Männer und Frauen, die daran arbeiten, die umfangreichen sozio-ökonomischen Probleme der Gegenwart zu lösen, verwenden manchmal eine Technik, die als „Entwicklung eines Denkmodells“ bezeichnet wird. Sie konstruieren in Gedanken ein Modell ihrer idealen Ziele. Mit diesem Ideal im Auge nehmen sie systematisch einzelne Teilprobleme in Angriff und lösen sie, bis sich alle Teile zusammenfügen lassen und das Ideal durch praktische Schritte erreicht wird.
Dies ist eine stark vereinfachte Erklärung eines Verfahrens zur Lösung von Problemen, das sich die hochentwickelten Hilfsmittel der modernen Technologie zunutze macht. Jedoch können wir für die Entwicklung des idealen Gemeinwesens einige nützliche geistige Parallelen ziehen.
Wie sieht dieses ideale Gemeinwesen aus?
Eine klare Vision von dem geistig idealen Gemeinwesen ist uns von Johannes im Buch der Offenbarung in der Bibel überliefert worden. Er sah ein ideales Gemeinwesen, in dem es keine Tränen, keinen Tod, kein Leid oder Geschrei und keinen Schmerz mehr gibt. Johannes zeichnete auch die Verheißung auf, die ihm zuteil wurde: „Und wird nicht hineingehen irgendein Unreines und nicht, der da Greuel tut und Lüge.“ Offenb. 21:27;
Johannes erlebte dies tatsächlich. Sein geistiges Verständnis war durch seinen Lehrer, Christus Jesus, so weit geweckt worden, daß er imstande war, diese geistig wirkliche Stadt oder dieses Gemeinwesen zu sehen, dessen Angelegenheiten und Bewohner alle von Gott regiert werden. Welch eine Vision!
Daraus ergibt sich logischerweise die Frage: Gibt es irgendeine Möglichkeit, wie der einzelne heutzutage seinen geistigen Sinn so pflegen kann, daß er solch ein ideales Gemeinwesen erschauen und dazu beitragen kann, es zum Segen der ganzen Menschheit zu verwirklichen?
Ja, diese Möglichkeit gibt es. Die Erfahrung des Johannes weist darauf hin, daß sie im Bereich der Religion zu finden ist. Geistige Eigenschaften des Denkens und Handelns, die ihren Ursprung in Gott haben, können auf die Gemeinwesen, in denen wir leben und arbeiten, angewandt werden. Sie können Verbesserungen und Heilungen bewirken, nicht nur zu unserem eigenen Behagen und zu unserem eigenen Wohl, sondern zu dem des ganzen Gemeinwesens. Im Lehrbuch der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr´istjən s´aiəns., Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, befindet sich ein Abschnitt mit der Randüberschrift „Vollkommene Vorbilder“. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt dort: „Wir müssen vollkommene Vorbilder im Gedanken formen und beständig auf sie hinschauen, sonst werden wir sie niemals zu einem großen und edlen Leben ausgestalten. Laßt Selbstlosigkeit, Güte, Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Gesundheit, Heiligkeit und Liebe — das Himmelreich — in uns herrschen, so werden Sünde, Krankheit und Tod abnehmen, bis sie schließlich verschwinden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 248;
Jeder von uns ist Teil eines Gemeinwesens, und dem Christlichen Wissenschafter, der den selbstlosen Wunsch hat, seinen Bruder zu lieben und ihm zu helfen, bietet sich eine besondere Gelegenheit — er hat etwas Wichtiges beizutragen. Jemand, der darum betet, täglich ein höheres und reineres Christentum zu betätigen, kann nicht umhin, seine eigenen Gedanken zu erheben und andere zu segnen.
Mrs. Eddy sagt über den individuellen Ausdruck der Liebe: „Die Liebe kann keine bloße Abstraktion oder Güte ohne Wirksamkeit und Macht sein. Als menschliche Eigenschaft steht die erhabene Bedeutung von Liebe über allen Worten: sie drückt sich aus in der zarten, im geheimen verrichteten, selbstlosen Tat; im stillen, unaufhörlichen Gebet; im selbstvergessenen, überfließenden Herzen; in der verhüllten Gestalt, die sich verstohlen auf den Weg macht, ein Werk der Barmherzigkeit zu tun; in den Füßchen, die den Gehsteig entlangtrippeln; in der sanften Hand, die den Darbenden und Leidenden, den Kranken und Trauernden die Tür öffnet und so die dunklen Orte der Erde erhellt.“ Vermischte Schriften, S. 250.
Wer das Gemeinwesen liebt und dessen geistige, wirkliche Natur sieht, wird dazu beitragen, sie dem vollkommenen Vorbild näherzubringen. Geistig gesinnte Männer und Frauen werden Möglichkeiten erkennen, wie sie helfen können. Sie werden nicht bloß für das Gemeinwesen arbeiten, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen. Denker und Arbeiter, die von der himmelwärts strebenden Führung durch die Bibel und die Schriften Mary Baker Eddys erleuchtet werden, werden nicht von dem geistigen Pfad abkommen und mitfühlenden Trost nicht als Selbstzweck betrachten. Sie werden auf der Höhe heilenden Erbarmens gehalten werden. Menschliche Bedürfnisse werden durch die Wirkung der Göttlichkeit — die erlebte Gegenwart Gottes — gestillt werden.
Das vollkommene Gemeinwesen zeichnet sich aus durch Zufriedenheit, Gesundheit, Gerechtigkeit, Intelligenz, reiche Fülle und die Brüderschaft der Menschen. Mit diesem vollkommenen Vorbild fest im Auge können geistig gut gewappnete Christliche Wissenschafter auf systematische und wissenschaftliche Weise die allzu lebhaft beschriebenen Probleme der Entfremdung, des Rassismus, der Armut, Korruption, Ausbeutung, Unwissenheit, Sinnlichkeit und Kriminalität angreifen.
Die geistigen Eigenschaften, die das vorbildliche Gemeinwesen ausmachen, sind wirklich, ewig und gegenwärtig, aus dem einfachen Grunde, weil sie ihren Ursprung in Gott haben, der wirklich, ewig und gegenwärtig ist. Geistige, heilende Eigenschaften sind nicht ätherischer oder flüchtiger Natur, da Gott nicht etwas Ätherisches oder Flüchtiges ist. Wir erkennen dies, wenn wir Seine heilende Macht in unserem Leben beweisen. Auf Gottes Weisungen zu lauschen und dem geistigen Antrieb zu folgen wird dazu beitragen, das Gemeinwesen und seine Bewohner umzuwandeln und zu erneuern.
Die Gelegenheit zum Heilen wird sich jedem empfänglichen und willigen Herzen in geeigneter Weise bieten. Der Ausüber der Christlichen Wissenschaft wird ein wirksamerer Heiler im Gemeinwesen werden. Der junge Christliche Wissenschafter wird die Weisheit und Gelegenheit finden, einem Freund in Not zu helfen. Der Geschäftsmann mag neue Wege ausfindig machen, um bei der wirtschaftlichen Entwicklung des Gemeinwesens mitzuhelfen. Der Lehrer mag neue Anregungen in Erziehungsfragen geben. Jeder, der eine geistige Schau und geistige Fertigkeiten besitzt, kann helfen und heilen.
Der eigene Beitrag, ganz gleich, wie bedeutend, mag manchmal von den Menschen nicht anerkannt werden. Jedoch wird der Ausdruck der Liebe niemals unbelohnt bleiben, da er der Ausdruck Gottes, der göttlichen Liebe, ist. Er segnet uns. Der Zweck des Daseins besteht letztlich darin, Gottes Liebe auszudrücken, was zugleich Anreiz und Lohn für uns ist.
Die Ideen, die in diesem Artikel geäußert werden, sollten nicht als Aufruf zu einem Feldzug angesehen werden, Bürger für Gemeinschaftsaktionen zu gewinnen, sondern sie sollten denjenigen als geistige Ermutigung dienen, die die Nöte des Gemeinwesens bereits in ihre Gebete einschließen. Und sie werden vielleicht auch andere auf die enormen Möglichkeiten aufmerksam machen, die den Christen zur Verfügung stehen, um die Menschheit zu heben und sie dem vollkommenen vorbildlichen Gemeinwesen näherzubringen.
