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Das Handbuch und die Organisation

Aus der Juli 1973-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ist Leben einfach organisierte Materie?

Ist die Kirche lediglich organisierte Religion?

Kann Inspiration wirklich institutionalisiert werden?

Haben feste Regeln überhaupt einen Sinn in einer Welt, die von Wandlungen erschüttert wird?

Fragen wie diese sind jetzt, gegen Ende des 20. Jahrhunderts, kaum zu vermeiden. Die mit materieller Organisation überladene Gesellschaft macht mühsame Anstrengungen, um sich auf die hereinstürmende Zukunft einzustellen, während der einzelne darum ringt, sich unter dem Druck korporativer Gruppen in gewissem Maße Ungezwungenheit, ein Privatleben und die Freiheit, er selber zu sein, zu erhalten. Selbst wer die Christliche Wissenschaft
Christian Science; sprich: kr'istjәn s'aiәns. studiert, wird sich wahrscheinlich gelegentlich fragen: „Kann ich mich nicht in einen stillen Winkel zurückziehen und ganz allein ein Christlicher Wissenschafter sein ... oder vielleicht mit ein paar auserwählten Freunden?“

Mary Baker Eddy sah sich in den Jahren, die auf ihre Entdeckung der Wissenschaft des Christentums folgten, allen diesen Fragen auf die eine oder andere Weise gegenübergestellt.

Die scharfe Kritik an materieller Organisation in ihren Schriften zeigt, daß sie sich der Gefahren des Institutionalismus zutiefst bewußt war. Jene Schriften warnen vor der Gefahr, geistige Ziele und die Notwendigkeit einer vom Gemüt regierten Entfaltung in jeder individuellen oder kollektiven Demonstration der Wahrheit durch menschliche Mittel zu ersetzen. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, schreibt Mrs. Eddy klar und deutlich: „Wenn die groben Fußspuren der Vergangenheit von den sich entwirrenden Pfaden der Gegenwart verschwinden, werden wir die Wissenschaft, die diese Veränderungen regiert, besser verstehen und unsere Füße auf festeren Grund stellen.“  Wissenschaft und Gesundheit, S. 224; 2 Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy;

Wie können dann die Veränderung und der Verfall aller irdischen Dinge mit der Regierung durch ein unveränderliches Kirchenhandbuch in Einklang gebracht werden? Ein wenig Geschichte kann uns hier helfen.

Von Anfang an machte sich Mrs. Eddy seit ihrer Entdeckung der Christlichen Wissenschaft ernsthaft Gedanken darüber, wie sie der Menschheit am besten helfen könnte, das zu verstehen und anzuwenden, was sie durch geistige Einsicht und praktische Erfahrung erkannte. Das Ergebnis war die Gründung der Kirche Christi, Wissenschafter, im Jahre 1879. „Nach über zehnjähriger Erfahrung und einem Erfolg, der den Ihren weit übertrifft“, schrieb sie einem Schüler im folgenden Jahrzehnt, „habe ich gelernt, daß Organisation allein der Menschheit diese große Sache erhalten und sie vor den zersetzenden desorganisatorischen Elementen bewahren kann.“ Da der Schüler, dem Mrs. Eddy schrieb, sich leidenschaftlich gegen jegliche Kirchenorganisation ausgesprochen hatte, setzte sie mit jener unerschütterlichen Gewißheit, die sie sich immer aus der Bibel holte, hinzu: „Der Apostel vergleicht die Kirche mit dem Körper Christi. Ich vergleiche das Blut Christi mit dem Leben der Wahrheit. Wenn Sie also Seine Kirche auflösen, zerstören Sie dann nicht Seinen Körper und vergießen Sie nicht Sein Blut?“  Mary Baker Eddy: The Years of Trial von Robert Peel, S. 203;

Jedoch nur zwei Jahre später löste Mrs. Eddy selbst nach einem Aufwallen aufrührerischer Tendenzen unter ihren Schülern die organisatorische Form, in der die Kirche Christi, Wissenschafter, seit 1879 bestanden hatte, auf. Sie gab zu verstehen, daß eine materielle Organisation nur in den Anfangsstadien der Entwicklung einer Kirche notwendig ist. s. Rückblick und Einblick 45:6; Vermischte Schriften 359:2;

Bedeutete das, daß die Gründerin der Christlichen Wissenschaft sich den „zersetzenden desorganisatorischen Elementen“ angeschlossen hatte? Ganz im Gegenteil, es bedeutete, daß sie dabei war, eine radikale Reorganisatorin zu werden! Ihre Bedenken hinsichtlich der „materiellen“ Organisation ihrer Kirche konzentrierten sich auf den Grad der Materialität in der anfänglichen, unter staatlichem Privilegium gegründeten Kirche, die kaum über Mittel verfügte, Materiellgesinnte daran zu hindern, Herrschaft über ihre Verwaltung zu gewinnen. Die Schwierigkeit lag nicht in der Tatsache der Organisation selbst, sondern in der Art, wie die Kirche organisiert war.

Als Mrs. Eddy drei weitere Jahre um die Lösung dieses Problems betete, erkannte sie, daß die Mängel der menschlichen Institution, die wir Kirche nennen, ebensowenig durch bloße Desorganisation geheilt werden konnten, wie die Mängel der körperlichen Organisation, die wir Körper nennen, durch Selbstmord geheilt werden würden. Nur die wissenschaftliche Verchristlichung des Denkens, der Motive und der Methode konnte zu jenem Punkt der Erhebung führen, wo alle menschliche Organisation, körperlicher oder institutioneller Art, für die reine Substanz und Struktur des Geistes beiseite getan würde — wie damals, als Christus Jesus für immer der fleischlichen Sicht seiner Jünger entschwand. Bis jener Punkt der Demonstration erreicht sein würde, würde eine menschliche Institution genauso notwendig sein, um einen immer höheren Begriff von Kirche zum Ausdruck zu bringen, wie ein menschlicher Körper, um den sich entfaltenden Begriff von Identität zum Ausdruck zu bringen.

Trotzdem konnte die Institution, die Mrs. Eddy im Jahre 1892 neu gründete, nicht eigentlich als „materielle“ Organisation bezeichnet werden — ebensowenig wie ein menschliches Leben, das unter die Regierung des göttlichen Gemüts gestellt wird, mit physischen oder körperlichen Ausdrücken erschöpfend erklärt werden kann. Da diese neue Organisation auf einer geistigen Basis ruhte und von geistiger Einsicht geformt wurde, konnte sie sich ungehindert in einem potentiell unbegrenzten Maße vom Gemüt führen lassen. Die sorgfältige Formulierung der Historischen Skizze im Kirchenhandbuch macht die Beziehung zwischen der zeitlichen Institution und der ewigen Tatsache der Kirche ganz klar: „Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, in Boston, Mass., soll sich auf den Felsen, Christus, gründen, ja auf die Erkenntnis und Demonstration der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe, die die Welt von Sünde und Tod heilen und erlösen; dadurch soll sie in gewissem Grade die universelle und triumphierende Kirche widerspiegeln.“  Handb., S. 19;

Als eine rein geistige Idee hat die Kirche immer bestanden; sie ist die eigentliche Struktur der Wirklichkeit selbst. Dadurch, daß Mrs. Eddy diese Tatsache erkannte, war sie imstande, im Jahre 1892 und in den darauffolgenden Jahren die Verwaltung Der Mutterkirche so aufzubauen, daß diese den Anforderungen ihrer Mission entsprechen konnte. Nach ihren eigenen Worten bestand diese Mission darin, „die Welt“, nicht nur den einzelnen, zu heilen und zu erlösen. Die erste Bedingung war daher, daß diese Mission ihre Autorität nicht von der Welt bezog, die geheilt werden mußte — der Welt des Scheins, des Wandels und Zwiespalts und bloßer Meinungen —, sondern von der zeitlosen Struktur des wahren Seins. Ist es übertrieben, solche Autorität für das Handbuch Der Mutterkirche, wie Mrs. Eddy es in seiner endgültigen Form ihren Nachfolgern hinterließ, zu beanspruchen?

Dieses kleine Buch legt fest, was wir als den Rohbau oder den konstitutionellen Rahmen der Kirche Christi, Wissenschafter, bezeichnen könnten. Es ist keine schwerfällige Sammlung von Kirchenrecht, das freies Handeln und notwendige Veränderungen verhindert. Statt dessen schafft es eine Grundlage für koordiniertes Handeln und deutliche Veränderungen. Wahre Freiheit ist niemals etwas Schwammiges oder Wucherndes, im Gegenteil, sie ist festgefügt und zielbewußt; es wäre ein Fehler, ein Rückgrat mit einer Zwangsjacke zu verwechseln. Ein menschlicher Körper kann wachsen, sich entwickeln, seine äußere Erscheinung verändern und neue Fertigkeiten enthüllen, während seine Grundstruktur gleichbleibt; genauso ist es mit dem organisierten Ausdruck der Kirche, dem Körper Christi.

Die anfängliche Organisation war durch die üblichen Wahlverfahren in allen wichtigen Angelegenheiten der Mehrheitskontrolle unterworfen. Dies bedeutete, daß gelegentlich die Mitglieder, die am wenigsten geistige Reife besaßen, zahlenmäßig in der Lage sein konnten, über eine wichtige Frage aufgrund menschlicher Meinung anstatt geistiger Demonstration zu entscheiden. Mrs. Eddy kannte den erzieherischen Wert dieses demokratischen Vorgangs, durch den die Mitgliedschaft einer Kirche aus ihren Fehlern ebenso wie aus ihren Erfolgen wertvolle Lehren ziehen konnte, aber sie wußte auch, daß ihre Kirche als Ganzes den Weg aller anderen menschlichen Institutionen gehen würde, wenn sie sich von nichts anderem führen ließe als von den unterschiedlichen und veränderlichen Anschauungen der einzelnen Mitglieder vom Prinzip.

Sie löste das Problem auf eine in jeder Hinsicht einzigartige Weise. Dadurch, daß Die Mutterkirche unter die Verwaltung des Handbuchs gestellt wurde, wurde sie auf der Basis unpersönlichen Rechts errichtet und nicht einer Kette von persönlichen Führern überlassen. Die Satzungen des Handbuchs, deren Autorität sich auf die Offenbarung und Demonstration gründet, die Mrs. Eddy zur Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft machten, wurden später vom Zivilrecht anerkannt, sind aber vom Zivilrecht unabhängig. Dem Vorstand der Christlichen Wissenschaft obliegt die Verantwortung, die Angelegenheiten Der Mutterkirche in Übereinstimmung mit den Satzungen des Handbuchs zu regeln, und diese fortdauernde Vollmacht wurde ebenfalls vom Zivilrecht gestützt.

Als das Bindeglied zwischen der göttlichen Idee „Kirche“ und den praktischen Notwendigkeiten der Kirchenorganisation bietet das Handbuch ein alles Wesentliche einschließendes Minimum an Richtlinien für den ununterbrochenen Fortschritt der Christlichen Wissenschaft in ihrer kollektiven Mission. Innerhalb des allgemeinen Rahmens des Handbuchs gilt für die Zweige Der Mutterkirche die demokratische Selbstverwaltung. Sie sind gewissermaßen Saatbeete der individuellen Demonstration und Elementarschulen der geistigen Demokratie, in denen die Christlichen Wissenschafter die zwar manchmal harten, aber notwendigen Lektionen des Zusammenarbeitens bei der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden lernen. Aus diesen „Schulen“ kommen die Arbeiter, die in Der Mutterkirche tätig sind. Die eine unbedingte Voraussetzung für einen wirksamen Dienst in dieser Laienkirche — einer Kirche ohne Geistliche oder professionelle Hierarchie — ist demonstrierte Geistigkeit. Das Handbuch weist den Weg zu jener Vergeistigung der Motive und Methoden, die es jedem einzelnen Mitglied ermöglicht, durch seine selbstlosen Gebete dazu beizutragen, daß die Regierung des Gemüts in zunehmendem Maße in der Tätigkeit der Kirche deutlich wird.

Jemand hat einmal scharfsichtig die Kirche Christi, Wissenschafter, als „eine Demokratie des Gebets“  s. The Democracy of Prayer von Benjamin Sturgis Pray im Christian Science Journal, Juli 1951, S. 351; bezeichnet. Und welche Regierungsform könnte für eine heilende Kirche besser geeignet sein? „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist“  Jak. 5:16;, heißt es im Brief des Jakobus. Jeder, der die Wahrheit dieser Worte in bezug auf die Sorge für den menschlichen Körper akzeptiert, kann kaum weniger daran glauben, daß sie auch auf die gesunde Tätigkeit des Kirchenorganismus anwendbar sind.

Die Mutterkirche umfaßt alle ihre Mitglieder auf der ganzen Welt mit sanfter Unparteilichkeit. Überall dort, wo ein Mitglied die Christliche Wissenschaft wirklich lebt, ist Die Mutterkirche gegenwärtig und am Wirken. Niemals braucht irgendwo ein Mitglied das Gefühl zu haben, daß das, was es denkt, unmöglich einen Einfluß auf die Verfahrensweise oder die Maßnahmen seiner Kirche haben kann. Allerdings heißt das nicht, daß jemand moralisch das Recht hat oder geistig dazu ermächtigt ist, sie in der Richtung seiner eigenen eigenwilligen Meinungen zu drängen und zu treiben; das Handbuch ist dazu bestimmt, gerade diese Möglichkeit zu verhindern. Aber in dem Maße, wie seine Gebete für die Kirche Ausdruck seines tiefen Verlangens sind, Gottes Willen in ihrer Verwaltung offenbar werden zu lassen, ist er in jener Verwaltung vertreten. Auch nur einer auf der Seite Gottes ist in der Demokratie des Gebets eine Mehrheit.

Das trifft zu, ob dieser „eine“ die Gründerin der Christlichen Wissenschaft selbst ist oder ein Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft oder ein Mitglied Der Mutterkirche allein im australischen Busch. Aber aus dem gleichen Grunde untersteht jedes dieser Mitglieder der Autorität des Kirchenhandbuchs, das an jeden seine Anforderungen stellt, je nach seinem Amt, seiner Verantwortung und seiner Fähigkeit, ihnen zu entsprechen. Das Handbuch verlangte von niemandem eine unerschütterlichere Treue zum Prinzip als von Mrs. Eddy selbst. Oft schreckte sie vor der Notwendigkeit zurück, eine neue Satzung aufzustellen, die dem, was sie persönlich vorzog, zuwiderlief; war sie aber erst einmal davon überzeugt, daß Gemüt, Gott, diesen Schritt als Teil der sich ordnungsgemäß entfaltenden Aufgabe und Bestimmung ihrer Kirche forderte, so unterstützte sie diese Satzung voll und ganz. s. The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany 229:20–4;

Auf ähnliche Weise mußten die Beamten Der Mutterkirche im Laufe der Jahre gelegentlich liebgewordene Pläne aufgeben, wenn sie erkannten, daß diese Pläne in gewisser Hinsicht nicht mit dem Handbuch übereinstimmten — vielleicht mit einer Bestimmung, die von ihnen verlangte, von einer höheren Basis der Demonstration aus zu handeln und einem höhergesteckten Ziel nachzugehen. Und welches Kirchenmitglied hat nicht früher oder später entdeckt, daß es notwendig ist, seine eigene menschliche Ansicht darüber, wie etwas am besten zu machen ist, dem göttlicheren Weg unterzuordnen, der sich durch eine Forderung des Handbuchs offenbart, deren wahre Bedeutung man nie zuvor erkannt haben mag?

Die Tatsache, daß dieses Handbuch Schritt für Schritt aus Mrs. Eddys Erfahrung entstand, als konkrete Antwort auf die sich entfaltenden Bedürfnisse der Bewegung, wurde verschiedentlich als Argument dafür benutzt, daß es sich dabei in Wirklichkeit um eine provisorische Angelegenheit handele, die in fortschreitendem Maße veralten müsse. Sogar Christliche Wissenschafter haben gelegentlich behauptet, daß Mrs. Eddy zweifellos weitere Veränderungen darin würde vornehmen wollen, wenn sie heute hier wäre. Dabei werden mehrere wesentliche Punkte übersehen.

Als Person ist Mrs. Eddy heute nicht hier, wohl aber ist sie als Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung durchaus noch gegenwärtig in ihren Schriften, einschließlich des Kirchenhandbuchs, die ihre Nachfolger weiterhin führen und lehren. Dies ist mehr als eine persönliche Führung; es ist letztlich die Führung des universalen Christusprinzips, das Mrs. Eddy entdeckte und auf das sie ihre Kirche gründete. Mit dem Ende ihres irdischen Lebens war ihr Werk als Entdeckerin und Gründerin vollendet, aber ihre Arbeit als göttlich inspirierte Führerin geht mit dem geistigen Wachstum ihrer Nachfolger weiterhin vor sich.

Die Art und Weise, wie vertraute Satzungen des Handbuchs plötzlich in neuem Licht und überraschend relevant erscheinen, veranschaulicht diesen letzten Punkt. Nichts könnte zum Beispiel dem heutigen Wissenschafter unbedeutender erscheinen als die Forderung, daß Kirchenmitglieder Mrs. Eddy nicht auf ihren Spazierfahrten in der Kutsche belästigen oder auf andere Weise versuchen sollen, aus der Nähe zu ihrer Person Nutzen zu ziehen. Und doch mag der Christliche Wissenschafter plötzlich die Gültigkeit dieser Satzung entdecken, der eifrig kleine persönliche Anekdoten und zweifelhafte Aussagen, die Mrs. Eddy zugeschrieben werden, in dem Bemühen sammelt, jene Inspiration zu erlangen, die sich nur aus dem Studium und der Ausübung der exakten Christlichen Wissenschaft ergibt. Dann wird er bereitwilliger der Führerin folgen, die in Begriffen von Jahrhunderten, von Kontinenten und Planeten dachte, wobei sie die Persönlichkeit hinter sich ließ und das Prinzip voranstellte.

Durch die Offenbarung des göttlichen Gesetzes in ihren Schriften weist Mrs. Eddy ihre Nachfolger auch weiterhin auf die Veränderungen hin, die sie vornehmen müssen, um den ständig neuen Herausforderungen auf dem Schauplatz der Welt erfolgreich begegnen zu können. Aber die Veränderungen, die sie fordert, sind keine Änderungen in ihren Schriften oder in dem organisatorischen Apparat, den das Handbuch vorsieht. Vielmehr ist es die Änderung des Denkens und der Motive, die zu einer reineren Geistigkeit und zu besserem Heilen führt. Die innere Erneuerung, die notwendig ist, um die Übel der Welt wirksamer zu heilen, durch bloße äußere Neuordnung zu ersetzen hieße, an dem Geist der Absicht, die Mrs. Eddy für ihre Kirche hegte, Verrat zu begehen.

Aus dieser Perspektive betrachtet, wird das Handbuch zu weitaus mehr als nur zu Richtlinien für den Erfolg, die auf einer mechanischen oder theoretischen Berechnung des menschlichen Für und Wider basieren. Solche Richtlinien hätten kaum einen Wert, wenn es darum geht, den einzelnen oder eine Institution zu befähigen, gegen die unberechenbaren Fluten von Veränderungen, die täglich auf uns einstürzen, anzukämpfen. Aber das Handbuch ist, richtig verstanden, ebensosehr ein Handbuch für christliches Dienen wie eine Verfassung für die Verwaltung der Kirche. Als solches besitzt es sowohl die Flexibilität der Liebe als auch die Beständigkeit des Gesetzes.

Die Autorität des Handbuchs ist untrennbar von seinen Früchten. In der Bibel wird uns berichtet, daß die Menge sich über Jesus wunderte, denn er redete „mit Vollmacht“  Matth. 7:29;. Im Gegensatz zu den Schriftgelehrten, deren komplizierte Auslegung des mosaischen Gesetzes diesen inspirierten Kodex in ein System von Fesseln verwandelte, redete er frei heraus direkt vom göttlichen Prinzip aus, und deshalb hatten seine Worte die Kraft zu heilen. Er sprach mit Vollmacht, weil er „der Obrigkeit untertan“  Luk. 7:8; war, wie jener Hauptmann erkannte, der wegen einer Heilung zu ihm sandte. Er handelte der Vollmacht des Gemüts entsprechend, das die Quelle aller wahren Macht ist. So konnte er mit völliger Gewißheit sagen: „Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.“  Mark. 13:31;

Mit ähnlicher Vollmacht konnte Mrs. Eddy von den Regeln und Satzungen des Handbuchs schreiben: „Sie waren weder willkürliche Meinungen noch diktatorische Forderungen, wie ein Mensch sie an einen anderen stellen könnte. Sie wurden von einer Macht veranlaßt, die man nicht sein eigen nennen kann; sie wurden zu verschiedenen Zeiten niedergeschrieben, wie es die Umstände erforderten. Sie entsprangen der Notwendigkeit, der Logik der Ereignisse — dem unmittelbaren Verlangen nach ihnen als einem Hilfsmittel, das geboten werden mußte, um die Würde unserer Sache zu wahren und um sie zu verteidigen; daher ihre einfache, wissenschaftliche Grundlage und ihre genauen Bestimmungen, die zur Demonstration der wahren Christlichen Wissenschaft so wichtig sind und die zum Wohle der Menschheit vollbringen werden, was absolute Glaubenslehren, die für künftige Geschlechter bestimmt sind, nicht erreichen mögen.“  Verm., S. 148.

Wenn wir glauben, daß die „genauen Bestimmungen“, von denen sie spricht, veraltet seien oder für die sich wandelnden Bedürfnisse und Lebensstile unserer Zeit keine Gültigkeit besäßen, dann liegen zwei Möglichkeiten vor. Wir verwechseln vielleicht bestimmte Formalitäten und Traditionen, die sich in der Bewegung herausgebildet haben (z. B. in bezug auf die Ordnertätigkeit, auf das Kleid der Leserin, auf Gottesdienstzeiten, Baustile, Ausdrucksweisen), mit den knappen Forderungen des Handbuchs, die in vielen verschiedenen äußeren Formen Ausdruck finden können. Oder wir übersehen vielleicht, was fundamentaler ist, die erstaunliche Anwendbarkeit des wissenschaftlichen Gesetzes auf neue Probleme und sich verändernde Verhältnisse (was an den außerordentlichen Erkenntnissen in bezug auf ökologische, soziologische und behavioristische Probleme der Gegenwart deutlich wird, die aus den Lektionspredigten im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft gewonnen werden; diese Lektionspredigten bilden den Kern unserer Sonntagsgottesdienste und unseres täglichen Studiums).

Wir wissen, daß der Buchstabe tötet, der Geist aber lebendig macht. Dies bedeutet nicht, daß der Buchstabe oder das Gesetz aufgehoben werden muß. Im Gegenteil, der wahre Christusgeist erfüllt es — erfüllt es durch Liebe, Macht, Freude, spontanes Handeln und Heilung. Als Kirche, die sich der Wissenschaft des Christus verpflichtet hat, wollen wir uns wie der trainierte und disziplinierte Sportler frei machen, um in dem Rennen, das vor uns liegt, gut zu laufen. Wir kennen die Regeln; wir müssen sie nur in die Tat umsetzen.

Ich bedenke meine Wege
und lenke meine Füße zu deinen Mahnungen.
Ich eile und säume nicht,
zu halten deine Gebote.

Psalm 119:59, 60

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