[„Sunday School — Discoveries in Teaching“, ursprünglich in englischer Sprache im Christian Science Journal vom September 1972 erschienen.]
Wer, ich?
Was würden Sie antworten, wenn man Sie bäte, nächsten Sonntagmorgen zu unterrichten? Wenn wir gebeten werden, eine Sonntagsschulklasse an unserem wachsenden geistigen Verständnis teilhaben zu lassen, ist manchmal unser erster Gedanke, in die entgegengesetzte Richtung auszuweichen: „Wer, ich? Ach, ich könnte das nicht.“ „Ich weiß nicht genug.“ „Ich wüßte nicht, was ich sagen sollte oder wie ich es sagen sollte.“ „Ich könnte die Klasse nicht im Zaum halten.“ „Ich finde zu der heutigen Jugend keinen Zugang.“
Wenn wir unsere Entscheidungen von solchen Befürchtungen beeinflussen ließen, würden sie unsere Nützlichkeit als Sonntagsschullehrer lähmen. Unterrichten ist nicht schwierig, doch es ist eine Sache der Demonstration. Die Liebe ist stets zur Hand, um jede Situation zu meistern, um uns jeden Augenblick alles zu sagen, was wir wissen müssen. Wir können uns darauf verlassen, daß die Liebe uns zeigt, WIE wir erfolgreich unterrichten können. Das Geheimnis ist, so von der Liebe erfüllt zu sein, daß wir jedes Gefühl der Befangenheit verlieren.
Ein Sonntagsschullehrer in Texas spricht aus Erfahrung, wenn er schreibt: „Es gibt ebensowenig eine Zauberformel für das Unterrichten wie für das Heilen; wir müssen uns nur ständig die Mühe machen, um Führung zu beten und dann bei jedem Problem und jeder Frage auf die Weisung des Vaters zu lauschen.“
Ein Kirchenmitglied aus Illinois schreibt:
„Wie gut ist mir der Tag noch in Erinnerung, an dem ich den Auftrag erhielt, in der Sonntagsschule zu unterrichten! Das schien solch eine schwere Aufgabe zu sein — wie sollte ich es jemals können? Die mir bekannten Lehrer schienen sich alle ihrer Sache so sicher zu sein. Ich entsinne mich, daß ich zu einem Bekannten sagte:, Es ist leicht für Sie, aber für mich ist es schwer. . .‘
Nun, ich habe in jener Woche sehr viel gebetet und kam zu dem Schluß: Wenn die Kinder mehr Lehrer brauchen, könnte ich es zumindest versuchen. Ich hielt einfach an dem Gedanken fest, daß Gott mir bestimmt helfen würde, Seine Arbeit zu tun, wenn Er mich in der Sonntagsschule brauchte. Inzwischen habe ich festgestellt, daß, wenn ich die Sonntagsschule im vollen Bewußtsein der Tatsache betrete, daß alles, was dort vor sich geht, gut ist, weil Gott und Seine Ideen allgegenwärtig sind, Gott mir alles sagt, was ich wissen muß.“
Aber wo fange ich an?
Eine Möglichkeit ist, wie ein Sonntagsschullehrer in Johannesburg, Südafrika, vorschlägt, „über Jesu Lehrmethode nachzudenken“:
1. Jesus liebte seine Schüler aufrichtig — Es gibt keine bessere Art zu unterrichten als durch Liebe. Eine Sonntagsschülerin in Kalifornien sagt über ihre Lehrerin: „Sie gibt uns das Gefühl, daß wir jetzt schon vollkommen sind, daß wir in uns die Fähigkeit haben, jeder Situation und jedem Problem, das auftauchen könnte, zu begegnen. Wir haben nicht das Gefühl, daß sie uns zu etwas drängt; wir spüren einfach, daß sie großes Vertrauen zu uns hat. Sie hat ganz eindeutig ein klares Verständnis von der Liebe und von der wahren Idee eines jeden Menschen, und sie hilft uns, unser eigenes wahres Selbst besser zu erkennen.“
Lieben wir unsere Schüler genug,
• um ein echtes Interesse an jedem einzelnen zu haben, an ihrem Zuhause, ihren Interessen, an dem, was sie in der Schule machen
• um ein gutes Verhältnis zu ihnen aufzubauen, um mehr „mit“ ihnen als „zu“ ihnen oder zu ihnen „herab“ zu sprechen
• um ihnen zu helfen, etwas selber zu verstehen und zu tun, anstatt zu versuchen, ihnen unser Verständnis aufzudrängen
• um ihnen zu helfen, sich ihres eigenen Wertes bewußt zu werden?
2. Jesus paßte seine Unterweisungen dem Verständnis seiner Schüler an — In Artikel XX Abschnitt 2 des Handbuchs Der Mutterkirche fordert Mrs. Eddy: „Die Kinder in der Sonntagsschule sollen in der Heiligen Schrift unterwiesen werden, und der Unterricht soll ihrem Verständnis angepaßt sein, sowie ihrer Fähigkeit, die einfachere Bedeutung des göttlichen Prinzips, das sie gelehrt werden, zu erfassen.“
Wie wichtig es ist, auf diese Art zu unterrichten, erkannte eine andere Sonntagsschullehrerin aus Illinois durch eine Erfahrung, die sie beim Unterrichten einer Klasse von Dreijährigen gemacht hatte. Sie schreibt: „Wir hatten über Engel gesprochen — über Mrs. Eddys Definition von Engeln und Engelsgedanken —, als ein kleiner Junge sagte, er hätte lieber Soldatengedanken. Unwillkürlich wollte ich sogleich das Gesagte mit der Definition, die wir besprochen hatten, korrigieren. Doch mir kam sehr stark der Gedanke:, LAUSCHE auf seine Ideen, lausche wirklich.‘ Er fuhr fort. ..: , Wir haben doch schließlich „Vorwärts, Christi Streiter“, und ich möchte meine Ideen herummarschieren lassen.‘ Was für eine schöne Entfaltung für die ganze Klasse! [Siehe Randüberschrift, Der Engel Amt‘, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 566.] Äußerungen dieser Art müssen auf eine Weise gefördert werden, die der Fähigkeit der Kinder, Ideen zu begreifen, angemessen ist, so wie Mrs. Eddy es fordert.“
3. Jesus lebte, was er lehrte — Junge Leute jeder Altersstufe erwarten natürlich von ihren Sonntagsschullehrern, daß sie begeistert hinter dem stehen, was sie lehren — daß sie das, was sie predigen, auch anwenden. Es wäre unnatürlich, etwas Geringeres zu erwarten. Gott erwartet von jedem von uns Taten und nicht nur Worte — ob wir in der Sonntagsschule unterrichten oder nicht. „Dein Einfluß zum Guten hängt davon ab, welches Gewicht du in die rechte Waagschale wirfst. Das Gute, das du tust und verkörperst, verleiht dir die einzig erreichbare Macht“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 192).
Wenn ein Schüler mir eine Frage stellt, die ich nicht beantworten kann, was dann?
Wir können immer sagen: „Ich weiß keine Antwort auf diese Frage, aber ich werde bis zum nächsten Sonntag darüber nachlesen.“
Wir müssen nicht alle Antworten wissen, um ein Sonntagsschullehrer zu sein; wir müssen nur bereit sein, sie zu suchen. Ein erfahrener Lehrer weist auf folgendes hin: „Wir hören oft, daß gesagt wird, Gott sei der einzige Lehrer, und das ist wahr. Aber wie steht es mit dem Schüler? Spiegelt er nicht dasselbe Gemüt wider wie der Lehrer? Ich versuche zu vermeiden, mit der Vorstellung an den Unterricht heranzutreten, daß ich als Lehrer den Schülern Tatsachen mitteilen müsse. Wir beginnen eine Diskussion, in deren Verlauf sich die Tatsachen im Bewußtsein der Schüler entfalten.“
Ein Sonntagsschüler fügt hinzu: „Lehrer scheuen sich so oft, zu sagen:, Ich weiß es nicht.‘ Sie haben irgendwie die Vorstellung, daß sie der Klasse unbedingt eine Antwort geben müßten. Dabei ist das Zusammenarbeiten der Klasse bei der Suche nach einer Antwort einer der stärksten vereinigenden Faktoren. Das Gemüt ist es, das da führt, und die Antwort kommt. Sie braucht nicht vom Lehrer zu kommen — sie kann von den Schülern kommen.“
Woher weiß ich, was ich unterrichten soll und wie ich es am besten tue?
„Manchmal eignet sich die Lektion, die ich die ganze Woche hindurch vorbereitet habe, ausgezeichnet“, bemerkt dasselbe Mitglied aus Illinois. „Und manchmal habe ich keine Gelegenheit, mein Vierteljahrsheft zu öffnen, weil die Kinder Fragen haben und etwas anderes brauchen als das, was geplant war,. .. und ich freue mich, sagen zu können, daß das Unterrichten mit Fragen und Antworten mir immer leichter fällt und ich nicht mehr die ganze Zeit allein rede.“
Artikel XX Abschnitt 3 des Kirchenhandbuchs legt den grundlegenden Lehrplan für die Sonntagsschule fest, ebenso wie die Lehrmethode, die Mrs. Eddy selbst anwandte — Fragen und Antworten.
Über die Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft sind für US-Dollar 1.25 auch hilfreiche Richtlinien für den Unterricht in der Sonntagsschule erhältlich, in denen ausführlich auf die Rolle des Lehrers, die Lehrmethode und die Kunst des Unterrichtens eingegangen wird und die einen fortlaufenden Lehrplan für jede Altersstufe enthalten.
Es gibt noch andere Hilfsmittel, die einem zukünftigen Lehrer nützen können:
Sonntagsschulbulletins — Eine begrenzte Anzahl von Nachdrucken früherer Sonntagsschulbulletins, die Ideen und Methoden enthalten, mit denen Sonntagsschullehrer Erfolg hatten, ist noch vorrätig. Diese können jederzeit kostenlos bei der Sektion für die Sonntagsschule in der Abteilung für Zweige und Ausüber bestellt werden. Hier seien einige aufgezählt, die für einen neuen oder stellvertretenden Lehrer besonders nützlich sind:
Elementarunterricht — Teil I (Vorschulalter), 1. Jg., Nr. 4 (nur in englisch)
Elementarunterricht — Teil II (Alter 6–7),
2. Jg., Nr. 1 (nur in englisch)
Durch Verständigung Brücken bauen, 2. Jg., Nr. 3
Den Schüler kennen, 3. Jg., Nr. 2
Unterrichten: Neue Perspektiven, 3. Jg., Nr. 3
Neue Perspektiven: Resultate beim Heilen, 3. Jg., Nr. 4
Die Kluft überbrücken: Zwischen dem Sonntagsschulunterricht und dem täglichen Leben und den Bedürfnissen der Schüler, 4. Jg., Nr. 1
Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrern, 4. Jg., Nr. 2
Es geschieht etwas ganz Neues (enthält neue Empfehlungen bezüglich der Verwendung von Landkarten und Büchern im Unterricht), 4. Jg., Nr. 3
Artikel XX und Neuerungen (einschließlich eines umfassenden Abschnitts über den Unterricht im Frage-und-Antwort-Stil), 5. Jg., Nr. 1
Artikel XX und die Bibel, 5. Jg., Nr. 2
Artikel XX und die ersten Lektionen, 5. Jg., Nr. 3
Artikel XX und die darauffolgenden Lektionen, 5. Jg., Nr. 4
Tonbänder und Film über die Sonntagsschule — Drei Bänder: „Stunde der Entdeckung“ (Tonband in englisch, Manuskript in deutscher Sprache), „Brückenbauen zwischen Lehrer und Schüler“ (desgl.) und „Die Bibel in der heutigen Sonntagsschulwelt“ (nur Tonband in englisch) und ein besonderer Film „Unterrichten in der Sonntagsschule — 1971“ (nur in englischer Sprache) können über den Vorsteher Ihrer Sonntagsschule von der Sonntagsschulsektion entliehen werden.
Zeitschriftenartikel über das Unterrichten in der Sonntagsschule — Von Zeit zu Zeit sind metaphysische Artikel über verschiedene Aspekte des Sonntagsschulunterrichts im Christian Science Journal, im Christian Science Sentinel und im Herold der Christlichen Wissenschaft erschienen. Diese Artikel sind im Inhaltsverzeichnis der gebundenen Jahrgänge der Zeitschriften aufgeführt, die in den meisten Lesezimmern vorhanden sind.
Die Lektionspredigt — Die wöchentliche Lektion, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft veröffentlicht wird, ist natürlich eine der wertvollsten Quellen, aus denen ein Sonntagsschullehrer Inspiration und Weisung schöpfen kann. Da jedoch die Lektion auch einen wichtigen Teil des Lehrplans der Sonntagsschule bildet, muß ein Lehrer wissen, wie er mit der Lektion arbeiten kann — was für die Klasse Bedeutung hat und wie er es auf interessante und aktuelle Weise darbieten kann.
Ein Sonntagsschullehrer in Minnesota fand, daß seine Unterrichtsstunden „langweilig“ waren und „zu viele Wiederholungen“ brachten, bis er folgendes erkannte: „Bei der Vorbereitung von Fragen zur wöchentlichen Lektionspredigt entwickelte ich nur jene Ideen, die mir am meisten zusagten oder die eine Herausforderung für mich darstellten. Ich erwartete, daß die Klasse geistig wachsen würde, aber in meinem Tempo und in meiner Richtung.“ Als er sich „darauf konzentrierte, neue Inspiration zu erlangen“, und „bereitwilliger auf Führung lauschte,. .. wurden die Klassengespräche bedeutungsvoller, und es wurden Fragen gestellt, die deutlich zeigten, daß individuelle Menschen nachdachten und Klarheit suchten.“ Er verstand es auch, seine Schüler so zu engagieren, daß sie selbständig studierten und weiterforschten.
Eine Sonntagsschullehrerin einer Klasse von Oberschülern in Oklahoma teilt uns etwas darüber mit, wie sie mit der Lektion arbeitet. „Wenn ich im Laufe der Woche die Lektion studiere, wähle ich Ideen aus, die meiner Ansicht nach zu einer interessanten Diskussion führen werden. Bei jeder Lektion stelle ich fest, daß ich mehrere verschiedene Richtungen einschlagen kann, aber ich weiß nie vor dem Unterricht, welche Richtung ich wählen werde. Ich mache von diesen Ideen auf zweierlei Art und Weise Gebrauch. Zum Beispiel beginne ich mit einem Bibelvers oder einem Zitat aus Wissenschaft und Gesundheit und stelle dann eine Frage, um die Diskussion in Gang zu bringen. Oder ich verweise auf die Lektion, falls die Klasse mit einer Diskussion anfängt, bevor wir bei der Lektion angelangt sind. Wir werden vielleicht nicht mehr als einen Abschnitt schaffen, weil wir eine Diskussion niemals abbrechen, solange die Schüler daran interessiert sind und mit Gedanken und Fragen dazu beitragen. Es ist viel wichtiger, davon bin ich überzeugt, daß die Klasse während des Unterrichts einen Gedanken gründlich verdaut, als daß sie nur eine Menge Fakten lernt. Wenn ich mit einer Frage beginne, die kein sofortiges Interesse erweckt, schlage ich unverzüglich einen anderen Weg ein. Es dauert nicht lange, bis man feststellt, ob die Schüler interessiert sind oder nicht. Wenn ich mehr als einmal ein Gähnen oder einen leeren Blick in einem Gesicht sehe, dann weiß ich, daß es Zeit ist, zu etwas anderem überzugehen.“
Auch Sie können es
Ein Wort der Ermutigung von jenem Kirchenmitglied in Illinois:
„Ich bin so dankbar für die Sonntagsschule. Ich möchte allen Christlichen Wissenschaftern sagen: Erforschen Sie Ihr Herz, und überlegen Sie, ob Sie nicht auch versuchen möchten, in der Sonntagsschule zu unterrichten.“
Da Sie nun mit einigen der Grundlagen für einen guten Unterricht in der Sonntagsschule vertraut sind, forschen Sie doch selbst ein wenig weiter, erfüllen Sie Ihr Herz mit Liebe, und denken Sie ernsthaft darüber nach, ob Sie jenes Angebot, nächsten Sonntag zu unterrichten, nicht annehmen wollen!
