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DIE BIBEL ALS ZUSAMMENHÄNGENDES GANZES

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Jesus kommt zu Johannes, um sich taufen zu lassen

Aus der Januar 1973-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenige Ereignisse zu Beginn des Wirkens Christi Jesu werden von allen vier Evangelisten berichtet; und noch wenigere werden so eingehend behandelt wie sein Kontakt mit Johannes dem Täufer. Johannes' Tätigkeit wird ausführlich beschrieben, und die Aufmerksamkeit wird auf sie gelenkt, dadurch, daß Jesus an den Jordan kam.

Die meisten Gelehrten stimmen darin überein, daß Jesus ungefähr 30 Jahre alt war, als er zu Johannes kam, um sich taufen zu lassen. Mutmaßungen, was sich in der Zwischenzeit ereignet hatte — wo eigentlich der Nazarener seit seiner Teilnahme am Passahfest in Jerusalem im Alter von zwölf Jahren gewesen war —, konnten nie mit einschlägigen Beweisen belegt werden. Viele Legenden sind entstanden. Jesus soll in verschiedene Teile der Welt gereist sein und bei Religionslehrern von unterschiedlicher Herkunft und Tradition studiert haben. Was wir jedoch aufgrund der biblischen Geschichte wissen, bestätigt die natürliche Annahme, daß Jesus diese sogenannten „stillen Jahre“ in Nazareth in Galiläa verbrachte. Es erscheint klar, daß die tiefe Geistigkeit, die so charakteristisch für ihn war, in der ständigen und sehr engen Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater ihren Ursprung hatte und daß die religiöse Tradition, aus der er schöpfte, die des hebräischen Volkes war.

Als Jesus zu Johannes kam, um sich taufen zu lassen, kam er zu jemandem, der ein Prophet einer neuen Tradition war. Die Propheten im Alten Testament verlangten dringend nach religiösen und sozialen Reformen seitens des Staates, doch Johannes' umfassender Aufruf an den einzelnen, sich zu wandeln, zusammen mit einer symbolischen Zeremonie, die als äußeres Zeichen für die innere Erneuerung vorgenommen werden sollte, war einzigartig. Es wird auch nicht berichtet, daß Menschen in Scharen zu den Propheten des Alten Testaments um Rat kamen, wie „das Volk“, die Zöllner und Soldaten zu Johannes kamen (s. Luk. 3:10–14). Hier war jedoch jemand, der mit der vollen Autorität eines Propheten sprach; schon allein seine Kleidung rief in den Leuten Erinnerungen an Israels großen Propheten Elia wach (vergl. Matth. 3:4; Mark. 1:6; 2. Kön. 1:8).

Die Tätigkeit Johannes' des Täufers — sein Bemühen, sein Volk aus der religiösen Apathie zur geistigen Wiedergeburt aufzurütteln — war offensichtlich schon längere Zeit in vollem Gange gewesen, bevor Jesus kam, um ihn predigen zu hören.

Johannes war aus der Einsamkeit gekommen, um in der Wüste des jüdischen Landes zu predigen. Lukas berichtet: „Er kam in das ganze Land um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden“ (3:3). In „dem Volk, das hinausging, daß es sich von ihm taufen ließe“ (Vers 7), waren all die verschiedenen jüdischen Gesellschaftsschichten vertreten. Matthäus berichtet (3:5): „Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan.“

Wie so viele neutestamentliche Handlungen, war die Reinigung durch Waschen oder Untertauchen in Wasser nicht gänzlich neu. Schon seit langem mußten sich diejenigen, die zum Judentum übertraten, traditionsgemäß solch einer Zeremonie unterziehen, doch durch die Art und Weise, wie Johannes sie vollzog, nahm sie eine neue Bedeutung an. Johannes' Waschung oder Taufe war ein äußeres Zeichen der Buße, der inneren Wiedergeburt.

Der Mut und die Vitalität, die die Predigten des Täufers kennzeichneten, zogen nicht nur die an, die aufrichtigen Herzens dem Aufruf, sich richten zu lassen und Buße zu tun, folgten, sondern auch diejenigen, die an einer Diskussion interessiert waren.

Die Nachricht über die Tätigkeit eines Mannes, der so kühn die damaligen orthodoxen Autoritäten öffentlich rügte, verbreitete sich rasch. Obwohl Johannes in Bethabara jenseits des Jordans wirkte — einem Ort am Ostufer des Jordans, der nicht weit von Jericho entfernt gewesen sein soll —, erreichte die Kunde bald die religiösen Führer im Tempel zu Jerusalem. Wir lesen (Joh. 1:19–21): „Die Juden ... sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte ...: Ich bin nicht der Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet [s. 5. Mose 18:15, 18]? Und er antwortete: Nein.“

Auf ihre Bitte um eine Antwort, die sie mit nach Jerusalem nehmen könnten, begründete Johannes seine Mission, indem er Jesaja 40:3 zitierte. Auf ihr weiteres Drängen, seine Tätigkeit des Taufens zu erklären, antwortete er ihnen, er sei der Vorläufer dessen, der kommen werde (Joh. 1:27; Luk. 3:16).

Der Täufer weigerte sich, sich die Rolle des großen Messias anzumaßen, den zu verkünden er gekommen war, und er erklärte, er sei es nicht wert, selbst das Geringste für ihn zu tun: „Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht genug, ihm die Schuhe abzunehmen; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen“ (Matth. 3:11).

„Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?“ (Vers 13, 14.) Jesus erklärte: „Laß es jetzt also geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Matth. 3:15). Das jüdische Volk glaubte im allgemeinen, Gerechtigkeit sei gleichbedeutend mit einer weisen oder rechten Tat oder Verfügung. Zweifellos meinten die meisten, die von den Händen des Johannes die Taufe empfingen, sie würden dem Dienste Gottes geweiht, und brachten sie daher mit dem Kommen Seines Reiches in Verbindung, das schon lange von jedem treuen Israeliten erwartet wurde.

Wenn dies der Fall war, überrascht es keineswegs, daß Christus Jesus bereitwillig an dieser bedeutenden, wenn auch anscheinend einfachen Zeremonie teilnahm, die den Beginn seiner öffentlichen Laufbahn kennzeichnete.

Johannes hatte bereits viele — vielleicht sogar Hunderte — seiner Landsleute, reiche wie arme, getauft. In ihrer äußeren Form unterschied sich die Taufe, die er auf des Meisters Geheiß gab, in nichts von der, die er für unzählige andere Leute vollzogen hatte, doch sie kennzeichnete den Höhepunkt in Johannes' Laufbahn.

Das Johannesevangelium erkennt an, daß sich der Täufer seiner eigenen Rolle in der Erfüllung der Prophezeiung bewußt war; es berichtet, daß die Einsicht des Täufers ihn befähigte, Jesus als „Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“, zu erkennen, als den, der „offenbar [werden sollte] in Israel“, der „mit dem heiligen Geist“ taufen würde — der wahrhaftig „Gottes Sohn“ war (Joh. 1:29, 31, 33, 34).

Die Worte des Täufers: „Ich kannte ihn nicht“ (Vers 33) bedeuten wohl ganz einfach, daß Jesus nicht sofort von dem Prediger erkannt wurde. Obwohl der Bericht des Evangeliums auf eine gewisse Verwandtschaft hinweist (s. Luk. 1:36) und es sehr wohl möglich ist, daß sie voneinander wußten, hatten sich die zwei Männer wahrscheinlich nicht persönlich gekannt, da ihre Familien in entgegengesetzten Teilen Palästinas lebten.

Es wird nicht erwähnt, wann Jesus sich der Menge um Johannes anschloß oder wie oft er den Predigten des Johannes zugehört hatte. Er hat möglicherweise zugehört, als Johannes von dem jüdischen Nationalstolz sprach, mit dem sie ihre Abstammung auf Abraham zurückführt, von dem Baum, der nicht gute Frucht bringt, und davon, daß der Weizen von der unbrauchbaren Spreu getrennt wird (s. Matth. 3:9–12). Bei seinem eigenen Wirken sollte sich Jesus ähnlicher Themen und Beispiele bedienen.

Die vier Evangelien beschreiben das Ende der Taufe Jesu mit ähnlichen Worten. Markus zum Beispiel schreibt (1:10, 11): „Da er aus dem Wasser stieg, sah er, daß sich der Himmel auftat und der Geist gleichwie eine Taube herabkam auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen“ (s. auch Matth. 3:16, 17; Luk. 3:21, 22; Joh. 1:32).

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