Ein wesentlicher Punkt in der Demonstration der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. ist, immer den Irrtum von der Person zu trennen. Schlechte Charakterzüge, falsches Denken, Krankheit und Disharmonie sind niemals der Mensch. Sie sind falsche Behauptungen über den Menschen. Dies klar zu sehen ist grundlegend für die wissenschaftliche mentale Behandlung.
Solange wir falsches Denken oder Disharmonie mit einer Person identifizieren, ist es sehr schwer, diese Irrtümer metaphysisch zu zerstören. Wenn wir behaupten, daß sie zu uns gehören, verlieren wir unsere geistige Fähigkeit, sie loszuwerden, aus den Augen. Wenn wir sie mit jemand anders identifizieren, mag es den Anschein haben, als hätten wir keine Herrschaft über sie, obwohl sie unsere Angelegenheiten negativ beeinflussen mögen. In jedem Fall unterhalten wir einen falschen Begriff vom Menschen.
Wenn wir jedoch böse Suggestionen als unpersönliche Lügen über den Menschen erkennen, ist es offensichtlich, daß wir sie vom Standpunkt der Wahrheit aus aufheben können — gleich an der Schwelle unseres eigenen Bewußtseins. Auf diese Weise unternehmen wir einen entscheidenden Schritt, um uns selbst und andere zu befreien. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, sagt uns: „Die materielle Daseinsauffassung in wissenschaftlicher Weise unpersönlich zu machen, anstatt sich an die Persönlichkeit zu klammern — das ist das Gebot der Stunde.“ Vermischte Schriften, S. 310;
Böse Suggestionen suchen einen Zeugen, der ihnen Identität und Macht verleiht. Nur durch solche Identifizierung können sie sich in unserem Bewußtsein festsetzen und uns wirklich und wirksam erscheinen. Wenn wir unser Denken sorgfältig beobachten, mögen wir entdecken, daß wir verschiedene heimtückische Suggestionen als speziell unsere eigenen akzeptieren, Suggestionen, die uns begrenzen, herabwürdigen, schwächen, alt machen oder verdammen möchten. Wir müssen geistig wach sein; dann werden wir uns nicht den negativen, verheerenden Gedankengängen des sterblichen Gemüts überlassen.
Wie oft geschieht es doch, daß böse Suggestionen sich des Wortes „ich“ bedienen und als die Impulse unseres eigenen Denkens zu uns kommen! Achten wir sorgfältig darauf, welchen Gedanken wir gestatten, das Wort „ich“ zu ihrer Identifizierung zu benutzen! Das Böse ist ein Verführer, ein Betrüger, der sich immer für eine Sache oder eine Person ausgibt, die er nicht ist. Christus Jesus sagte, der Böse ist ein Lügner und „steht nicht in der Wahrheit“ Joh. 8:44;. Wir schmieden allzuoft unsere eigenen Ketten und bauen unsere eigenen Gefängnisse durch die falschen, begrenzenden Schlußfolgerungen, die wir als unsere eigenen Gedanken über uns selbst akzeptieren.
Wir müssen uns wissenschaftlich als Mensch, die Widerspiegelung Gottes, identifizieren. Auf diese Weise können wir uns von der Knechtschaft der Malpraxis, oder eines schlechten mentalen Einflusses, frei machen, ob sie nun von unserem eigenen Denken oder dem Denken anderer ausgeht.
Christus Jesus identifizierte den Menschen richtig. Mrs. Eddy erklärt eindeutig die Heilmethode, die Jesus anwandte und die mit gleicher Wirksamkeit in unserem Gebet für uns selbst und in unserem Gebet für andere anwendbar ist. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken. So lehrte Jesus, daß das Reich Gottes unversehrt und allumfassend und daß der Mensch rein und heilig ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 476;
Die Christliche Wissenschaft führt uns die strahlende Wahrheit der Vollkommenheit und der unbegrenzten Möglichkeiten des Menschen als der individuellen Idee Gottes vor Augen. Diese wunderbare Offenbarung der Natur des Menschen gibt uns einen völlig neuen Begriff von uns selbst und anderen. Wir können dadurch die teuflischen Suggestionen von Malpraxis zerstören und uns über die Engstirnigkeit des persönlichen Sinnes, oder des Begriffs vom Menschen als von einer materiellen Person, erheben.
Ebenso wichtig ist es in der Christlichen Wissenschaft, einer endlichen, persönlichen Auffassung vom Guten zu entwachsen, der Annahme, daß das Gute in der Person seinen Ursprung habe. Eine materielle Persönlichkeit ist ein irriger Begriff, ob sie nun böse oder gut zu sein scheint. Jesus war schnell dabei, eine persönliche Auffassung von den Dingen zu verwerfen, selbst wenn sie ihm etwas Gutes zuschrieb. Als ihn jemand mit „guter Meister“ anredete, antwortete er: „Was heißest du mich gut? Niemand ist gut denn der eine Gott.“ Matth. 19:16, 17 [n. der engl. Bibel]; Christus Jesus übte die größte geistige Macht aus, die die Welt je gekannt hat. Und doch sagte er demütig: „Ich kann nichts von mir selber tun.“ Joh. 5:30; Er gab Gott die Ehre: „Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut seine Werke.“ 14:10;
In Übereinstimmung hiermit stellen wir fest, daß in der Christlichen Wissenschaft eine menschliche Persönlichkeit nicht der Heiler ist. Zu wissen, daß die göttliche Wahrheit, die Liebe, der einzige Heiler ist, stärkt den Ausüber wie den Patienten. Wenn verstanden, zerstört die Wahrheit, die durch ihre ewigen Gesetze wirkt, menschliche Disharmonie. Die Rolle des Ausübers der Christlichen Wissenschaft besteht darin, eine Transparenz für die Wahrheit zu sein. Und er wird eine Transparenz für die Wahrheit, indem er sein Bewußtsein reinigt, indem er die Wahrheit versteht und indem er den Geist des heilenden Christus bekundet.
Wenn wir die Kranken heilen und die gottgegebene Herrschaft des Menschen auf anderen Gebieten beweisen wollen, ist es also höchst wichtig, daß wir uns über einen persönlichen Sinn von gut oder böse erheben. Die Christliche Wissenschaft weist nachdrücklich darauf hin, daß wir uns begrenzen, wenn wir uns als eine materielle Persönlichkeit sehen.
Es gibt jedoch falsche Auffassungen vom Unpersönlichmachen, vor denen wir uns hüten müssen. Die Christliche Wissenschaft ermutigt nicht zu der kalten, ausdruckslosen unpersönlichen Haltung, die sich manchmal in der heutigen hoch organisierten Gesellschaft bekundet; vielmehr enthüllt sie Gott als überreiche Liebe und Intelligenz, die alle Seine Ideen im einzelnen und insgesamt kennt, wertschätzt, anerkennt und zärtlich liebt.
In der Christlichen Wissenschaft reduzieren wir den Menschen auch nicht auf ein bloßes Vakuum oder eine Nummer. Falsche Demut oder Selbstunterschätzung ist nicht der wahre Geist des Christus. In dieser Wissenschaft tauschen wir den begrenzten, selbstsüchtigen, materiellen Begriff von Persönlichkeit gegen den wahren Begriff von der kraftvollen Individualität des Menschen als der reinen Widerspiegelung Gottes ein. Wir erkennen die Größe, Güte und Herrlichkeit des Menschen an die er als Gottes individuelles Gleichnis besitzt. Mrs. Eddy schreibt: „Das Verständnis seiner geistigen Individualität macht den Menschen wirklicher, gewaltiger in der Wahrheit, und befähigt ihn, Sünde, Krankheit und Tod zu besiegen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 317.
Die wissenschaftliche Methode, das Böse unpersönlich zu machen, befreit uns nicht nur von falschen Begriffen von uns selbst. Sie befähigt uns gleichzeitig, unsere Auffassung von anderen und damit auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen von Grund aus umzuwandeln. Sie macht es uns möglich, unsere Herrschaft über die Disharmonien und Hindernisse zu beweisen, die sich vielleicht in unseren Beziehungen zu anderen zu behaupten suchen.
Wenn wir andere für unangenehme menschliche Persönlichkeiten halten, leiden wir unter unserem eigenen falschen Begriff. Wenn wir einer anderen Person Bosheit oder Haß, Selbstsucht oder Unehrlichkeit, Rücksichtslosigkeit oder Grausamkeit anhängen, verleihen wir solchen Übeln Identität. Wir glauben, daß sie wirklich seien und einen Zeugen hätten. Dann besteht die Versuchung, solche Widerwärtigkeiten zu fürchten, weil wir anscheinend keine Gewalt über sie haben. Unter solchen Umständen ist es in der Tat schwer, unseren Nächsten zu lieben.
Die wissenschaftliche Lösung besteht darin, unseren Nächsten nicht mehr durch die Linse des persönlichen Sinnes zu betrachten und anzufangen, die geistige Wahrheit über den Menschen zu sehen. Welche häßlichen Schwächen auch immer der persönliche Sinn einem Menschen angehängt haben mag, sie sind nicht der Mensch, sondern eine falsche Behauptung über den von Gott erschaffenen Menschen. Wenn wir das einsehen, machen wir die Schwächen oder Irrtümer unpersönlich. Dann können wir ihre Gültigkeit leugnen und sie in nichts auflösen, weil sie keinen Raum in dem unendlichen Gemüt haben, dem Gemüt, das alles einschließt und das der Mensch widerspiegelt.
Die Welt glaubt an viele persönliche Gemüter. Sie betrachtet diese sogenannten Gemüter, oder Persönlichkeiten, als den Inbegriff des persönlichen Sinnes, als aus menschlichen Meinungen, menschlicher Selbstsucht, Empfindlichkeit, Erblichkeit, Abneigung und Vorliebe, menschlichen Wünschen, Feindseligkeiten, Voreingenommenheiten und persönlichen Interessen bestehend — der ganzen Liste von materiellen Charakterzügen. Man bringe eine Anzahl solcher Persönlichkeiten auf dem Schauplatz des Heims, der Schule, der Kirche, des Geschäftslebens oder eines Landes zusammen, und was haben wir? Spaltung, Uneinigkeit, Unstimmigkeit, Spannung, Druck, Konflikt, Feindseligkeit, Furcht, Enttäuschung, Krankheit. Ein trauriges Aufgebot! Und das alles, weil wir den grundlegenden Irrtum von vielen Gemütern in unser Bewußtsein eingelassen haben — den Begriff von erdgebundenen Persönlichkeiten, die sowohl gut wie schlecht und von Gott getrennt sind!
Was sind die geistigen Tatsachen? Der Mensch ist nicht eine materielle Persönlichkeit, die negative sterbliche Charakterzüge aufweist, sondern das reine Ebenbild des alles regierenden göttlichen Gemüts. Er ist nicht der Inbegriff des persönlichen Sinnes, sondern die zusammengesetzte Idee des Geistes, der Seele, ohne ein einziges Element oder Merkmal, einen einzigen Impuls oder Charakterzug, die der allerhabenen Liebe unähnlich sind. Er ist in jedem Fall der bewußte Zeuge des unendlichen Prinzips, Gottes. Wo immer der Mensch ist, da gibt es keine Spaltung, sondern vielmehr Einheit, keine Uneinigkeit, sondern statt dessen Einigkeit, keine Unstimmigkeit, sondern nur Zusammenarbeit, keine Spannung, sondern rechte Beziehungen, keinen Druck, sondern vielmehr Entfaltung, keinen Konflikt, sondern Harmonie, keine Feindseligkeit, sondern vielmehr Liebe, keine Enttäuschung, sondern Erfüllung, keine Krankheit, sondern Leben und Gesundheit und Frieden.
Wenn wir tiefer blicken als nur auf äußere Erscheinungen und den wirklichen Menschen sehen, den Gott gemacht hat, und zwar da, wo ein sündiger Sterblicher zu sein scheint, dann können wir diesen Menschen lieben. Dies mag von uns eine radikale Erneuerung unseres Begriffs von unserer Familie und unseren Freunden, unserem Arbeitgeber oder unseren Geschäftskollegen fordern. Aber ein solches geistiges Erwachen durchflutet das Bewußtsein mit reiner Inspiration. Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir dieses Verständnis erlangen und seine Möglichkeiten erkennen.
Wenn wir arbeiten und beten, um den Menschen anstelle einer materiellen Persönlichkeit zu sehen, lernen wir, unseren Begriff von uns selbst und anderen von den häßlichen Suggestionen zu trennen, Suggestionen von Bosheit und Furcht, die unser Herz erstarren lassen. Wir lernen sie als unpersönliche Irrtümer behandeln — als böse Behauptungen über den Menschen, die in Gottes Allgegenwart keinen Ursprung, keine Wirklichkeit, keinen Raum und keine Wirksamkeit haben. Wir lernen sie als tierischen Magnetismus behandeln, als den Scheinanspruch, daß es ein wirksames böses Gemüt oder eine von Gott getrennte Intelligenz geben könne; wir bejahen die Tatsache, daß das allwissende Gemüt Gott ist, das unendliche Gute, und daß in Seiner Allgegenwart kein böser Plan oder Anschlag gedeihen, Macht haben oder einen Zeugen gewinnen kann. Der Mensch spiegelt dieses Gemüt wider. Das Bewußtsein, daß der Mensch mit dem Gemüt als ldee des Gemüts eins ist, mit dem göttlichen Prinzip als Zeuge dieses Prinzips, mit dem Geist als das Bild und Gleichnis des Einen, der ganz lieblich ist, gibt uns vollständigen Schutz vor den Pfeilen des Irrtums.
Dieses Verständnis zeigt, daß böse Gedanken und Absichten jeder Art — was immer ihre Natur und scheinbare Identität sein mag — keine Antriebskraft oder Wirksamkeit, keinen Ursprung, keine Identität, kein Übertragungsmittel und keine Wirkung haben, weil sie durch das Gesetz Gottes völlig ausgeschlossen sind. Wir finden in diesem Verständnis die Grundlage für die Demonstration unserer absoluten Immunität gegen die aggressivsten und boshaftesten Lügen des Bösen. Je klarer wir die Einheit und Allheit des unendlichen Gemüts sehen und je mehr wir uns bewußt diesem einen Gemüt oder Prinzip nähern, um so natürlicher werden wir die unpersönliche Natur der Ansprüche des Bösen und ihre Machtlosigkeit erkennen. Dies führt zu größerer Einheit und Harmonie in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen.
Wenn Disharmonie oder Bosheit oder Spannung in unseren Beziehungen zu anderen zu herrschen scheint, sollten wir uns fragen, ob wir den Irrtum wirklich unpersönlich machen. Wenn wir dies getreulich tun und dann den Irrtum vom Standpunkt der Christlichen Wissenschaft aus leugnen, werden wir uns wissenschaftlich des unüberwindlichen Gesetzes Gottes bedienen. Die Wolken werden sich verziehen. Statt der Feindseligkeit oder des Aufruhrs werden wir in unseren Angelegenheiten erfrischenden Augenschein von der Tatsache gewahren, daß wissenschaftliches Sein tatsächlich die ständige Entfaltung der Liebe bedeutet.
