Viele Christliche Wissenschafter sehen erwartungsvoll dem Tag entgegen, wo sie Ausüber sein und in dem heilenden Dienst durch Gebet für andere tätig sein werden. Es ist wirklich nicht erforderlich, das Erreichen dieses Zieles zurückzustellen, bis man pensioniert wird, von häuslichen Pflichten frei ist oder bis andere vermeintliche Hindernisse aus dem Weg geräumt sind.
Für viele von uns ist materieller Widerstand gegen geistigen Fortschritt das größte Hindernis. Wenn dies erkannt und dann beharrlich durch größere geistige Wachsamkeit korrigiert wird, hat der Christliche Wissenschafter begonnen, die Praxis in seinem Denken an erste Stelle zu setzen. Damit beginnt sie, und von da aus entfaltet sie sich weiter.
Mrs. Eddy spornt aufrichtige Christliche Wissenschafter in jeder Phase ihres geistwärts gerichteten Laufs an, wenn sie schreibt: „Wenn der Jünger geistig vorwärtsschreitet, so strebt er danach einzutreten. Er wendet sich beständig vom materiellen Sinn ab und schaut auf die unvergänglichen Dinge des Geistes hin. Wenn er ehrlich ist, wird er es von Anfang an ernst nehmen und jeden Tag ein wenig in der rechten Richtung gewinnen, bis er schließlich seinen Lauf mit Freuden vollendet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 21;
Der Christliche Wissenschafter kann also freudig und zuversichtlich beginnen, die Praxis an erste Stelle zu setzen, indem er täglich sein gegenwärtiges Verständnis von Gott und dem Menschen erweitert. Wenn er sich um ein tieferes Verständnis der Wahrheit, wie sie uns in der Christlichen Wissenschaft offenbart worden ist, im Gebet an das göttliche Gemüt wendet und diese höhere Anschauung in seinem Denken in den Vordergrund rückt, wird er vom Standpunkt geistiger Inspiration aus leben. Ob er dann zu Hause ist, im Geschäft oder sich an Kirchen- oder Gemeindeprojekten beteiligt, sein wachsames Festhalten an der Wahrheit wird lebendig erhalten.
Christus Jesus demonstrierte diese geistige Beständigkeit inmitten seines täglichen Lebens. Seine unerschütterliche Gewißheit, daß Gott das einzige Leben, die einzige Substanz und Intelligenz des Menschen ist, erhielt ihn bewußt mit seiner göttlichen Quelle vereint. Die Menschen kamen zu diesem erhobenen Denken und wurden geheilt. Mrs. Eddy weist darauf hin, daß es die geistige Überlegenheit des Denkens war, durch die Jesus seine gewaltigen Werke vollbrachte, und schreibt: „Gnade und Wahrheit besitzen eine Macht, die über alle anderen Mittel und Wege hinausgeht.“ S. 67;
Es ist die geistige Qualität unseres Denkens, durch die der empfängliche Freund, Geschäftskollege oder Fremdling die Gegenwart des heilenden Christus, der Wahrheit, spürt. Eigenschaften wie Liebe, Selbstlosigkeit, Sanftmut und Geduld vergeistigen unser Denken und machen es dadurch für das göttliche Licht, das heilt, transparent. Gleichgültigkeit, Selbstsucht, Stolz und Gereiztheit verdunkeln andererseits das Denken, versperren selbst einem Schimmer von der Gegenwart der Liebe den Weg und durchkreuzen unsere besten Absichten, anderen zu helfen.
Als Jakobus die Wirkung des Denkens auf die menschliche Erfahrung feststellte, schrieb er: „Wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und allerlei böses Ding. Die Weisheit aber von oben her ist aufs erste lauter, danach friedsam, gelinde, läßt sich etwas sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei.“ Jak. 3:16, 17;
Unsere wahre Identität als Gottes Ebenbild schließt jede gottähnliche Eigenschaft ein. Im täglichen Leben können wir es aber nicht dabei belassen und einfach hoffen, daß wir diese geistige Tatsache demonstrieren werden, wenn sich die Notwendigkeit ergibt. Unsere Fähigkeit, dies zu tun, wird natürlicher und beständiger, wenn wir unsere Einheit mit der göttlichen Liebe anerkennen und demütig Wege suchen, unsere uns von Gott verliehene Natur auszudrücken.
Alles, was wir tun, trägt den Stempel unseres Denkens. Wie geduldig sind wir zum Beispiel tatsächlich, wenn wir uns mit unserem Wagen in starkem Verkehr befinden? Sind wir wirklich dankbar für die Vorkehrungen der Liebe, wenn wir einkaufen oder das Essen zubereiten? Jeden Tag können wir viele solcher Gelegenheiten finden, uns darin zu üben, die Betätigung gottähnlicher Eigenschaften an erste Stelle zu setzen. Wenn unser Denken friedlich, liebevoll und dankbar ist, wenn wir uns der Gegenwart des Guten erfreuen, sind wir frei von Selbstgerechtigkeit, Kritiksucht und Groll. Wir sind daher bereit, die wahren Bedürfnisse derer wahrzunehmen, die Hilfe suchen, und sind für die geistigen Ideen empfänglich, die sie heilen werden. Mrs. Eddy erklärt: „Durch die wahrheitsgemäßen Argumente, die du anwendest, und besonders durch den Geist der Wahrheit und Liebe, den du hegst, wirst du die Kranken heilen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 418.
Unsere Bemühungen, göttliche Eigenschaften auszudrücken, mögen durch den Mesmerismus der Trägheit oder des Druckes stark gehemmt werden, der uns drängt: „Tu das doch morgen, wenn du besser dafür aufgelegt bist.“ Wenn wir dieses Argument zurückweisen, beweisen wir, daß wir „den Geist der Wahrheit und Liebe“ hegen und jetzt zum Ausdruck bringen können.
Wenn wir unsere eigenen Fehler herausfordern und vernichten, setzen wir im wahrsten Sinne die Praxis an erste Stelle. Viele Ausüber stellten fest, daß die Wahrheiten, die sie erkannten, als sie damit beschäftigt waren, ihr eigenes Denken zu läutern, gerade die waren, die sie benötigten, um jemandem zu helfen, der in dem Augenblick um Hilfe bat.
Der Mensch als Gottes Ebenbild ist die wahre Widerspiegelung Seines Wissens. Großes Erbarmen seitens des Ausübers ist erforderlich, um diese göttliche Widerspiegelung gerade dort zu sehen, wo der Irrtum zu sein behauptet. Nur wenn wir eine höhere Auffassung von Liebe in unserem eigenen Kampf mit dem Irrtum erringen, beginnen wir, die Unwirklichkeit des Bösen und die Wirklichkeit und Allgegenwart der göttlichen Liebe zu verstehen.
Inmitten herausfordernder menschlicher Umstände mögen wir versucht sein zu denken, daß wir nie das Ziel der öffentlichen Praxis erreichen werden. Aber wir brauchen uns nicht entmutigen zu lassen. Dies sind in Wirklichkeit die richtigen Augenblicke, um die wahre Bedeutung der Praxis zu beweisen. Die Praxis an erste Stelle zu setzen — uns geistige Beständigkeit im Denken und Handeln zu bewahren — wird in fortschreitendem Maße größere Möglichkeiten mit sich bringen, anderen zu helfen.
