In einer Ausstellung wurde eine Reihe von van Goghs ausdrucksvollen Gemälden gezeigt. Eins davon hieß „Weiße Rosen“. Was für eine Meisterhand hatte den Pinsel geführt, der diese Rosen so voller Leben dargestellt hatte, mit einem Glanz und einer Tiefe, die eine rein äußerliche Abbildung weit übersteigen. Hier war ein Meisterwerk, dessen Schönheit und Kraft nicht begrenzt oder an einen bestimmten Ort gebunden waren. Sein reiner Strahlenglanz reichte vielmehr über den Rahmen und Hintergrund des Bildes hinaus. Nach meinem Empfinden erleuchtete, ja erhob es seine Umgebung. Hierin lag eine Lehre für mich.
Nicht lange nachdem ich dieses Gemälde gesehen hatte, fiel mir im Geschäftsviertel der Stadt ein Schaufenster auf. Darin war eine Kollektion schwarzer Damenkleider ausgestellt. „Strahlendes Schwarz“ — so wurden sie auf einem leuchtenden Plakat angepriesen. Unter dem klaren, kristallhellen Licht wirkten diese Kleider ausgesprochen elegant, lebendig und schön. Die geschickte Beleuchtung zeigte das Schwarz nicht düster, leblos oder schwer, wie man es sich so oft vorstellt, sondern mit einem widergespiegelten Glanz.
Strahlende Lieblichkeit ist jedoch nicht auf das Blumenreich, die Künste oder die Welt der Mode beschränkt. Der Hauch geistiger Schönheit, des Herzens Widerhall auf die innere Anmut des Geistes, auf seine Reinheit, seinen Frieden, seine stille Freude und seine Unschuld, ist ein Licht, das nicht nur individuellen Reiz verleiht, sondern auch das Leuchten eines reinen Strahlenglanzes verbreitet. Es veredelt seine Umgebung.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.