Fremdling zur Christlichen Wissenschaft hinziehen wird, wie viele Anzeigen diese Kirche auch aufgeben und wie eindrucksvoll der Text sein mag.
Kurz, was eine Werbung wahrhaft anziehend macht, ist nicht ihr Inhalt, die Art, wie sie sich an die Menschen wendet, oder ihre Wirkung auf das Auge, sondern in erster Linie die geistige Aktivität der Mitglieder, die die Werbung nach außen hin zum Ausdruck bringt.
Der Meister sagte: „Und ich, wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“ Joh. 12:32; Wir fördern das Wohlergehen anderer, wenn wir unser eigenes Bewußtsein zu einem klareren Verständnis von dem unendlichen Wesen Gottes, des Gemüts, und von unserer eigenen unwandelbaren Beziehung zu Ihm als Seiner geistigen Idee erheben. Das wirksamste Werbemittel ist deshalb das individuelle geistige Wachstum eines jeden Mitglieds. Wenn solch ein Wachstum vor sich geht, werden die Bemühungen in der Werbung von Inspiration gelenkt werden und Überzeugungs- und Anziehungskraft besitzen. Sie werden das empfängliche Denken buchstäblich zu jeder Unternehmung, die es segnen kann, hinziehen.
Manchmal mögen wir geneigt sein zu fragen: „Wo aber finde ich diese Empfänglichkeit?“ Auch hier ist die Antwort klar. Wir müssen in unserem eigenen Bewußtsein nach ihr ausschauen. Wenn wir sie dort finden und sie durch die zunehmende Erkenntnis von der Einheit des wirklichen, geistigen Menschen mit dem göttlichen Gemüt entfalten, werden wir sie in jenen finden, mit denen wir in Berührung kommen.
Christus Jesus betonte ständig seinen Jüngern gegenüber die Notwendigkeit, diesen Sinn für Empfänglichkeit zu entwickeln. In seiner so sehr beliebten Bergpredigt beschreibt er die Eigenschaften, die das empfängliche Bewußtsein kennzeichnen, wie zum Beispiel Sanftmut, Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit, Reinheit, Friedfertigkeit. Als er seine Jünger aufforderte, in alle Welt zu gehen, um das Evangelium zu predigen und die Kranken zu heilen, fügte er die Weisung hinzu: „Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.“ Matth. 10:8.
Die Nachfrage nach der Christlichen Wissenschaft und die Interessenten für die Werbung unserer Kirche werden in direktem Verhältnis zu der individuellen und kollektiven Fähigkeit unserer Kirchenmitglieder stehen, diese Interessenten mit dem zu versorgen, was sie wirklich brauchen, und das ist geistige Speise und geistiges Heilen. Dies wiederum hängt davon ab, wie empfänglich wir für die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft sind und wie sehr wir individuell in unserer Demonstration und in unserem geistigen Verständnis dieser Wahrheiten gewachsen sind.
In unserer ganzen Bewegung können wir feststellen, daß die Bemühungen, sie zu fördern, individueller Natur sind. Beim Dienst im Lesezimmer einer Zweigkirche habe ich beispielsweise gesehen, daß die Aktivität des Lesezimmers in direktem Verhältnis zu der geistigen Aktivität in meinem eigenen Bewußtsein stand.
Dies ist also die einzig wahre Förderung, die es gibt oder geben kann, daß nämlich das einzelne Kirchenmitglied sein Bewußtsein beständig erhebt. Jeder von uns ist in dem Verhältnis ein Förderer der Christlichen Wissenschaft, wie er in seinem Verständnis von ihr voranschreitet und sein Bewußtsein zu der Erkenntnis des wahren Menschen erhebt, der von Gott dazu geschaffen ist, Seine Vollständigkeit, Vollkommenheit und Freiheit widerzuspiegeln.
Wenn diese Art individueller Förderung vor sich geht, werden wir zum rechten und wirksamen Gebrauch der menschlichen Werbemittel geführt werden, und sie werden Früchte tragen. Sie werden den Fremdling zu den Kirchen hinziehen, die aktiv, lebendig und bereit sind, umsonst zu geben, weil ihre Mitglieder umsonst empfangen haben.
